schmiermittel für die gesellschaft 9ehrenamt und stiftungdas parlament – nr. 34 bis 36 – 19. august 2013 für ein ehrenamt hat susann kriesche kei- ne zeit. denn die 31-jährige hat eine wer- beagentur und ist damit ziemlich ausgelas- tet. eigentlich. denn als die flut auf die sächsische landeshauptstadt zurollte, rich- tete die dresdnerin die facebook-seite „fluthilfe dresden“ ein. innerhalb kürzes- ter zeit fanden hier – meist junge – helfer und hilfesuchende zusammen. überall da, wo das wasser drängte, setzten menschen kurze nachrichten ab – und binnen minu- ten machten sich woanders andere men- schen mit sandsäcken, schaufeln oder ver- pflegung auf den weg, um sie im kampf ge- gen das hochwasser zu unterstützen. fast 50.000 menschen ließen auf der facebook- seite mit einem „like“ ihre virtuelle unter- stützung da. für susann kriesche ist es auch noch wo- chen nach dem hochwasser eine „unglaub- liche erfahrung, wie viele menschen ohne groß nachzufragen angepackt haben. das war eine solidarität, die ich so nicht für möglich gehalten habe.“ die aber auch schnell wieder abebbte, sobald das wasser abgeflossen war. so harmonisch es zunächst auf „fluthilfe dresden“ zugegangen war, so giftig wurden die kommentare, als kriesche und ihre partner eine gemeinsame spen- denaktion mit einer boulevardzeitung initi- ierten. die junge frau ist davon unbeein- druckt. die hoffnungen vieler user, aus der „fluthilfe“ könne vielleicht ein ständiges projekt für dresden werden, hat sie ohne- hin nicht geteilt. „uns war klar, dass die so- lidarität auch wieder abflachen würde, so- bald die lage sich entspannt.“ generation 2.0 ist das die zukunft des eh- renamts? der schnelle zusammenschluss gleichgesinnter über das internet, immer dann, wenn akut hilfe gebraucht wird? wie in dresden fanden auch in anderen städten sachsens und bayerns helfer über soziale netzwerke zusammen: aus den virtuellen kontakten wurden echte. vielen, die gern helfen wollen, ohne sich dauerhaft zu ver- pflichten, kommt das entgegen. große or- ganisationen haben starre hierarchien und sind meist wenig flexibel – wer sich nur pro- jektbezogen und nicht gleich fürs leben en- gagieren will, für den ist das eine gute alter- native. in der studie „jugendliche aktivitä- ten im wandel“ des deutschen jugendinsti- tuts und der technischen universität dort- mund heißt es, „dass sich mit der entwick- lung des web 2.0 gelegenheitsstrukturen entwickeln, die sowohl die bürgerschaftli- che partizipation im sinne einer politischen mitsprache, als auch die partizipation im sinne einer freiwilligen, engagierten mitar- beit im gemeinwesen“ befördern können. in beiden fällen gehe es „weniger um neue formen der beteiligung, sondern eher da- rum, dass durch neue technologie mehr menschen schneller die gelegenheit gege- ben wird, ihre meinung zu äußern, aktio- nen zu starten oder ihre freiwillige mitarbeit anzubieten“. plattformen wie etwa „better- place“ bringen menschen, die helfen wollen, und menschen, die hilfe suchen, zusammen – schnell, ohne barrieren und direkt. die hemmschwelle sinkt doch damit ha- ben die klassischen vereine längst nicht aus- gedient. grundsätzlich, da sind sich die wissenschaftler einig, gebe es keinen beleg dafür, dass die internetnutzung das traditio- nelle engagement verdrängen würde. on- line zeit oder geld spenden zu können, senke vielmehr die schwelle für den eigenen einsatz, so die forscher. die online-kom- munikation überwinde soziale und natio- nale grenzen. dass insbesondere junge menschen sich bevorzugt am computer über möglichkeiten des engagements infor- mieren, haben inzwischen auch die stiftun- gen, freiwilligenbörsen und vereine er- kannt: kaum eine verzichtet noch auf eine homepage, ein facebook-profil oder einen twitter-account. so können sie ihre aktivi- täten bewerben – und interessierte vernet- zen, die sich dann auch in der realen welt zu projekten zusammenfinden. auch die „fluthilfe“ wird, obwohl daraus kein festes projekt werden soll, als face- book-seite weiterbetrieben. „jetzt wissen wir ja, wie es geht“, sagt susann kriesche, „und sollte es mal wieder ein hochwasser geben, können wir sofort loslegen.