6 INNENPOLITIK Das Parlament - Montag - 09. März 2020 Es ist eines der großen familien- politischen Projekte der Regie- rungskoalition: Bis 2025 soll ein Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Betreuungsplatz für Kinder im Grundschulalter eingeführt werden. Darauf hatten sich CDU, CSU und SPD in ihrem Koalitions- vertrag geeinigt. Auch wenn der anvisierte Termin gute zwei Jahre nach der nächsten Bundestagswahl liegt, legten die Koalitio- näre in der vergangenen Woche einen ers- ten Grundstein, um das ambitionierte Ziel auch zu realisieren. In erster Lesung beriet der Bundestag am Donnerstag den Gesetz- entwurf der Bundesregierung (19/17294), mit dem ein Sondervermögen geschaffen werden soll, aus dem den Bundesländern gemäß Artikel 104c des Grundgesetzes Fi- nanzhilfen für den Ausbau der benötigten Infrastruktur gezahlt werden sollen. Zwei Milliarden Euro will der Bund in den Jah- ren 2020 und 2021 für dieses Sonderver- mögen bereitstellen. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) führte aus, man habe sich mit den Ländern darauf verständigt, dass die Ganz- tagsbetreuung für die erste bis vierte Schul- klasse von montags bis freitags gelten soll, einschließlich einer Ferienbetreuung bis auf maximal vier Wochen Schließzeit der Schulen. Nach dem Gute-Kita-Gesetz sei dies ein weiterer Schritt Richtung Verein- barkeit von Beruf und Familie. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hat sich die Zahl der Grundschüler, die auch nachmit- tags in der Schule oder in einem Hort be- treut werden, deutlich erhöht. So stieg et- wa der Anteil der Grundschüler in Ganz- tagsschulen von 2007 bis 2017 von 16,2 auf rund 42 Prozent. Rechnet man die Zahl der Schüler hinzu, die nach der Schu- le in einem Hort betreut werden, so wur- den im Schuljahr 2017/18 insgesamt 60,1 Prozent aller Grundschüler nachmit- tags betreut. Laut der IW-Studie existieren jedoch große regionale und auch soziale Unterschiede. Auch wenn Hamburg mit ei- nem Prozentsatz von 98 Prozent den Spit- zenreiter bei Grundschülern in Ganztags- betreuung darstellt, sind es vor allem die ostdeutschen Bundesländer, in denen sich die meisten Grundschüler in einer Ganz- tagsbetreuung befinden. Nach Berechnun- gen des IW fehlen bundesweit derzeit etwa 209.000 Betreuungsplätze, um den Bedarf zu decken. Auch wenn alle Oppositionsfraktionen den Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grund- schüler begrüßen, so halten sie die geplan- ten Mittel des Bundes für nicht ausrei- chend, um einen Rechtsanspruch zu reali- sieren. Nach einer Studie des Deutschen Jugendinstituts liege der Finanzbedarf für den Ganztagsausbau bei 5,3 Milliarden Euro, führte der FDP-Familienpolitiker Matthias Seestern-Pauly an. Hinzu kämen weitere 3,2 Milliarden Euro an jährlichen Betriebskosten ab 2025. Deswegen sei es „ein absoluter Witz“, dass der Bund ledig- lich zwei Milliarden Euro zur Verfügung stellen wolle. In diesem Sinne argumentierte auch der Familienpolitiker Norbert Müller von der Linksfraktion. Die Fehler beim Kita-Aus- bau dürften nicht wiederholt werden: „Wir können es nicht wieder so machen, dass die Länder und Kommunen den Löwenan- teil zahlen und der Bund sich am Ende ‚rauszahlt’.