teure altlasten 7 bundeshaushalt 2012 das parlament – nr. 48 – 28. november 2011 für erkundungsarbeiten im atomaren zwischenlager gorleben (foto) sind im haushalt 2012 insgesamt 73 millionen euro eingeplant – 26,2 millionen euro mehr als im jahr 2011. e igentlich sind die neuesten zahlen alarmierend: das arkti- sche meereis schmilzt schnel- ler als bisher und bis ende des jahrhunderts wird ein anstieg des meeresspiegels um einen meter erwartet – mehr als doppelt soviel wie der weltklimarat ipcc bislang prognosti- ziert hatte. „es zeigt sich, dass die realität die modelle überholt“, warnte der klimafor- scher stefan rahmstorf vom potsdamer in- stitut für klimafolgenforschung kurz vor dem un-weltklimagipfel, der am heutigen montag in durban (südafrika) beginnt. und doch beherrschte nicht wie in den ver- gangenen jahren der klimawandel die poli- tische debatte, sondern die energiewende – und damit auch die frage eines atomaren endlagers. nachdem die koalitionsregie- rung als folge der reaktorkatastrophe von fukushima den atomausstieg besiegelt hat- te, brachte es der umwelthaushalt 2012 erst- mals auf den punkt, wie die energiewende finanziell umgesetzt werden soll. kleiner haushalt der haushalt des um- weltministeriums, in der fachsprache ein- zelplan 16 genannt, sei auf den ersten blick „wirklich klein“, gab bernhard schulte- drüggelte, berichterstatter der cdu/csu fraktion, zu. mit 1,59 milliarden euro ma- che er nur 0,5 prozent des gesamthaushal- tes aus. insgesamt stünden für den umwelt- bereich im haushalt 2012 jedoch 7,4 milli- arden euro zur verfügung. dies entspreche einem anteil von 22 prozent, erklärte schul- te-drüggelte in der debatte am vergangenen dienstag. die kürzung um 45,36 millionen euro beweise, dass die regierung in zeiten der konsolidierung mit dem geld der steu- erzahler „sorgfältig und ver- antwortungsbewusst umge- he“, sagte er. der fdp-politiker stephan thomae hob hervor, dass es sich beim umweltbereich um eine „querschnittsauf- gabe“ handele, in dem die dimension des ausstiegs aus der kernenergie und des umstiegs in erneuerbare energien „deutlich sichtbar“ werde. diesen einstieg in ein neues energiezeitalter konnte die opposition nicht erkennen: „mit diesem haushalt ver- größern sie nicht nur die fiskalische ver- schuldung, sondern auch die ökologische verschuldung“, sagte sven-christian kind- ler, der für die fraktion bündnis 90/die grü- nen im haushaltsausschuss sitzt. als ein beispiel nannte er die geplanten ausgaben aus dem energie- und klimafonds. die er- löse des fonds, der aus dem emissionshan- del finanziert wird, seien „massiv über- bucht“ kritisierte er. vor ihm hatte bereits matthias miersch (spd) angeprangert, dass dort – statt wie geplant 17 euro pro tonne co2 – momentan nur 10 euro pro tonne co2 erzielt würden. „das ist keine verläss- liche politik“, mahnte miersch. auch die linke sieht in dem haushalt keinen rich- tungswechsel der umweltpolitik: „der haushalt spiegelt nicht den vermeintlichen erkenntnis- gewinn der schwarz-gelben regierung nach oder durch fukushima wieder“, betonte dorothée menzner von der linksfraktion. ganz im gegensatz zu bun- desumweltminister norbert röttgen (cdu), der die energiewende als das „he- rausragende thema dieser legislaturperiode“ bezeich- nete. neue zeiten sieht er daher auch in der jahrelangen streitfrage um ein endlager für atomare abfälle ge- kommen: „wir haben jetzt in deutschland den sichersten ort zu suchen“, sagte rött- gen, der am 11. november bei einer sitzung mit vertretern der ländern in dieser frage ei- ne „weiße landkarte“, also eine offene su- che ohne tabus, angekündigt hatte. röttgen betonte, dass die sicherst mögliche entsorgung von radioaktivem abfall weder ein lokales noch ein regionales, sondern ein thema sei, „das in deutsche verantwortung fällt, und zwar in die verantwortung unse- rer generation“, betonte röttgen. der op- position warf er vor, in der vergangenheit versagt zu haben: „sie haben dezidiert ge- sagt, wir suchen nicht nach einem endlager“ und fügte hinzu: „sie haben sich wegge- duckt, weil ihnen die aufgabe zu schwer war.