“ suk ❚ das online-ehrenamt internet soziale netzwerke werden immer wichtiger am beginn des jahres 1339 ließ konrad groß († 1356), ratsherr der stadt nürnberg und einer der reichsten männer der han- delsmetropole, vertrauter und financier kaiser ludwigs des bayern, eine urkunde ausstellen. zu seinem seelenheil habe er ein spital erbauen lassen und dieses zu einem ewigen almosen bestimmt. detailliert wer- den die finanzielle ausstattung, die bedin- gungen für die aufnahme armer und kran- ker sowie weitere regularien festgelegt. bil- dete dieses heilig-geist-spital bereits ein teures unterfangen, so war es doch nur teil eines größeren stiftungskomplexes: 1341 war groß an der gründung eines zisterzien- serinnenklosters beteiligt, das zunächst mit dem spital verbunden wurde, 1345 richtete er im unweit gelegenen pillenreuth einen frauenkonvent ein, darüber hinaus sorgte er an mehreren orten für das liturgische ge- dächtnis nach seinem tod, für die regelmä- ßige feier einer messe, für die abhaltung ei- ner fronleichnamsprozession. knapp 300 jahre später, im oktober 1636, fertigte der lübecker kaufmann und rats- herr johann füchting sein testament aus. unter den legaten finden sich in großer zahl auch solche mildtätiger art, etwa für hospitäler und armenhäuser, für arme stu- denten, für die witwen von predigern, für bedürftige dienstmägde. der rest – die be- rechnungen der testamentsvollstrecker er- gaben, dass es sich um rund zwei drittel des vermögens handelte – fiel zur hälfte an die erben des kinderlosen testators. die ande- re hälfte aber sollte zu einer nicht näher de- finierten „denkwürdigen stiftung“ verwen- det werden, „zu gottes ehre und den armen zum nutzen und besten, daneben auch zu meinem und meiner gottseligen lieben ehe- frau immerwährenden gedächtnis, auch anderen von dem lieben gott gesegneten mildtätigen christen zu einem exempel“. seine nachlassverwalter, die zugleich vor- steher der geplanten stiftung waren, schu- fen nach seinem tod einen wohnhof für ar- me witwen: sie erwarben ein grundstück und ließen zwei häuserreihen mit kleine wohnungen errichten. für einen bestimmten zweck die ange- sprochenen beispiele können die vielfalt vormoderner stiftungen in städtischen zu- sammenhängen nur andeuten. gestiftet wurden unter anderem klöster und kapel- len, altäre, messen und priesterpfründen, hospitäler, siechen- und armenhäuser, aber auch universitäten. gegenstand, auf- wand und form von stiftungen fielen höchst unterschiedlich aus, gemeinsam war ihnen allen aber, dass sie soziale konstruk- tionen waren. erst im 19. jahrhundert soll- ten stiftungen als juristische personen inter- pretiert werden, bis dahin blieben sie un- mittelbar und konkret an personen- und gruppenbeziehungen gebunden. nicht an- ders als heute stellte ein stifter vermögens- werte – seien es kapitalien, die regelmäßige erträge erbrachten, seien es dauerhafte ob- jekte wie zum beispiel ein altarbild oder ei- ne handschrift – für einen bestimmten zweck zur verfügung. um dessen erfüllung auf ewige zeiten zu gewährleisten, wurde damit eine gruppe beauftragt, besonders häufig eine geistliche gemeinschaft oder die gemeinschaft der vom stifter eingesetz- ten und sich durch kooptation immer wie- der selbst ergänzenden vorsteher, wie sie im fall füchtings als aktive gestalter des stif- tungsprojekts in erscheinung traten. diese soziale einbindung führte dazu, dass stif- tungen über jahrhunderte hinweg immer wieder an neue bedürfnisse angepasst wur- den, einem den willen des stifters anders interpretierenden oder gar negierenden funktionswandel unterliegen konnten – und sich gerade in dieser flexiblen praxis als außerordentlich stabil erwiesen. repräsentation des stifters grundsätz- lich waren stiftungen im mittelalter und in der frühen neuzeit mit religiösen aspekten verbunden: konrad groß verpflichtete die- jenigen, die von seiner stiftung profitierten, zum gebet für sein seelenheil, und obwohl diese form des