debatten und randale 10 europa und die welt das parlament - nr. 27-29 - 03. juli 2017 debatten und randale g20-gipfel bundeskanzlerin merkel wünscht sich ein klares signal für freihandel und klimaschutz – und friedliche proteste. die opposition fordert härte in der auseinandersetzung mit us-präsident trump für die hamburger polizei wird es der größte einsatz ihrer ge- chichte: schätzungsweise 15.000 beamte werden im ein- satz sein, wenn ende dieser wo- che die staats- und regierungs- chefs der 19 führenden industrie- und schwellenländer sowie der europäischen union in die hansestadt kommen, um im format der g20 über globale fragen und weltpolitische weichenstellungen zu spre- chen (siehe stichwort). erwartet werden neben bundeskanzlerin angela merkel (cdu) und frankreichs neuem präsiden- ten emmanuel macron auch schwierige gäste wie die präsidenten der türkei, chi- nas, russlands und der usa, recep tayyip erdogan, xi jinping, wladimir putin und donald trump. dazu kommen rund 6.500 begleitpersonen, journalisten und mindestens hunderttausend demons- tranten aus dem in- und ausland, von de- nen viele schon gewaltsame proteste ange- kündigt haben. in zum g20-gipfel äußerte merkel am vergange- nen donnerstag die hoffnung, dass die demonstrationen, die in einer demokratie absolut „legitim“ seien, friedlich verlaufen – und das motto einer autonomen protest- gruppe am ende nicht wahr wird: will- kommen in der hölle. regierungserklärung tausende ihrer heterogene gruppe die g20-staaten re- präsentieren zwei drittel der weltbevölke- rung, fast 90 prozent der weltweiten wirt- schaftsleistung und etwa 80 prozent des globalen handels. dabei sind sie eine äu- ßerst heterogene gruppe von ländern, ei- ne bunte mischung von demokratien und autokratien, die in der hansestadt unter deutscher präsidentschaft eine gemeinsa- me linie in sachen freihandel, klima- schutz und entwicklung finden wollen. die bundesregierung ließ im vorfeld ver- lautbaren, dass es nur eine gemeinsame abschlusserklärung geben soll – themen, über die keine einigung erzielt wird, sollen ausgespart werden. letzteres szenario dürfte in diesem jahr wahrscheinlicher sein, nachdem us-präsi- dent donald trump erklärt hat, das pariser klimaabkommen aufkündigen zu wollen. „dieser gipfel wird anders als die bisheri- gen“, zeigte spd-fraktionschef thomas oppermann sich im bundestag überzeugt. das erste mal seit gründung des formats im jahr 2008 trete der westen bei grund- sätzlichen themen nicht mehr einheitlich auf. trump stelle die offene gesellschaft in frage und versuche internationale verträge und institutionen zu schwächen. ange- sichts dessen müssten sich die übrigen staaten auf dem g20-gipfel eindeutig ge- gen den us-präsidenten positionieren, for- derte oppermann. „in hamburg muss ge- zeigt werden: die welt steht in der klima- frage zusammen.“ »offenkundiger dissens« merkel sprach von einem „offenkundigen dissenz“ in der klimapolitik. „es wäre nur unaufrichtig, wenn wir ihn übertünchen würden.“ eine „19:1-erklärung“ gegen trump lehnte die kanzlerin aber ab. auch wenn sie schwieri- ge gespräche in hamburg erwarte, sei das ziel des treffens, „gemeinsame lösungswe- ge“ zu finden. zugleich betonte sie, dass mit der abkehr der usa vom klimavertrag seien die eu-staaten „entschlossener denn je“, das abkommen zum erfolg zu führen. grünen-fraktionschef anton hofreiter warf merkel vor, dass ihr handeln beim klimaschutz ihren worten „diametral ent- gegen“ stehe. während sie auf internatio- naler bühne von klimaschutz rede, sei deutschland weiter der größte verbrenner von braunkohle weltweit. zudem habe die bundesregierung den ausbau erneuerbarer energien „mit zehn deckeln versehen“. es reiche nicht, den klimaschutz zu wollen, hamburg rüstet sich für das treffen der wirtschaftsmächte. tausende polizisten aus dem gesamten bundesgebiet sichern schon jetzt die innenstadt. © picture-alliance/dpa volker bemängelte hofreiter. „das entscheidende beim klimaschutz ist, dass man handelt und erfolge erzielt.