späte einsicht n iemand hat mit einer solch drastischen ver- schärfung gerechnet: im dezember 2013 wurden im westafrikanischen guinea die ersten ebola- verdachtsfälle gemeldet, im februar 2014 kamen erkrankungen in sierra leone und liberia hinzu. das gefährliche fieber ver- breitete sich viel schneller als bei epide- mien in der vergangenheit, es ist der schlimmste ausbruch seit vier jahrzehnten. schon im juni warnte die hilfsorganisation ärzte ohne grenzen, das ebola-virus sei „außer kontrolle“ geraten, das ausmaß der epidemie in westafrika beispiellos. es dau- erte aber noch weitere monate, bis die inter- nationale staatengemeinschaft den wirkli- chen ernst der lage zu begreifen schien. in- zwischen waren auch verdachtsfälle in an- grenzenden ländern bekannt geworden und die sorge ging um, das virus könnte nach nigeria überspringen, in einem land mit mehr als 150 millionen einwohnern. aus den anfangs mehreren hundert fällen sind inzwischen laut weltgesundheitsorga- nisation (who) mehr als 6.000 geworden und experten fürchten, dass das noch lange nicht der höhepunkt ist. die who rechne- te unlängst hoch, dass sich allein bis no- vember bis zu 20.000 menschen anstecken könnten. bislang sind fast 3.000 menschen der seuche zum opfer gefallen. brandbrief liberia, guinea und sierra leo- ne sind ohne fremde hilfe nicht in der la- ge, die epidemie wirksam zu bekämpfen, es mangelt an medizinischer ausrüstung, an hygienestandards und geschultem personal. der un-sicherheitsrat kam mitte septem- ber erstmals wegen einer akuten epidemie zu einer sondersitzung zusammen und wer- tete die ebola-krise in einer drastischen botschaft als „gefahr für frieden und si- cherheit der welt“. die un fordern eine milliarde dollar zur bekämpfung der epide- mie, deutlich weniger ist bisher von den staaten zugesagt worden. liberias staatsprä- sidentin ellen johnson-sirleaf wandte sich in einem schreiben direkt an bundeskanzle- rin angela merkel (cdu): „ohne mehr di- rekte hilfe von ihrer regierung werden wir diese schlacht gegen ebola verlieren.“ die usa schicken nun 3.000 soldaten in das krisengebiet, auch die bundeswehr will mit einer luftbrücke vom senegal aus hel- fen. so soll unter anderem eine mobile krankenstation für die behandlung von rund 50 patienten in liberia aufgebaut wer- den. verteidigungsministerin ursula von der leyen (cdu) sucht freiwillige für einen einsatz, der erkennbar nicht ohne risiko ist – dennoch meldeten sich bis freitag vergan- gener woche mehr als 4.500 freiwillige aus der bundeswehr. kurz zuvor stand die ebola-krise erstmals auch im bundestag in einer vereinbarten debatte auf der tagesordnung. die opposi- tion hielt mit ihrer kritik am krisenmanage- ment nicht hinter dem berg: zu spät, zu zö- gerlich, zu unkoordiniert seien die maßnah- men und hilfen der bundesregierung. michael roth (spd), staatsminister im aus- wärtigen amt, gestand angesichts des aus- maßes der katastrophe ein: „eine blaupause zur lösung der ebola-krise haben wir nicht.“ trotz aller bemühungen werde es noch monate dauern bis die epidemie un- ter kontrolle sei. roth verwies darauf, dass seit ausbruch der krise von der bundesre- gierung 17 millionen euro an sofort- und entwicklungshilfen bereitgestellt worden – und nunmehr weitere hilfsmaßnahmen in vorbereitung seien, etwa die einrichtung ei- ner luftbrücke und einer krankenstation durch die bundeswehr und der aufbau ei- nes mobilen krankenhauses durch das deutsche rote kreuz. niema movassat (die linke) kritisierte, dass die bundesregierung die gewachsene außen- politische verantwortung vor allem militä- risch verstehe. die usa hätten 140 millio- nen dollar für die ebola-bekämpfung be- reitgestellt, kuba 165 ärzte und pfleger ge- schickt: „deutschland aber, die viertgrößte wirtschaftsnation der welt, steht immer noch auf der bremse.