totengedenkens im protes- tantischen lübeck des 17. jahrhunderts, wo man nicht mehr an das fegefeuer glaubte, eigentlich obsolet geworden war, ging es auch johann füchting um das nach wie vor religiös konnotierte „gedächtnis“. zwar bil- dete die reformation in den betroffenen re- gionen insofern einen einschnitt, als klös- ter und andere geistliche gemeinschaften aufgelöst wurden und an die liturgie der al- ten kirche gebundene stiftungen ihren sinn verloren. doch erwiesen sich insbesondere karitative stiftungen als epochenübergrei- fendes phänomen, verstärkten sich im 16. jahrhundert doch unabhängig von der kon- fession gerade in den städten ältere tenden- zen. denn schon im späten mittelalter wur- de dort die kirche als träger des stiftungs- wesens zurückgedrängt, lag die kontrolle zunehmend beim rat als vertretungsorgan der stadtgemeinde – es war der rat, dem konrad groß die verwaltung seines spitals anvertraute. und neben der förderung des gottesdienstes zeigte sich bereits seit dem 14. jahrhundert die tendenz, stiftungen vermehrt zu profanen zwecken zu errich- ten: beispielsweise für stipendien zur un- terstützung armer studenten oder aussteu- erbeihilfen armer frauen. 1339 sprach kon- rad groß ausdrücklich von der wachsenden bevölkerung nürnbergs, die das neue spital notwendig mache. dabei boten stiftungen stets auch möglichkeiten zur repräsentati- on des stifters und seiner familie, der vor- steher und verwalter: über dem portal des füchtingshofes prangen noch heute die stif- terwappen. solchermaßen vermochten stif- tungen unterschiedliche pragmatische auf- gaben zu erfüllen. tiefere zäsuren bildeten erst die aufklärung, dann die säkularisie- rung im frühen 19. jahrhundert mit ihren weitreichenden eingriffen in kirchliche ver- mögensstrukturen und noch einmal die in- flation der 1920er jahre, die viele stiftungen finanziell zusammenschmelzen ließ. aber selbst das haben die werke des konrad groß und des johann füchting je auf ihre weise überlebt. sven rabeler ❚ der autor ist wissenschaftlicher mitarbeiter an der professur für wirtschafts- und sozialgeschichte der christian-albrechts- universität zu kiel. »zu gottes ehre und den armen zum nutzen« geschichte von der vielfalt vormoderner stiftungen im mittelalter und der bedeutung der religion herr dr. nährlich, sie sind geschäfts- führer des vereins aktive bürgerschaft. was ist die aufgabe ihres vereins? wir fördern bürgerschaftliches engagement und unterstützen menschen, die sich vor ort engagieren wollen, etwa in bürgerstiftungen. warum brauchen solche initiativen eine dachorganisation in berlin? wir sind keine dachorganisation im klassi- schen sinn. bei uns muss man kein mitglied werden, und wir sehen unsere aufgabe auch nichtdarin,alleteilnehmeraufeinebestimm- te richtung einzuschwören. wir wollen den vielen initiativen vor ort helfen und gute ide- en unter das volk bringen. wir haben eine pa- lette von dienstleistungen aufgebaut, immer mit dem ziel: die bürgerstiftung vor ort soll prosperieren. gelingt das dann, setzen wir mit unseremförderpreisanreize.diehürden,tat- sächlich preiswürdig zu werden, sind aller- dings hoch. aber die botschaft ist: engage- ment lohnt sich. es geht um immerhin 40.000 euro, die künftig im zwei-jahres-rhythmus ausgege- ben werden. was muss eine initiative vor ort leisten, um preiswürdig zu sein? der förderpreis aktive bürgerschaft wird von den genossenschaftsbanken finanziert. die auswahlderpreisträgererfolgt,indemwirstif- tungen vergleichen, ihre bilanzen anschauen und erfolge bewerten. das ist noch relativ ein- fach. schwieriger wird es dann, wenn es da- rum geht, aufgabenfelder gegeneinander ab- zuwägen.also:isteinprojekt,dassichfürkin- derrechteeinsetzt,besseralseines,dassichum seniorenbegegnung kümmert? für diese auf- gabe gibt es eine hochkarätig und professio- nell besetzte jury, die aus 13 experten besteht. vor dieser jury müssen die bürgerstiftungen dann ihre projekte präsentieren. das ist gar nicht so einfach, weil auch kritisch nachge- fragtwird.wirdeinprojektfürpreiswürdigbe- funden, ist