“ unions-fraktionschef kauder (cdu) gab dem grünen-politiker recht, „dass wir beim klimaschutz vorankommen müssen“. aber die bundeskanzlerin könne „nun wirklich nichts dafür, dass trump das klimaabkommen aufgekündigt hat“. erfolg könne man immer nur dann haben, „wenn die anderen auch mitmachen“. kritik am freihandel waren die fraktio- nen sich beim klimaschutz wenigstens in der zielsetzung einig, offenbarte die de- batte beim freihandel einmal mehr ganz unterschiedliche bewertungen. während merkel die hoffnung äußerte, das vom g20-gipfel ein „deutliches signal für freie märkte und gegen abschottung sowie ein klares bekenntnis zum multilateralen han- delssystem ausgeht“, da dieses „weltweit wachstum und wohlstand“ gebracht und armut reduziert habe, sprach linken-frak- tionschef dietmar bartsch von einer „un- fairen politik“. er warf der bundesregierung mit blick auf das jüngst ausgehandelte freihandelsabkommen zwischen der eu und japan vor, weiterzumachen, „als hätte es die öffentliche aufregung und die pro- teste gegen diese handelsabkommen (ttip und ceta, anm. d red.) nicht gegeben.“ die „verursacher der krisen, von flucht und hungersnöten, die zerstörer des welt- weiten klimas sind zum großen teil die g 20“, urteilte er. sie seien nur an der „ si- cherung von kapitalinteressen“ interessiert, wollten aber „am system der weltweiten ausbeutung durch freihandel und klima- zerstörung gar nichts verändern“. jürgen trittin (grüne) kritisierte, dass die eu weiter handelsabkommen „durch die hintertür“ abschließe und die regulierung der offenen märkte geheimen, privaten schiedsgerichten überlasse. bernd west- phal (spd) forderte die g-20-teilnehmer auf, einen beitrag dazu zu leisten, „handel fairer zu machen und verbindliche ver- braucher- und umweltschutzstandards zu vereinbaren“. johanna metz t > st i c hw o r t die gruppe der 20 > mitglieder seit 1999 haben sich in der g20 19 führende industrie- und schwel- lenländer und die europäische union zu- sammengeschlossen, um in finanz- und wirtschaftsfragen zu kooperieren. > treffen die staats- und regierungs- chefs treffen sich seit 2008 jährlich. den nächsten gipfel richtet hamburg vom 7. bis 8. juli 2017 aus, da deutschland seit dem 1. dezember 2016 die g20-prä- sidentschaft inne hat. im vorfeld fanden zahlreiche fachministertreffen statt. > deutsche ziele schwerpunkte der deutschen präsidentschaft sind neben klima- und handelspolitik die wirtschaft- liche teilhabe von frauen und ein nach- haltiger wirtschaftlicher fortschritt in afrika. zankapfel nato-aufrüstung sicherheit streit um zwei-prozent-ziel und waffenexporte »waffen werden gekauft, um kriege zu führen, aus keinem anderen grund.« jan van aken (die linke) in die opposition wirft der bundesregierung vor, zu wenig für die abrüstung zu tun und konflikte in der welt durch waffenexporte anzuheizen. in zwei debatten – zur abrüs- tungs- und zur rüstungsexportpolitik – wehrten sich vertreter von union und spd vergangene woche gegen die vorwürfe: sie verwiesen auf eine angespannte internatio- nale sicherheitslage, die den raum für wei- tere abrüstungsschritte zunehmend einenge. linke und grüne fordern in einer reihe von anträgen (18/12799; 18/12800; 18/12898), dass die bundesregierung dem zwei-pro- zent-ziel der nato für mehr aufrüstung eine absage er- teilt und zudem investitio- nen bei streumunition und antipersonenminen verbie- tet. keine mehrheit fand ein gemeinsamer antrag von linken und grünen, die die bundesregierung der pflicht sehen, verhandlun- gen über einen atomwaffen- verbotsvertrag zu unterstüt- zen (18/11609; 18/12419). die linke scheiterte zudem mit einem antrag zum ab- zug der us-atomwaffen aus deutschland (18/6808). wolfgang gehrcke (die linke) stellte die frage, ob man einen sozialstaat oder einen „rüstungsstaat“ wolle. „beides zusammen geht nicht: kanonen und butter zusammen hat es nie gegeben.