gute nachbarn 12 nachbar frankreich das parlament – nr. 16/17 – 16. april 2012 will sibylle laurischk nach frankreich, muss sie nur über den rhein fahren. die fdp-abgeordnete hat in ihrem wahlkreis, dem ortenaukreis in baden-württemberg, das nachbarland direkt vor augen, eben auf der anderen seite des flusses. in ihrer kind- heit, erzählt sie, „war frankreich einfach das ausland schlechthin“. aufgewachsen ist laurischk im offenburg der 1950er jahre, „das war ja noch weitge- hend nachkriegszeit“. nach dem zweiten weltkrieg wurden französische soldaten in ihrer heimatstadt stationiert, in ihrer kin- dergartengruppe spielte laurischk mit fran- zösischen kindern. die erste städtepartner- schaft, die offenburg einging, war 1959 mit einer französischen stadt: lons-le-saunier. „alle schulen waren ständig auf achse“, mit vollen zügen seien deutsche schüler ins nachbarland gefahren und französische kinder in offenburger familien gekommen. „für uns als kinder war die europäische ei- nigung damals nicht so sehr das stichwort, eher die deutsch-französische partner- schaft.“ etwas besonderes seien die ausflüge der familie nach straßburg gewesen. auch wenn die stadt nur wenige kilometer ent- fernt gewesen sei, „das war schon fast eine reise, wir mussten unsere pässe vorzeigen und mit fremdem geld einkaufen“. auffällig für sie: „da sprachen wir eher französisch, auch wenn die franzosen meist deutsch konnten.“ als deutsche hätten sie versucht, sich anzupassen, nicht so sehr durch ihre na- tionalität aufzufallen – ein resultat des krie- ges. aber dass beide seiten die jeweils andere sprache be- herrschten, habe sie begeistert. trotz- dem habe sie in der schule nur ein jahr französisch gelernt. erste fremdsprache war damals wie heute englisch. in den 1980er und 90er jahren sei die einigung europas mehr in ihr blick- feld gerückt, aber als richtige zäsur in ihrer wahrnehmung frankreichs und ganz europas bezeichnet laurischk ihren einzug in den bundestag im herbst 2002. nur we- nige monate später nämlich trafen sich die abgeordneten des bundestages und der as- semblée nationale zu einer gemeinsamen sitzung in versailles anlässlich der 40-jahr- feier der unterzeichnung des élysée-vertra- ges, des deutsch-französischen freund- schaftsvertrages. „ich saß neben einem fran- zösischen kollegen, der fließend deutsch sprach.“ begeistert über seine kenntnisse, habe sie ihn gefragt, wo er es gelernt habe. in ost-berlin, habe er geantwortet, er hatte in der ddr studiert. „das zeigte mir, wie ein- seitig mein blick war.“ denn der abgeordne- te, ein mitglied der kommunistischen partei, habe deutschland aus einer völlig anderen sicht kennengelernt, die grenzen in europa ganz anders wahrgenommen. vor zwei jah- ren schließlich hat laurischk ihre jüngste tochter in der normandie besucht, die dort jura studierte. bei ihren kindern habe sie wert darauf gelegt, dass sie länger franzö- sisch lernen als sie selbst. nun habe sich die tochter ausführlich mit französischem und europäischem recht befasst. für sibylle lau- rischk schließt sich damit ein kreis. auch im leben von heidrun dittrich spielt frankreich eine große rolle. 1958 geboren, ist die abgeordnete der linksfraktion in ba- den-württemberg aufgewachsen, nachdem ihre eltern aus der ddr flüchteten. „es gab einen deutsch-französischen jugendclub, in dem ich mich engagiert habe.“ prägend für sie sei ein schüleraustausch nach besançon gewesen. „da habe ich erstmals eine ausstel- lung über die verbrechen der nazis besucht.“ über das thema sei in ihrer heimat kaum gesprochen worden, der geschichtsunter- richt habe mit dem beginn des zweiten welt- kriegs aufgehört. „das erschütternde daran war, dass wir deutschen schüler mit unseren 16 jahren keine haltung zu der geschichte hatten“, sagt dittrich. für sie sei das erlebnis ein ansporn gewesen, sich mit der deutschen vergangenheit auseinanderzusetzen. schon bald trat sie der gewerkschaft dag bei, ab- solvierte über das deutsch-französische ju- gendwerk einen sprachkurs und leitete deutsch-französische bildungsurlaube. der austausch mit politisch gleichgesinnten in beiden ländern habe sie beeindruckt. wäh- rend eines besuches der assemblée na- tionale habe sie ei- ne kommunistische abgeordnete reden hören. eine neue er- fahrung: „es ist ganz normal, dass es par- teien links von der spd geben kann.