2 MENSCHEN UND MEINUNGEN Das Parlament - Nr. 33-34 - 12. August 2019 GASTKOMMENTARE WENIGER NACHSICHT MIT CHINA? Verzagter Westen PRO t a v i r p © Richard Herzinger, »Die Welt«, »Welt am Sonntag«, Berlin e d . s i t n e x A © Martin Ferber, »Badische Neueste Nachrichten«, Karlsruhe Peking hat Delegationen des Menschrechts- ausschusses und des Ausschusses Digitale Agenda des Bundestags die Einreise nach China verweigert. Die chinesische Führung zeigt damit, dass sie es längst nicht mehr für nötig hält, sich lästigen Fragen zu ihren exorbitanten Menschenrechtsverletzungen auszusetzen. Allein in der Provinz Xinjiang wurden seit 2017 schätzungs- weise mehr als eine Million Menschen, meist musli- mische Uiguren, in „Umerziehungslagen“ inter- niert. Kritik an diesen Praktiken wird von westlichen Re- gierungen kaum noch artikuliert – geschweige denn, dass Konsequenzen erwogen würden. Die Eu- ropäer fürchten, das könnte ihre Wirtschaftsbezie- hungen zu der aufstrebenden Supermacht beein- trächtigen. Auch bei dem handelspolitischen Kon- frontationskurs Donald Trumps gegenüber China spielt die dortige Menschenrechtslage keine Rolle. Der US-Präsident hat sogar öffentlich seine Bewun- derung für Pekings starken Mann Xi Jinping bekun- det. Unterdessen etabliert das chinesische Regime ein System totaler elektronischer Überwachung, mit dem es jede Bewegung seiner Bürger kontrolliert. Dies droht zum Modell zukünftiger autoritärer Herr- schaft weltweit zu werden. Der Mut, mit dem sich die Bevölkerung Hongkongs derzeit gegen die drohende Gleichschaltung durch das chinesische Regime auflehnt, sollte den verzag- ten Westen beschämen. Gerechtfertigt wird das Ku- schen vor Peking mit der Notwendigkeit einer „rea- listischen“ Interessenspolitik. Doch Menschenrech- te sind kein weltpolitisches Orchideenthema. Las- sen die westlichen Demokratien totalitäre Systeme beim Ausbau und der Perfektionierung ihrer Herr- schaft leisetreterisch gewähren, werden sie selbst bald nach ihrer Pfeife tanzen müssen. bei nur seine Schwäche. Dass das Reich der Mitte zwei Ausschüssen des Bundestags die Einreise verweigert, weil Abgeordnete sich für Menschenrechte und Minderheiten wie die von Peking verfolgten muslimischen Uiguren engagieren, ist nicht akzeptabel. Insofern ist es eine Selbstver- ständlichkeit, dass Bundestag wie Bundesregierung dagegen lautstark protestieren, öffentlich wie hinter den Kulissen. Nur wer etwas zu verbergen hat oder kritische Fragen scheut, greift zu solchen Maßnah- men. Freie Gesellschaften haben dies nicht nötig. Aber deswegen gleich das ganz große diplomatische Besteck auspacken und das ohnehin komplexe Ver- hältnis weiter belasten? Berlin sollte bei aller be- rechtigter Kritik Gelassenheit zeigen und nicht sei- nerseits Öl ins Feuer gießen. Nichts wäre gewonnen. Es geht schließlich darum, im Dialog zu bleiben und die bestehenden Gesprächskanäle weiterhin zu nut- zen, dabei aber Klartext zu reden und seine Position deutlich zu machen. Das ist kein Kotau vor Peking. Im Gegenteil, es ist Ausdruck von Souveränität, auf das alttestamentarische Prinzip des „Auge um Auge und Zahn um Zahn“ zu verzichten. Die kommunisti- schen Machthaber mögen einen kurzfristigen Erfolg feiern, vor den Augen der Welt blamieren sie sich. Auf Dauer können sie sich nicht taub stellen. Die Nicht-Reise der Ausschüsse hat eine viel größere Aufmerksamkeit zur Folge als die Reise, nun werden erst recht die Menschenrechtssituation und die Lage der Uiguren thematisiert, jedenfalls mehr als Peking recht ist. Ein klassisches Eigentor, weil die politische, ökonomische und auch militärische Großmacht Chi- na in diesem Falle ziemlich kleinkariert gehandelt hat. Klassisches Eigentor CONTRA China will Stärke zeigen – und offenbart da- Mehr zum Thema der Woche auf den Seiten 1 bis 14. Kontakt: gastautor.das-parlament@bundestag.de Herausgeber Deutscher Bundestag Platz der Republik 1, 11011 Berlin Fotos Stephan Roters Mit der ständigen Beilage Aus Politik und Zeitgeschichte ISSN 0479-611 x (verantwortlich: Bundeszentrale für politische Bildung) Redaktionsschluss 9. August 2019 Anschrift der Redaktion (außer Beilage) Platz der Republik 1, 11011 Berlin Telefon (0 30)2 27-3 05 15 Telefax (0 30)2 27-3 65 24 Internet: http://www.das-parlament.de E-Mail: redaktion.das-parlament@ bundestag.de Chefredakteur Jörg Biallas (jbi) Druck und Layout Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH & Co. 