schachern um stimmen 9 europa und die welt das parlament – nr. 13/14 – 24. märz 2014 r iesige wahlplakate mit ernst blickenden köpfen der kan- didaten säumen die straßen kabuls. nicht nur in der hauptstadt, sondern in allen städten afghanistans läuft der wahlkampf auf hochtouren. am 5. april wählen die afghanen einen neuen staatspräsidenten. dieser wahlkampf ist eine mischung aus alt und neu, aus langen sitzungen auf teppi- chen und twitter-campagnen. die kandi- daten besuchen ganz traditionell stammes- gebiete, um die stimmen der clans zu wer- ben. erstmals gibt es in afghanistan aber auch fernsehduelle, in denen die kandida- ten um die urbanen wähler ringen. wahl- helfer wollen kurz vor der wahl sogar info- tische am straßenrand aufstellen. obwohl die wahl, eine als „historisch“ zu bezeichnende richtungswahl ist, ist die stimmung der afghanen gedrückt. bisher haben sich lediglich etwas mehr als ein drit- tel der wahlberechtigten registrieren lassen. erst letzte woche saß abdullah abdullah, einer der hochgehandelten kandidaten und ehemaliger außenminister allein unter frei- em himmel. obwohl er die mächtige ehe- malige nordallianz vertritt, hatten sich nur zwei zuschauer zu seiner kundgebung in paghman, einer stadt nördlich von kabul, eingefunden. wahlkampf am hindukusch ist auch eine sache der ehre. abdullahs wähler, meist tadschiken, tragen ihm die verlorene wahl 2009 nach: „wir haben dich schon letztes mal gewählt“, erinnern sie ihn. „als man dich offiziell zum verlierer erklär- te, hast du karsai erst vorgeworfen die wahl gefälscht zu haben – und dann hast du kampflos das feld geräumt!“ warum sollen sie denn so einen nochmal wählen? ethnische fragen seinen konkurrenten, den kandidaten zalmay rassoul und aschraf ghani ahmadi, geht es nicht besser. wahlkampf am hindusch ist auch ethni- sche treue. so bekommt rassoul, der – so heißt es – vom scheidenden präsidenten karzai protegiert werde, vor allen im pasch- tunischen osten und süden immer wieder zu hören, dass er ein schlechter paschtune sei. er könne ja gar nicht mehr richtig pasch- tunisch sprechen. der einstige weltbank-mitarbeiter aschraf ghani ahmadzai dagegen wird zwar von vielen als technokrat gerühmt. er, so heißt es, werde vom westen und der kabuler eli- te geschätzt. beim wahlvolk aber kommt so einer nicht unbedingt an. ghani hat sich da- her verstärkung beim usbekischen kriegs- herren general dostum gesucht. anderen kandidaten, darunter die beiden islamisten abdulrab rassoul sayyaf und qutbuddin hilal, fehlt die notwendige breite unterstüt- zung der bevölkerung. wahlkampf am hindusch ist auch ein scha- chern um fleisch, bevor das schaf über- haupt geschlachtet wurde. so musste ashraf ghani seinem mitkämpfer dostum schon vor der kandidatur den posten des vizeprä- sidenten versprechen. und abdullah muss- te seinem mitstreiter, dem nicht weniger zweifelhaften hazaraführer hadschi mu- hammad mohaqiq, ebenfalls den zweit- höchsten posten zusichern. aufgewogen werden solche tickets in stimmen der eth- nischen gruppen: dostum eine million, mohaqiq zwei millionen. inhaltlich bieten die kandidaten wenig greifbares. abdullah abdullah steht für ei- ne lockerung des zentralismus. rassoul und aschraf ghani wollen das bisherige sys- tem erhalten. alle versprechen jobs und ei- ne wachsende wirtschaft. populismus ersetzt oft genug ausgefeilte programme. kürzlich tönte aschraf ghani, dass die anerkennung der aus kabuler sicht bislang nicht existenten grenze zu pakistan, sache des afghanischen volkes sei. ghani, selber paschtune, und damit angehöriger des volkes, das seit jahrhunderten geteilt auf beiden seiten der international anerkann- ten grenze lebt, muss eigentlich wissen, dass afghanistan alleine am grenzverlauf nichts wird ändern können. doch gleich warteten die afghanischen medien mit kar- tenmaterial eines künftigen großafghanis- tan auf, dem eine hälfte pakistans zuge- schlagen wurde. die wähler bleiben