“ thomas silberhorn (csu), staatssekretär im ministerium für wirtschaftliche zusam- menarbeit und entwicklung (bmz), beton- te, dass die eu bisher 170 millionen euro zur bewältigung der krise bereitgestellt ha- be und der deutsche anteil daran rund 20 prozent betrage. das bmz unterstütze zudem die aktuellen maßnahmen der who mit zehn millionen euro – mittel, die in aufklärungskampagnen, in die weiterbil- dung von medizinischem personal, in wei- tere behandlungsstationen, medikamente und schutzkleidung investiert würden. kordula schulz-asche (bündnis 90/die grünen) warf der koalition vor, die hilferu- fe von who und hilfsorganisationen über wochen „fahrlässig“ überhört zu haben. der entschließungsantrag der koalitions- fraktionen enthalte „ankündigungen, nichts konkretes, keine geldsummen, keine konkreten forderungen oder beschreibun- gen, wer konkret was übernimmt“. mit ihrem entschließungsantrag (18/2609) für eine aktionsprogramm in höhe von 50 millionen euro konnten sich die grünen ebenso wenig durchsetzen wie die links- fraktion mit ihrer forderung nach 100 mil- lionen euro für die „roadmap“ der who (18/2608). der entschließungsantrag von cdu/csu und spd (18/2607), in dem die bundesregierung aufgefordert wird, im „fal- le einer ausweitung der ebola-epidemie“ den beitrag für die who, ärzte ohne gren- zen und andere organisationen „erneut zu erhöhen“, wurde in die ausschüsse überwie- sen. claus peter kosfeld/alexander heinrich t freiwillige desinfektionshelfer in sierra leone ©©picturepicture--alliancealliance/aa/aa späte einsicht westafrika lange wurde die ausbreitung des ebola-virus unterschätzt – jetzt läuft die internationale hilfe an 10 europa und die welt das parlament - nr. 40-41 - 29. september 2014 »geld allein reicht nicht, wir brauchen personal« interview florian westphal, geschäftsführer von »ärzte ohne grenzen«, warnt vor einer weiteren ausbreitung von ebola herr westphal, „ärzte ohne grenzen“ ist seit märz 2014 mit mehr als 2.000 mitarbeitern im ebola-gebiet in west- afrika im einsatz. wie erleben die helfer die lage? die situation ist sehr schwierig, um nicht zu sagen katastrophal. wir stoßen an die grenzen unserer kapazitäten. besonders schlimm ist es in monrovia, der haupt- stadt liberias. dort kommen viel mehr in- fizierte patienten in unsere behandlungs- zentren, als wir aufnehmen können. wir sind gezwungen, einige zurückzuweisen. das ist sehr tragisch und auch für unsere kollegen vor ort enorm belastend. sie wis- sen ja, dass diese menschen vom tode be- droht sind und dass sie sehr wahrschein- lich weitere anstecken werden. unter welchen bedingungen arbeiten die helfer? können sie sich ausreichend vor einer ansteckung schützen? unsere helfer sind gut geschützt. und wir haben sehr strenge regeln erlassen. so sol- len die ärzte immer in zweierteams arbei- ten, um sicherzustellen, dass sie die hygie- nevorschriften genau einhalten. der ein- satz vor ort ist zudem auf einige wochen begrenzt, denn mit zunehmender erschöp- fung nimmt die disziplin ab und das risi- ko einer ansteckung wird größer. die kol- legen arbeiten ja bei extremer hitze in den schutzanzügen, das ist körperlich sehr an- strengend. und auch die psychische belas- tung ist groß. die ärzte haben es ständig mit patienten zu tun, die sie letztlich nicht vor dem tod bewahren können. ihre organisation betreibt in den am meisten betroffenen ländern, sierra leo- ne, liberia und guinea, insgesamt fünf isolierstationen. was können die ärzte dort für die kranken tun? ebola zu behandeln, ist medizinisch nicht sehr kompliziert. die ärzte versuchen in erster linie, den hohen flüssigkeitsverlust der patienten auszugleichen, und sie verab- reichen schmerzmittel. immer wieder wer- den menschen gesund. doch in den meis- ten fällen können wir den patienten nur einen würdevollen tod ermöglichen. darüber hinaus versuchen wir, auch außer- halb der zentren zu arbeiten. wir gehen in die dörfer, um weitere infizierte zu finden und die bevölkerung über die risiken auf- zuklären. absoluten vorrang hat im mo- ment aber die behandlung der kranken – und tragischerweise auch die bestattung der leichen. das sollten eigentlich nicht wir ärzte machen müssen, aber es ist leider notwendig in dieser situation. die bundesregierung hat jetzt