knappes rennen um die mitte 7 europa und die welt das parlament – nr. 44/45 – 29. oktober 2012 d ie debatten sind vorbei, der us-wahlkampf geht in den endspurt. sicher ist neun tage vor der wahl nur eines: es wird knapp für barack obama, so knapp, dass beobachter schon eine wieder- holung des nervenkrieges aus dem jahr 2000 fürchten, als der sieger lange nicht feststand. kurz vor der entscheidung geht es darum, bei wem das „momentum“ liegt – der schwung. den größeren schwung hatte zuletzt der re- publikaner mitt romney. am 6. november wird die frage lauten, ob dieser schwung für einen sieg gegen den amtsinhaber obama reicht. der einfluss, den die fernsehdebatten der kandidaten auf die wähler haben, ist um- stritten. in romneys fall lässt sich kaum ver- neinen, dass das erste rededuell anfang ok- tober für ihn die wende brachte. es war sei- ne chance, vor 67 millionen zuschauern das bild zu ändern, das die obama-kampagne in der öffentlichkeit von ihm gezeichnet hatte: das eines herzlosen finanzinvestors und ver- bohrten konservativen. romney hatte seinen teil getan, das bild zu zementieren, etwa als er 47 prozent der amerikaner in einem heim- lich gefilmten dinner mit spendern zu sozi- alstaatschmarotzern erklärte. in der debatte war romney präsent und kompetent, im ge- gensatz zu obama, der einen schwachen auf- tritt hatte. und er vollzog den überfälligen schwenk in die politische mitte, den er aus rücksicht auf die eigene basis aufgeschoben hatte. in den nächsten beiden debatten machte der präsident verlorenen boden gut und drängte den gegner argumentativ in die enge. beide male erklärten die zuschauer obama hinterher zum knappen sieger. in den wahlumfragen nützte ihm das jedoch nicht viel. romney schien bei seinem ersten starken auftritt das geliefert zu haben, wo- nach unentschiedene wähler in ökonomisch unsicheren zeiten suchen: eine seriöse alter- native. „wir bringen diese wirtschaft wieder zum kochen!“, rief er am vergangenen mitt- woch in nevada, einem der rund zehn „swing states“, in denen die wahl entschie- den wird. auch iowa nahm er noch mit, um am freitag wieder in ohio zu sein, einem staat, in den beide kandidaten sehr viel zeit investieren. nevada und iowa stellen jeweils nur sechs der 538 wahlmänner, die am en- de den präsidenten wählen. die großen prei- se sind die 29 stimmen aus florida und die 18 aus ohio. wackliger vorsprung in einigen umfragen sind mittlerweile sogar die 20 stimmen aus pennsylvania im spiel, das bisher relativ klar den demokraten zuneigte. auch wenn beob- achter zuletzt nicht von einem romney-sieg dort ausgingen – die tatsache, dass der geg- ner seine karte womöglich erweitert, ist ein warnsignal für obama. der präsident stürz- te sich ende vergangener woche in einen wahren wahlkampf-marathon. in nur 40 stunden klapperte er sieben staaten ab. „wir legen eine nachtschicht ein. kein schlaf“, sagte er nach seiner ankunft in iowa. in der zwischenzeit bemühte sich die oba- ma-kampagne, seine vision für eine zweite amtszeit mit leben zu füllen. seine wahl- kampfmacher druckten 3,5 millionen exem- plare eines 20-seitigen wahlkampfbüchleins, in dem es um den plan des präsidenten für jobsicherheit der mittelklasse geht. der zei- tung „des moines register“ in iowa sagte obama, er sei zuversichtlich, dass nach der wahl ein „großer deal“ mit den republika- nern im kongress zur reduzierung des haus- haltsdefizites möglich sei. als weitere chance für kooperation nannte er eine einwanderungsreform. „sollte ich ei- ne zweite amtszeit gewinnen, wird ein wich- tiger grund dafür sein, dass sich der republi- kanische kandidat und seine partei und die am schnellsten wachsende gruppe im land so entfremdet haben: die latino-gemeinde.