“ Müller warf der Bundesregie- rung zudem vor, sie habe bis heute keine Idee, wie der Rechtsanspruch praktisch aussehen und wann er konkret realisiert werden soll. Personalausstattung Auch die Grünen- Familienpolitikerin Katja Dörner forderte von der Regierung ein größeres finanzielles Engagement für den Ausbau der Ganztags- betreuung sowie bundesweit gültige Stan- Auch nach Schulschluss FAMILIE Opposition fordert mehr Gelder des Bundes für den Ausbau der Ganztagsbetreuung von Grundschülern Bis 2025 will die Koalition einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule einführen. © picture-alliance/dpa dards: „Wir brauchen verbindliche Quali- tätskriterien mit Blick auf die Personalaus- stattung, mit Blick auf die räumliche Aus- stattung und auch, was die inklusive Aus- stattung angeht.“ Von Seiten der AfD-Fraktion wurden Zwei- fel geäußert, ob der geplante Rechtsan- spruch überhaupt zu realisieren sei. Schon jetzt fehlten mindestens 100.000 Erzieher in den Kitas, für einen Betreuungsanspruch im Grundschulalter müssten weitere 100.000 pädagogische Fachkräfte einge- stellt werden, führte deren Familienpoliti- ker Martin Reichardt an. Zugleich warf er der Bundesregierung vor, eine „links-grün geprägte“ Politik zu betreiben, nach der „eine Frau nur als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft gilt, wenn sie arbeiten geht“. Wenn der Staat Milliarden für staatliche Er- ziehung ausgebe, dann müsste er auch jene Eltern finanziell stärker unterstützen, die ihre Kinder selbst erziehen. Vertreter der Koalitionsfraktionen wiesen die Kritik der Opposition zurück. Die Fa- milienpolitikerin Nadine Schön (CDU) ar- gumentierte, der Ausbau der Ganztagsbe- treuung liege ebenso wie der Kita-Ausbau originär im Verantwortungsbereich von Ländern und Kommunen. Trotzdem sei es richtig, dass der Bund zwei Milliarden Euro beisteuere. „Wir lassen Länder und Kom- munen nicht allein mit dem Problem, son- dern wir gehen das gemeinsam an“, sagte Schön. Die SPD-Bildungspolitikerin Marja- Liisa Völlers räumte allerdings ein, dass die Startvoraussetzungen in den Ländern be- züglich Fachpersonal und finanziellen Spielräumen für eine Umsetzung des Rechtsanspruchs sehr unterschiedlich sei- en. Bis zu dessen Umsetzung sei es sicher- lich noch ein „weiter Weg“. Deshalb sei es richtig, bereits in dieser Legislaturperiode „eine Art Spardose“ von zwei Milliarden Euro anzulegen. Alexander Weinlein T > ST I C HW O R T Betreuung von Grundschülern > Bundesweit Rund 60 Prozent der Grundschüler besuchen eine Ganztags- schule oder werden nachmittags in ei- nem Hort oder einer ähnlichen Einrich- tung betreut. > Regionale Unterschiede Hamburg ist mit einer Quote von 98 Prozent Spitzen- reiter, gefolgt von Sachsen und Thürin- gen (87 Prozent), Berlin (79) und Sach- sen-Anhalt (69). Schlusslichter sind Bay- ern (24) und Baden-Württemberg (18). > Soziale Unterschiede Kinder aus Mig- ranten- oder Hartz-IV-Familien besuchen öfter eine Ganztagsschule. Kinder aus reicheren Familien eher einen Hort Breite Kritik an Riexinger AKTUELLE STUNDE SPD und Grüne gegen »Inszenierung« »Die Links- partei hat ein taktisches Ver- hältnis zur Ge- waltfreiheit in der Politik.« Linda Teuteberg (FDP) Linda Während einer von der FDP beantragten Aktuellen Stunde mit dem Titel „Verhältnis der Partei Die Linke zur freiheitlich-demo- kratischen Grundordnung“ haben am ver- gangenen Freitag Redner aller Fraktionen Kritik am Parteivorsitzenden der Linken, Bernd Riexinger, geübt. Auf die Aussage ei- nes seiner Parteimitglieder auf einem Stra- tegietreffen der Partei in Kassel „...auch wenn wir das eine Prozent der Reichen er- schossen haben, ist es immer noch so, dass wir heizen wollen...“ hatte Riexinger ent- gegnet: „Wir erschießen sie nicht, wir set- zen sie schon für nützliche Arbeit ein.