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Die Frage ist, was mit alt gemeint ist. Wenn Errungenschaften wie eine stabile Demokratie, und Menschenrechte alt bedeuten, dann se- hen wir alt aus. Und das ist dann auch gut so. Rechtsstaatlichkeit China will nicht mehr „Werkbank der Welt“ sein, sondern Technologiefüh- rer: Wo sehen Sie die größten Heraus- forderungen? Natürlich ist ein dermaßen rasanter Wan- del eine riesige Herausforderung. Wenn man sich die Strukturbrüche bei uns an- schaut, sei es der Kohleausstieg oder sei- en es die Transformationsprozesse im Ruhrgebiet, dann bekommt man eine Idee davon, wie groß die Herausforde- rungen sind, wenn sich eine Gesellschaft mit einer ganz anderen Dynamik, einer ganz anderen Geschwindigkeit, verän- dert. Mit der „neuen Seidenstraße“, also der „One Belt, One Road“-Initiative will Peking Handels- und Einflusskor- ridore nach Südostasien, Europa und Afrika schaffen. Sollte das Sorge ma- chen oder ist das eine Chance? Beides. Man darf nicht naiv sein und glauben, China habe es jetzt in die Hand genommen, die Welt zusammen- zuführen. Hinter dem Seidenstraßen- Projekt stehen ganz klar chinesische In- teressen. China investiert überall auf der Welt in Infrastruktur. Es versucht auf diesem Wege eigene Standards durchzu- setzen und natürlich ist das etwas, was uns herausfordert. Wir sind gefragt, eine europäische Antwort auf den großen weltweiten Bedarf nach Entwicklung und Infrastrukturausbau zu geben. Die zentrale Frage ist, wie wir Menschen- rechte, gute Arbeit und nachhaltige Per- spektiven in Globalisierungsprozesse mit einbringen. Sollte der chinesische Staatskonzern und Netzwerkausrüster Huawei beim Ausbau des Mobilfunkstandards G5 hierzulande zum Zuge kommen dür- fen? Ich bin gegen Panikmache und auch ge- gen ein grundsätzliches Verbot. Aber man sollte gegenüber chinesischen Groß- konzernen nicht naiv sein. Die Verbin- dung von Politik und Wirtschaft ist in China sehr viel enger als das bei uns der Fall ist. Es gibt keine wirklich unabhängi- ge Rolle der Wirtschaft. Wir werden sehr genau hinschauen müssen, welche Tech- nik wir welchem Unternehmen in die Hand geben. Und vor allem müssen wir unsere kritischen Infrastrukturen europä- isch aufstellen. Die Sicherheit unserer In- frastruktur muss Priorität haben. China wird vorgeworfen, eigene Un- ternehmen zu subventionieren, auslän- dischen Firmen den Marktzugang er- schweren und sie zum Technologie- Transfer zu zwingen. Ist das Land ein fairer Handelspartner? Die Zeiten, in denen China für sich re- klamieren konnte, als Entwicklungsland seinen eigenen Markt schützen zu müs- sen, sind vorbei. Es gilt weiterhin, mit China hart darüber zu verhandeln, dass für alle Seiten gleiche Rahmen- und Wettbewerbsbedingungen gelten müssen. Das ist im Moment definitiv nicht so und das ist ein Problem. »Nicht naiv sein« Dagmar Schmidt Die Vorsitzende der Deutsch-Chinesischen Par- lamentariergruppe wirbt für europäische Geschlossenheit im Umgang mit Peking schaft zu einer globalen Grundlage zu machen. Die Volksrepublik nimmt für sich in Anspruch, einem Milliardenvolk ein Dach über dem Kopf, Lese- und Schreib- fertigkeiten, Essen im Bauch, Kranken- versorgung und Zukunftsaussichten ge- geben zu haben. Gehen Sie davon aus, dass sich China eines Tages auch demo- kratisiert, wie