“ die republikaner, die zuletzt eine harte linie beim thema einwanderung vertreten hatten, wüssten, dass diese position ihnen auf dau- er schade. obama müsste im falle eines sieges weiter mit einem geteilten kongress regieren, der in teilen ebenfalls am 6. november neu ge- wählt wird. selbst wenn die demokraten im repräsentantenhaus ein paar sitze zurückge- winnen sollten, rechnet niemand damit, dass sie dort nach dem republikanischen erd- rutschsieg 2010 die mehrheit zurückerobern. rechnerisch wahrscheinlicher, wenn auch sehr schwierig, ist es für die republikaner, den demokraten die kontrolle im 100-köp- figen senat abzunehmen. derzeit liegen die kandidaten um zehn senatssitze kopf an kopf, und romneys jüngster schwung könn- te dem einen oder anderen parteikollegen helfen. die zarten hoffnungen auf einen republika- nischen durchmarsch im senat wurden aller- dings gebremst: eine bemerkung des rechts- konservative kandidaten richard mourdock in indiana, frauen müssten eine schwanger- schaft nach einer vergewaltigung als „von gott gewollt“ akzeptieren, scheint nicht da- zu geeignet, unentschiedene weibliche wäh- ler zu überzeugen. auch für romney kam der querschläger von rechts außen zu einem schlechten zeitpunkt. denn die wahl am 6. november wird in der politischen mitte entschieden. sabine muscat ❚ die autorin ist usa-korrespondentin der „financial times deutschland“. die erfolgsaussichten für den schutz der menschenrechte bei un-friedensmissionen sind unter experten umstritten. bei un-man- daten stelle sich stets die frage, ob „men- schenrechte im paket drin sind, oder viel- leicht nur die schleife“, sagte wolfgang heinz vom deutschen institut für men- schenrechte vergangene woche bei einer an- hörung des menschenrechtsausschusses. die aufrechterhaltung oder herstellung von un- mittelbarer sicherheit stehe bei den einsät- zen im vordergrund, während der komplex menschenrechte häufig nach hinten rücke. richard bennett (un-mission süd-sudan, unmiss), empfahl in seiner schriftlichen stellungnahme, die mit dem schutz von menschenrechten befassten bei un-missio- nen in die „entscheidungsprozesse auf höchste ebene, einschließlich der strategi- schen planung, budgetierung und operati- ven angelegenheiten“ einzubeziehen. wibke hansen vom zentrum für internatio- nale friedenseinsätze nannte un-friedens- missionen „das schweizer taschenmesser“ internationaler krisenbewältigung: es sei ein flexibles instrument, allerdings liege genau darin die gefahr, mandate zu überfrachten. staatsaufbau ekkehard griep von der deutschen gesellschaft für die vereinten nationen sprach von einem „krassen miss- verhältnis zwischen den anforderungen an un-missionen“ und den zugebilligten ka- pazitäten. als positives beispiel hob griep die unmil-mission in liberia hervor. über das mandat habe einigkeit im un-sicher- heitsrat geherrscht, es habe ein „inklusives friedensabkommen“ gegeben, zudem sei der einsatz „mehrdimensional“ angelegt und trage etwa auch zum wiederaufbau staatlicher institutionen bei. der sachverständige claus kreß (universi- tät köln) sprach von einer „militarisierung der friedenserhaltenden missionen“. die aufgabenstellung heutiger missionen wür- den mit der überschrift eines „robusten peacekeepings“ umrissen und die in der un-charta in kapitel vi niedergelegten prinzipien – etwa des selbstschutzes der einsatzkräfte und der unparteilichkeit – weit auslegen. „besteht der politische wil- le und die einigkeit der un-mitglieder, deutlich zu machen, was ‘robust’ heißt?