die fi- nanziellen hilfen für den kampf gegen die epidemie auf 17 millionen euro auf- gestockt, auch die weltgesundheitsorga- nisation (who) stellt mehr mittel zur verfügung. reicht das denn überhaupt? nein, bis jetzt reicht das alles nicht. geld ist im moment auch nicht das größte pro- blem, es sind die völlig unzureichenden kapazitäten vor ort. es fehlt überall an spezialisiertem personal zur behandlung der patienten. außerdem müssen die kon- takte, die infizierte mit anderen menschen gehabt haben, weiterverfolgt werden. dazu sind viele helfer notwendig. es mangelt auch an laborkapazitäten, denn es müssen sehr schnell sehr viele blutproben auf das virus getestet werden. aus diesen gründen drängen wir seit längerem darauf, dass schnellstmöglich entsprechendes material und personal in die region geschickt wird. mit geld allein können wir jetzt, wo hilfe am dringendsten gebraucht wird, nicht mehr ausrichten. bei der bundeswehr haben sich jetzt mehr als 4.500 freiwillige zum einsatz im ebola-gebiet gemeldet. das begrüßen wir. das ist ein erster wichti- ger schritt. es reicht in dieser situation aber nicht, einen guten willen und mut zu haben, sondern die betroffenen länder brauchen, das betone ich noch mal, gut ausgebildetes und gut vorbereitetes perso- nal. entscheidend ist auch, dass die helfer schnell ins krisengebiet kommen, denn uns rennt die zeit weg. das virus breitet sich enorm schnell aus, möglicherweise auch auf weitere länder. wir haben das schlimmste bei weitem noch nicht über- standen. seit dem ausbruch der epidemie sind sechs monate vergangen. warum hat die weltgemeinschaft erst jetzt reagiert? die gründe sind mir unbekannt und uner- klärlich. sowohl die bundesregierung als auch die who haben das ausmaß der ka- tastrophe viel zu lange nicht begriffen. wir haben in den vergangenen monaten im- mer und immer wieder gewarnt, aber nie- mand hat auf uns gehört. westafrika galt bisher als vergleichs- weise stabile region auf dem kontinent. welche folgen hat nun die epidemie? droht in den betroffenen ländern ein zusammenbruch der gesellschaften? ich will den teufel nicht an die wand ma- len. sierra leone und liberia haben sich zuletzt politisch und wirtschaftlich gut ent- wickelt. und das, nachdem diese länder zuvor äußerst brutale konflikt erlebt ha- ben. sie waren gerade dabei, sich davon zu erholen. klar ist, dass beide länder jetzt noch lange unsere unterstützung brauchen werden, auch wenn ebola hoffentlich ir- gendwann eingedämmt ist. das gesund- heitssystem ist bereits weitgehend zusam- mengebrochen. andere krankheiten wie malaria oder schwangerschaftskomplika- tionen können vielerorts nicht mehr be- handelt werden. die leute trauen sich nicht mehr ins krankenhaus oder die krankenhäuser sind geschlossen, denn oft ist das personal selbst infiziert oder es geht aus angst vor ansteckung nicht mehr zur arbeit. die wirtschaftlichen auswirkungen sind ebenfalls enorm. handel, landwirt- schaft, industrie liegen praktisch brach. die auswirkungen der epidemie auf die bevölkerung müssen unbedingt abgefedert werden, um eine destabilisierung der regi- on zu verhindern. t das gespräch führte johanna metz. weiterführende links zu den themen dieser seite finden sie in unserem e-paper florian westphal ist geschäftsführer der deutschen sektion der hilfsorganisation. ©barbara©barbarasiggesigge/ärzteohnegrenzen/ärzteohnegrenzen europäische lösung europa eu-kommissar oettinger will digitalen binnenmarkt der designierte eu-kommissar für digitale wirtschaft und gesellschaft, günther oet- tinger (cdu), sieht in der vollendung des digitalen binnenmarktes ein zentrales ziel seiner amtszeit. es gebe in der europäi- schen union einen „nahezu perfekten bin- nenmarkt“ für autos, weine oder hüte, sagte der bisherige energiekommissar in ei- ner sondersitzung des europaausschusses am vergangenen donnerstag. doch ausge- rechnet die digitale agenda unterliege noch immer der nationalen regulation. dabei kenne digitalität keine nationalen gebietsgrenzen, betonte oettinger. auch datenschutz sei ein