8 EUROPA UND DIE WELT Das Parlament - Nr. 21-23 - 20. Mai 2019 Säbelrasseln am Golf USA In Washington wachsen die Zweifel an der Bedrohung durch den Iran. Präsident Donald Trump drängt weiter auf ein neues Abkommen mit Teheran W enn sich Lindsey Graham öffentlich darüber beschwert, in Angelegenheiten von nationaler Be- deutung nicht vom Weißen Haus gebrieft zu sein, merkt das poli- tische Washington auf. Der republikanische Senator aus South Carolina ist ob seines manchmal penetranten Lobs für Donald Trump der Parlamentarier mit den mutmaß- lich meisten privaten Golf-Einladungen des Präsidenten. Graham weiß auch darum oft mehr als andere. Im Konflikt mit dem Iran, in dem medial seit Tagen fast nur Säbelrasseln abgebildet wird, ist davon nichts zu spüren. Lindsey Graham wusste in der vergangenen Woche (bis 18. Mai) nicht, wie belastbar die Erkenntnisse von US- Geheimdiensten sind, die dem Iran im Mittleren Osten akut klandes- tine Pläne gegen US-Interessen nachsagen. Und die mit dafür gesorgt haben, dass präven- tiv militärische Feuerkraft zu Wasser und aus der Luft in die Region gelenkt wurden und US-Botschaftsangehörige aus ihr heraus. Gra- ham fühlte sich als Vertreter des Kongresses, der in Fragen von Krieg und Frieden verbriefte Rechte hat, nach eigenen Worten „im Dun- keln gelassen“. Spätestens am Dienstag dieser Woche soll sich das ändern. Dann wird der komplette Kongress ins Bild gesetzt über das, was nicht zuletzt durch Aktionen von Trumps Sicherheitsberater John Bolton die Angst vor einer kriegerischen Auseinandersetzung zwi- schen Washington und Teheran in neue Di- mensionen gelenkt hat. Graham und seine Kollegen erwarten dem Vernehmen nach Nachrichten mit Entspannungscharakter: Prä- sident Trump will keinen Krieg mit dem Iran. So kolportieren es führende US-Zeitungen un- ter Berufung auf enge Mitarbeiter im Weißen Haus. Alles falscher Alarm also? Frankreich, Großbritannien jüngsten USA/Iran-Kontroverse Ungereimtheiten Der volatile Status quo in der steht stellvertretend für die Ungereimtheiten, die Donald Trump hinterlassen hat, als er im Mai 2018 gegen den Rat von China, Russ- land, und Deutschland das Atom-Abkommen aufkün- digte, an das sich der Iran nach Angaben der zuständigen Aufsichtsbehörde in Wien bisher anstandslos gehalten hat. Trumps Überzeu- gung damals wie heute: Dass Teheran seine atomaren Ambitionen einfriert, ändere nichts daran, dass die Mullahs weiter Terror-Grup- pen wie Hisbollah im Libanon oder Hamas in den Palästinensergebieten alimentieren, an Raketen basteln, Israels Existenz in Abrede stellen und allgemein Unfrieden stiften. Da- rum muss ein neues, ein strengeres Abkom- men her, sagt Trump, in dem Teheran seinem destabilisierenden Regionalmachtstreben ab- schwört. Mit harten Wirtschafts-Sanktionen, die seit 1. Mai Teherans wichtigsten Geld- hahn – Öl – schrittweise zudrehen, glaubt Trump die Gegenseite an den Verhandlungs- tisch zwingen zu können. Was der Iran mit Verweis auf Begriffe wie „Gesichtsverlust“ und „Vertragsbrüchigkeit“ schroff zurück- weist. Nicht nur das. In sechs Wochen will Teheran wieder Uran anreichern und seinen Plutoniumreaktor aktivieren, was als Wieder- aufnahme von Vorarbeiten zum Bau einer Atom-Bombe interpretiert werden könnte. Es sei denn, die anderen Unterzeichner des Ab- kommens schaffen es bis dahin, dass Teheran trotz massiver US-Sanktionen zu Handel kommt. Und damit zu