debattendokumentation 10 debattendokumentation das parlament – nr. 48 – 26. november 2012 ten monaten reden. es geht auch gar nicht, herr kollege trittin, sich hier hinzustellen und der bundesregierung zu sagen, man hätte noch mehr sparen können. ich sage: wir sind froh, dass wir die schuldenbremse in der großen koalition gegen die stimmen der lin- ken durchgesetzt haben. nun haben wir die schuldenbrem- se; vereinbart ist sie für 2016, erreichen werden wir sie 2013. der bundesfinanzminister weist re- gelmäßig darauf hin, dass die absen- kung der staatsverschuldung und die einhaltung der schul- denbremse nicht aus- schließlich aufgabe des bundes ist, son- dern aller institutio- nen in diesem land. da kann man sich als grüner oder als mit- glied der spd nicht davonstehlen, wenn in baden-württem- berg seitens der neuen regierung der bemerkenswerte satz fällt: zunächst müssen wir noch einmal richtig schul- den machen, damit wir danach sparen können.–wasistdenndasfüreinepo- litik in heutiger zeit? wir sagen: wir müssen sparen und weniger schulden machen. sie müssen ihrem grünen hoffnungsträger kretschmann einmal sagen, dass er die zeichen der zeit nicht verstanden hat. es ist schon merkwürdig, dass gera- debeieinerpartei,diedaswort„nach- haltigkeit“ständigimmundeführt,bei der umwelt und allen anderen mögli- chen bereichen, dann, wenn es wirk- lich um nachhaltigkeit geht, nämlich darum, die schulden nicht weiter aus- ufern zu lassen, sondern sie zurückzu- führen, um chancen für die junge ge- neration zu schaffen, das programm „nachhaltigkeit“ auf einmal zu einem schuldenaufwuchsführt,unddasinei- nerzeit,inderwirallegroßesteuerein- nahmen haben. da kann ich nur sa- gen: es sind die grün-rot und rot-grün regierten bundesländer, die noch viel vor sich haben, wenn sie das erreichen wollen, was wir mit dem bundeshaus- halt 2013 erreichen werden. wir haben auch einen fehler von grün-rot bzw. rot-grün korrigiert, die den kommunen in diesem land enor- me kosten aufgehalst haben. es ist ge- radezueintreppenwitz,wennsichhier vertreter der opposition hinstellen und darüber sinnieren, dass sich unse- rekommunenineinerschwerenfinan- ziellen lage befinden. sie haben den kommunen damals mit einem einzi- gen gesetz – insgesamt waren es noch viel mehr – mehr als 5 milliarden euro auf die haushalte gedrückt, indem sie die grundsicherung für ältere bei der einführung den kommunen angelas- tet haben. wir nehmen das jetzt zu- rück. sich aber hier hinzustellen und zu sagen: „die kommunen müssen entlastet werden“, ist wirklich ein witz. gehen wir einmal einen schritt wei- ter; das hat alles mit dem haushalt zu tun. reden wir einmal über das, was wolfgang schäuble gestern angespro- chen hat, nämlich das steuerabkom- men mit der schweiz. ich bin einiger- maßenüberrascht,wennichhöre,dass wichtige gesetzgebungsvorhaben, die sich entlastend für fast alle bürgerin- nen und bürger in unserem land aus- wirken, nicht im bundesrat beschlos- sen werden können, weil die bundes- länder – allen voran nordrhein-westfalen – meinen, sie könnten auf steuereinnah- mennichtverzichten.dassnordrhein- westfalen nicht darauf verzichten kann, kann man nachvollziehen; denn dort ist der weg, den baden-württem- berg jetzt geht, schon eingeschlagen worden: neue schulden bis zur verfas- sungswidrigkeit ihres haushalts. wenn es aber so ist, dass die länder sagen, sie könnten vorhaben nicht auf den weg bringen, die wichtig sind – die im übrigen auch den grünen wichtig sind –, zum beispiel die energeti- sche gebäudesanierung, dann kann ich nicht verstehen – außer es handelt sich um ganz billige parteipolitische taktik –, warum man das angebot des bundes nicht annimmt, mehrere milli- arden euro, die eigentlich dem bund zustehen würden, den ländern und gemeinden zu geben, um die maß- nahmen umsetzen zu können. man müsste nur das steuerabkommen ab- schließen. herr trittin, wir sind uns einig – auch der kollege steinmeier, davon bin ich felsenfest überzeugt –, dass wir es für richtig halten, das gebäu- desanierungsprogramm jetzt umzu- setzen, und dass wir es für falsch hal- ten, bei der kfw mittel zu mobilisie- ren, weil wir so mehr geld ausgeben müssten als bei einer steuerlichen förderung. das wissen sie alles. sie trauen sich nur nicht, ihren ländern zu sagen: jetzt gebt euch mal einen ruck. – ich fordere sie auf: geben sie sich einen ruck und veranlassen sie, dass die länder und kommunen die 3 bis 4 milliarden euro mehr erhal- ten können, die wolfgang schäuble ihnen zugesagt hat. ich finde es uner- träglich, sich hier hinzustellen, über die situation der