“ an der offenen suche nach einem endlager hat die opposition allerdings große zweifel – und machte das auch am haushalt fest: „solange sie weiterhin so viel geld, nämlich 73 millionen euro in den ausbau des stand- orts gorleben stecken, sind sie an einer su- che, die sich auf ganz deutschland erstreckt gar nicht interessiert“, argwöhnte bärbel höhn (bündnis90/die grünen). nach mei- nung von dorothée menzner (die linke) seien 25 millionen euro zur bergtechni- schen sicherung von gorleben ausreichend. ansonsten habe auch der untersuchungs- ausschuss gezeigt, dass „gorleben ungeeig- net“ sei, erklärte die umweltpolitikerin. alte meiler die spd erinnerte daran, dass neben den ausgaben für die endlagerung noch weitere immense kosten für den ab- riss der atomkraftwerke auf die haushalte zukommen werden. „die ersten rechnun- gen gehen davon aus, dass dieser abriss 18 milliarden euro kostet“, sagte marco bülow. auch andere lagerstätten, in denen mo- mentan atommüll lagere, wie die asse oder morsleben, würden weitere kosten in milli- ardenhöhe verursachen, warnte er. das zei- ge, „dass das märchen von der billigen atomenergie, das sie jahrelang gesungen ha- ben, eine große lüge ist“, erklärte der um- weltexperte. für die fdp forderte michael kauch die opposition auf, bei der endlager- suche endlich einen konsens zu finden – und lobte dabei sogar den politischen geg- ner: der grüne ministerpräsident von ba- den-württemberg,winfried kretschmann, habe bei den gesprächen über ein endlager den richtigen schritt gemacht, indem er er- klärt habe, „dass das ende von gorleben keine vorbedingung für konsensgespräche ist.“ annette sach ❚ umwelt regierung und oppsition streiten über suche nach einem atomaren endlager teure altlasten »sie haben sich weggeduckt, weil ihnen die aufgabe zu schwer war.« norbert röttgen (cdu) mehr zum thema unter: www.bfs.de/de/kerntechnik >kompakt > umweltetat dem bundesumweltminis- ter stehen 2012 rund 1,59 milliarden euro zur verfügung – 45,36 millionen euro we- niger als 2011. das entspricht 0,5 prozent des gesamtetats. > einzelplan im haushaltsgesetz (17/6600) trägt der umwelthaushalt den namen ein- zelplan 16. im vergleich ist der umwelt- etat der zweitkleinste posten des gesamt- haushalts. > umweltpolitik insgesamt stehen im bundeshaushalt für die umweltpolitik zu- sammen mit anderen ressorts 7,4 milliar- den euro zur verfügung. das entspricht 22 prozent des gesamthaushalts. © picture-alliance/dpa kosten für das personal steigen der deutsche bundestag, der wehrbeauf- tragte des deutschen bundestages und die mitglieder des europäischen parlaments können im jahr 2012 über 693,97 millionen euro verfügen. das sind 12,2 millionen euro mehr als in diesem haushaltsjahr (2011: 681,78 millionen euro). die meisten mittel sind dabei für das personal reserviert. die ausgaben betragen dafür 469,77 millionen euro (460,56 millionen euro). für investi- tionen sind 20,09 millionen euro (27,91 mil- lionen euro) eingeplant und für sächliche verwaltungsausgaben 111,28 millionen euro (101,73 millionen euro).für zuweisun- gen und zuschüsse (ohne investitionen) sind fast unverändert 92,84 millionen euro (91,58 millionen euro) vorgesehen. bei den parlamentarischen beratungen wurden die leistungen für mitglieder des präsidiums verändert. für ehemalige bundestagspräsi- denten verlängert sich danach deranspruch auf ein voll ausgestattetes büro im bundes- tag um die dauer ihrer amtszeit. die ge- samtausgaben des wehrbeauftragten des deutschen