“, fragte kreß. auf diese diskrepanz wies auch der sach- verständige norman paech in seiner schriftlichen stellungnahme hin. die über- forderung von friedensmissionen liege nicht nur an unzureichender ausstattung, unscharfer mandatierung und verspäteter entsendung, sondern vor allem an einer „neuausrichtung der aufgaben und ziele – demokratisierung, rechtsstaatlichkeit, good governance –, die mit der ursprüngli- chen konstruktion und den mitteln der friedenmissionen nicht zu erreichen“ sei- en. ahe ❚ unscharfe mandate mitt romney (l.) und barack obama beim letzten tv-duell ende oktober in florida © picture-alliance/dpa es ist spät geworden an diesem sitzungstag, so spät, dass der abgeordnete christoph strässer (spd) der befürchtung ausdruck ver- lieh, dass darfur zu einem „vergessenen kon- flikt“ zu werden drohe. zu fortgeschrittener stunde bot die bundesregierung am vergan- genen donnerstag gleich zwei minister auf, um in erster lesung für die anträge (17/11036; 17/11037) zur verlängerung der bundeswehr-einsätze an der mission von afrikanischer union und vereinten natio- nen im sudanesischen darfur (unamid) und der un-mission im südsudan (un- miss) zu werben. außenminister guido westerwelle (fdp) mochte die probleme nicht beschönigen: die sicherheitslage im westsudanesischen darfur bleibe angespannt. die politische lö- sung des konfliktes stehe noch aus, weil das friedensabkommen von doha nicht von al- len seiten anerkennt „geschweige denn um- gesetzt wird“. westerwelle sagte aber auch: „durch unamid konnte der darfur-kon- flikt wenigstens eingedämmt werden“. opti- mistischer zeigte er sich mit blick auf den seit mehr als einem jahr unabhängigen südsu- dan und die stabiliserende wirkung von un- miss: das land befinde sich auf dem weg „zu einer eigenen stabilen staatlichkeit“, die einigung zwischen sudan und südsudan über die wiederaufnahme der ölförderung und eine demilitarisierte zone entlang der gemeinsamen grenze ende september bö- ten zudem die chance auf eine „normalisie- rung der beziehungen“. flüchtlingscamps die erfolgsbilanz des unamid-einsatzes lasse zu wünschen üb- rig, sagte christoph strässer (spd). die be- friedung der region gelinge „nur sehr rudi- mentär“. immer noch harre ein großer teil der 2,5 millionen flüchtlinge seit jahren in camps aus, die für diese dimension nicht ge- dacht gewesen seien. die bemühung um ein friedensabkommen gingen nur sehr lang- sam voran. eine beendigung des mandats würde jedoch in der region „fatale signale aussenden“, sagte strässer. seine fraktions- kollegin heidemarie wieczorek-zeul mach- te deutlich, dass der südsudan„noch für lan- ge zeit auf internationale unterstützung“ an- gewiesen sei. sie kritisierte, dass nach wie vor zu viel in den militär- und sicherheitsbereich investiert würde: „der bürgerkrieg ist zu en- de, und damit muss auch das durch diesen bürgerkrieg geprägte denken“ zu ende sein. verteidigungsminister thomas de maizière (cdu) sprach von einer nach „innen wie nach außen äußerst fragilen“ lage im südsu- dan. die wiederaufnahme der erdölförde- rung sei „wichtige voraussetzung für dauer- hafte stabilität in der region“. als „unver- zichtbar“ bezeichnete de maizière zudem das engagement in darfur: es müsse alles daran gesetzt werden, flüchtlingen eine rückkehr zu ermöglichen. christine buchholz (die linke) warf der bundesregierung „schönfärberei“ vor. sie streue der öffentlichkeit sand in die augen, wenn sie behaupte, mit unamid die umset- zung des doha-friedensabkommens zu för- dern. solange die wichtigsten rebellengrup- pen das abkommen nicht akzeptierten, blei- be es zum scheitern verurteilt. auch mit dem schutz von flüchtlingen sei es nicht weit her, wenn unamid-kräfte zu weiten teilen dar- furs keinen zugang hätten. eine verbesse- rung könne hier wie auch im südsudan nur auf grundlage einer politischen lösung er- reicht werden. „die bundeswehr hat im süd- sudan nichts zu suchen, nichts im norden, nichts in somalia, nichts in mali und auch sonst nirgendwo“, sagte buchholz. hoffnungen kerstin müller (bündnis 90/die grünen) entgegnete: „natürlich ist unmiss kein garant dafür, dass es im süd- sudan frieden gibt“, aber es sei bedingung dafür, „dass das land überhaupt eine chan- ce hat, sich zu stabilisieren.