8 CORONA-PANDEMIE Das Parlament - Nr. 47-49 - 22. November 2021 Stillstand geht nicht KINDER Psychische Erkrankungen, Mediensucht, Lernlücken. Über Versuche, die Nebenwirkungen der Pandemie in den Griff zu bekommen ein Anstieg von 44 Prozent, mit derzeit fast 250.000 Betroffenen. Während des ersten Lockdowns lag die Spielzeit an einem Wo- chentag durchschnittlich bei 132 Minuten, vor der Pandemie verbrachten Jugendliche 83 Minuten täglich mit Computerspielen. Auch die Zeiten, die Kinder und Jugendli- che werktags mit der Nutzung sozialer Me- dien verbringen, stieg damals deutlich: von 116 Minuten im Jahr 2019 auf knapp 140 Minuten. Nun liegen diese Werte zwar wieder etwas darunter, aber immer noch signifikant höher als vor der Pandemie. Nur etwas mehr als die Hälfte der Eltern schränkt die Nutzung digitaler Medien durch Regeln überhaupt ein, ergaben die Befragungen. Wenn man sich die Empfeh- lungen der medizinischen Fachverbände zur täglichen Nutzungszeit anschaut, wird deutlich, wie groß die Kluft zur gelebten Realität ist: 7 bis 10-Jährige sollten maxi- mal 45 Minuten, 11 bis 13-Jährige maxi- mal 60 und 14-Jährige maximal 90 Minu- ten täglich vor Tablet oder Smartphone verbringen. Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Sucht- fragen am UKE fordert deshalb einen deut- lichen Ausbau von Präventions- und Thera- pieangeboten und warnt: „Wenn persönli- che, familiäre und schulische Ziele in den Hintergrund treten, werden alterstypische Entwicklungsaufgaben nicht angemessen gelöst. Ein Stillstand in der psychosozialen Reifung ist die Folge.“ In diesem Sinne hat die DAK zusammen mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) im Oktober 2020 ein Pilotprojekt gestartet, das eine neue, zu- sätzliche Vorsorgeuntersuchung für 12 bis 17-Jährige beinhaltet, bei der speziell die Mediennutzung im Zentrum steht. In Bre- men, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sach- sen-Anhalt und Thüringen können seitdem 70.000 Jugendliche die Früherkennung in Sachen Mediensucht ergänzend zur J1 und J2 (Jugendgesundheitsuntersuchung) nut- zen. Rund 1.200 Ärzte bieten dort zudem ein spezielles Medientraining an. Ich bin alles. So lautet nicht etwa ein Werbespruch für Lifestyle-Produkte. Es ist der Name eines Hilfsangebo- tes im Internet für Menschen, deren „Lifestyle“ sich überhaupt nicht gut anfühlt. Für junge Menschen in der Krise – und von diesen gibt es leider in Fol- ge der Corona-Pandemie immer mehr. Seit einem Jahr weisen es Wissenschaftler regelmäßig in Studien nach: Die Isolation von Kindern und Jugendlichen durch die Schließung von Schulen, Sportvereinen und anderen Freizeit- und Unterstützungs- angeboten im Rahmen einer Lockdown- Politik kann massive negative Effekte auf die Psyche haben. Weltweit. So kamen ka- nadische Wissenschaftlerinnen im Sommer 2021 im Fachblatt „Jama Pediatrics“ zu dem Schluss, dass heute doppelt so viele Kinder und Jugendliche unter Symptomen einer Angststörung oder Depression leiden als vor der Pandemie. Zur gleichen Zeit veröffentlichte das Bundesinstitut für Be- völkerungsforschung (BiB) eine Analyse, wonach am Ende des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 rund 25 Prozent der Ju- gendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren unter depressiven Symptomen litt, vor Co- rona waren es zehn Prozent. „Das Offen- halten der Schulen sollte deshalb hohe Priorität