Geld. Doch danach sieht es im Augenblick nicht aus. Ein Kampfflugzeug startet vom Deck der USS Abraham Lincoln. Die USA entsenden den Flugzeugträger in den Nahen Osten, da „klare Anzei- chen“ vorliegen würden, dass der Iran und seine Stellvertreter Angriffe auf US-Streitkräfte in der Region vorbereiten. © picture-alliance/AP Images In dieser Gemengelage haben die von Trump eingestellten Ober-Falken, Außen- minister Mike Pompeo und noch mehr Si- cherheitsberater John Bolton, Teheran als Bösewicht ausgemacht, der – ganz akut – finstere Dinge plane. Geheimdienst-Fotos von iranischen Raketen an Bord von hölzer- nen Segelschiffen im Golf galten laut New York Times als bisher härtestes Indiz für mögliche Anschläge. Teherans Konter: Man lasse sich von Washington nichts andichten – etwa die unterstellte Urheberschaft für noch unaufgeklärte Sabotage-Attacke auf saudische Öl-Tanker – und schon gar nicht in eine militärische Konfrontation treiben. Der britische Generalmajor Chris Ghika wurde dabei gewissermaßen zum Kronzeu- gen des Iran, als er die von den USA be- hauptete „gesteigerte Bedrohung“ durch Te- heran bestritt. Auf ihnen berufen sich einige US-Senatoren. Sie fürchten, dass Trumps Büchsenspanner Indizien aufbauschen, um Gründe für ein militärisches Vorgehen ge- gen Teheran zu konstruieren. Gefahr der Eigendynamik Pompeo wie vor allem Bolton, der seinen Bellizismus kontra Iran seit Jahren wie ein Abzeichen am Revers trägt, ließen sich davon nicht beirren: Ameri- ka wolle keinen Krieg, werde aber massiv zu- rückschlagen, wenn Teheran irgendwo zün- deln sollte gegen Amerika oder Verbündete. In diesem Kontext löste eine in den Medien gespielte Zahl Ungemach aus. Danach könne der neue Verteidigungsminister Pat Shana- han, wenn erforderlich, 120.000 US-Soldaten in den Mittleren Osten verlegen. Trump zeig- te sich sauer über die geleakten Interna, stritt alles ab, vor allem das geschilderte Chaos zwischen „Tauben“ und „Falken“ in seinem Beraterkreis, und verkündete, nur er allein werde die „maßgebenden Entscheidungen“ „Und er hat treffen. Intern erging seine Devise: Weniger Säbelrasseln, mehr Diplomatie. Trump wisse, dass eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Iran eine unvorhersehbare Eigendy- namik entwickeln könnte, sagen Leute aus seinem Umfeld. seinen Wählern fest versprochen, dass sich die USA nach Afghanistan und Irak nicht mehr in mi- litärische Abenteuer stürzen werden.“ Ent- sprechend, fast diplomatisch, fiel der präsi- diale Kontrapunkt zur Rhetorik von John Bolton aus: „Ich bin sicher, dass der Iran bald (über ein neues Abkommen) reden will“, schrieb Trump auf seinem bevorzugten Kommunikationskanal Twitter. Lindsey Gra- ham wird nicht der einzige Senator sein, der demnächst fragen wird: Und was ist, wenn nicht? Dirk Hautkapp T Der Autor ist USA-Korrespondent der Funke Mediengruppe. Korruption als Hemmnis ENTWICKLUNG Deutsche Partnerländer stark betroffen und Angaben Korruption in Entwicklungsländern ist laut Bundesregierung eines der Haupthinder- nisse für nachhaltige Entwicklung und In- vestitionen. Sie verursache Schäden in Mil- liardenhöhe und untergrabe die Rechtspre- chung und das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung, betonte die Parlamentari- Staatssekretärin im sche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen- arbeit Entwicklung (BMZ), Maria Flachsbarth (CSU), vergangene Woche im