“ friedenpolitik sei mög- lich, „wenn man anderen ländern ängste nimmt und vertrauen aufbaut“. es sei eine „katastrophe“, dass die bundesregierung künftig zwei prozent des bruttoinlandspro- duktes für rüstung und damit bis zu 70 mil- liarden euro ausgeben wolle. gehrcke warb für ein besseres verhältnis zu russland. wa- rum sei es nicht möglich, sich gegenüber russland „solidarischer, kameradschaftli- cher, zugeneigter“ zu zeigen, so wie das auch bei israel der fall sei, fragte gehrcke. robert hochbaum (cdu) argumentierte, dass die sicherheitslage mit krisenherden wie in syrien, nordkorea und der ukraine eine andere geworden sei und damit „abrüstungspoli- tische fragestellungen“ nicht einfacher zu beant- worten seien. eines sei für ihn aber klar, betonte hoch- baum: fortschritte bei der abrüstung wie der inf-ver- trag und die start-verträge der 1980er jahre seien „nie- mals durch einseitige maß- nahmen oder einseitigen verzicht, sondern nur auf erreicht wor- augenhöhe den“. als jüngsten erfolg nannte hochbaum die anschaffung eines flugzeugs im rahmen des open-skies-ab- kommens. damit gebe es nun im sinne der rüstungstranzsparenz eine „eigene deutsche beobachtungsplattform“. agnieszka brugger (grüne) sprach hingegen von „vier verlorenen jahren für die abrüs- tungspolitik“. die bundesregierung habe der modernisierung der us-atomwaffen und ih- rer trägersysteme in deutschland zuge- stimmt. „sie zementieren den verbleib die- ser waffen in deutschland.“ bei den ver- handlungen von 120 staaten über ein welt- weites atomwaffenverbot nehme die bun- desregierung nicht einmal als beobachter teil. „sie sollten sich nicht mutlos hinter den atomwaffenmächten verstecken, weil das ein außenpolitisches armutszeugnis ist“, sagte brugger. das zwei-prozent-ziel der nato nannte sie „irrsinnig“. die mittel seien in ar- sicherheitspolitisch besser angelegt mutsbekämpfung, klimaschutz, bildung und krisenprävention. michael roth (spd), staatsminister im aus- wärtigen amt, sagte, dass der einsatz für ab- rüstung seit 1989 „noch nie so mühsam und beschwerlich“ gewesen sei. die sicherheits- lage in europas nachbarschaft habe sich mit kriegen wie in syrien „dramatisch ver- schlechtert“ und „die in jahrzehnten ge- wachsene abrüstungs- und rüstungskon- trollarchitektur steht unter enormen druck“. mit blick auf die verhandlungen zur atomwaffenächtung sagte roth: „das geht doch nur, wenn jene staaten mit am tisch sitzen, die über diese waffen verfügen.“ es gebe die berechtigte sorge, dass der atomwaffensperrvertrag (nvv) – „die basis aller be- mühungen für atomare ab- rüstung“ – in frage gestellt werde. einen schlagabtausch liefer- ten sich opposition und koalition in der frage deutscher rüstungsexporte. grundlage dieser debatte war ein antrag der grünen, die sich unter anderem für weniger waffen- ausfuhren und ein rüstungsexportkontroll- gesetz stark machen. der antrag wurde in die ausschüsse überwiesen (18/12825). katja keul (grüne) argumentierte, dass kriegswaffenexporte in spannungsgebiete deutsche sicherheitsinteressen gefährden und die eskalation bewaffneter konflikte be- fördern würden. „um ein haar hätten sich letzte woche saudische kriegsschiffe, made by lürssen, und katarische panzer, made by krauss-mafei wegmann, gegenübergestan- den.