“ omid nouri- pour (bündnis 90/die grünen) machte auf „kleine hoffnungspunkte“ aufmerksam, die es ohne unamid nicht geben würde: die regierung im sudan gehe erstmals wirklich daran, kindersoldaten zu entwaffnen. eine weitere rebellengruppen habe angekündigt, an friedensverhandlungen teilzunehmen. philipp mißfelder (cdu) sprach von einer „humanitären katastrophe“ mit 1,9 millio- nenbinnenflüchtlingenindarfur.geradezur verbesserung der humanitären lage leiste unamid „einen wichtigen beitrag.“ zur ge- neralkritik der linksfraktion bemerkte miß- felder, dass kein redner im bundestag einer militärischen lösung das wort rede: „manch- mal ist es aber notwendig, militärische optio- nen nicht auszuschließen, weil man sich überhaupt erst durch militärische optionen den für politische lösungen notwendigen spielraum verschaffen kann.“ ahe ❚ verantwortung für nordafrika sudan bundesregierung wirbt um verlängerung der einsätze in darfur und südsudan medizinische behandlung in darfur © picture-alliance/dpa un-friedensmissionen experten warnen vor überforderung un-soldaten in liberia © picture-alliance/dpa die linke fordert abzug von atomwaffen aus deutschland die fraktion die linke fordert die bundesre- gierung auf, den abzug von us-atomwaffen aus deutschland mit der regierung der usa zu vereinbaren und „umgehend einzulei- ten“. im rahmen des nato-gipfels 2012 in chicago habe die bundesregierung durch ihr einverständnis zu modernisierungsplänen des atomwaffenarsenals die grundlage da- für geschaffen, dass auf absehbare zeit sol- che waffen in deutschland stationiert blie- ben, heißt es in einem antrag der fraktion (17/11225). dieabgeordneten fordern unter anderem, gegen die modernisierung des eu- ropäischen nato-atomwaffenarsenal im nordatlantikrat ein veto einzulegen. ahe❚ demokratischer wandel in myanmar die fraktionen von spd und grünen sind mit ihren initiativen zur unterstützung des de- mokratischen wandels in myanmar ge- scheitert. der bundestag votierte vergange- nen donnerstag mit den stimmen der koali- tion gegen beide anträge (17/9727, 17/9739). die spd-fraktion hatte unter an- derem gefordert, vor allem die „menschen- rechtslage und die geschlechtergleichstel- lung“ in den beziehungen zu myanmar in den mittelpunkt zu stellen sowie auf ein „unabhängiges rechtswesen“, „freie me- dien“ und „freie gewerkschaftsarbeit“ hin- zuwirken. die grünen-fraktion hatte in ih- rem antrag davor gewarnt, auf eine „radi- kale marktöffnung“ in myanmar zu setzen. „die öffnung des landes müsse behutsam anhand ökologischer, sozialer und men- schenrechtlicher leitplanken erfolgen“, sonst drohten negative auswirkungen für die bevölkerung, für die wirtschaft und für die umwelt. ahe/mla ❚ kurz notiert us-wahl herausforderer mitt romney geht mit rückenwind in den endspurt gegen präsident barack obama knappes rennen um die mitte die fraktion der spd ist mit einer initiative zum ausbau der sozialen grundsicherung in entwicklungsländern gescheitert. einen entsprechenden antrag (17/7358) lehnte der ausschuss für wirtschaftliche zusam- menarbeit und entwicklung vergangene woche mit den stimmen der koalitions- fraktionen von union und fdp bei enthal- tung der linksfraktion ab. die fraktion bündnis 90/die grünen unterstützten den antrag. die sozialdemokraten hatten sich darin da- für stark gemacht, den ausbau der sozialen sicherungssysteme zum „motor solidari- scher und nachhaltiger entwicklungspoli- tik“ zu machen. soziale sicherung sei nicht nur ein gebot der menschenrechte oder gar ein „almosen“, sie setze vielmehr ökonomi- sche potenziale frei, schreibt die fraktion zur begründung. „nur wer das nötigste zum leben hat und weiß, dass krankheit oder ein anderes lebensrisiko nicht alles er- reichte wieder zunichte macht, wird pro- duktiv tätig und trägt zu wirtschaftlichem wachstum bei“, heißt es weiter. vier säulen konkret soll sich die bundes- regierung