4 INNENPOLITIK Das Parlament - Nr. 6-7 - 04. Februar 2019 Bartels kritisiert Zustand der Bundeswehr Schäuble VERTEIDIGUNG Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels, beklagt die anhaltenden Ausrüstungsmängel in der Bundeswehr sowie eine lähmende Verwaltung und einen Tiefstand bei der Anwerbung von Nachwuchs. „Vieles muss und soll besser werden, damit unsere Sol- datinnen und Soldaten ihrer heutigen Doppelaufgabe voll gerecht werden kön- nen: Einen substanziellen Beitrag zur kol- lektiven Verteidigung in Europa zu leisten und gleichzeitig wie bisher an multinatio- nalen Kriseneinsätzen außerhalb des Bündnisgebietes weltweit teilzunehmen“, schreibt der Wehrbeauftragte in seinem Jahresbericht 2018 (19/7200), den er in der vergangenen Woche an Bundestags- präsident Wolfgang (CDU) übergab. Bartels moniert, dass die von Verteidi- gungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) eingeleiteten „Trendwenden“ bei Personal, Material und Infrastruktur im vergangenen Jahr „nur zögerlich“ umge- setzt worden seien. Einen Grund dafür sieht der Wehrbeauftragte in „selbst ge- machten bürokratischen Hürden“. Die Soldaten erlebten im Alltag eine „Überor- ganisation von allem und jedem“ und sprächen vom „Bürokratiemonster Bun- deswehr“. Von der angestrebten Vollausstattung sind die Streitkräfte nach Bartels Ansicht „weit entfernt“, in allen Bereichen mangele es an Material: Kaum einsatzbereite Leo- pard-2-Kampfpanzer, teure Nachrüstpro- gramme für den neuen Schützenpanzer Puma, keine Tanker bei der Marine im zweiten Halbjahr 2018, ein großer Teil der U-Boote defekt, weniger als die Hälfte der Eurofighter- und Tornado-Kampfflug- zeuge flugfähig und auf ein Minimum re- duzierte Munitionsbestände, zählt Bartels in seinem Bericht auf. Dem gegenüber stehe ein „verschwenderischer Umgang mit den Ressourcen Zeit und Geld“, dies zeige der Fall des Segelschulschiffs „Gorch Fock“. In einer „zersplitterten Zuständig- keitskultur“ frage offenbar niemand nach, ob es normal sei, „wenn der Reparatur- preis sich von zehn auf 135 Millionen Euro verdreizehnfacht“. Dass die Bundes- wehr fast alle an sie gestellten Aufgaben trotzdem irgendwie gelöst habe, sei „ganz wesentlich mit der loyalen Professionali- tät“ der Soldaten „und der Liebe zu ihrem Beruf“ zu erklären, betont Bartels. aw T Bleiberecht für Gewaltopfer RASSISMUS Ausländer, die in Deutschland Opfer rassistischer oder vorurteilsmotivier- ter Gewalt werden, sollen nach dem Willen der Fraktion Die Linke ein „unbedingtes Bleiberecht“ in der Bundesrepublik erhal- ten. Einen entsprechenden Gesetzentwurf der Fraktion zur Änderung des Aufenthalts- gesetzes (19/6197) überwies der Bundestag vergangene Woche zur weiteren Beratung an die Ausschüsse. Die Fraktion begründet die Forderung nach einer Gesetzesregelung „zur Gewäh- rung eines sicheren Aufenthaltsstatus für Opfer rechter Gewalt“ unter anderem da- mit, dass sich Täter „zumindest subjektiv bestätigt fühlen“ könnten, wenn „Opfer rechter Gewalt zur Ausreise aufgefordert oder gar abgeschoben“ werden. Auch sei es unerträglich, wenn das Aufenthaltsrecht solcher Opfer „in Gefahr gerät, weil sie in- folge der Gewalttat ihre Beschäftigung oder Einkommensgrundlage etwa wegen Verletzungen und Beeinträchtigun- gen der Erwerbsfähigkeit. sto T verlieren“, Beschwerdestelle gefordert POLIZEI Die Linksfraktion dringt auf die Ein- richtung einer unabhängigen „Polizeibe- schwerdestelle“ auf Bundesebene. Dazu soll die Bundesregierung einen Gesetzentwurf vorlegen, der die Kompetenzen und Pflichten einer solchen Stelle festlegt, fordert die Frak- tion in einem Antrag (19/7119).Die Möglich- keit, polizeiliches Verhalten und Agieren von unabhängiger Seite überprüfen