“ klaus-peter willsch (cdu) warnte davor, so zu tun, „als ob es in deutschland waffen quasi auf dem flohmarkt zu kaufen gäbe“. bei der prüfung von exportanträgen seien „keine hasardeure am werk“. wer deutsche sicherheitsinteressen in der welt sichern wolle, müsse „ländern, die nicht in der lage sind, ihre grenzen zu schützen, unter umständen helfen, einen küstenschutz aufzubauen“. jan van aken (die linke) kritisierte, dass saudi-ara- bien den jemen „zurück in die auch mit kampfflugzeugen der „deut- schen waffenschmiede rheinmetall“ bombe. „das hätten sie nicht nur ahnen können, sie hätten es wissen können. denn waffen werden gekauft, um kriege zu füh- ren, aus keinem anderen grund“, sagte van aken in richtung koalition. „es sind ihre exporte, die sie zu verantworten haben.“ aber es gebe auch eine gute nachricht: „sie können sie auch stoppen.“ ulrich hampel (spd) nahm für die koaliti- on und für den früheren wirtschaftsminis- ter sigmar gabriel (spd) in anspruch, die transparenz „exportkontrollpoliti- schen entscheidungen“ erhöht zu haben. so gebe es nun einen halbjährlichen rüs- tungsexportbericht. auch die kleinwaffen- exporte seien reduziert worden. „aber das reicht uns nicht. wir wollen ein verbot von kleinwaffenexporten an drittländer“, sagte hampel. alexander heinrich t steinzeit“ von »sie tun so, als ob es in deutschland waffen auf dem flohmarkt zu kaufen gäbe.« klaus-peter willsch (cdu) dunkles kapitel deutscher außenpolitik colonia dignidad die verbrechen der sekte in chile sollen nach dem willen des bundestages aufgearbeitet werden. erstmals können die opfer auf entschädigung hoffen es war ausgerechnet ein spielfilm, der eine festgefahrene und politisch unbequeme debatte wieder in gang brachte. vor etwas mehr als einem jahr hatte das polit-drama „colonia dignidad“ im auswärtigen amt premiere. auch wenn nicht alle szenen der historischen wahrheit entsprechen, bren- nen sich die grausamkeiten der terrorsekte ins gedächtnis. vergewaltigung, kindes- missbrauch, zwangsadoption, entführung und mord – die liste der unfassbaren ver- brechen in der von dem deutschen laien- prediger und gesuchten kinderschänder paul schäfer gegründeten sekte ist lang. während der chilenischen militärdiktatur unterhielt die geheimpolizei dina auf ei- nem streng abgeschotteten gelände am rande der anden ein folterlager. in einem massengrab sollen mindestens 112 oppo- sitionelle verscharrt worden sein. die „kolonie der würde“ gehört aber auch zu den dunklen kapiteln der neueren deut- schen außenpolitik. deutsche diplomaten hätten „bestenfalls weggeschaut“, sagte der weiterführende links zu den themen dieser seite finden sie in unserem e-paper außenminister damalige frank-walter steinmeier (spd) bei der filmpremiere und versprach aufklärung. im november vergangenen jahres reiste ei- ne delegation des rechtsausschusses unter leistung der grünen-abgeordneten renate künast in die ehemalige kolonie, die heute „villa baviera“ heißt. immer noch leben dort rund 150 ehemalige sektenbewohner. sie schilderten, wie sie seit frühester kind- heit gefoltert, gedemütigt und psychisch gebrochen wurden. die abgeordneten zei- gen sich auch heute noch emotional aufge- wühlt, wenn sie davon erzählen. „ich habe in meinem leben schon eine menge gese- hen und bin eigentlich gar nicht so leicht zu erschüttern“, sagte künast am vergange- nen donnerstag im bundestag. man habe schon „sehr viel tuch über die augen legen jahr- müssen“, um die verbrechen dort zehntelang nicht zu sehen, urteilte sie. es dauerte danach noch monate, bis sich die fraktionen auf einen antrag zur aufarbei- tung der verbrechen einigen können. es wa- ren vor allem die fragen nach der deutschen schuld und dem recht auf entschädigung, die eine gemeinsame linie schwierig mach- ten. vergangene woche stimmten schließlich alle fraktionen für einen antrag (18/12943) von cdu/csu, spd und bündnis 90/die grünen. 