“ Über die Menschenwürde macht man keine Scherze, sagte Teuteberg (FDP). Ohnehin habe die Linkspartei ein „taktisches Verhältnis zur Gewaltfrei- heit in der Politik“, befand sie. Wenn etwa bei De- Straftaten monstrationen begangen werden, seien Vertreter der Linken oft nicht weit, die davon sprä- chen, man solle doch nicht politisches Engagement kri- minalisieren. „In unserer Demokratie gibt es genügend gewaltfreie Möglichkeiten, sich politisch zu engagie- ren“, sagte Teuteberg. Für Christoph Bernstiel (CDU) zeigt der Vorfall, dass die Linkspartei für die CDU auf absehbare Zeit kein Partner sein kön- ne. Zudem beobachte der Verfassungs- schutz nach wie vor offizielle Gliederun- gen der Linkspartei. „Noch kein einziges Mal haben wir von Ihnen in diesen Haus gehört, dass sie sich klar und deutlich von den Gewalttaten der Antifa gegen die Poli- zei oder andere Hilfskräfte distanzieren“, sagte Bernstiel. Alexander Gauland (AfD) kritisierte die FDP. Sie habe es in der Hand gehabt, in Thüringen einen linken Ministerpräsiden- ten zu verhindern, es aber „leider vorgezo- gen, zu Kreuze zu kriechen“. Gauland sagte weiter, die Warnung vor einem angeblich drohenden Faschismus sei das konstante Begleitgeräusch der politischen Auseinan- dersetzung im Bundestag. „Heute richtet sich diese Warnung gegen uns“, so der AfD-Fraktionsvorsitzende. Doch habe Thü- ringen gezeigt, „wie schnell auch CDU und FDP in das Fadenkreuz dieses Antifaschis- mus geraten können“. Helge Lindh (SPD) nannte die Äußerun- gen von Riexinger „unanständig, inakzep- tabel und in einer menschenverachtenden Sprache formuliert“. Noch politisch unan- ständiger sei es aber, daraus Inszenie- eine politische rung zu machen, befand er. „Damit machen wir den AfD-Kosmos zu unserem Resonanzraum“, sagte er. Aktuelle Stunde müssten seiner Ansicht nach viel- mehr im Sinne und im Ge- denken an die Opfer des veran- Rechtsextremismus staltet werden. „Bei der Gewaltfrage darf es keine Unklarheiten oder Ironie geben“, stellte Katja Kipping (Die Linke) klar. Riexinger habe aber für seine Aussagen ausdrücklich um Entschuldigung gebeten. Kipping entschul- digte sich ihrerseits für Mauertote und SED-Unrecht. Dass Menschen beim Ver- such, ihr Land zu verlassen, ihr Leben ver- loren haben, sei großes Unrecht für das es keine Rechtfertigung gebe, sagte sie. Dies gelte aber auch mit Blick auf die unerträgli- chen Zustände an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland. Canan Bayram (Grüne) nannten die Äuße- rungen Riexingers „nicht entschuldbar“. Gleichzeitig wandte sie sich aber dagegen, „Schaukämpfe als Aktuelle Stunde zu ver- anstalten“. Auch das Vergehen von Herrn Riexinger rechtfertige solch eine Aktion nicht, befand sie. Götz Hausding T Strafrecht entrümpeln RECHT FDP fordert Konzentration auf »erhebliches« Unrecht Die FDP-Fraktion möchte das Strafrecht entrümpeln und hat deshalb einen Antrag (19/17485) vorgelegt, der in der vergange- nen Woche erstmals im Plenum debattiert wurde. Die Liberalen begründen ihren Vor- stoß mit der Bedeutung des Strafrechts als schärfstem Schwert des Rechtsstaates. Der Gesetzgeber dürfe nicht fortlaufend neue Strafvorschriften ohne den Nachweis ihrer Erforderlichkeit erlassen, betonte Jür- gen Martens (FDP). Zudem müsse der Normenbestand beispielsweise im Hin- blick auf die Strafwürdigkeit von Laden- diebstahl und Schwarzfahren überprüft werden. „Wir wollen, dass sich Strafrecht und Strafverfolgung auf erhebliches Un- recht konzentrieren, um dort mit der gebo- tenen Schnelligkeit und Gründlichkeit zu handeln“, erläuterte der FDP-Abgeordnete. Dem gegenüber stehe eine „unreflektierte inflationäre Strafrechtsgesetzgebung“, die bei den Bürgern den Eindruck erwecken könnte, „dass einerseits die Übertretung von Strafnormen folgenlos bleibt, während andererseits