haben, damit sich psychische Be- lastungen und Lernrückstände nicht noch weiter verstärken können“, warnte BiB-For- schungsdirektor Martin Bujard bei der Vor- stellung der Studie. Dabei zeigte die Entwicklung schon vor der Pandemie in eine bedenkliche Rich- tung, wie Daten verschiedener Krankenkas- sen belegen: Nach Informationen der Bar- mer Krankenkasse hat sich zwischen 2009 und 2019 die Zahl der Patienten unter 24 Jahren, die psychotherapeutische Hilfe benötigen, auf 823.000 verdoppelt. Corona-bedingt verstärkt sich dieser Trend. Die Zahl derer, die sich etwa wegen einer Essstörung behandeln lassen müssen, sei im Corona-Jahr 2020 um rund 60 Prozent gestiegen, schreibt die Krankenversiche- rung KKH unter Berufung auf Versicherten- daten des ersten Halbjahres 2020. So zahlreich die Studien zu diesen Thema sind, alle kommen zu dem gleichen Ergeb- nis: Kinder aus ärmeren Familien leiden deutlich stärker unter den Folgen der Pan- demie. Für Kinder aus Risikofamilien seien Schulen als sozialer Raum besonders wich- tig, schreiben die Mediziner des Hambur- ger Eppendorf (UKE) im zweiten Teil ihrer Copsy-Studie, an der mehr als 1.000 Kinder und Jugend- liche und mehr als 1.600 Eltern teilgenom- men hatten. Schulen dürften deshalb „nicht nur“ auf Lerninhalte achten, appel- lierten die Wissenschaftler. Universitätsklinikums Aufholjagd an den Schulen Und die Schulen? Sie versuchen mit viel Engage- ment all die Lücken auszugleichen, die in den vergangenen zwei Schuljahren durch die Schulschließungen entstanden sind. Nicht überall in gleicher Weise übrigens, denn auch hier hängt es leider oft vom so- zialen Status der Kinder ab, wie stark die Bildungsdefizite durch Corona ausgeprägt sind. Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden landesweit in allen Schulen soge- nannte Lernstandserhebungen durchge- führt, um möglichen Förderbedarf bei den Schülern zu erkennen und anschließend entsprechend gegenzusteuern. Die Erhe- bungen sind Teil des im Frühjahr vorge- stellten Aktionsprogramms der Bundesre- gierung „Aufholen nach Corona“. Mit zwei Milliarden Euro sollen in diesem und im nächsten Jahr nicht nur schulische Lernlü- cken geschlossen, sondern Programme der frühkindlichen Bildung, der Schulsozialar- beit oder im Freizeitbereich unterstützt werden. „Denn 20 bis 25 Prozent der Schü- ler haben vermutlich große, vielleicht sogar dramatische Lernrückstände“, sagte Bun- desbildungsministerin Karliczek (CDU) bei der Vorstellung des Programms. Das kann der Schulleiter der Grundschule an der Marie im Berliner Bezirk Pankow, Jürgen Stolze, für seine Schule zwar nicht bestätigen. Dennoch hat auch er einen kri- tischen Befund bei Schulschließungen aus- gemacht: „Das ist nicht mehr so stabil wie vor der Pande- mie.“ Das tägliche soziale Lernen sei aber eine Voraussetzung für das ungestörte Ler- nen aller, „hier arbeiten wir mit Hoch- druck dran“, betont er. Claudia Heine T soziale Miteinander Anja Multimediale Hilfe Den Handlungsdruck haben Mediziner aus München zusammen mit der Beisheim Stiftung nun in ein Pro- jekt gegossen: Zusammen mit der Stiftung hat die Klinik für Kinder- und Jugendpsy- chatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums München das erste di- gitale Infoportal „ich bin alles“ zum The- ma Depressionen und psychische Gesund- heit gestartet. „Kinder und Jugendliche wurden bisher nicht direkt angesprochen, wenn es