92 abgeordnete von linksfraktion, undatierte aufnahme von kindern in der colonia dignidad in chile. sie wurde 1961 von dem deutschen paul schäfer gegründet. © picture-alliance/dpa grünen sowie die spd-abgeordnete ulli nis- sen hatten einen eigenen antrag (18/11805) vorgelegt, der jedoch keine mehrheit fand. „wir wollen, dass durch ein einheitliches vo- tum dieses wichtige signal gesetzt wird“, be- gründete der linken-abgeordnete harald petzold die zustimmung seiner fraktion. auf der besuchertribüne verfolgen mit rainer schmidtke und heinz wagner zwei ehemali- ge bewohner die reden. mit ihrem beschluss fordern die abgeord- neten die bundesregierung auf, „nach dem bekenntnis zur moralischen verantwor- tung den worten taten folgen zu lassen“. bis zum 30. juni 2018 soll eine experten- kommission vorschläge für einen hilfs- fonds für die opfer und dessen finanzie- rung vorlegen. auf dem gelände der kolo- nie soll eine gedenkstätte errichtet wer- den. der beschluss könne „nur der anfang für weitere aufarbeitung“ sein, betonte der spd-abgeordnete christian flisek. er wies darauf hin, dass die opfer „heute in schwersten sozialen und wirtschaftlichen verhältnissen leben“. eine michael brand (cdu) nannte es „schreiende ungerechtigkeit“, dass eine 70-jährige frau, die jahrzehntelang zwangs- arbeit geleistet habe, heute 112 euro rente bekomme. „wir dürfen nicht zulassen, dass die täter weiter unbehelligt bleiben“, ver- langte er. einig waren sich die abgeordneten, dass ihre strafrechtliche verfolgung auch in deutschland vorangetrieben werden sollte. keine handhabe sektengründer schäfer starb 2010 in chilenischer haft. nach deutschland absetzen konnte sich seine rechte hand, klinikchef hartmut hopp. seit jahren lebt der 73-jährige unbehelligt in krefeld. wegen beihilfe zu sexuellem miss- brauch wurde hopp in chile zwar zu fünf jahren gefängnis verurteilt; ein internatio- naler haftbefehl liegt vor. weil deutschland aber nicht in länder außerhalb der eu aus- liefert, ist unklar, ob er jemals seine haft- strafe verbüßen wird. zuständig für die ermittlungen ist die staatsanwaltschaft krefeld. die verfahren stagnierten, weil das rechtshilfeersuchen von den chilenischen behörden noch nicht umfänglich bearbeitet worden sei, berichtet oberstaatsanwalt axel stahl. vor einem jahr sei aber der vollstreckungsantrag beim landgericht eingereicht worden. 2011 wurde zusätzlich im namen des euro- pean center for constitutional and human rights (ecchr) in berlin anzeige gegen hopp wegen des verschwindenlassens von menschen erstattet. das ecchr vertritt in einem musterverfahren fünf betroffene. „wir sind sicher, dass die vorwürfe ausrei- chend sind, um anklage gegen hopp zu er- heben“, sagte andreas schüller vom ecchr dieser zeitung. er meint: „die deutsche jus- tiz hat in den vergangenen jahren viel zu wenig getan, um das verfahren voranzutrei- ben.“ da das „verschwindenlassen“ in deutsch- land keinen straftatbestand darstellt, hätten die anwälte mord angezeigt, „weil er nicht verjährt“, erklärt schüller. doch die beweis- lage sei schwierig, weil viele leichen ver- brannt worden seien. schüller und die op- fer hoffen, dass die ermittlungen durch den bundestagsbeschluss beschleunigt und fo- rensische tests auf dem kolonie-gelände er- folgen können. susann kreutzmann t die autorin ist freie journalistin in berlin.