bundestages sollen 2012 rund 3,86 millionen euro (3,67 millionen euro) betragen. ❚ berliner kultur erhält mehr förderung der etat der bundeskanzlerin und des bun- deskanzleramtes kann 2012 über 1,94 mil- liarden euro (2011: 1,84 milliarden euro) verfügen. im regierungsentwurf waren noch 1,88 milliarden euro vorgesehen.wäh- rend für das personal insgesamt 252,83 mil- lionen euro (251,16 millionen euro) einge- plant sind, sollen die sächlichen verwal- tungsausgaben 624,95 millionen euro (583,76 millionen euro) betragen. für zu- weisungen und zuschüsse (ohne investitio- nen) sind nach 791,19 millionen euro 2012 insgesamt 858,97 millionen euro einge- plant. den größten anteil am gesamtetat hat der beauftragte der bundesregierung für kultur und medien. hier sollen mehr als ei- ne milliarde euro zur verfügung stehen. bei den parlamentarischen beratungen wurden die zuschüsse für kulturelle einrichtungen in berlin um 3,3 millionen euro auf 28 millio- nen euro erhöht. ❚ deutlich höhere steuereinnahmen erwartet die bundesregierung erwartet im kommen- den jahr deutlich höhere einnahmen. diese sollen 263,06 milliarden euro betragen. das sind 23,1 milliarden euro mehr als in diesem jahr (239,96 milliarden euro). im regie- rungsentwurf waren noch 260,58 milliarden euro vorgesehen. die erwarteten mehrein- nahmen beruhen auf der jüngsten steuer- schätzung. danach sollen die einnahmen aus der lohnsteuer auf 62,18 milliarden euro steigen, verglichen mit 60,61 milliar- den euro im regierungsentwurf. die abgel- tungssteuer auf zins- und veräußerungser- träge wird mit 3,67 milliarden euro ange- setzt. in der regierungsvorlage waren es 3,73 milliarden euro. die energiesteuer soll gegenüber dem regierungsentwurf um 48 millionen euro auf 35,72 millionen euro steigen. ebenfalls ansteigen sollen die ein- nahmen aus der stromsteuer: nach 6,8 mil- liarden euro im entwurf auf 6,82 milliarden euro. von 2,3 auf 1,47 milliarden euro sol- len nach dem atomausstieg die einnahmen aus der kernbrennstoffsteuer fallen. mik ❚ kurz notiert m hr i formatio . m hr th m . m hr hi t rgru d. m hr köpf . m hr m i u g. m hr parlam t.* b st ll si u v rbi dli h vi r kost los ausgab . li f ru g imm r mo tags dru kfris h p r post. t l fo 069-75014253 parlam t@fs-m di .d .das-parlam t.d * das will ich lesen! a ls der britische philosoph francis bacon 1597 das dik- tum „wissen ist macht“ prägte, konnte er nicht ah- nen, welche tragweite seine forderung nach einem prak- tischen nutzen von naturwissenschaftlicher erkenntnis einmal haben wird. damals war n t rwissenschaft noch sache der phi- ermochten die ware wissen begehrter rohstoff informationen sind kapital. für die gesellschaft und für den einzelnen. matthias kleiner der präsident der deut- schen forschungsgemeinschaft (dfg) kriti- sierte in der vergangenen woche die quali- tät deutscher dok- torarbeiten. zwar würden „oft dicke bretter gebohrt – mitunter sind es aber auch erschre- ckend dünne“. er i h unter an- kopf der woche retter der doktorarbeiten www.das-parlament.de berlin, montag 20. august 2007 57. jahrgang | nr. 34 | preis 1 € | a 5544 enteignungsmaschine im internet wird geistiges eigentum flüchtig wie nie seite 10 suchmaschine was wir im world wide web finden, liegt in den händen weniger konzerne seite 13 thema: zukunft des wissens im digitalen zeitalter j tzt au h als e-pap r anzeige weiter streit um ccs-technik erneut gescheitert ist im vermittlungsaus- schuss von bundestag und bundesrat am vergangenen dienstag der versuch, einen kompromiss im festgefahrenen dauerstreit um ein gesetz zu finden, das die erfor- schung von ccs regelt. das kürzel steht für carbon capture storage. bei diesem verfah- ren wird kohlendioxid, das bei der kohle- verbrennung in kraftwerken und industrie anfällt, abgetrennt und anschließend in