“ vieles, was dittrich über frankreich lernte, kam über die gewerkschaft zu- stande. „in frank- reich gibt es richtungsgewerkschaften, wir haben eine einheitsgewerkschaft, das war interessant zu sehen.“ auch in aktuellen po- litischen debatten greift sie auf wissen über die französische gesellschaft zurück. das betreuungssystem für kinder, einschließlich der ganztagsschulen, habe sie sehr beein- druckt. in der diskussion um die betreuung von kindern in deutschland sei das franzö- sische system nie als vorbild genannt wor- den – ein manko, findet dittrich. auch die schulbusse, die die französischen kinder je- den abend fast bis vor die haustür gebracht hätten, seien ihr in guter erinnerung geblie- ben. „das gab es bei uns nicht. wenn man bei uns eine weiterführende schule besu- chen wollte, musste man einen bestimmten öffentlichen bus in die stadt nehmen.“ ver- passte man den auf dem rückweg, habe man bei freunden schlafen müssen. dorothea steiner zog es gleich ein ganzes jahr in die stadt der liebe – aus leiden- schaft zum afrokaribisch-französischen poeten und politiker aimé césaire. das jahr 1974 verbrachte sie meist in der pariser na- tionalbibliothek, um mittels eines stipendi- ums des deutschen akademischen aus- tauschdienstes über cèsaire zu forschen. zuvor hatte die grünen-abgeordnete aus franken aber zwei monate als aupair-mäd- chen bei einer französischen familie gear- beitet. ihr französisch, so sagt sie, war zu beginn „gruselig, aber wir haben in der fran- zösischen familie keine diskussion ausge- lassen und ich habe viel alltagsfranzösisch gelernt“ – und auch, wie man „zweijährigen jungen beibringt, artischocken zu essen“. an „die gegensätze zwischen frankreich und deutschland“ sei sie damals häufiger erinnert worden. einmal wollte sie das u-boot-museum im ehemaligen kriegsha- fen von brest besichtigen. da habe sie ein älterer franzose abgewiesen: „er hatte das deutsche nummernschild am pkw regis- triert und knapp festgestellt: ,pas d’ entrée pour allmands’“, also kein zutritt für deut- sche, erinnert sich steiner und erklärt: „der grund war natürlich die erinnerung an die deutsche besetzung frankreichs im zweiten weltkrieg und die blutigen kämpfe nach der landung der alliierten im juni 1944, nach dem d-day“. dorothea steiner selbst ist jahrgang 1948. ihr jahr in paris war für sie sowohl für deutschland als auch für frankreich „poli- tisch entschei- dend“: den rück- tritt willy brandts infolge der guillau- me-affäre im mai 1974 bestürzte stei- ner. in frankreich sympathisierte sie gleichzeitig mit den franzosen, „die in dem wahlkampf zwischen dem kon- servativen giscard d'estaing und dem sozialistischen françois mitterand für mitterand votierten“. das empfand dorothea steiner damals „als signal des aufbruchs in frankreich“. aller- dings gelang es mitterand erst 1981 präsi- dent zu werden. und natürlich hat steiner auch 2012 eine klare meinung zu den aktuellen präsident- schaftskandidaten im nachbarland: „nie- mand wird sich wundern, dass ich mir heu- te wünsche, dass die präsidentschaftsuhr für nicolas sarkozy im mai abläuft, und er von dem gegenkandidaten hollande abgelöst wird.“ allerdings stellt sie auch an ihren fa- voriten konkrete ansprüche, wünscht sich steiner doch, „dass monsieur hollande zum thema atomkraft eine klare position beziehen würde“. und dann hat steiner auch noch einen ratschlag für ihn, nämlich sich „intensiver mit deutschen argumen- ten“ auseinanderzusetzen. sek/ver ❚ frankreich – das ausland schlechthin begegnungen drei abgeordnete des bundestags erzählen von ihren prägenden erlebnissen im und mit dem nachbarland d enkt man an die deutsch- französische grenze, hat man zunächst den rhein vor augen. von basel bis karlsruhe bildet er die deutlich sichtbare gren- ze. ganz anders sieht die lage im ländlichen grenzgebiet zwischen dem nordelsass und der südpfalz aus. hier trennen kleine flüss- chen wie die lauter, nur mehrere meter breit, deutschland und frankreich. manche