um ihre psychische Gesundheit und Krankheit ging. Es war aber deren oft geäußerter Wunsch: ‚Sprecht nicht über uns, sondern mit uns und beteiligt uns‘“, erläutert Gerd Schulte-Körne, Direktor der Münchner Klinik und einer der Gründer von „ich bin alles“ die Motivation hinter dem Projekt. Zu oft fänden sich Jugendli- che im Therapiedschungel nicht zurecht, zu oft mangele es an altersspezifischen und vor allem niedrigschwelligen Präventions- angeboten, sagt der Mediziner. Jugendliche arbeiten in einer Münchener Werkhalle an einem Graffito über Depressionen, um Werbung für das Portal „Ich bin alles“ zu machen. © picture-alliance/SZ Photo/Catherina Hess Seit September dieses Jahres ist es online und bündelt multimedial aufbereitet um- fangreiche Informationen und enthält Tipps für Beratungsangebote. Wann ist man „tieftraurig“ und wann schon „depres- siv“? Was sind die Ursachen einer Depressi- on und wie findet man wieder heraus? Wie kann man sich davor schützen? Das sind nur einige Fragen, die unter anderem in Form von Video-Podcasts einfach verständ- lich erklärt werden. Natürlich gab es im Netz auch vorher schon unzählige Informationen zu Depres- sionen. „Aber unsere Inhalte und Empfeh- lungen sind wissenschaftlich fundiert und abgesichert. Videos, Bilder, Texte, alles wur- de zusammen mit Jugendlichen entwickelt und sie kommen auch selbst zu Wort“, sagt Schulte-Körne. Er kritisiert, dass die psychische Gesund- heit von Kindern und Jugendlichen zu we- nig im Fokus der gesellschaftlichen Diskus- sionen stünden: „Wenn über Coronamaß- nahmen geredet wird, werden die Bedürf- nisse der Kinder und Jugendlichen, wenn überhaupt, erst am Ende diskutiert.“ In der Pandemie aber sei deren psychische Belas- tung enorm gestiegen. „Vor allem Ängste, gedrückte, traurige Stimmung, aber auch massive Essprobleme haben stark zuge- nommen“, beschreibt der Arzt seine Beob- achtungen. Seine Klinik mit Spezialeinhei- ten für Essstörungen und Depressionen er- lebe einen „regelrechten Ansturm“. Multimediale Gefahrenzone Unter der Überschrift „psychisch gesund bleiben“ gibt das Internetportal Kindern und Ju- gendlichen neben anderen auch folgenden Tipp: „Reduziere Deine Screentime“ und fragt: „Hast Du Deine Medien im Griff oder sie Dich?“ Denn Depressionen und eine übermäßige Mediennutzung können zusammenhängen. Für psychische Erkran- kungen gibt es natürlich nie nur eine Erklä- rung. Aber auffallend in diesem Zusam- menhang sind Forschungsergebnisse des UKE Hamburg und der DAK Krankenkasse, die Anfang November präsentiert wurden, dennoch. Zu vier Zeitpunkten hatten die Forscher jeweils 1.200 Familien zur Nut- zung digitaler Medien befragt. Zum ersten Mal im September 2019 und zuletzt im Mai 2021. Herausgekommen ist, dass aktu- ell 4,1 Prozent der 10- bis 17-Jährigen in Deutschland ein krankhaftes Spielverhal- ten bei Computerspielen zeigen. Hochge- rechnet sind davon also rund 220.000 Mädchen und Jungen betroffen, was im Vergleich zu 2019 ein Anstieg von 52 Pro- zent bedeutet. Parallel dazu stieg auch bei Social Media die Mediensucht deutlich an. Hier wuchs der Anteil der pathologischen Nutzung seit 2019 von 3,2 auf 4,6 Prozent, »Es werden zu wenig positive Ziele formuliert« KRISENMANAGEMENT Petra Bahr, Mitglied des Deutschen Ethikrates, stellt einen enormen Vertrauensverlust nicht nur an den gesellschaftlichen Rändern fest Frau Bahr, in Krisensituationen