ver- flüssigter form unterirdisch verpresst. angesichts massiver bürgerproteste gegen die erprobung solcher vorhaben pochen vor allem niedersachsen und schleswig- holstein darauf, auf ihrem territorium un- terirdische ccs-speicher untersagen zu können. brandenburg wiederum, wo vat- tenfall für 1,5 milliarden euro ein pilotvor- haben für die ccs-technologie plant, wehrt sich gegen eine entsprechende ausstiegs- klausel im entwurf des bundestags und will die ccs-lasten nicht allein tragen. im bundesrat wird auch moniert, die haf- tung für risiken im gefolge von ccs-depo- nien sei nur unzureichend geklärt. wie es im vermittlungsausschuss nun weitergeht, ist offen. die eu hat gegen deutschland be- reits ein vertragsverletzungsverfahren einge- leitet, weil hierzulande die brüsseler vor- schrift zur gesetzlichen regelung der ccs- erprobung noch immer nicht umgesetzt ist. eu-staaten können ccs – wie beispielswei- se in österreich – ganz verbieten. kos ❚ der regierungsentwurf zum haushalt für 2012 sah ausgaben in höhe von 306 milliarden euro vor. welche veränderungen hat es im rahmen der haushaltsbera- tungen gegeben? die ausgaben im etat 2012 wurden im parlamentari- schen verfahren leicht er- höht, sie liegen nun bei ins- gesamt 306,2 milliarden euro. gleichzeitig wurde die neuverschuldung um 1,1 milliarden euro auf 26,1 mil- liarden euro gesenkt. dies liegt an der guten konjunktur und den höher prognosti- zierten steuereinnahmen. inwiefern spielte die derzeitige eurokrise eine rolle bei den haushaltsbe- ratungen? die finanzmarkt- und staats- schuldenkrise spielte natür- lich eine große rolle. allein schon , weil uns die vorlagen, so zu den leitlinien oder auch berichte über die ent- wicklungen in griechenland immer aktuell zugeleitet wur- den und wir diese auch auf der tagesordnung im au- schuss hatten oder in sonder- sitzungen beraten mussten. im entwurf fehlen die einnahmen aus der finanz- markttransaktionssteuer. hat die bundesregierung kein interesse an einer be- steuerung des finanzsek- tors? es scheint so. die regierung setzt sich, meiner meinung nach, nicht mit nachdruck für diese steuer ein. neben den einnahmen, die aus so einer steuer erzielt werden, ist für mich das signal auch wichtig, diejenigen an den kosten zu beteiligen, die auch durch die staatliche in- tervention gerettet wurden und noch werden – eben banken und spekulanten. sie haben unlängst da- von gesprochen, dass höhere steuern benötigt würden, um die konjunktur in europa anzukurbeln. wer also soll zahlen? es gibt genug menschen, die hohe vermögen haben oder so viel verdienen, dass ihnen eine steuererhöhung oder ei- ne vermögenssteuer nicht wehtäte. in deutschland und europa, ja weltweit melden sich ja sogar millionäre zu wort, die gerne mehr steuern zahlen würden. auch wenn es abgedroschen ist: starke schultern müssen und kön- nen mehr schultern als schwache. das ist sozial, ge- recht und solidarisch. das bundesverfassungs- gericht hat das geplante neuner-gremium, das für eilige und vertrauliche ent- scheidungen im zusammen- hang mit dem rettungs- schirm efsf zuständig sein sollte, auf eis gelegt. wie soll es nun weitergehen? sollten nach der einstweili- gen verfügung des bundes- verfassungsgerichts eilige oder vertrauliche entschei- dungen nötig sein, ist die handlungsfähigkeit auf je- den fall durch den haus- haltsausschuss oder das ple- num des bundestages ge- währleistet. wie das ausse- hen könnte, wird derzeit geprüft. ob die gesetzliche grundlage für die parla- mentsbeteiligung überarbei- tet werden muss, hängt vom urteil des bundesverfas- sungsgerichts ab. die fragen stellte götz hausding. petra merkel (spd) vorsitzende des haushaltsausschusses ©spd-fotograf:benno kraehahn »es gibt genug menschen, denen höhere steuern nicht wehtäten.« fünf fragen zum: bundeshaushalt