zu lassen, sei ein „zentrales Gebot in einem Rechtsstaat“ und diene einem vertrauensvollen Verhältnis von Bürgern und der Polizei, schreibt die Fraktion. Die besondere Stellung der Polizei als bewaffnetem Ordnungshüter und Teil des staatlichen Gewaltmonopols erfordere in be- sonderer Weise die Möglichkeit, Fehlverhal- ten und möglichen Missbrauch unabhängig von polizeilichen Strukturen anzuzeigen und überprüfen zu lassen. sto T Weiterführende Links zu den Themen dieser Seite finden Sie in unserem E-Paper Die Zeugin Petra M. vergangene Woche vor ihrer Befragung vor dem Untersuchungsausschuss © picture-alliance/dpa / Bernd von Jutrczenka FALL AMRI Ausschuss hört Zeugin mit Gedächtnislücken Weiße Flecken W issen Sie, was mich Protokollentwurf zu übermitteln und gege- benenfalls Änderungswünsche anzumel- den. Ansonsten habe sie in den Bespre- chungen „keine aktive Rolle gespielt – ich war rein als Zuhörerin da“. so irritiert?“ Die Abgeordnete Mar- tina Renner (Lin- ke) machte nach dreieinhalb Stun- den ihrer Enttäuschung als erste am deut- lichsten Luft: „Sie haben gesagt, Sie seien diejenige, die den Überblick hat.“ Nur noch um Fassung rang zu diesem Zeit- punkt auch ihre Kollegin Irene Mihalic (Grüne). „Es fällt mir wirklich schwer“, wandte sie sich an die Zeugin. „Ich sage Ih- nen auch, warum: Weil Sie sich nicht an grobe Sachverhalte erinnern können, aber Sie erinnern sich sehr genau daran, welche E-Mails Sie nicht bekommen haben.“ Es war ja, hätte man denken können, eine hochkarätige Informations- trägerin, die da in der vori- gen Woche vor dem Amri- Untersuchungsausschuss saß. Verbindungsbeamtin des Bundesamtes (BfV) für Verfassungsschutz seit 2011 im „Gemeinsamen Terro- rismusabwehrzentrum“ (GTAZ) aller Sicherheitsbe- hörden des Bundes und der Länder. Teilnehmerin an al- len oder doch den aller- meisten Sitzungen, in de- nen auf dieser „Kommuni- kations- und Kooperationsplattform“, wie sich die Zeugin ausdrückte, der Name Anis Amris fiel, des späteren Attentäters vom Berliner Breitscheidplatz. Dürre Protokolle Da liegt manches noch im Dunkeln. Mit welcher Begründung wur- de Amri in einer GTAZ-Runde am 17. Feb- ruar 2016 auf einer acht Stufen umfassen- den Gefährderskala vom siebten in den fünften Rang heruntergesetzt? War die seit- her wie ein Mantra geäußerte Einschätzung unumstritten, von dem Mann sei kein „un- mittelbarer Gefährdungssachverhalt“ zu befürchten? Was wurde aus der Zusage des Verfassungsschutzes in der Sitzung am 2. November 2016, die Aktualität einer Amri betreffenden Terrorwarnung des marokka- nischen Geheimdienstes zu überprüfen? Bei den Unterlagen des Ausschusses finden sich zu all dem nur dürre Protokolle. Sie referieren Ergebnisse, nicht Entscheidungs- prozesse. Die fehlenden Details, die wei- Terrorismus radikalislamische ßen Flecken im Bild, wer sonst könnte sie füllen als die Frau, die fast immer zugegen war, sogar Gesprächsverläufe, wie sie dem Ausschuss verriet, regelmäßig in eigenen Notizen festgehalten hat? Doch was die Zeugin Petra M. den Abgeordneten zu be- richten wusste, war derart, dass einer ihrer Zuhörer den Eindruck gewann, sie habe in den GTAZ-Sitzungen die Rolle einer „Zim- merpflanze“ gespielt. Nicht, dass der Ausschuss gänzlich er- kenntnisfrei aus der Vernehmung hervorge- gangen wäre. Zu erfahren war etwa, dass der im Sprachgebrauch der zuständigen Abteilung 6 des Verfassungsschutzes ein „Phänomen- bereich“ ist. Die Abgeordneten wissen jetzt, dass eine Sitzung im GTAZ eine halbe Stunde, aber auch bis zu zwei Stunden dauern kann und dass die Zeugin in zwei der insgesamt acht Ar- beitsgruppen regelmäßig zugegen ist, nämlich in der AG „Tägliche Lage“ sowie in der AG „Operativer