skeptisch. nach den mit betrug befleckten wahlen 2009 und 2010 trauen sie dem demokratischen system nicht ganz. angesichts der herrschenden mehrheitsverhältnisse wird sowieso mit ei- nem zweiten wahlgang voraussichtlich en- de juni gerechnet. auch die sicherheitslage verunsichert sie, denn die taliban haben an- gekündigt, die wahlen stören zu wollen. trotz zahlreichen anschläge verwiesen un- vertreter darauf, dass im vergleich zu den vorangegangenen wahlen die sicherheitsla- ge stabil sei. wahlen am hindukusch, das ist für jeden wähler ein sicherheitsrisiko. die wahlbe- teiligung könnte daher recht niedrig ausfal- len. im kleinen kreis spricht auch kandidat abdullah von ängsten vor neuer gewalt. seiner meinung nach gibt es nur zwei op- tionen. entweder er werde gewählt oder zu- mindest an der regierung beteiligt. oder die menschen, die ihn wählen, würden zur waf- fe greifen. er jedenfalls könne sie nicht zu- rückhalten. cem sey ❚ der autor berichtet als freier korrespondent aus afghanistan. einen sieg hatten die umfragen erwarten lassen, doch der triumph übertraf alle er- wartungen: aleksandar vucic, vorsitzender und mitgründer der erst 2008 entstandenen serbischen fortschrittspartei, hält seit der parlamentswahl vom 16. märz in serbien alle zügel in der hand. als stellvertretender ministerpräsident und koordinator der ge- heimdienste war vucic zwar schon vor der jüngsten wahl der mächtigste politiker in belgrad, doch musste er sich die macht mit ministerpräsident ivica dacic und dessen sozialistischer partei teilen. bei dem von vucic aus taktischen gründen um zwei jahre vorgezogenen wahlgang 2014 erhielt die fortschrittspartei laut dem vorläufigen endergebnis nun aber gut 48,3 prozent der stimmen – 2012 waren es nur 24,4 prozent gewesen. künftig verfügt die fortschrittspartei damit über die absolute mehrheit der mandate im parlament des eu-beitrittskandidatenstaates. seit dem sturz des belgrader gewaltherrschers slobo- dan milosevic im jahr 2000 hat es derart klare mehrheitsverhältnisse nicht mehr ge- geben in serbien. mit dem unterschied, dass milosevic seine macht systematischem wahlbetrug verdankte, während vucic seine mehrheit in einem relativ demokratischen system errang, auch wenn die pressefreiheit weiterhin zu wünschen übrig lässt. koalitionsregierung vucic hat ankündigt, dass er trotz seiner absoluten mehrheit eine koalition anstrebe. als wunschkandidat gilt die partei der ungarischen minderheit aus der vojvodina, die vermutlich sieben abge- ordnete nach belgrad entsenden darf. doch alle wissen, dass vucic das alleinige sagen in der künftigen regierung haben wird. spä- testens anfang mai soll das neue kabinett gebildet sein. für vucic bedeutet der wahlsieg auch, dass er nun liefern muss. vucic gehörte in den 1990er jahren dem ultranationalistischen milieu an und war generalsekretär der ser- bischen radikalen partei des später vor dem kriegsverbrechertribunal angeklagten ehe- maligen freischärlerführers vojislav seselj. erst im jahr 2008, nach der unabhängigkeit des kosovos, wandte er sich von seselj ab, um fortan eine gemäßigte, pro-europäische richtung zu verfolgen. ein wendehals also? die frage ist berechtigt, und eine endgülti- ge antwort darauf steht noch aus. fest steht aber, dass vucic, seit er 2012 regierungsver- antwortung übernahm, entschlossen gegen die korruption vorgegangen ist. er machte den kampf gegen einige lange als unantast- bar geltende oligarchen zur chefsache. au- ßerdem gestand er in reden, zeitungsbei- trägen und interviews ein, dass seine phase als serbischer ultranationalist ein schwerer fehler war. ob er das auch so meint, kann naturgemäß nicht seriös beantwortet wer- den, aber zumindest bisher sprechen vucics taten für sich. nun, da er die alleinige ver- antwortung trägt und misserfolge auf nie- manden mehr abwälzen kann, wird er aller- dings auch keine ausreden mehr haben, sollten die angestrebten ziele verfehlt wer- den. das