Entwicklungsausschuss. Ihren zufolge würden 70 von 84 Partner- ländern deutschen Entwicklungs- staatlichen zusammenarbeit (EZ) im Wahrnehmungsindex von Transparency International (TI) als hochkorrupt einge- stuft. Dieser Befund sei für die EZ eine „zentrale Herausforderung“. Nach Ansicht von TI-Vorstandsmitglied Pe- ter Conze ist das Thema Korruption in den Durchführungsorganisationen der deut- schen EZ noch zu wenig verankert. Dieses Problem müsse konsequenter angegangen werden, um die Glaubwürdigkeit der Ent- wicklungszusammenarbeit nicht zu be- der in denen schädigen, mahnte er. Vor allem sollte das BMZ die Zivilgesellschaft in den Partner- ländern stärker unterstützen. Sie spiele bei der Bekämpfung und Aufdeckung von Kor- ruption eine entscheidende Rolle. Ein Vertreter der Unionsfraktion konsta- tierte, dass die Korruption in vielen Län- dern, sich Deutschland entwicklungs- politisch engagiert, leider nicht abgenommen habe. Die SPD merkte an, was in Deutschland als Korrupti- on eingestuft werde, gelte in vielen Ländern als fami- liäre Fürsorge. Dieses Ver- ständnis müsse sich än- dern. Die AfD legte das Au- genmerk auf Kamerun, das sich im TI-Wahrnehmungs- index seit 2015 massiv ver- schlechtert habe. Dennoch würden dem Land nach wie vor EZ-Mittel zugesagt, kritisierte ein Abgeordneter. Laut FDP zeigen die Zahlen, dass die Maß- nahmen zur Korruptionsbekämpfung nicht zielführend seien. Es gelte, andere Ansätze suchen. Linke und Grüne sprachen sich für die Einführung eines niedrigschwelligen Beschwerdemechanismus aus, um Korrup- tion besser aufdecken zu können. joh T »Das Problem muss von der Regierung konsequenter angegangen werden.« Peter Conze, Transparency International Prüfung dauert an MENSCHENRECHTE Streit um Zusatz zum UN-Sozialpakt In der Bundesregierung gibt es weiterhin keine Einigkeit über die Unterzeichnung des bereits 2008 verabschiedeten Fakulta- tivprotokolls zum UN-Sozialpakt, das die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte des Abkommens konkret einklagbar macht. Es müsse genau geprüft werden, in- wieweit das darin verankerte Individualbe- schwerderecht mit dem generellen Streik- verbot von deutschen Beamten zu verein- baren sei, erklärte ein Vertreter des Bundes- (BMI) innenministeriums vergangene Woche im Menschenrechtsausschuss. Bei einer Ratifikation müs- se mit entsprechenden und erfolgreichen Beschwerden gerechnet werden. Ein Vertreter des Bundes- ministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) stell- te demgegenüber klar, dass sein Haus sich zum Koali- tionsvertrag bekenne, wo- nach das Fakultativproto- koll noch in dieser Legisla- turperiode ratifiziert werden soll. Damit sei eine wichtige internationale Vorbildwir- kung verbunden, betonte er. Die Abstim- mung mit dem BMI habe bisher aber nicht zum Erfolg geführt. Unmut über den andauernden Dissens äu- ßerten auch die Abgeordneten. Ein Vertre- ter der Unionsfraktion fragte nach den ge- nauen Gründen für die Bedenken des BMI. Ein SPD-Abgeordneter kritisierte, dass die Bundesregierung internationale Verabre- dungen treffe, bei der nationalen Umset- zung aber mauere. Dabei sollte sie sich an die Vereinbarung im Koalitionsvertrag hal- ten. Die FDP forderte – auch mit Blick auf das Wirken von deutschen Unternehmen im Ausland – eine Diskussion darüber, wie Menschenrechte auf internationaler Ebene durchgesetzt werden sollen. Grüne und Linke