In- formationsaustausch“. Dabei spiele sie freilich selbst, betonte Petra M., kaum eine nennenswerte Rolle. Mehr als die Funkti- on einer „Informations- überbringerin“ würde sie sich keinesfalls zuschreiben wollen, ge- schweige denn, dass von ihr jemals ein „in- haltlicher Beitrag“ zu erwarten wäre. Ihre Anwesenheit in der „Täglichen Lage“ und beim „Operativen Informationsaustausch“ diene einzig dem Zweck, den „Überblick über die aktuelle Lage“ zu behalten „für meine administrative Tätigkeit“. Nur Zuhörerin Diese beschrieb die Zeugin dahingehend, dass sie als Verbindungsbe- amtin die Einladungen etwa zu Sitzungen der AG „Operativer Informationsaus- tausch“, in denen es jeweils anlassbezogen immer nur um einen konkreten Fall gehe, vom federführenden Bundeskriminalamt an die zuständige Fachabteilung des Verfas- sungsschutzes weiterzuleiten und dafür zu sorgen habe, dass ein Sachkundiger pünkt- lich zum Termin erscheine, und ihn, wenn nötig, am Eingang abzuholen und in den Sitzungsraum zu geleiten habe. Ihre Ver- antwortung sei es auch, anschließend den »Sie haben gesagt, Sie seien diejenige, die den Überblick hat.« Martina Renner (Linke) Notizen vernichtet Nun ist vorstellbar, und manche Ausschussmitglieder waren erkennbar dieser Meinung, dass auch eine Zuhörerin vom Verlauf einer Sitzung noch das eine oder andere zu berichten weiß. Immerhin bescheinigte sich die Zeugin ein „gutes Namensgedächtnis“, weswegen sie sofort im Bilde gewesen sei, als nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz von ei- nem Anis Amri die Rede war. Im Übrigen indes hat sie mit den Notizzetteln, die sie nach jeder Sitzung „zeitnah vernichtet“ ha- be, offenbar auch jegliche immaterielle Er- innerung aus ihrem Gedächtnis getilgt. So erfuhr der Ausschuss nicht mehr als dass Amri 2016 in mindestens 13 GTAZ- Runden zur Sprache gekommen, dort aber als ein „Fall wie jeder andere“ behandelt worden sei, was die Abgeordneten so oder ähnlich noch von jedem Zeugen aus dem Verfassungsschutz gehört haben. Nichts al- so, woran man sich zwingend erinnern müsste: „Ich habe an so vielen Sitzungen irgendwo überlagert sich teilgenommen, das alles.“ Winfried Dolderer T > STICHWOR T Breitscheidplatz-Ausschuss > Auftrag Der 1. Untersuchungsausschuss der 19. Wahlperiode wurde am 1. März 2018 eingesetzt. Er soll der Frage nach- gehen, warum es nicht gelungen ist, den bislang radikalislami- schen Terroranschlag in Deutschland am 19. Dezember 2016 auf dem Berliner Breitscheidplatz zu verhindern und dabei vor allem mögliche Versäumnisse von Bundesbehörden in den Blick nehmen. opferreichsten > Arbeit Der Ausschuss, dem drei Abge- ordnete der Union, zwei der SPD sowie je ein Mitglied von AfD, FDP, Linke und Grünen sowie ebenso viele Stellvertre- tern angehören, hat unter Vorsitz von Ar- min Schuster (CDU) bislang 37 Mal öf- fentlich und nichtöffentlich getagt. Für den Notfall gerüstet NO-DEAL-BREXIT Übergangsregelungen für Sozialsysteme Britische und deutsche Staatsbürger sollen vor Nachteilen in ihrer sozialen Absiche- rung geschützt werden, falls Großbritan- nien am 30. März 2019 ohne Austrittsab- kommen aus der EU austreten sollte. Das sieht ein Gesetzentwurf (19/7376) der Bundesregierung vor, über den der Bundes- tag vergangene Woche in erster Lesung be- raten hat. Darin verweist die Regierung darauf, dass mit dem Ende der Mitgliedschaft Großbri- tanniens auch Regelungen zur Koordinie- rung der Systeme der sozialen Sicherheit entfallen. Das betrifft unter anderem die Koordinierung von britischen Leistungen bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit mit entsprechenden Leistungen der verbleiben- den EU-Mitgliedstaaten und der Schweiz. Es betrifft aber auch