thema, das man nur europäisch lösen könne. der kommissar will auch den ausbau der digitalen infrastruktur in der eu beschleu- nigen. „wir brauchen in allen mitglieds- ländern eine einigermaßen gleiche aus- baugeschwindigkeit für die digitalen net- ze“,forderte oettinger. er gab zu bedenken, dass die zunehmende digitalisierung der alltagswelt wichtige fragen aufwerfe. was passiere etwa, wenn google irgendwann autos baue und die deutschen nur noch das aluminium oder die polster beisteuerten?, fragte oettinger. „die digitale entwicklung zielt auf unsere wertschöpfung, auf den kern unserer real- wirtschaft“, warnte er. hier wolle er sich als zuständiger kommissar für den standort deutschland stark machen. das urheberrecht, das ebenfalls in oettin- gers künftigen aufgabenbereich fällt, be- zeichnete er als eines der schwierigsten ar- beitsfelder. es gehe darum, eine balance zu finden zwischen dem interesse der ver- braucher, möglichst freien zugang zu in- halten zu haben, und dem bedürfnis von schriftstellern, drehbuchautoren oder mu- sikern, ihre produkte zu vermarkten und von ihnen leben zu können. oettinger plä- dierte für einen mittelweg und kündigte bis mitte des kommenden jahres die vorla- ge eines gesetzentwurfes an. die abgeordneten interessierte unter ande- rem, inwieweit oettinger in brüssel die in- teressen der verbraucher vertreten wolle. und ob er die europäische datenschutz- grundverordnung voranbringen werde, für die sich das eu-parlament seit längerem engagiere. oettinger sicherte zu, dass er „so viele verbraucherrechte wie möglich“ wah- ren wolle, etwa beim roaming oder im be- reich netzneutralität. jedoch müssten eu- ropäische telekommunikationsfirmen im wettbewerb mit den „giganten“ aus asien und den usa auch mithalten können. die datenschutzverordnung liege dem euro- päischen rat bereits seit zwei jahren vor. dieser dürfe das thema nun nicht länger vertagen, mahnte oettinger. seine forde- rung: „wir müssen alles tun, damit die na- tionalen regierungen zur europäisierung des datenschutzrechts bereit sind.“ joh t eu-freihandel polarisiert entwicklung ii streit um wirtschaftspartnerschaftsabkommen die fraktionen von linken und grünen sind mit ihrer forderung gescheitert, die wirtschaftspartnerschaftsabkommen der eu (epa) über freihandel mit afrikani- schen, karibischen und pazifischen staaten zu stoppen und neue verhandlungen „oh- ne druck und fristen“ aufzunehmen. ei- nen antrag beider fraktionen (18/2603) und einen weiteren entsprechenden antrag der linksfraktion (18/1615) lehnten die koalitionsfraktionen von cdu/csu und spd am vergangenen freitag ab. linke und grüne hatten argumentiert, dass trotz zu- geständnissen der eu zu befürchten sei, dass die epas teils „zu massiven ver- schlechterungen für kleinproduzenten im agrar- und industriebereich führen, die nun nicht mehr durch importbeschrän- kungen vor der übermächtigen konkurrenz durch europäische agrarunternehmen ge- schützt werden können“. liberalisierung die afrikanische länder hätten sich zwölf jahre lang gegen die ge- plante liberalisierung gewehrt, weil sie da- rin zurecht eine „massive bedrohung für die existenz von kleinbauern und für ar- beitsplätze“ sehen würden, sagte heike hänsel (die linke). sie forderte eine ende der „eu-erpressungspolitik“. „wir wollen neue mandate, die die selbstbestimmte entwicklung in diesen ländern stärken.“ frank heinrich (cdu) plädierte dafür, die umsetzung und auswirkungen der ab- kommen genau zu beobachten. auch seine fraktion stehe zu nachhaltiger entwick- lung, „partnerschaft auf augenhöhe“ und zum ziel gerechter handelsregelungen und fairer absatzchancen. bei chancen und po- tentialen der epas komme man aber zur einer anderen bewertung als die oppositi- on, die dazu neige, vor allem die risiken und gefahren zu sehen. uwe kekeritz (grüne) sprach von einer „knallharten erpressung“ der eu, die enor- men politischen druck aufgebaut habe. mit den abkommen müssten sich ausgerechnet jene afrikanischen länder, die wirtschaftli- che fortschritte gemacht hätten, ihren markt