orte entlang der grenze tragen sogar auf beiden seiten dieselben namen: scheiben- hard in frankreich liegt neben scheiben- hardt in deutschland, lauterbourg neben neulauterburg. undurchlässig war die grenze nie, und so verwundert es kaum, dass hier grenzen scheinbar verschwinden und erst auf den zweiten blick sichtbar wer- den. alte grenzen bauen sich ab – aber auch neue auf. denn die menschen in der region beunruhigt in erster linie eine grenze, die gerade erst neu zu entstehen droht – die sprachgrenze. ihr verlauf ist fließend, ei- gentlich verläuft sie auf der französischen seite landeinwärts, ein gemischtes grenzge- biet bildend. doch sie rückt hörbar immer näher an die staatsgrenze heran. elsässischer dialekt liesl weiß wohnt in büchelberg, nur wenige kilometer nördlich der grenze und kennt noch die zeiten, als frankreich kriegsgegner und besatzungs- macht war. „aber wir direkt an der grenze haben uns schon immer gut verstanden.“ noch in der nachkriegszeit habe die familie äcker im nordelsass bewirtschaftet. und auch die pfarrer hätten bei bedarf jenseits der grenze ausgeholfen, erinnert sie sich. „wie’s fast überall ist, wo krieg ist, die leu- te haben ja keinen hass aufeinander.“ das elsässerdeutsch sei eine gute brücke zur ver- ständigung. ihre generation im elsass spre- che noch den dialekt, schon deren kinder jedoch kaum noch. das elsass ist stets grenzregion gewesen und wechselte allein in den letzten 150 jahren viermal zwischen deutschland und frankreich hin und her. das elsässische oder elsässerdeutsch steht den süddeutschen alemannischen dialekten sehr nahe, wenn auch mit vielen französi- schen einsprengseln. ältere generationen im ländlich geprägten nordelsass sprechen den dialekt noch fließend, die jüngeren, nach 1945 geborenen, erlernen ihn jedoch nur noch selten, weshalb die verständigung über die grenzen hinweg schwerer fällt. die pfalz hingegen ist nicht zweisprachig. ebenfalls aus büchelberg stammt katharina wingerter. „nach dem krieg kamen elsässer zum arbeiten zu uns, hier gab es früher als bei ihnen viel arbeit, obwohl sie die sieger gewesen sind. aber in dieser hinsicht haben sie sehr stark aufgeholt.“ das fernsehen, in grenzgebieten oft sprachlehrer nummer eins, konnte an dieser grenze jedoch nicht weiterhelfen. deutsche und franzosen sen- deten lange zeit ausschließlich nach unter- schiedlichen systemen. in straßburg sitzt der deutsch-französische kanal arte, der je- doch nur in der jeweiligen landessprache ausgestrahlt wird. wie leben nun deutsche und franzosen heute zusammen? „eher ge- trennt“, meint sie. infrastrukturprobleme auch wenn die menschen die grenze gerne zum einkaufen und arbeiten überqueren, heißt das noch nicht, dass sie auch miteinander leben und nicht nur nebeneinander. diese bedenken sieht auch francis joerger, seit 20 jahren bürgermeister von scheibenhard im elsass. „was wir zusammen machen können, ma- chen wir. aber der abbau der grenzen hat seine grenzen.“ etwa 20 prozent deutsche wohnen im französischen scheibenhard, viele sind wegen der günstigen grund- stücks- und wohnungspreise hierhergezo- gen. „einige wenige kamen nur, weil woh- nen hier billiger ist, und haben sich über- haupt nicht integriert. die sind aber gott- seidank bereits wieder weg.“ für ihn als kommunalpolitiker krankt die direkte zu- sammenarbeit oft daran, dass viele ent- scheidungen über die zentralen in paris, berlin oder mainz laufen. infrastruktur wie sportplätze oder kindergärten sei oft dop- pelt vorhanden, dagegen fehle es an grenz- überschreitenden buslinien. auch mit der entwicklung der sprachen steht es laut joer- ger nicht zum besten. „in den nächsten jah- ren wird es schlimm. jetzt tut sich eine ech- te grenze auf: die sprachliche grenze.“ die erfolge, die sprache des nachbarn zu unter- richten, seien eher symbolischer natur. „das europa der einkäufer hingegen hat keine probleme.“ es habe jedoch auch an- dere vorteile, an der grenze zu wohnen: „insbesondere bei der arbeit sage ich: gott- seidank! ohne die deutsche seite wären wir eine arme gegend.