haben Anträge (19/4561, 19/4554) zum Thema soziale Menschen- rechte vorgelegt, die der Ausschuss jedoch ablehnte. Beide Fraktionen drängen darin auf die sofortige Rati- fizierung des Fakultativpro- tokolls. Es müsse mehr Möglichkeiten geben, sich gegen eine Verletzung der Rechte im UN-Sozialpakt zu wehren, betonte eine Vertreterin der Linken. Die Grünen nannten es nicht nachvollziehbar, warum die Bundesregierung nach zehn Jahren Prüfung noch im- mer keine Entscheidung getroffen habe. Die AfD, die beide Anträge ablehnte, er- klärte hingegen, es sei aus ihrer Sicht nicht notwendig, den Menschenrechtsbegriff zu erweitern. In den allgemeinen Menschen- rechten sei bereits alles Wesentliche enthal- ten. Laut dem BMAS-Vertreter ist unklar, wann die Prüfung zur Ratifizierung des Fa- kultativprotokolls durch die Bundesregie- rung abgeschlossen ist. joh T Das Protokoll macht die wirtschaft- lichen und sozialen Rechte konkret einklagbar. Diplomatie mit der Brechstange Seeraum auf dem Radar IRAN Fraktionen wenden sich gegen die Eskalation am Golf und dringen auf Erhalt des Atomabkommens LIBANON Bundeswehr soll Einsatz vor der Küste fortsetzen Die Fraktionen im Bundestag zeigen sich be- sorgt über die Eskalation im Nahen und Mittleren Osten. In einer Aktuellen Stunde mit dem Titel „Iran-Atomabkommen vertei- digen – Kriegsgefahr abwenden“ auf Verlan- gen der Fraktion Die Linke wurde vergange- ne Woche unter anderem Kritik laut an der Politik des „maximalen Drucks“, die die US- Regierung derzeit gegen den Iran betreibe. US-Präsident Donald Trump hatte vor ei- nem Jahr angekündigt, sich nicht mehr an die Wiener Vereinbarungen aus dem Jahr 2015 zu halten, die den Iran daran hindern soll, sich atomar zu bewaffnen. Die irani- sche Führung hat nun ihrerseits jüngst mit einem Teilausstieg aus dem Abkommen ge- droht. Die USA verstärken im Augenblick ih- re Militärpräsenz am Persischen Golf, zie- hen Diplomaten aus dem Irak ab und erhö- hen den Druck auf den Iran massiv. Vor dem Hintergrund der wachsenden Spannungen hat die Bundeswehr die Ausbildung von Sol- daten im benachbarten Irak ausgesetzt. Zahlungsverkehr Klaus Ernst (Die Linke) warf der Bundesregierung „Maulhelden- tum“ vor: Sie habe entgegen vollmundigen Ankündigungen so gut wie nichts dafür unternommen, um das Abkommen zu ret- ten und etwa den Zahlungsverkehr mit dem Iran aufrechtzuerhalten. Die derzeiti- ge Lage erinnere an 2003, als die USA mit angeblichen Beweisen für Massenvernich- tungswaffen im Irak die Weltöffentlichkeit „hinter die Fichte geführt“ hätten. Jetzt sol- le offenbar mit der Behauptung, Iran halte Weiterführende Links zu den Themen dieser Seite finden Sie in unserem E-Paper »Wir stehen zu diesem Abkommen und fordern alle Seiten auf, es weiter einzuhalten.« Johann Wadephul (CDU) / n o i t k a r F - U S C U D C / n o r e p a h C © sich nicht an das Abkommen, wieder ein militärischer Konflikt angeheizt werden, sagte Ernst. „Ich traue in diesem Punkt den Amerikanern genau so weit, wie man ei- nen Elefanten werfen kann.“ Johann Wadephul (CDU) bezeichnete das Abkommen als eine der wichtigsten völker- rechtlichen Vereinbarungen der letzten De- kade. „Wir stehen zu diesem Abkommen und fordern alle Seiten dazu auf, das Ab- kommen weiter einzuhalten.