kommunen zu kla- gen und dann das geld, das ihnen an- geboten wird, nicht anzunehmen. herr trittin, gestern riefen sie mir, während wolfgang schäuble sprach, über die reihen hinweg zu: wir wol- len die gleichen bedingungen wie amerika. wolfgang schäuble kann ihnen im detail erklären, dass wir in unserem steuerabkommen mit der schweiz bessere bedingungen haben als amerika. es gibt nämlich bei dem abkom- men mit amerika keine regelung für die zurückliegende zeit. wir bekom- men für die in der vergangenheit lie- genden fälle von der schweiz eine entsprechende geldsumme, die wir den kommunen zur verfügung stel- len wollen. ichmussauchsagen:herrtrittin,sie können sich vielleicht über die abgel- tungsteuer beklagen; aber die spd kann es nicht. herr kollege steinbrück, die abgeltungsteuer haben wir mitei- nander vereinbart. das koch/steinbrück-papier hat die voraussetzungendafürgeschaffen.wie haben sie gejubelt, was sie alles auf den weg gebracht haben! die abgel- tungsteuer führt eben zur anonymität: sie wird abgezogen, und der fall ist er- ledigt.eskannnichtsein,dassmanauf einmal, nur weil man kanzlerkandidat der spd geworden ist und die linken zufriedenstellen muss, nicht mehr wahrhaben will, was man selber ge- machthat.soweitdarfdergedächtnis- verlust nicht reichen, herr kollege steinbrück. ich kann nur hoffen, dass vernunft einzieht und der bundesrat mit den stimmendervonspdundgrünen-re- giertenländerjetztendlichdastut,wo- rauf viele menschen, etwa im hand- werk, warten: die gebäudesanierung voranbringen. ich habe nicht nur in al- len fachzeitschriften, sondern auch in vorlagen von ihnen, den grünen, gele- sen, dass der gebäudebestand die größte möglichkeit bietet, energie ein- zusparen. sie haben dafür gesorgt, dass wirdamindestenseinjahrverlorenha- ben. das, was sie hier machen, ist kei- ne wirklich überzeugende ökologische politik;dasistobstruktionumderpar- teiinteressen willen, nichts anderes. meine sehr verehrten damen und herren, wir schaffen mit diesem bun- deshaushalt die voraussetzungen da- für, dass wir im jahr 2014 zu einem strukturell ausgeglichenen haushalt kommen. das ist mehr, als wir zu- nächst erwartet haben. dies ist auch voraussetzung dafür, dass wir als deutschlandunsereaufgabenundhe- rausforderungen in europa angehen kön- nen. mit der giganti- schen verschuldung, die sie uns nach den jahren der rot-grünen bundesregierung hin- terlassen haben, hät- ten wir gar nicht die notwendige kraft ge- habt, all diese aufga- ben zu meistern. ich glaube, man sollte am heutigen tage, an dem wir wissen, dass für grie- chenland eine lösung gesucht und in der nächsten woche sicher auch gefun- den wird, noch einmal deutlich ma- chen, was unsere auffassung ist und welche probleme entstünden, wenn man ihrem kurs folgte. wir haben klar und deutlich formuliert, dass wir soli- darisch sind, dass wir aber verlangen, dass sich in dem land, dem wir geld geben, dinge ändern. das hat nicht einmal herr trittin bestritten; denn auch er sagt: einer, der kredite gibt, kann und muss entsprechende aufla- gen beschließen. – um es noch einmal klar und deutlich zu sagen, damit der unsinnnichtweitergetriebenwird:wir legen bei der euro-rettungspolitik vor allem wert darauf – die bundeskanzle- rin sagt es regelmäßig –, dass wir in europa wettbewerbsfähig werden. nur wenn europa wettbewerbsfähig ist, werden wir die herausforderungen meistern können, die mit einem wett- bewerb in der ganzen welt verbunden sind. deutschland hat eine solche wettbewerbsfähigkeit erreicht – auch wir haben noch das eine oder andere zu tun –; aber andere eben nicht. wir allein werden es nicht schaffen kön- nen, selbst wenn wir wettbewerbsfähig sind, dass europa den wettbewerb mit der welt aufnehmen kann. deswegen müssen alle mitmachen. natürlich unterstützen wir unsere französischen freunde dabei, den weg konsequent in die richtige richtung zu gehen. herr kollege steinbrück, man kann sich aber nicht an dieses redner- pult stellen und sagen, dass wettbe- werbsfähigkeit notwendig ist, um sich dann mit seinen sozialistischen freun- den zu treffen und denen ständig die falschen ratschläge zu geben. sie dür- fen sie nicht dabei unterstützen, sozia- listischen irrsinn in europa zu verbrei- ten. so funktioniert die sache! es gibt einen alten, ganz einfachen merksatz: politik beginnt mit dem betrachten der wirklichkeit. ich hof- fe, dass in frankreich die realität sehr bald zur kenntnis genommen wird. gerhard schröder hat seine meinung dazu gesagt. wir wollen natürlich in europa wettbewerbsfähigkeit erreichen. deshalb haben wir den griechen auch keine