“ gerade an feiertagen des nachbarn gebe es ein ausgezeichnetes geschäft. „das größte problem ist jedoch: bei jeder grenzöffnung gab es zwar eine schöne fei- er, wir sind jedoch ein beispiel dafür, dass in europa nur noch wenig vorangeht. die kinder sehen sich nicht. die jugend müsste sich treffen, ohne dass das in der zeitung steht. mein enkel ist acht jahre alt, er kennt niemand auf der deutschen seite“, beklagt joerger. wo zusammenarbeit stattfindet, zwischen kommunalpolitikern, vereinen oder privatpersonen, sei diese gut und aller ehren wert. „aber es ist noch so viel zu tun!“ raymond d'andlau sieht die lage nicht so negativ. „der dialekt kommt wieder“, ist der elsässische winzer überzeugt. auf dem lan- de werde er viel gesprochen und nun sogar an der straßburger universität wissenschaft- lich erforscht und gelehrt. die frage der grenzüberschreitenden zusammenarbeit sei immer auch eine frage der perspektive. „meine freunde aus zentralfrankreich, die ins elsass kommen, fragen sich, ob sie noch in frankreich sind oder schon in deutsch- land“, sagt er lachend. städtepartnerschaften probleme beim zusammenleben der deutschen und fran- zosen sieht d’andlau nicht. viele, schon jahrzehnte alte städtepartnerschaften be- lebten die beziehungen. „wir waren die ers- ten mit beziehungen zu deutschland!“ und die beziehungen würden von beiden seiten auch rege gepflegt und genutzt, zum arbei- ten, essen, einkaufen, wandern, skifahren. „und sowieso: es gibt überhaupt keinen hass mehr. eine echte freundschaft ist ent- standen!“, betont der elsässer. den menschen solche grenzgänge zu er- möglichen ist die aufgabe von kristine clev und ihren zehn kollegen von der verwal- tung des „eurodistrikt region pamina“ im benachbarten lauterbourg. entstanden aus der 1991 gegründeten informations- und beratungsstelle für grenzüberschreitende fragen soll der eurodistrikt den alltäglichen grenzübertritt in vielerlei hinsicht erleich- tern. der name setzt sich zusammen aus „pa“ für palatinat ( pfalz), „mi“ für mittle- rer oberrhein und „na“ für nord alsace. berufspendler pamina will eine lotsen- funktion einnehmen. „auch nach 20 jahren haben wir 2.000 bis 3.000 anfragen pro jahr“, erläutert clev. wie kaum anders zu er- warten sind ein großer teil davon steuer- und rentenfragen und die grenzüberschrei- tende arbeit. im elsass pendelt jeder zwölf- te arbeitnehmer über die grenze. im nor- delsass hingegen ist es sogar nahezu jeder dritte. täglich pendeln dort 16.000 franzo- sen nach deutschland, aber nur 100 deut- sche nehmen den umgekehrten weg. „wir fördern dies nicht direkt, diesen leuten sol- len jedoch keine nachteile entstehen“, sagt kristine clev. beratungsbedarf ist vorhan- den: „es hat schon einzelfälle gegeben, dass menschen zu uns kamen, die ihren alters- ruhesitz in frankreich wählen wollten. al- lerdings haben wir dann im laufe des ge- sprächs erfahren, dass sie überhaupt kein französisch können! wir haben natürlich von ihren plänen erst einmal abgeraten.“ selbst im scheidungsrecht kann pamina weiterhelfen, denn auch nicht jede grenz- überschreitende ehe hat ein happy end. die zweisprachigkeit macht kristine clev sorgen, sie ist rückläufig. die tendenz jun- ger deutscher sei es, zu sagen: „französisch ist schwer zu lernen.“ folglich werde fran- zösisch selten als erste fremdsprache ge- wählt. andersherum sei es dasselbe. man könne das lernen der jeweils anderen spra- che jedoch nicht forcieren. „als meine tochter in die 5. klasse kam, wählten von 245 schülern gerade einmal zwölf franzö- sisch als erste fremdsprache, der rest ent- schied sich für englisch. und das oft, weil die eltern selbst nicht gut französisch spre- chen oder zumindest dieser meinung sind. dann haben sie angst, sie könnten ihrem kind nicht ausreichend helfen“, erklärt clev. pamina fördert auch sportveranstaltungen von jugendlichen. „sport ist ein sehr gutes mittel, um kinder und jugendliche zusam- menzubringen“, betont clev. bei kindern stoße sie oft auf unverständnis, wenn sie von „grenzüberschreitendem“ spreche. „die kinder sehen die grenze oft eigentlich nicht, sie sind schon weiter als wir.