“ Es gebe kein besseres Konzept, um den Iran von atomarer Aufrüstung abzu- halten. Als Ver- bündeter der USA dürfe man erwarten, dass die US-Seite eine „nachvollziehba- re und nachhal- tige Iran-Strate- entwickle. gie“ Eine „Strategie nur des maxima- len Drucks“ führe nicht zum Erfolg und be- wirke am Ende ein womöglich ganz anderes „Regime Change“ in Teheran, als sich das manche in Washington vielleicht erhoffen, sagte Wadephul. Iran stelle eine Bedrohung für Israel dar. Aber momentan gebe es „we- der einen Anlass noch irgendeine völker- rechtliche Berechtigung zur Anwendung mi- litärischer Gewalt in dieser Region gegen- über dem Iran“. Armin Paulus Hampel (AfD) erinnerte an die Stellvertreterkriege im Nahen Osten, hinter denen der schiitische geprägte Iran einerseits und das sunnitisch geprägte Saudi Arabien stehen würden. Eine „Politik mit der Brechstange“, wie sie die US-Seite der- zeit verfolge, helfe nicht weiter: „Diploma- tie darf nicht zum Hasardspiel werden.“ Hampel warb dafür, für eine Konferenz für auch Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten nach dem Vorbild des Helsinki-Pro- zesses die Initiative zu ergreifen. Damals sei es auch nicht darum gegangen, sämtliche Konflikte einvernehmlich zu beenden, son- dern „Spielregeln im Umgang miteinander zu vereinbaren, um die Wahrscheinlichkeit kriegerischer Konflikte zu senken“. Außenminister Heiko Maas (SPD) nannte die Lage „ausgesprochen ernst“. Ein Ende des Iran-Abkommens wäre ein schwerer Rückschlag im Kampf gegen die Verbreitung von Atomwaffen. Es drohte ein Flä- chenbrand mit ernsten Folgen für die Sicherheit der Verbündeten in der Region und für Europa selbst. „Wir müssen und wir werden alles tun, um eine mi- litärische Eskalation zu verhindern.“ Das beste Instrument dafür sei das Abkommen, das ja kein „Freundschaftsdienst“ für den Iran sondern Versicherung gegen dessen ato- mare Bewaffnung und ein Instrument des Einwirkens auf das Land sei. Maas verwies darauf, dass sich alle 28 EU-Mitglieder nach wie vor hinter das Abkommen stellen wür- den. Die Tatsache, dass auch der Iran nach der US-Aufkündigung an diesem weiter fest- gehalten habe, zeige, dass es womöglich auch ohne die USA funktionieren könne. Omid Nouripour (Grüne) warnte vor der Gefahr einer massiven Eskalation. „Es ist verheerend, zu sehen, wie uns das Abkom- men gerade aus den Händen gleitet.“ Iran betreibe eine „hochaggressive Regionalpoli- tik“ mit Drohungen gegen Israel. „Ein Pro- blem hatten wir aber eigentlich gelöst, zu- mindest für mindestens zehn Jahre: Die ato- mare Aufrüstung des Landes.“ Das Problem sei mit dem wachsenden Druck der USA, dass auf zahlreichen Schauplätzen am und im Persischen Golf iranische und die US- Soldaten teilweise „Nase an Nase“ gegen- überstehen würden. „Wenn auch nur einer die Nerven verliert, dann ist die Lunte ex- trem kurz“. Es sei unverständlich, dass der Außenminister in dieser Situation mit sei- nen EU-Kollegen nicht darauf dränge, dass Iran und die USA ins Gespräch kommen, sagte Nouripour. Prävention Alexander Graf Lambsdorff (FDP) argumentierte, dass die Atomambi- tionen des Irans, das ballistische Raketen- programm, ein aggressiver Revolutionsex- port und die Ansage, „Israel von der Land- karte tilgen“ zu wollen, die „Wurzel des Übels“ seien. „Ein solches Land wird nie- mals unser Freund und Partner sein.