zeigt sich das wahre Gesicht von Einzelnen oder Gruppen, heißt es oft. Was sehen Sie, wenn Sie auf unser Land blicken? Institutionen, die sich mit längerfristigen Perspektiven befassen, Szenarien entwi- ckeln und vorausschauende Handlungs- empfehlungen entwickeln, werden zu we- nig ernst genommen. Das ist vielleicht auch der Logik einer Politik geschuldet, die im Präsentismus direkter Meinungsmes- sung gefangen ist. „Omission risk“ nennt man das in der Risikoethik. Es scheint we- niger riskant, nichts zu tun, als zu viel oder das Falsche zu tun, weil das politisch sofort abgestraft wird. Das ist leider ein falsches Kalkül. Was wir augenblicklich sehen, ist eine Form systemischen Unterlassens. Ist dieser Handlungs-Stau der einzige Grund für die Unzufriedenheit vieler mit dem Corona-Krisenmanagement? Jenseits der Frage, welche detaillierten Maßnahmen jetzt greifen oder nicht, sehe ich einen erheblichen Vertrauensverlust. Bei einer schrillen, teilweise auch verfas- sungsfeindlichen Minderheit müssen de- Weiterführende Links zu den Themen dieser Seite finden Sie in unserem E-Paper mokratische Gesellschaften damit umge- hen, robust und doch gelassen. Wenn das Vertrauen der Mehrheit in staatliche Insti- tutionen schmilzt, ist das ein Problem. Ver- trauen ist keine schnell nachwachsende Ressource. Dazu kommt eine politische Kommunikation, die keine positiven Ziele formuliert. Was bleibt, sind apokalyptische Bilder. Derzeit verläuft die Debatte ums Imp- fen teilweise sehr hitzig. Bröckelt der ge- sellschaftliche Zusammenhalt nach fast zwei Jahren Pandemie? Es bröckelt an den Rändern nicht erst seit der Pandemie. Entscheidungen von Mehr- heiten zu akzeptieren, fällt vielen zuneh- mend schwer. Dazu kommen nun gezielte Falschkampagnen, sozialer Druck, Sehn- sucht nach religionsartiger Sicherheit in Gegengemeinschaften. Schuldzuweisungen machen es auf den ersten Blick einfach. Tatsächlich existieren aber oft sehr kompli- zierte Betroffenheitslagen. Die Gruppe der- jenigen, die nicht geimpft sind, ist keine Gruppe. Es gibt Frust, Ignoranz, Hilflosig- keit, auch sozialen Druck des Umfeldes, besonders gegenüber Frauen und jungen Leuten, die sich impfen lassen wollen. Es hätte geholfen, die Zivilgesellschaft früh in die Kampagne einzubinden. Aus dem „An- gebot“ hätte das „Aufsuchen“ werden müs- sen, lokal, mobil, mit direkter Ansprache. Jetzt geht das plötzlich, viel zu spät. Der Ausgleich von Interessen muss auf vielen Ebenen erreicht werden, medi- zinisch, sozial, wirtschaftlich. Fehlt ein gemeinsames Gremium dafür? Dieser Ausgleich wird ja versucht. Ich glau- be aber nicht, dass ein Supergremium da- für geeignet ist. Das müsste ja ein runder Tisch von der Größe eines Stadions sein. Für die Aufarbeitung dieser Katastrophe in Zeitlupe könnte das aber wichtig sein. Beim Ausgleich und Abgleich unterschied- licher Perspektiven braucht es Erfahrungen der Kooperation. Die kommunale Ebene ist in der Pandemie viel zu wenig beachtet. Eher schon sollte man überlegen, ob es bessere Formen des „Forsight“ geben kann, in der mögliche Szenarien auch andere als medizinische Folgen ermitteln und voraus- schauenderes Handeln ermöglichen. Kinder, auch betreute Menschen in Gemeinschaftseinrichtungen haben unter der Pandemie bisher besonders gelitten. Wird diese Erkenntnis aktuell genug be- rücksichtigt? Nein. Ein Beispiel aus meinem Bereich sind die Kitas. Sie