gilt besonders für die im januar be- gonnnen eu-beitrittsverhandlungen ser- biens, die vucic als wichtigste aufgabe sei- ner regierung bezeichnet. die vergangenen beiden wahlen zeigen, dass die politische landschaft serbiens sich grundlegend gewandelt hat. vucic ist motor und größter profiteur dieses wandels. „an- tieuropäische“ parteien sind von der bild- fläche verschwunden. bei der wahl 2012 verfehlte die radikale partei von vucics ehe- maligem idol seselj erstmals den einzug in das parlament. das war eine zäsur, denn die radikalen waren mit ihrer kriegshetzeri- schen rhetorik zwei jahrzehnte lang eine der populärsten parteien gewesen. bei der wahl scheiterte ein weiteres bekann- tes gesicht des serbischen nationalismus an der fünfprozenthürde: erstmals seit ih- rer gründung zieht die demokratische par- tei serbiens des letzten jugoslawischen prä- sidenten vojislav kostunica nicht das parla- ment ein. vucic ist es gelungen, fast alle konservativen, bürgerlichen und gemäßigt- nationalistischen stimmen auf sich zu ver- einen und die rechtsextremen kräfte zu marginalisieren. was er mit dieser macht anfangen wird, ist damit freilich nicht ge- sagt. michael martens ❚ der autor ist balkan- und türkei-korrespon- dent der „frankfurter allgemeinen zeitung“. klare machtverhältnisse in belgrad wahlkampf: plakate mit den präsidentschaftskandidaten bestimmen derzeit das straßenbild vieler afghanischer städte. © picture-alliance/dpa gut zwei wochen vor der parlamentswahl in ungarn am 6. april scheint die partei fi- desz mit ministerpräsident viktor orbán fester im sattel zu sitzen denn je. in den jüngsten umfragen zeichnete sich eine deutliche mehrheit ab. wegen der beson- derheiten des ungarischen wahlrechts ist ei- ne absolute mehrheit für die national-kon- servativen (fidesz im verbund mit der kdnp, die als eigenständige kraft aber nicht weiter auffällt) im nächsten parlament wahrscheinlich und sogar eine zweidrittel- mehrheit möglich. denn gut die hälfte der künftig 199 sitze werden per mehrheits- wahl über wahlkreise vergeben. an vielen kleinen stellschrauben hat die re- gierung das wahlrecht zu den eigenen gunsten gedreht. dennoch greift zu kurz, wer glaubt, die führungsposition orbáns auf manipulationen zurückführen zu kön- nen. der ministerpräsident hat nach seiner wahl 2010, als ungarn tief in der wirt- schaftskrise steckte, einige der probleme an- gepackt, die den bürgern auf den nägeln brannten. es gibt im bescheidenen ausmaß erleichterungen bei wohnnebenkosten und fremdwährungskrediten, defizit und wirt- schaftswachstum. die populistische rheto- rik orbáns, der überall im in- und ausland feinde der ungarn wittert, gehört zur be- gleitmusik, die seine anhänger begeistert und seine gegner abstößt. orbán sagt: „un- ser wahlprogramm ist mit einem wort zu- sammenzufassen: weitermachen.“ zum bild gehört die schwäche der mitte- links-opposition. führende kraft ist dort die sozialistische partei mszp. als nachfol- gerin der einstigen staatspartei verfügt sie immer noch über ressourcen und präsenz im ganzen land. der parteivorsitzende at- tila mesterházy hat diesen vorteil des appa- rats geschickt ausgespielt, als es darum ging, wer die opposition als spitzenkandidat an- führen solle. denn es gab zwei weitere aspi- ranten, die früheren ministerpräsidenten gordon bajnai (partei gemeinsam) und fe- renc gyurcsány (dk). streit und affären dass diese drei einan- der offensichtlich widerstrebenden charak- tere nun in ein wahlbündnis namens „re- gierungswechsel“ genötigt wurden, um überhaupt eine chance zu haben, ist wohl die folgenreichste auswirkung des wahl- rechts. denn sie finden keine gemeinsame agenda, sondern machen vor allem durch streit, fehler und affären auf sich aufmerk- sam. der disziplinierten fidesz-partei fällt es leicht, den „regierungswechsel“ vor sich herzutreiben. dabei böte auch fidesz einer aggressiven opposition angriffsflächen. es gib ungereimtheiten