“ Es sei richtig, dass Bundesregierung und EU-Part- ner weiter auf Deeskalation und Dialog setzten. Angesichts der im Raume stehen- den Drohung Teherans, drei Millionen Flüchtlinge nach Europa auf den Weg zu schicken, müsse man sich jetzt aber auf ein solches Szenario einstellen und mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk und Irans Nach- barland Türkei Vorsorge treffen. „2003 darf sich nicht wiederholen, deswegen Deeskala- tion. Aber 2015 darf sich auch nicht wieder- holen. Keine neue Flüchtlingskrise!“ Sagte Lambsdorff. Ein in diese Richtung zielender Antrag der FDP-Fraktion mit dem Titel „Militärische Eskalation im Nahen Osten aufhalten – neue Fluchtbewegung nach Europa verhin- dern“ (19/10161) wurde in einer späteren Debatte am vergangenen Donnerstag aufge- rufen, wurde aber von allen anderen Frak- tionen abgelehnt. ahe T Die Bundeswehr soll ihre Beteiligung an der UNIFIL-Mission (United Nations Interim Force in Lebanon) vor der libanesischen Küste um ein weiteres Jahr verlängern. Wie aus einem Antrag der Bundesregierung her- vorgeht (19/9956), sollen unverändert bis zu 300 Soldaten vor allem zwei Aufgaben übernehmen: In erster Linie solle verhindert werden, dass Rüstungsgüter ohne Zustim- mung der libanesischen Regierung in den Li- banon verbracht werden. Neben der See- raumüberwachung und der Sicherung der seeseitigen Grenzen mit Israel sehe der Ein- satz zudem die „Unterstützung der libanesi- schen Streitkräfte beim Aufbau von Fähig- keiten dafür vor, die Küste und die territoria- len Gewässer des Landes selbstständig zu überwachen“. Der Antrag wurde vergange- nen Freitag in die Ausschüsse überwiesen. Der Parlamentarische Staatssekretär im Aus- wärtigen Amt, Niels Annen (SPD), erinnerte s e g a m I P A / e c n a i l l a Bundeswehrsoldaten im UNIFIL-Einsatz e r u t c i p © daran, dass der Zedernstaat eine Million sy- rische Kriegsflüchtlinge aufgenommen hat. Dass das Vier-Millionen-Einwohnerland mit seiner Bürgerkriegsvergangenheit und der fragilen konfessionellen Balance die Stabili- tät bewahre, „verdient unsere Anerkennung und Unterstützung“. Petr Bystron (AfD) warf der SPD vor, den Schutz Israels „wie eine Monstranz“ vor sich her zu tragen, ihr Außenminister würde sich aber weder im Sicherheitsrat gegen israel- feindliche Resolutionen stemmen, noch die Gelder für das UNRWA-Programm einstel- len, mit denen in Palästina antisemitische Schulbücher gedruckt würden. Thomas Silberhorn (CSU), Parlamentari- scher Staatssekretär im Verteidigungsminis- terium, sprach von einem „außerordentlich wichtigem Stabilitätsfaktor“. Der Libanon wie auch Israel legten großen Wert auf eine fortgesetzte Präsenz der UN-Mission. Bijan Djir-Sarai (FDP) kritisierte, dass die Hisbollah im Libanon als verlängerter Arm des Irans „bis an die Zähne bewaffnet“ sei. UNIFIL sei „definitiv nicht perfekt“, habe aber zum Beispiel ermöglicht, illegale Tun- nel der Hisbollah zwischen Israel und dem Libanon zu identifizieren und zu zerstören. Kathrin Vogler (Die Linke) beklagte, dass den deutschen Einsatzkosten in Höhe von knapp 29 Millionen Euro „lächerliche 1,9 Millio- nen“ für Versöhnung und Dialog gegenüber- stehen würden. Der Libanon brauche keine Aufrüstung, sondern Dialog, Friedensförde- rung und soziale Gerechtigkeit. Tobias Lindner (Grüne) sprach von einem „Scharnier für Dialog und Austausch“, das von beiden Seiten, vom Libanon und Israel, gewünscht werde. Die Ausbildung der liba- nesischen regulären Streitkräfte sei auch des- halb sinnvoll, weil die Armee eine der weni- gen religionsübergreifenden Institutionen des Landes sei. ahe T