kämpfen seit Jahren schon mit Fachkräftemangel. Die Erwar- tungen an diese frühen Bildungsorte stei- gen stetig. Vielen Kindern geht es nach fast zwei Jahren Pandemie nicht gut. Das päda- gogische Personal ist nicht nur nach wie vor Gesundheitsrisiken ausgesetzt, an den Türen muss es die gesellschaftlichen Kon- flikte und den enormen Druck, der auf den Eltern lastet, abfangen. Die Polarisierung und die Grundgereiztheit werden ja nicht nur in Medien ausgetragen. Es gibt viele, die sagen: „Ich kann das bald nicht mehr.“ Wieso genießt der Manager eines gro- ßen Unternehmens eigentlich mehr ge- sellschaftliche Anerkennung als jemand, der sich jeden Tag um andere Menschen kümmert? Wir bräuchten eigentlich eine Leistungsde- batte. Die gesellschaftliche Achtung gegen- über Menschen in sozialen Berufen steht in keinem Verhältnis zu dem, was sie leisten. r e v o n n a H l e g n e r p S / e z l u h c S s n e J © Petra Bahr Die oft hohe innere Motivation derer, die mit Schwerkranken, mit Dementen, mit Menschen in prekären Lebenssituationen arbeiten, verdeckt nur noch notdürftig die- se Schieflage. Anerkennung gibt es weder über Aufmerksamkeit, noch über Geld und schonendere Arbeitsbedingungen. Ich hal- te das für fahrlässig, weil junge Leute diese Berufe mehr und mehr meiden werden. Die meisten Menschen verdrängen den Ge- danken daran, dass sie irgendwann gute Pflege und Begleitung brauchen werden. Wenn von den „Leistungsträgern“ die Rede ist, sind in der Regel andere gemeint. Die Pandemie hat vor allem gezeigt: Das Virus trifft eben nicht alle gleich, wie es anfangs so oft hieß. Ärmere Men- schen sind viel stärker betroffen. Gesundheit als öffentliches Gut war lange Zeit überhaupt kein Thema mehr. Dabei steht ihre Förderung am Beginn der Demo- kratiegeschichte. Gesundheit ist – darauf stößt uns nun ein Virus – , immer mehr als nur Privatsache. Die individuelle Lebenssi- tuation hat Folgen für die Lebenserwartung der Einzelnen, die Lebensqualität der nächs- ten Generation, aber auch erhebliche Fol- gen für Bildung, Wirtschaft, Infrastruktur. Während die Aufregung über marode Stra- ßen groß ist, ist die marode Infrastruktur im öffentlichen Gesundheitswesen kein Aufre- ger. Öffentliche Gesundheit hat vor allem die Prävention und Aufklärung im Blick. Auch das ist undankbar, weil man ihr Ge- lingen logischerweise ja nicht bemerkt. Die Ungerechtigkeit zeigt sich auch global bei der Verteilung der Impfstoffe. Wäre ein Patent-Verzicht die Lösung? Die Pandemie wird erst zu Ende sein, wenn sie auch in anderen Gegenden der Welt zu Ende ist. Gerade deshalb wäre es nötig, viel schneller für eine gerechte Ver- teilung der Impfstoffe zu sorgen. Welche Instrumente die richtigen sind, kann ich nicht beurteilen. Nehmen wir den globalen Süden ge- nerell zu wenig in den Blick? Er gerät zunehmend aus dem Blick, auch zu unserem eigenen Schaden. Die Pande- mie hat unglaublich viel von dem zerstört, was sich in diesen Ländern in den vergan- genen Jahren entwickelt hat, den Zugang zur Bildung, besonders von Mädchen, die medizinische Versorgung, wirtschaftliche Perspektiven, Klimaschutzinitiativen. Wir bemerken das kaum, obwohl es enorme Folgen auch für Europa haben wird. Das Interview führte Claudia Heine T Petra Bahr ist Mitglied des Deutschen Ethikrates und seit 2017 Regionalbischöfin für den Sprengel Hannover in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.