im zusammenhang mit der vergabe von land und tabaklizen- zen. die lebensbedingungen – vor allem auf dem land – sind immer noch ange- spannt. und es gibt einen gewaltigen exo- dus an gut ausgebildeten ungarn ins euro- päische ausland. diese themen werden von der rechtsextre- men partei jobbik (die besseren) bedient. jobbik ist mit parolen gegen roma und ju- den 2010 ins parlament eingezogen und machte dort mit entsprechenden aktionen weiter stimmung. orbán hat ihnen etwas wasser abgegraben, indem er selbst großzü- gig nationales pathos austeilte. jetzt im wahlkampf versucht jobbik, mit einer ge- mäßigteren rhetorik bürger zu gewinnen, die fidesz kritisch sehen, aber keinesfalls das linksbündnis wählen wollen. anschei- nend nicht ohne erfolg: in umfragen nä- hern sie sich wieder ihrem stand von 2010, als sie 17 prozent erhielten. nicht ohne aussicht, wieder ins parlament einzuziehen, ist die grün-liberale partei lmp. sie schien am ende zu sein, als sie sich über der frage spaltete, ob sie dem links- bündnis beitreten solle. doch dessen schwäche ist die chance der rest-lmp, die in umfragen an der fünf-prozent-hürde schnuppert. eine vielzahl weiterer parteien – insgesamt sind es 18 – hofft auf einen überraschungserfolg, doch hat es keine von ihnen bislang geschafft, die demoskopische wahrnehmungsschwelle zu überwinden. eine ausnahme bilden die listen der min- derheiten, für die eine erniedrigte schwelle gilt, um einen abgeordneten zu entsenden. aussichten haben die beiden größten min- derheiten: die roma und die deutschen. allerdings darf diese listen nur wählen, wer sich zuvor registriert hat – und der darf dann keinen wahlkreiskandidaten mehr wählen. ob dies fidesz nützt, wie teilweise geargwöhnt wurde, ist ungewiss und vor al- lem angesichts des großen vorsprungs un- erheblich. stephan löwenstein ❚ der autor ist ungarn-korrespondent der „frankfurter allgemeinen zeitung“. zweidrittel-mehrheit absehbar ungarn bei parlamentswahl zeichnet sich sieg der partei von ministerpräsident orbán ab ungarns ministerpräsident viktor orbán © picture-alliance/dpa wahlsieger: aleksandar vucic © picture-alliance/dpa serbien fortschrittspartei erringt bei parlamentswahlen absolute mehrheit der sitze afghanistan anfang april wird am hindukusch ein neuer präsident als nachfolger hamid karzais gewählt schachern um stimmen weiterführende links zu den themen dieser seite finden sie in unserem e-paper die linksfraktion ist mit ihrer forderung, den am 4. oktober 2001 ausgerufenen nato-bündnisfall umgehend zu beenden, gescheitert. einen entsprechenden antrag (18/202) lehnte der bundestag am don- nerstag mit den stimmen von cdu/csu und spd ab. bündnis 90/die grünen ent- hielten sich. die linke hatte argumentiert, dass die vo- raussetzungen für den bündnisfall nach ar- tikel 5 des nordatlantikpaktes von beginn an nicht vorgelegen hätten. selbst diejeni- gen, die vertreten hätten, dass die angriffe vom 11. september 2001 ein bewaffneter angriff im sinne des artikels 51 der un- charta gewesen seien, könnten zumindest 13 jahre später nicht mehr behaupten, dass eine militärische reaktion zur abwehr die- ses angriffs noch erforderlich sei. „das aus- nahmerecht ist zum dauerrecht gemacht worden“, kritisierte der außenpolitische sprecher der linksfraktion, wolfgang geh- rcke, die situation. einsätze sollten damit nicht weiterhin begründet werden. thomas hitschler (spd) verwies darauf, dass sich die regierung bereits dafür einset- ze, das deutsche engagement in nato-mis- sionen auf eine andere grundlage als den bündnisfall zu stellen. es sei aber nicht möglich, sämtliches engagement in missio- nen, die auf grundlage des bündnisfalls be- gonnen wurden, umgehend einzustellen. „operationen dieser größenordnung set- zen eine verlässlichkeit der bündnispartner voraus.