es immer eines, das auch als bei- spiel für nachahmer geeignet ist. wie ist der zulauf, den bürgerschaftli- ches engagement erfährt, zu erklären? da treffen vor allem zwei entwicklungen zu- sammen. zum einen steigt mit den formalen voraussetzungen auch die bereitschaft, für an- dere etwas zu tun. der bildungsgrad ist gestie- gen, die einkommen haben sich erhöht, die menschenlebenlänger.derwachsendewohl- stand führt dazu, dass immer mehr bereit sind, sich zu engagieren. zum zweiten werden die grenzen der leistungsfähigkeit des staates erkannt. der cdu-politiker kurt biedenkopf, derfrüherbeiunsimkuratoriumtätigwar,hat das so formuliert: „gesellschaften müssen im- mer komplexer werden, diese komplexität müssen sie aber auch managen können.“ das funktioniert dann nicht, wenn von der politik am grünen tisch großlösungen produziert werden, die vor ort aufgrund der spezifischen verhältnisse so nicht anwendbar sind. bürger- engagement ist nicht der kitt, der die gesell- schaft zusammenhält, aber das schmiermit- tel, das die gesellschaft leistungsfähig macht. was früher der vereinsmeier und funktionale dilettant war, ist heute der aktive bürger mit fachkompetenz. könnte das engagement auch aus der sehnsucht nach familienbande, die längst nicht mehr gut funktioniert, resultieren? ja, bestimmt. der vorteil bei bürgerschaftli- chen aktivitäten ist ja, dass jeder selbst den grad seines engagements bestimmen kann. dasisteinentscheidenderunterschiedzurfa- milie, die eine gewisse bedingungslosigkeit fordert. in der bürgerschaftlichen initiative, in der stiftung kann jeder so viel bindung auf- bauen, wie er will. es könnte ja auch sein, dass das einfach nur ein modetrend ist, dass es chic ist, an- deren zu helfen. wenn diese mode dann ei- nes tages nachlassen würde … … hätten wir ein problem, klar. trotzdem führt das nicht weiter. entscheidend ist, was jetzt passiert, und: was kommt am ende da- bei heraus? es gibt ja auch das argument, bür- gerengagement sei ja gut und schön, aber ei- gentlich müsse es doch aufgabe des sozial- staates sein, diese aufgaben zu erledigen. bür- gerinitiativen wären demnach kein ausdruck von steigender partizipation in der gesell- schaft, sondern ein beleg für staatsversagen. und wenn die frage, ob mein kind eine ver- nünftige schulausbildung bekommt, davon abhängt, ob die schule einen guten förderver- ein als ausgleich der defizite im schulischen angebot hat, sorgt das für unbehagen. keine nachvollziehbare position? doch, natürlich. ich bin für subsidiarität: wo sich menschen engagieren und kümmern, braucht der staat nicht zu handeln. wo es das nicht gibt, muss der staat bedingungslos ein- treten. gelegentlich habe ich das gefühl, dass genau andersherum argumentiert wird. nach dem motto: wir haben gerade andere präfe- renzen und sowieso kein geld, also gründet mal schön einen förderverein. geschieht das nicht:pechgehabt,dannwerdendieaufgaben nicht erledigt. so geht es natürlich nicht. wir brauchen also einen funktionieren sozialstaat, der in einzelnen bereichen er- gänzt wird durch bürgerarbeit? ja, allerdings finde ich den begriff „ergänzen“ schwierig. das hört sich immer nach sahne- häubchen an: alles ist schon da, aber wir wer- den jetzt trotzdem mal aktiv. so ist es in der praxis ja nicht. es geht nicht um beschäfti- gungstherapien für gelangweilte bürger, son- dern um wirkliche hilfe. vielleicht lässt es sich so formulieren: bürgerengagement sollte staatlichem handeln vorausgehen. bürgerengagement soll den bedarf we- cken, damit der staat sich einmischt? bürger können mit ihrem engagement the- mensetzen.zumbeispielhabenfrauen-,frie- dens- oder die ökologiebewegungen das be- wusstsein geweckt, dass diese themen uns al- le angehen. heute sind diese dinge bestand- teilallerparteiprogramme.andererseitskönn- te man natürlich sagen: wenn es an einer schule einen gut funktionierenden förderver- ein gibt, warum soll dann ein staatlicher zu- schuss für fördermaßnahmen fließen? ver- mutlich gibt es da kein patentrezept. machen wir es doch noch einmal kon- kret. an schulen