sparpolitik verordnet, sondern wir haben gesagt: es müs- sen sich strukturen ändern. es wird geholfen, die verwaltungskraft von kommunen zu stärken, die verwal- tungskraft einer steuerverwaltung aufzubauen und vieles andere mehr. das braucht natürlich seine zeit. ich glaube felsenfest: durch das, was sie die ganze zeit vom stapel lassen – nach dem motto „es muss auf jeden fall geholfen wer- den“,schuldenunion, euro-bonds usw. –, nehmen sie den re- gierungen, die mutig aufgestanden sind und gesagt haben: „wir reformieren“, die kraft, die notwen- digen reformen auch durchzuführen. wir schauen in diesen tagen mit sorge auf die entwicklung im nahen osten. wir alle hoffen, dass die diplo- matischen bemühungen wirklich tra- gen und ein krieg verhindert werden kann. wir werden alles tun, was in unseren möglichkeiten ist um in die- ser schwierigen situation zu israel zu stehen. wir wollen aber auch alles da- für tun, dass eine diplomatische lö- sung gefunden wird. da wir schon bei diesem thema sind: ja, mursi, der ägyptische präsi- dent, leistet dafür einen wichtigen -bei- trag. er wird demnächst, frau bundes- kanzlerin, deutschland besuchen. wir alle wissen, in welch glücklicher situation wir leben. vor wenigen tagen haben wir am volkstrauertag auf den friedhöfen daran gedacht, was im letz- ten jahrhundert, einem furchtbaren kriegsjahrhundert, alles geschehen ist - auch durch unser land, durch deutschland. deswegen haben wir al- len grund, uns dafür einzusetzen, dass gewalt und krieg keine mittel der po- litik sind. aber wir haben aus unserer ge- schichte auch gelernt, dass gewalt und krieg immer dort entstehen, wo es un- gerecht zugeht, wo menschenrechte – beispielsweise auch die religionsfrei- heit – nicht eingehalten werden. des- wegenvergessenwirüberalldiedebat- ten, die wir jetzt über den bundeshaus- halt und über europa führen, nicht, dass dieses europa mehr ist als ein europa von euro und cent, sondern dass es eine werte- und schicksalsge- meinschaft ist, die wir uns erhalten wollen als ein vorbild für freiheit, de- mokratie und menschenrechte. ich glaube, dass wir mit dem haus- halt, den wir in dieser woche verab- schieden, einen wichtigen schritt ge- hen, um für die junge generation neue chancen und möglichkeiten zu eröff- nen. ich wäre froh, wir könnten im bundesrat dadurch, dass wir die kor- rektur der kalten progression hinbe- kommen, ein deutliches zeichen für die menschen setzen. jetzt will ich noch einen letzten hinweis geben: sie stellen sich hier hin und sagen – auch in verschiede- nen veröffentlichungen –: es muss die binnenkaufkraft gestärkt wer- den. – im übrigen verstehen wir als binnenkaufkraft inzwischen euro- päische binnenkaufkraft. wenn man aber sagt, dass die binnenkaufkraft gestärkt werden muss, und dann al- les dafür tut, dass die menschen nicht entlastet werden und nicht mehr geld im geldbeutel haben, ist das das glatte gegenteil von stär- kung der binnenkaufkraft. sie sollten sich einmal entscheiden, ob sie hü oder hott wollen. wir wollen die binnenkaufkraft stärken und wol- len, dass die menschen von den lohn- erhöhungen, die sie gott sei dank jetzt bekommen, etwas mehr in der tasche haben. sie verhindern dies aus ideologi- schen gründen. das alles können sie den menschen, die in den nächsten wochen zu ihrem weihnachtseinkauf gehen, erklären. wir werden es auf je- den fall machen. politik für die men- schen in diesem land sieht anders aus als das, was sie gerade machen. meine sehr verehrten damen und herren, wir werden deshalb diesen bundeshaushalt am freitag mit den stimmen der koalitionsfraktionen ver- abschieden. er ist ein schönes signal – das sagen wir immer wieder –: die christlich-liberale koalition hilft, da- mit es die menschen jetzt und in zu- kunft einfacher haben. (anhaltender beifall bei der cdu/csu und der fdp) dies ist eine gekürzte version der debatte. außerdem sprachen: joachim poß (spd), dr. hermann otto solms (fdp), gerda hasselfeldt (cdu/csu), axel schäfer (spd), rüdiger kruse (cdu/csu), siegmund ehrmann (spd), wolfgang börnsen (cdu/csu) dr. kukrezia jochimsen (die linke) und dr. jürgen koppelin (fdp). das plenarprotokoll und die vorliegenden drucksachen sind im volltext im internet abrufbar unter: der deutsche bundestag stellt online die übertragungen des parlamentsfernsehens als live-video- und audio-übertragung zur verfügung. fortsetzung von seite 9: volker kauder (cdu/csu nun haben wir die schuldenbremse; vereinbart ist sie für 2016, erreichen werden wir sie 2013. politik für die menschen in diesem land sieht anders aus, als das, was sie gerade machen.