BAföG-Leistungen, die Studierende für eine Ausbildung in Groß- britannien erhalten. So sollen unter anderem Versicherte, die in der deutschen Renten- oder Krankenversi- cherung versichert waren, nicht allein we- gen des Austritts ihren Versicherungsstatus verlieren. In der Rentenversicherung sollen vor dem Austritt zurückgelegte Zeiten auch in den ersten fünf Jahren nach dem Aus- tritt weiter berücksichtigt werden. Damit in den Fällen, in denen Anträge auf Einbürgerung noch vor dem Austritt ge- stellt worden sind, längere Bearbeitungs- zeiten nicht zu Lasten von britischen oder deutschen Einbürgerungsbewerbern gehen, soll in diesen Fällen auf den Zeitpunkt der Antragstellung abgestellt und Mehrstaat- lichkeit hingenommen werden. Bis auf die AfD-Fraktion begrüßten die üb- rigen Fraktionen, dass die Bundesregierung für einen No-Deal-Austritt vorsorge. René Springer (AfD) forderte, die Entscheidung zum Brexit zu akzeptieren und die Briten wie andere Drittstaatsangehörige zu be- handeln. Franziska Brantner (Grüne) zeig- te sich verwundert, dass die AfD gegen ein Gesetz sei, das die Rechte von 300.000 Deutschen in Großbritannien sichere. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir für sie alle einen Schutz herstellen“, sagte Angelika Glöckner (SPD). Der Gesetzentwurf liefere erste Antworten, betonte Jutta Krellmann (Die Linke). Es sei doch klar, dass die Bür- ger jetzt kurzfristig Rechtssicherheit brau- chen, so Carl-Julius Cronenberg (FDP). Antje Lezius (CDU) erklärte, langfristiges Ziel müsse die Verhandlung eines neuen Sozialabkommens mit Großbritannien sein. Claudia Heine T Zankapfel Datenschutz INNERES Breite Kritik an AfD-Antrag zu Meinungsfreiheit Auf einhellige Ablehnung aller anderen Fraktionen ist die AfD vergangene Woche im Bundestag mit einem Antrag zur Aus- weitung des Medienprivilegs im Daten- schutz (19/7430) gestoßen. Zwar räumten Redner der Koalitionsfraktionen Hand- lungsbedarf bei der Datenschutz-Grund- verordnung (DSGVO) ein und verwiesen auf ein entsprechendes Gesetzgebungsver- fahren. Mit den Rednern der anderen drei Fraktionen waren sie sich aber einig, dass die AfD mit dem Antrag einzig das Ziel verfolge, „ihre Meinungsmache und politi- sche Hetze unter dem Deckmantel des Me- dienprivilegs weiter ungehindert verbrei- ten“ zu dürfen, wie es Manuel Höferlin (FDP) formulierte. Marc Henrichmann (CDU) sagte, es sei Ironie, dass die Fraktion, die größte Schwierigkeiten mit der Meinung Anders- denkender habe, einen Antrag zur Sicher- stellung der freien Meinungsäußerung ein- bringt. Saskia Esken (SPD) bezeichnete den Antrag als „abwegig“. Ausgerechnet die AfD wolle die Meinungsfreiheit retten, sag- te sie mit Verweis auf die Aufforderung an Schüler, „Lehrer zu denunzieren“, deren Meinungen der AfD nicht passen. Tabea Rößner (Grüne) warf der AfD vor, ein er- folgreiches europäisches Projekt diskredi- tieren zu wollen. Die Unsicherheit, die die AfD jetzt schüre, gehe allerdings auf das Konto der Bundesregierung, die die Men- schen mit ihren Fragen alleingelassen ha- be. Petra Sitte (Linke) forderte, bei der Folgeabschätzung von Gesetzen insbeson- dere die Auswirkungen auf die Meinungs- freiheit und auf alle jene, die nicht über die Ressourcen der großen Wirtschaftsak- teure verfügen, in den Blick zu nehmen. Für die AfD warb Joana Cotar für den An- trag. Die DSGVO treffe nicht nur große Unternehmen, sondern vor allem auch kleine und mittelständische Unternehmen, private Website-Betreiber, Blogger, Influen- cer, YouTuber, unabhängige Street-Photo- grapher und viele andere. Für sie gebe es große Rechtsunsicherheit, auch weil die Bundesregierung die in der DSGV enthalte- nen Anpassungsmöglichkeiten nicht um- fassend