man es sich hierzulande vorstellt? Ohne die Leistungen der Chinesinnen und Chinesen wäre die globale Armuts- bekämpfung noch lange nicht dort ange- kommen, wo sie heute ist. Was dort in ei- nem kurzen Zeitraum an Entwicklung vollbracht worden ist, ist eine Leistung, die man hoch anerkennen muss. Ich hof- fe sehr, dass es auch gelingt, Rechtsstaat- lichkeit und Demokratie in einem stabi- len politischen chinesischen System zu verankern. Dringt man mit dem Argument durch, dass ohne politische Modernisie- rung, also zum Beispiel ohne Rechts- staatlichkeit und Einhaltung von Men- schenrechten, China die nächsten Ent- wicklungsschritte nicht hinbekommen könnte? Ich denke, es gibt hier keinen Automatis- mus. Das heutige China zeigt, dass ein autoritäres Entwicklungsmodell nicht zum Scheitern verurteilt sein muss, wenn es sich gegenüber diesen Werten nicht öffnet. Die Hoffnungen nach 1989, dass das Modell der westlichen Demokratien und der sozialen Marktwirtschaft die Welt erobert, sind nicht eingetreten. Das macht es für uns zu einer umso größeren Herausforderung, eine Alternative darzu- stellen. Sehen Sie die Gefahr einer neuen, einer unfreien und autoritär durch die Hightech-Macht China dominierten Welt? Es liegt vor allem an uns, wie sehr China in eine solche Rolle hineinwachsen kann. China ist für uns eine Herausforderung, es zwingt uns dazu, uns darüber zu ver- ständigen, wie wir leben wollen, welches unsere Werte sind, wie wir unsere Frei- heit garantieren und was wir bereit sind zu tun, um diese zu erhalten. Das sind Fragen, die stellt China an uns und die können wir nur mit einem Blick auf uns selbst beantworten. auf Kritiker chinesischer Seite könnten einwenden, dass es der Westen mit diesen Werten in Hongkong und Macau erst zu dem Zeitpunkt sehr ge- nau nahm, als klar war, dass diese einstigen europäischen Kolonien ins Mutterland zurückkehren werden. Das mag sein. Aber von offizieller chine- sischer Seite wäre dieser Vorwurf nicht besonders glaubwürdig, weil sie ja selbst diese Werte nicht teilt. Diesen Vorwurf kann von denjenigen erhoben werden, denen an der Einhaltung und Durchset- zung westlicher Werte, Demokratie, Men- schenrechte und Freiheit liegt. © Susie Knoll Das Gespräch führte Alexander Heinrich. T Wer sitzt im Handelsstreit zwischen der USA und China eigentlich am län- geren Hebel: Die nach wie vor größte und innovativste Volkswirtschaft jen- seits des Atlantiks oder die in Fernost mit ihren knapp 1,4 Milliarden Konsu- menten? Wichtig ist, dass Europa weiß, dass es ei- nen Hebel in der Hand hat und diesen Hebel müssen wir nutzen. Mit ihrem ge- meinsamen Binnenmarkt sind die EU- Staaten zusammengenommen eine riesi- ge und innovative Volkswirtschaft, deren Bruttoinlandsprodukt größer ist als das Chinas und übrigens auch das der USA. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns in der EU auch außenpolitisch stärker ge- meinsam aufstellen, um das Gewicht, dass wir haben, weltweit besser einbrin- gen zu können, wenn es darum geht, un- sere Regeln, unsere Werte und unsere Vorstellungen einer sozialen Marktwirt- Dagmar Schmidt (SPD) ist seit 2013 Abgeordnete im Deutschen Bundestag und Vorsitzende der Deutsch-Chinesischen Parlamentariergruppe. Weiterführende Links zu den Themen dieser Seite finden Sie in unserem E-Paper PARLAMENTARISCHES PROFIL Der Menschenrechtler: Michael Brand Nicht nur auf Worte, auf Taten kommt es an.