“ eine geradezu neutrale rolle im deutsch- französischen grenzgebiet nimmt nguyen van tung ein. er ist der pächter der ehema- ligen deutschen zollstation, schräg gegen- über dem sitz von pamina. er kocht jedoch weder deutsch noch französisch, sondern betreibt einen asia-wok. woher seine kun- den stammen, kann nguyen am kaufverhal- ten festmachen: „meine kunden kommen zu 80 prozent aus frankreich, darunter sind aber auch viele deutsche, die dort leben. wenn sie zigaretten kaufen, kommen sie je- doch eindeutig von der anderen seite der grenze, dort sind sie deutlich teurer.“ als kunden sind ihm franzosen und deutsche gleichermaßen willkommen – und die sprachbarriere umgeht er gekonnt mit zahl- reichen gesten. carl-leo von hohenthal ❚ der autor arbeitet als freier journalist in freiburg im breisgau. gute nachbarngrenzregion vom zusammenleben und den problemen der deutschen und franzosen im nordelsass und der südpfalz heidrun dittrich (die linke) getrennt im laufe der geschichte: das französische scheibenhard und das deutsche scheibenhardt an der lauter ©picture-alliance/dpa ©fraktiondielinke dorothea steiner (die grünen) ©fraktiondiegrünen sibylle laurischk (fdp) ©fdp-fraktion städte- und gemeindepartnerschaften sie bilden das grundgerüst,das die deutsch- französische freundschaft trägt: die grenz- überschreitenden partnerschaften zweier städte, gemeinden und regionen. rund 2.200 solcher partnerschaften gibt es heute, wie das deutsch-französische internetportal der außenministerien beider länder infor- miert. bereits im jahr 1950 unterzeichneten die ostfranzösische stadt montbéliard und das baden-württemberische ludwigsburg den vertrag zur ersten deutsch-französi- schen städtepartnerschaft. für ihre vorbild- haften städtepartnerschaftlichen beziehun- gen erhielten beide städte 1988 den aden- auer-de-gaulle-preis. ursprünglich standen die städtepartnerschaften im zeichen der deutsch-französischen aussöhnung. inzwi- schen gibt es vielfältige kooperationen in den bereichen kultur, jugendaustausch, sport, wirtsschaft, tourismus, forschung und politik. in den grenzregionen ist die zu- sammenarbeit traditionell am weitesten fortgeschritten, jedoch bestehen auch eine reihe von partnerschaften weit auseinan- derliegender städte, beispielsweise von frankfurt/oder und der südfranzösischen stadt nimes. im jahr 1951 gründeten deut- sche und französische bürgermeister den rat der gemeinden und regionen europas (rgre).diese europaweite organisation der kommunalen und regionalen gebietskör- perschaften mit sitz in paris fördert die part- nerschaftsarbeit intensiv. neben den städ- ten unterhalten auch die bundesländer part- nerschaften zu regionen in frankreich, so niedersachsen mit der haute normandie und sachsen mit der bretagne. mpi ❚ deutsch-französisches jugendwerk die gründung des deutsch-französischen jugendwerks (dfjw) geht auf den élysée- vertrag von 1963 zurück. in der gemeinsa- men erklärung zum vertrag wurde der ju- gend „eine entscheidende rolle bei der fes- tigung der deutsch-französischen freund- schaft“ beigemessen. um die begegnung und den austausch von schülern, studen- ten, jungen handwerkern und jungen arbei- tern zwischen beiden ländern zu fördern, sah der élysée-vertrag die schaffung eines austausch- und förderungswerks vor. mit dem dfjw wurde dieses von bundekanzler konrad adenauer und frankreichs staats- präsident charles de gaulle am 5. juli 1963 aus der taufe gehoben. im gründungsab- kommen wird als aufgabe des jugendwerks genannt, „die bande zwischen der jugend der beiden länder enger zu gestalten und ihr verständnis füreinander zu vertiefen“. an dieser aufgabenbeschreibung hat sich grundsätzlich auch mit dem neuen abkom- men aus dem jahr 2005 nichts geändert. das dfjw fördert den jugendaustausch und jugendprojekte zwischen deutschland und frankreich. dazu gehören unter anderem schüler- und studentenaustausch, berufli- che praktika, sportbegegnungen und sprachkurse. seit dem jahr 1963 hat das ju- gendwerk nach eigenen angaben mehr als acht millionen franzosen und deutschen die teilnahme an rund 300.000 austauschpro- grammen ermöglicht. das dfjw fördert je- des jahr mehr als 6.500 gruppen- und rund 4.300 individualaustauschprogramme, an denen rund 200.000 jugendliche teilneh- men. mpi ❚ kooperationen