“ operationspläne würden mit mo- natelangem vorlauf ausgearbeitet. roderich kiesewetter (cdu) sagte, es sei nicht möglich, den bündnisfall einseitig zu beenden. einer solchen änderung müssten alle 28 nato-mitglieder zustimmen. es ge- be aber mindestens zwei mitglieder, die auf den fortbestand des bündnisfalls bestün- den. „die bundesregierung ist seit zwei jah- ren dabei, hier überzeugungsarbeit zu leis- ten“, um eine änderung des mandats zu er- reichen, sagte kiesewetter. neue mechanismen tobias lindner (bündnis 90/die grünen) vertrat die auf- fassung, dass die konkrete bedrohung, die 2001 grund für die ausrufung des bündnis- falls gewesen sei, heute nicht mehr bestehe. die grünen seien daher auch für eine been- digung des bündnisfalls. deutschland kön- ne ihn aber nicht einfach unilateral für be- endet erklären. vielmehr müssten mecha- nismen erarbeitet werden, die eine regelmä- ßige überprüfung des bündnisfalls durch die vertragspartner ermöglichen und zu ei- ner beendigung führen könnten, wenn eine überwiegende zahl der staaten dies wün- sche, betonte lindner. joh ❚ keine alleingänge nato linke scheitern mit antrag für ein ende des bündnisfalls der bundestag hat beschlossen, eine kom- mission „zur überprüfung und sicherung der parlamentsrechte“ bei auslandseinsätzen der bundeswehr einzusetzen – doch die opposi- tion verweigert die teilnahme. nach einer kontroversen debatte stimmten die abgeord- neten von cdu/csu und spd vergangenen donnerstag für ihren gemeinsamen antrag (18/766). linke und grüne lehnten ihn ab, fanden aber mit ihren jeweiligen anträgen (18/775, 18870) keine mehrheit. das argu- ment der beiden oppositionsfraktionen: sie würden nicht „feigenblatt“ in einer kommis- sion sein wollen, die am ende abstriche beim parlamentsbeteiligungsgesetz empfehlen könnte, und sie machten das an einem punkt fest: die koalition habe es kategorisch abge- lehnt, die formulierung nicht nur einer „si- cherung“, sondern einer „stärkung“ der par- lamentsrechte in den einsetzungsbeschluss aufzunehmen. „nicht wir sind es, die sich hier verweigern, sie sind gegen alles, was nicht nach ihrer pfeife tanzt“, sagte agniesz- ka brugger (grüne) in richtung von union und spd. deren „kategorische ablehnung“ auf den vorschlag der opposition einzuge- hen, zeige, dass es der koalition in wahrheit um eine „abschwächung“ und „aufwei- chung“ des parlamentsvorbehalts gehe. alexanders.neu(dielinke)warfunionund spd vor, mit einer etwaigen abgestuften in- tensität der parlamentsbeteiligung in der fra- ge von integrierten stäben und verbänden bei natoundeueinen„mitmachautomatismus“ schaffen zu wollen. wenn partner wie die usa, großbritannien oder frankreich „mal wieder der auffassung sind, die welt vor ir- gendwelchen schurken zu retten und einen kampf führen zu müssen“, geriete die bun- desregierung so erheblich unter druck, das mitzutragen. rolf mützenich (spd) verwies auf den auftrag an die kommission, die „konkrete hand- lungsoptionen möglichst im konsens“ emp- fehlen soll. „ich hätte mir die beteiligung al- ler fraktionen gewünscht“ – schon allein des- halb, weil 2004/2005 rot-grün das parla- mentsbeteiligungsgesetz allein auf den weg gebracht habe und damals andere vorstellun- gen aus den reihen der union nicht berück- sichtigt worden seien. „mit der verweigerung zur mitarbeit verengen sie die debatte“, sagte mützenich in richtung opposition: „die ein- ladung zur mitarbeit besteht weiterhin.“ »juwel« johann wadephul (cdu) stellte klar, dass die kommission in dem bewusst- sein eingesetzt werde, „die parlamentsrechte bei der mandatierung von auslandseinsätzen ein wirkliches juwel unserer parlamentari- schenarbeitsind,welcheswirsichernwollen“. dazu gehöre angesichts engerer zusammen- arbeit mit den partnern und neuer sicherheits- politischer anforderungen auch die überprü- fung der mandatierungspraxis. „die schluss- entscheidung trifft der deutsche bundestag“, sagte wadephul mit blick auf mögliche ände- rungsvorschläge der kommission. ahe ❚ sichern – oder stärken auslandseinsätze kommission prüft parlamentsbeteiligung