Taten, die allgemein als straf- würdig empfunden werden, nicht mit dem erforderlichen Nachdruck verfolgt werden. Dass führe zu einer Erosion des Straf- rechts“, kritisierte Martens. Unterstützung erhielt der Antrag von den Linken und den Grünen. Die Vertreter bei- der Fraktionen sprachen sich ebenfalls da- für aus, das Strafrecht auf den Prüfstand zu stellen. Zum Beispiel sollten sogenannte Le- bensmittelretter entkriminalisiert werden, diese Art „Klassenjustiz“ gehöre abgeschafft, forderte Friedrich Straetmanns (Linke). Ca- nan Bayram (Grüne) warf der Koalition un- ter anderem vor, mit ihren Gesetzesvorha- ben weit über das Ziel der Bekämpfung von Hass und Hetze hinaus zu schießen. Die Redner der Regierungsfraktionen CDU/CSU und SPD sahen in dem Antrag durchaus richtige Aspekte und gute Ansät- ze, letztendlich ziehe die FDP aber die fal- schen Schlüsse. Axel Müller (CDU) kriti- sierte unter anderem, dass nach den Vor- stellungen der FDP Ladendiebstahl und Schwarzfahren nur noch als Ordnungswid- rigkeiten geahndet werden sollen. Eine Ka- pitulation des Rechtsstaates dürfe es aber nicht geben, sagte Müller. Johannes Fech- ner (SPD) appellierte, wenn man schon dabei sei, Straftatbestände abzuschaffen, müsse auch die Aufhebung des Abtrei- bungsparagrafen 219a zur Diskussion ste- hen. Thomas Seitz (AfD) warf der FDP vor, einen Schaufensterantrag geliefert zu ha- ben, mit dem sich die Liberalen dem „lin- ken Spektrum“ annäherten und bei dem der „rechtstreue Bürger“ wieder einmal das Nachsehen habe. Michael WojtekT Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit GLEICHBERECHTIGUNG Aus Anlass des Internationalen Frauentages debattiert der Bundestag über Quotenregelungen, gerechte Bezahlung und Schutz vor Gewalt Pünktlich zum Internationalen Frauentag am 8. März hat die UN-Entwicklungsagen- tur UNDP eine Analyse zur Gleichberechti- gung veröffentlicht, die es in sich hat: In ei- ner weltweit durchgeführten Untersuchung fanden die Forscher heraus, dass die große Mehrheit der Menschen, nämlich neun von zehn, immer noch große Vorurteile ge- genüber Frauen hat. Etwa die Hälfte der Befragten findet demnach, dass Männer bessere politische Anführer sind als Frau- en, 40 Prozent sind der Meinung, Männer sind bessere Spitzenmanager und 28 Pro- zent finden es für einen Mann gerechtfer- tigt, seine Frau zu schlagen. Am Tag der Veröffentlichung dieser Ergeb- nisse führte auch der Bundestag, wie jedes Jahr aus Anlass des Frauentages, eine De- batte durch. Darin waren sich die Redne- rinnen am vergangenen Freitag zwar einig, dass Frauen das Recht auf gleiche Chancen in allen gesellschaftlichen Bereichen ha- ben, dass dieses Ziel im Alltag aber noch längst nicht erreicht ist. In der Frage, wie Weiterführende Links zu den Themen dieser Seite finden Sie in unserem E-Paper Chancengleichheit verwirklicht werden kann, gab es deutliche Differenzen zwi- schen den Fraktionen. Einige Rednerinnen pochten auf Quoten, um den Frauenanteil in Führungsgremien und Parlamenten zu vergrößern, andere verlangten, Arbeitsbe- dingungen und Bezahlung auf dem Ar- beitsmarkt zu verbessern. Strategie Bundesfrauenministerin Fran- ziska Giffey (SPD) warb für die in ihrem Ministerium erarbeitete Gleichstellungs- strategie. Damit gebe es erstmals eine Ini- tiative, die in allen Ressorts abgestimmt werde, denn „Gleichstellung ist nicht nur ein Thema für das Frauenministerium, sondern für alle, die in der Regierung Ver- antwortung tragen“. Giffey kündigte außer- dem einen Gesetzentwurf an, um die Prä- senz von Frauen in Führungspositionen zu stärken. Bundeseigene Firmen sollen