öffnen für europäische produkte. einheimische produkte, und damit die ein- heimische industrie, hätten in diesem wett- bewerb keine chance. standards sascha raabe (spd) hingegen konnte dem grundgedanken der epas, die den süd-süd-handel fördern sollen, auch positives abgewinnen. wahr sei aber auch, dass die verhandlungen von eu-seite „sehr von oben herab, sehr intransparent“ ge- führt worden seien. raabe sprach sich für nachverhandlungen aus – machte aber auch darauf aufmerksam, dass die ableh- nung einiger länder auch daher rühre, weil sie sich weigerten arbeits-, sozial- und menschenrechtsstandards in die abkom- men aufzunehmen. keine mehrheit fand zudem ein weiterer antrag der linksfraktion (18/1328), in dem sie sich für die „herstellung sozialer gleichheit und gerechter wirtschaftsstruk- turen“ als zentrale anliegen nachhaltiger entwicklungsziele (sustainable develop- ment goals, sdg) stark gemacht hatte. zu den sdg hatten die vereinten nationen in der vergangenen woche einen entwurf mit 17 zielen vorgelegt, die vor allem auch die industrienationen in sachen armutsbe- kämpfung und soziale gerechtigkeit, bei klimawandel und ressourcenverbrauch stärker in die pflicht nehmen sollen als bis- her. im herbst kommenden jahres wollen die vereinten nationen die neuen ziele ver- abschieden, die dann an die stelle der bis- her gültigen millenniumsentwicklungsziele treten sollen. ahe t mehr transparenz entwicklung i neue regeln für import von mineralien die eu-pläne für eine zertifizierung auf basis freiwilliger selbstverpflichtungen durch unternehmen beim import von mi- neralien sind im ausschuss für wirtschaftli- che entwicklung und zusammenarbeit auf geteiltes echo gestoßen. ein vertreter des ministeriums für wirt- schaftliche zusammenarbeit und entwick- lung (bmz) sagte am vergangenen mitt- woch im ausschuss, im kern gehe es da- rum, ein kontrollsystem bei mineralien wie zinn, tantal, wolfram und gold auf- zubauen. dies solle verhindern, dass mit dem verkauf dieser metalle bewaffnete konflikte in krisenregionen finanziert wer- den. konkret sei geplant, dass europäische unternehmen auf freiwilliger basis ein kontrollsystem entlang der lieferketten einrichten sollen. als anreiz plane die eu, eine liste der beteiligten „verantwortlichen unternehmen“ zu erstellen. unternehmen, die sich nicht am kontrollsystem beteilig- ten, müssten nach dem prinzip „name and shame“ reputationsverluste in kauf neh- men. vertreter der fraktionen die linke und bündnis 90/die grünen kritisierten, dass sich die eu nicht zu verbindlichen aufla- gen durchringen könne. freiwillige maß- nahmen seien „nicht zielführend“, die fra- ge des umgangs mit den konfliktminera- lien werde dem „freien spiel des markts überlassen“, sagte ein vertreter der links- fraktion. er verwies – wie auch ein vertreter der spd-fraktion – unter anderem darauf, dass die usa mit dem „dodd-frank-act“ seit 2010 unternehmen verbindliche do- kumentations- und publizitätsverpflich- tungen bei mineralimporten auferlegen würden. ein vertreter der grünen kritisierte, dass der minister für wirtschaftliche zusam- menarbeit und entwicklung, gerd müller (csu), verpflichtende standards für die textilindustrie fordere, die bundesregie- rung bei der verhinderung eines imports von sogenannten konfliktmineralien hin- gegen weiter auf freiwillige selbstverpflich- tungen der unternehmen setze. auf euro- päischer ebene sei es die bundesregierung, die in dieser frage bremse. ein vertreter der cdu/csu-fraktion be- zeichnete den zertifizierungsprozess als „relativ schwierig“ beziehungsweise auf- wendig – etwa durch den umstand, dass die herkunft importierter und bereits in- dustriell aufbereiteter metalle nach schmelz- und veredelungsprozessen wo- möglich schwer zu ermitteln sei. eine vertreterin des wirtschaftsministeri- ums betonte im ausschuss, dass die ge- planten freiwilligen selbstverpflichtungen „durch bedingungen untermauert“ seien. es sei zudem geplant, die zertifizierung nach drei jahren einer überprüfung zu un- terziehen. alexander heinrich t