genutzt habe. Nach der Debatte wurde der Antrag „Freie Meinungsäuße- rung sicherstellen – Rechtssicherheit der Datenschutz-Grundverordnung – Erweite- rung des Medienprivilegs auf Blogger, Fo- tografen und Tätige im Bereich der Öffent- lichkeitsarbeit“ an den Innenausschuss überwiesen. Michael Wojtek T Streit um die Sicherheit FÖDERALISMUS FDP will neue Bund-Länder-Kommission Die FDP findet im Bundestag mit der For- derung nach einer Föderalismuskommissi- on von Bund und Ländern zur Reform der Sicherheitsarchitektur in Deutschland we- nig Gegenliebe bei den anderen Fraktio- nen. Dies wurde am Freitag in der ersten Plenardebatte über einen entsprechenden FDP-Antrag (19/7424) deutlich. Während die Vorlage an die zuständigen Ausschüsse überwiesen wurde, lehnte das Parlament einen Gesetzentwurf der AfD-Fraktion „zum Schutz der Bevölkerung vor auslän- dischen Gefährdern“ (19/931) sowie einen AfD-Antrag zur Kompetenzverteilung im Bereich der Gefahrenabwehr (19/932) mit den Stimmen der übrigen Fraktionen ab. In der Debatte betonte Benjamin Strasser (FDP), bei der inneren Sicherheit seien zu oft zu viele zuständig und, „wenn es drauf ankommt, keiner verantwortlich“. Dabei habe man es mit „kleinsten, hochmobilen“ Terrorzellen zu tun, die 40 Sicherheitsbe- hörden von Bund und Ländern stoppen sollen. Zu fragen sei, ob sich mit weniger Behörden mehr Sicherheit organisieren las- se. Dazu wäre eine „Föderalismuskommis- sion III“ das „richtige Mittel der Wahl“. Armin Schuster (CDU) sagte, im Ziel stimmten viele Sicherheitspolitiker mit a p d / e c n a i l l a - e r u t c i p © Ein Bundespolizist auf Streife am Berliner Flughafen Tegel dem Antrag überein, doch sei der Weg ei- ner Kommission „bisher völlig unerfolg- reich“. Die Ministerpräsidenten- und die Innenministerkonferenz müssten den „gordischen Knoten“ durchschlagen. An- dernfalls solle sich der Bundestag dem „Selbsttest“ aussetzen, ob er die strittigen Fragen so konstruktiv diskutieren könne, dass er zu einem „Plan“ komme. Martin Hess (AfD) machte die offenen Grenzen „für die desaströsen Zustände im Bereich der inneren Sicherheit verantwort- lich“. Solange dieser „Kardinalfehler“ nicht korrigiert werde, liefen alle Versuche ins Leere, die Sicherheitsbehörden besser auf- zustellen. Zugleich warb Hess dafür, alle Gefährder in ihre Heimat abzuschieben oder in Abschiebehaft zu nehmen. Wo dies nicht möglich sei, müsse ein „längerfristi- ger Gewahrsam zur Anwendung kommen“. Sebastian Hartmann (SPD) warf der FDP vor, sie habe „mit der falschen Marktgläu- bigkeit, mit Steuersenkungsparolen selbst dafür gesorgt“, dass es „den Nachtwächter- Staat“ gebe. „Es waren Ihre Kürzungen in der Zeit von Schwarz-Gelb: Sie haben Poli- zeistellen eingespart“, fügte er hinzu. Es ge- he nicht um Zuständigkeiten, sondern um die Leistungsfähigkeit des Staates. André Hahn (Linke) kritisierte, es gebe „ganz offensichtlich“ innerhalb der Sicher- heitsbehörden und bei deren Zusammen- arbeit untereinander „eklatante Abstim- mungs- und Vollzugsdefizite“. Er bezweife- le aber, dass man deshalb eine neue Föde- ralismusreform brauche und neue, zentra- lisierte Sicherheitsstrukturen „wirklich hel- fen, dass unsere Polizeibehörden besser ar- beiten“. Dazu benötige man vor allem eine „Reform der inneren Strukturen und der Kommunikationswege in der Polizei und mit ihren Partnern“. Konstantin von Notz (Grüne) nannte eini- ge Punkte des FPD-Antrags „gut“, doch fehle der Vorlage inhaltliche Substanz. Er monierte zugleich „ ein Kompetenzchaos“ im Bereich der Innenpolitik. Statt aber den „55 Kommissionen des Koalitionsvertra- ges“ noch eine weitere hinzuzufügen, müs- se man „im Parlament die Dinge umset- zen“. Helmut Stoltenberg T