dem- nach Führungspositionen künftig zur Hälf- te mit Frauen besetzen. Mariana Harder-Kühnel (AfD) stellte klar, es gehe ihrer Fraktion um Gleichberechti- gung – nicht um Gleichstellung. Deutlich sprach sie sich gegen Frauenquoten aus: Chancengleichheit bedeute nicht, dass der Staat „in typischen Männerberufen, in sämtlichen Gremien und Parlamenten in sozialistischer Manier eine Quote von Ministerin Giffey wirbt im Bundestag für ihre Gleichstellungsstrategie. © picture-alliance/dpa 50 Prozent erzwingen muss“, sagte sie. Die Unions-Abgeordnete Nadine Schön appellierte, die 2020er-Jahre zum „Jahr- zehnt der Frauen“ zu machen. Erste Erfolge gebe es bereits: Der Anteil von Frauen in Führungsgremien der Wirtschaft sei durch feste ebenso wie flexible Quoten um 50 Prozent gestiegen. Schön warb dafür, Frauen noch stärker zu unterstützen – im Bereich der Bildung in MINT-Fächern und durch passgenaue Förderung von Frauen als Gründerinnen und Investorinnen (sie- he auch Seite 10). Das unterstützte auch Nicole Bauer von der FDP. Frauen und Mädchen gelte es für technische und naturwissenschaftliche Be- rufe zu begeistern. „Frauen können das, aber es sind noch viel zu wenige in diesem Bereich“, so Bauer, selbst studierte Wirt- schaftsingenieurin. Um Frauen zu fördern, brauche es aber keine Quoten, sondern vor allem ein „gutes Talentmanagement“. „Strategisches Befördern statt wohlmeinen- dem Fördern“ sei die Devise, so die Libera- le. So entstehe ein „Talentpool“, aus dem Unternehmen und auch Parteien schöpfen könnten. „Hätten wir eine solche nachhal- tige Lösung, bräuchten wir heute nicht über Parität und Quoten diskutieren.“ vor. „Alibipolitik“ Ungerechte Arbeitswelt Sabine Zimmer- mann (Die Linke) wiederum warf der Bun- desregierung Statt grundlegende Arbeitsmarktveränderungen anzugehen und etwa mit einem höheren Mindestlohn sowie besserer Bezahlung in sozialen Berufen für höhere Einkommen zu sorgen, kümmere sich die Ministerin um „ein paar Dutzend Frauen“, die sie in die Konzernvorstände holen wolle. Das nütze der großen Mehrheit der Frauen gar nichts, kritisierte Zimmermann. Denn „sie verdienen rund 20 Prozent weniger und haben etwa 50 Prozent geringere Altersein- künfte“, rechnete sie vor. Katja Dörner (Bündnis 90/Die Grünen) nutzte ihre Rede, um gegen Rechtspopulis- mus und Antifeminismus Position zu be- ziehen: „Rechtsextreme sehen in Gleichbe- rechtigung und Emanzipation eine Gefahr für eine Ordnung, in der Männer privile- giert und Frauen unterdrückt werden“, so die Abgeordnete. Sie warnte: „Antifeminis- mus ist eine nicht zu unterschätzende Ge- fahr für unsere offene Gesellschaft.“ Gleichberechtigung sei Kern der demokra- tischen Gesellschaft. „Frauen gehören ebenso selbstverständlich in die Führungs- etagen wie in die Parlamente“, unterstrich die Abgeordnete und drängte, im Rahmen der Wahlrechtsreform für Parität im Bun- destag zu sorgen. Diese Forderung griff Josephine Ortleb (SPD) auf und warb für einen Vorschlag ihrer Fraktion, der die „Tür“ für die Parität durch das Wahlrecht öffne. „Wir wollen zur nächsten Bundestagswahl nur Parteien zulassen, deren Landeslisten paritätisch ab- wechselnd mit Männern und Frauen be- setzt sind“, erklärte Ortleb. Auch die Be- kämpfung von Gewalt gegen Frauen neh- me die SPD ernst, sagte die Abgeordnete die Adresse der AfD gerichtet und verwies auf den Ausbau von Frauenhäusern und besseren Opferschutz. Mit ihrer Politik ma- che die SPD deutlich: „Frauen haben eine Stimme im Vorstand genauso wie im Parla- ment. Wir sind keine Objekte der Gewalt, wir sind stark und selbstbestimmt“, sagte Ortleb. Sandra Schmid T