für das konzept der sogenannten „social protection floors“ (spf) einsetzen. dieses von der internationalen arbeitsorga- nisation (ilo) und der weltgesundheitsor- ganisation (who) entworfene konzept sieht laut antrag vier „essentielle bereiche“ sozialer garantien vor: dazu gehörten eine „mindestgesundheitsversorgung für alle“, „mindesteinkommensgarantien für kinder, um kinderarbeit zu verhindern“, die „un- terstützung für arme und arbeitslose“ und schließlich „mindesteinkommensgarantien im alter und für menschen mit behinde- rung“. eine vertreterin der spd-fraktion bezeich- nete das konzept als überzeugende „strate- gie gegen armut“, weil es nicht nur projek- te für entwicklung finanziere, sondern ein system zur verhinderung von armut instal- lieren könne. sie begrüßte zudem, dass der europäische rat mitte oktober beschlossen habe, das konzept der „social protection floors“ zum bestandteil der europäischen entwicklungspolitik zu machen. die fraktion die linke unterstützte die zie- le das antrags, kritisierte jedoch, dass er so- ziale sicherungssysteme nicht entschieden als staatliche aufgabe definiere: „es gibt ge- nügend private versicherer, die mit den hu- fen scharren“, sagte ein vertreter der frakti- on. es könne nicht das ziel sein, das modell der riester-rente in entwicklungsländer zu exportieren. ein vertreter der fraktion bündnis 90/die grünen sagte, die eu trete unglaubwürdig auf, wenn sie einerseits mit ihrer handelspo- litik kleinunternehmern und familienbetrie- ben in entwicklungsländern die existenz- grundlage entziehe und nun auf der anderen seite den ausbau der sozialen grundsiche- rung in diesen ländern vorantreiben wolle. vertreter von union und fdp betonten, die ziele des antrags der sozialdemokraten weitgehend zu teilen und zu unterstützen. vieles von dem, was die spd fordere, sei auf europäischer ebene und in deutschland „bereits im gange“, sagte ein vertreter der fdp-fraktion. eine vertreterin der unions- fraktion kritisierte insbesondere den von den sozialdemokraten geforderten ausbau der budgethilfen. bei solchen direkten zu- wendungen an staatshaushalte von ent- wicklungsländern drohe immer die gefahr, dass die gelder versickern und eben nicht bei den bedürftigen ankommen. ahe ❚ sozialsystem statt almosen entwicklung spd-antrag zur grundsicherung gescheitert ralf grabow die politische bühne ist ihm durchaus be- kannt. fünf jahre hat ralf grabow als fdp- abgeordneter im landtag von mecklen- burg-vorpommern gesessen. als vorsitzen- der des sozialausschusses hat er dort erst- mals vor drei jahren einen tag der menschen mit behinderung initiiert. „wir waren da schneller als der bundestag“, freut er sich. der gebürtige rostocker geht gern voran. selbst teilweise auf den roll- stuhl angewiesen, gehörte er zu den mitbe- gründern der behindertenbewegung in der ddr und später in den neuen bundeslän- dern. er war einer der initiatoren beim auf- bau eines integrativen jugendtreffs für menschen mit behinderung. insofern ist er in der lage, einenvergleich mit der situation in der ddr zu ziehen. „es ging mir nicht schlecht als behinderter, wir wurden wie alle anderen in eine lehre und dann inar- beit gebracht. ob wir wollten oder nicht – da- mals wurden die betriebe eben verpflichtet“, sagt grabow, der das aber nicht als lösung sieht.alsvorsitzender desvereins „ohne bar- rieren“ setzt er sich vielmehr für die freiwilli- ge schaffung von arbeitsplätzen durch anrei- ze ein: „der verein hat in den letzten jahren in der region über 150 solcher integrativen arbeitsplätze durch beratung und investition geschaffen.wir wollenvorbild sein und ande- ren zeigen, welch ein gewinn jeder mensch sein kann“, sagt der 47-jährige, der als ge- schäftsführer eines pflegedienstes in der ge- sundheitswirtschaft tätig ist. hau ❚ © lichtblick/achim melde schneller als der bundestag