“ Das sagt Michael Brand über das Porträt von Mutter Theresa an der Wand seines Abgeordneten-Büros. Mit Anfang Zwanzig schon half er, in Bosnien mit den Frauen von Srebrenica eine Menschenrechtsorganisation aufzubauen, um Be- weise für das Kriegsverbrecher-Tribunal zu sammeln und Opfer zu unterstützen. Später berichtete er als Journalist vom Kosovokrieg. Dort schenkte man ihm das Bild der berühmten Albanerin. „Es prägt einen natürlich, wenn man über Menschenrechte nicht nur in der Theorie spricht. Es ist völlig anders, wenn man in Mas- sengräber geblickt hat“, erklärt Brand. Auch deshalb eckt er heute als Abgeordneter manchmal bewusst an, wenn er eben nicht nur diplomatische Floskeln über Regime findet, die Menschenrechte mit Füßen treten. Wie die Volksrepublik China. Nicht nur deren Ausrufung jähre sich in diesem Jahr, ruft der Sprecher für Men- schenrechte der CDU/CSU-Fraktion in Erinnerung, auch die Nieder- schlagung des Volksaufstands der Tibeter vor 60 Jahren. Heute drohe in Tibet „die komplette Auslöschung einer einzigartigen Kul- tur, Sprache und Religion“. Das geistliche Oberhaupt, der Dalai Lama, und Tibets Exilregierung in Indien forderten „echte Autono- mie innerhalb der Grenzen Chinas, keine Abspaltung“, betont Brand. Dabei setzten sie konsequent auf friedlichen Protest. Des- halb verurteile der Dalai Lama auch die Selbstverbrennungen von inzwischen mehr als 150 Tibetern. „Aber“, fragt Brand, „wie ver- zweifelt muss man sein, um sich selbst anzuzünden?“ So rigoros wie gegen die Tibeter gehe die kommunistische Führung auch ge- gen andere Minderheiten wie Christen vor. 1,3 Millionen muslimi- sche Uiguren säßen in Internierungslagern. Als deren Existenz nicht mehr zu leugnen gewesen sei, habe Peking erklärt, die Men- schen dort genössen eine Ausbildung und freuten sich darüber. Auch im Ausland übe Peking massiven Druck aus. „Selbst in Nor- wegen, wo dem Dalai Lama 1989 der Friedensnobelpreis verlie- hen wurde, wird er nicht mehr empfangen.“ In Serbien seien beim chinesischen Staatsbesuch Demonstranten weggesperrt ..................................................................................................................................................... l i e d e M m h c A / T B D © »Wenn wir nicht zu unseren Werten stehen, dann verlieren wir das Gesicht gegenüber China und der Welt.« worden. Daimler-Chef Dieter Zetsche sei zum chinesischen Bot- schafter nach Berlin geflogen, um sich für einen Werbespot mit Dalai-Lama-Zitat zu entschuldigen – „Zeichen der grassierenden Rückgratlosigkeit“ angesichts der Wirtschaftsmacht, analysiert Michael Brand. Er selbst ist seit über drei Jahren wegen seiner Haltung mit einem Einreiseverbot belegt. Brand war damals Vorsitzender des Men- schenrechtsausschusses, also Repräsentant des Parlaments, als der Botschafter Pekings ihm unverhohlen drohte, wenn er bei ei- ner Tibet-Veranstaltung spreche, werde er nicht mehr einreisen dürfen,. Später habe der Botschafter verlangt, bestimmte Texte und Bilder von seiner Homepage zu nehmen. „Das geht gar nicht“, empört sich Brand. Die Bundesregierung wiederum sei, „nicht offensiv genug“ gegen das Einreiseverbot vorgegangen. „Mit klarer Reaktion wäre es längst weggeräumt.“ China gehe es „schon lange nicht mehr nur um militärische oder wirtschaftliche Dominanz, sondern um die Überwindung unserer globalen freiheitlichen Ordnung“, sagt Brand. Immer ausgefeiltere Unterdrückungstechniken stießen auch bei autoritären Regimen wie in Russland, der Türkei und Saudi-Arabien auf großes Interes- se. Die deutsche Antwort sei „zu defensiv“. Der Menschenrechts- dialog der Bundesregierung mit Peking sei „zu einem Feigenblatt verkommen“, es würden Dinge hinter verschlossenen Türen ange- sprochen, „aber es folgt daraus zu wenig Konsequenz“. Er höre oft, man müsse darauf achten, dass die Chinesen nicht ihr Gesicht verlieren. Aber „wenn wir nicht zu unseren Werten stehen, dann verlieren wir das Gesicht gegenüber China und der Welt“. Michael Brand lebt mit Frau und drei Töchtern in Fulda. Viermal ist er dort direkt in den Bundestag gewählt worden. In Fulda ist der 1973 Geborene auch aufgewachsen, die innerdeutsche Grenze nah vor Augen – bis sie plötzlich weg war. Diese Erfahrung lässt ihn mit Blick auf China sagen: „Auf Dauer wird sich Freiheit nicht unterdrücken lassen.“ Peter Stützle T