gibt es ehrenamtliche „le- sepaten“, die mit kindern lesen üben. sicher eine sinnvolle idee. aber bleibt es nicht trotz- dem aufgabe des staates und damit der leh- rer, kulturtechniken zu vermitteln? entscheidend ist doch, dass die kinder, wenn sie die schule verlassen, lesen können, und zwarrichtig.wiedaserreichtwird,istnichtdie vorrangigefrage.trotzdemmussmansichdie einzelnenbereichesehrgenauanschauenund dann festlegen, wer die leistungen am sinn- vollsten erbringen kann: der staat, das ehren- amt, gewerbliche dienstleistung oder viel- leicht eine mischform. da wird dann immer der einzelfall entscheidend sein. welche schnittmenge gibt es zwischen bürgerarbeit und privater wirtschaft? eine positive und eine negative, wenn man so will. eine initiative, die einer alten dame eine lampe anbringt, wird sagen, das sei nachbar- schaftshilfe. der örtliche handwerker könnte aber argumentieren: das ist schwarzarbeit. dieses argument kann ich verstehen und da- rum bin ich auch etwas ratlos. die positive schnittmenge ist sicher das, was heute als „corporate citizenship“ bezeichnet wird: un- ternehmen, die sich finanziell oder durch ih- re mitarbeiter gesellschaftlich engagieren. die schwerpunkte gemeinnütziger ar- beit haben sich verschoben. sportvereine kla- gen über mangelndes ehrenamtliches perso- nal, in anderen bereichen hat ein boom ein- gesetzt. wie ist das zu steuern? tatsächlichverliertdersportwichtigeteilesei- ner infrastruktur: vorstandsmitglieder, übungsleiter, platzwarte ziehen sich zurück. da müssen lösungen gefunden werden, über die übungsleiterpauschale hinaus. zentral steuern lässt sich bürgerschaftliches engage- ment trotzdem nicht. schauen wir einmal auf die freiwillige feuerwehr und das technische hilfswerk. da grassierte seit längerem die an- nahme, diese organisationen würden ausblu- ten.beiderflutkatastropheindiesemjahrwar zubesichtigen,dassdaskeineswegssoist,dass die organisationen gut aufgestellt sind. sind die rahmenbedingungen für ge- deihliches bürgerengagement ausreichend? die sind zumindest nicht schlecht. in den letz- ten jahren haben gesetze das ehrenamt ge- stärkt.daswarhilfreich.wichtigistweitgehen- de handlungsfreiheit. eine gemeinnützige or- ganisation braucht keine detailvorschriften, sondern vertrauen, dass sie ihre aufgabe unter wahrung der gesetze gut erfüllt. sie sind wunschlos glücklich? nein, natürlich nicht. besonders in zwei be- reichengibteshandlungsbedarf.erstensmüs- sen wir die vereine und stiftungen finanziell stärken. dazu gehört auch, dass sie das geld ohne enge zweckbindung zur freien verfü- gung haben. im gegenzug könnte man eine transparenzpflicht einführen, etwa über die veröffentlichung eines jahresabschlusses. zur besserenfinanzausstattungwärezumbeispiel ein modell hilfreich, das erfolgreich beim auf- bau der zivilgesellschaften in osteuropa ein- gesetzt wurde. dort können steuerzahler ein oder zwei prozent ihrer steuerlast direkt ge- meinnützigen organisationen zukommen lassen.dashatdenschönennebeneffekt,dass die gemeinnützigen organisationen sich in der öffentlichkeit präsentieren, um an mög- lichst viele mittel zu kommen. zweitens wird verkannt, wie wichtig die vorstände und die aufsichtsgremien in den freiwilligen-organi- sationen sind. es ist falsch, dabei vorrangig pensionierte senioren im blick zu haben. wir brauchen menschen, die im berufsleben ste- hen und netzwerke mitbringen. die sind we- gen der enorm hohen belastung aber immer schwieriger zu gewinnen. das entwickelt sich zu einem wachsenden problem. das interview führte jörg biallas. ❚ schmiermittel für die gesellschaftaktive bürgerschaft geschäftsführer stefan nährlich über die arbeit des vereins und seine sicht auf die rolle des ehrenamts der ökonom stefan nährlich lehrt an der universität münster im studiengang „master of nonprofit-management and governance“. ©dbt/lichtblick/achimmelde heilig-geist-spital in nürnberg – gestiftet von konrad groß im 14. jahrhundert ©picture-alliance/akg-images weiterführende links zu den themen dieser seite finden sie in unserem e-paper