Das Parlament - Nr. 8-9 - 21. Februar 2022 Im Blickpunkt Eckart von Hirschhausen, Mediziner und Fernsehmoderator, spricht im Interview über die Wirkung und die Aufgabe, die der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ nicht nur den politisch Verantwortlichen, sondern jedem Menschen aufgegeben hat. Für das Mitglied des Club of Rome ist der vor 50 Jahren veröffentlichte Bericht eine Art Anleitung zur Rettung des Planeten. Herr Hirschhausen, der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“, der den Club of Rome weltbekannt machte, gilt Kriti- kern als Beispiel für übertriebene War- nungen. Was haben wir aus den Vorher- sagen gelernt? Eindeutig zu wenig! Wenn man sich verge- genwärtigt, auf welchem Stand die damali- ge Computertechnik war, muss man sich verneigen vor den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern rund um Dennis Meadows. Sie haben prognostiziert, wohin grenzenloses Wachstum im Jahr 2050 führt, nämlich dazu, dass wir die Erde ge- gen die Wand fahren. Vor 50 Jahren sorgte der Bericht erstmalig dafür, die Wechsel- wirkungen zwischen Mensch und Umwelt öffentlich zu diskutieren. Welches Wachstum war gemeint? Ich zitiere: „Wenn die gegenwärtige Zu- nahme der Weltbevölkerung, der Indus- trialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unvermindert anhält, werden die absolu- ten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.“ Mit dem Bericht wurde klar, dass es der Mensch ist, der die Natur bedroht – nicht umgekehrt, ein Paradigmenwechsel. Ein weiterer wichtiger Gedanke war, dass wir es mit Naturgesetzen zu tun haben, die nicht verhandelbar sind, und die unaus- weichlich eine allumfassende Krise bedeu- ten, wenn die Menschheit ihre Wertvor- stellungen und Ziele nicht ändert. Das war der große Weckruf des Berichts. Und da- mals hätte man noch Zeit gehabt, umzu- steuern – jedenfalls 50 Jahre mehr als heu- te! Immerhin entstanden so seit den 1970er Jahren Lehrstühle für Umweltwis- senschaften, eigene Ministerien, NGOs, grüne Parteien und internationale Klima- konferenzen. Wie muss man sich Ihre Arbeit in der Deutschen Gesellschaft Club of Rome vorstellen? Unser Motto lautet vom Wissen zum Han- deln. Für komplexe Themen braucht es verschiedene Perspektiven von Ökono- men, Naturwissenschaftlern und Sozial- wissenschaftlern sowie Multiplikatoren in die Gesellschaft. Viele wichtige Impulsge- ber sind in diesem Netzwerk engagiert, unter anderem Ernst Ulrich von Weizsä- cker, Mojib Latif oder Claudia Kemfert, von denen ich viel lerne und dann für die Arbeit in den Medien und meiner Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen ver- wende. Der Bericht arbeitet vor allem mit ei- nem Negativ-Szenario und spricht von einem Zusammenbruch, der bevorstehe. Dabei hat Wachstum doch auch erheb- lich zu Wohlstand, Verbesserung der Le- bensstandards und weniger Hunger welt- weit beigetragen. Was ist also falsch am Wachstum? Viele Ideen, die uns in der Wirtschaft, in der Kultur oder in den Religionen der Welt begegnen, stammen, wie der frühere Welt- bank-Ökonom Herman Daly und der Phy- siker Ulrich von Weizsäcker es nennen – aus der leeren Welt. Doch seit Mitte des 20. Jahrhunderts sehen wir einen enormen Bevölkerungszuwachs, der seit 1960 von etwa drei Milliarden Menschen auf aktuell »Ein Weckruf« WISSENSCHAFT Eckart von Hirschhausen gehört zum Vordenker-Kreis Club of Rome. Er spricht über die Lehren der bekanntesten Studie der Vereinigung Eckart von Hirschhausen findet, es braucht nichts geringeres als eine neue Aufklärung © picture-alliance/dpa/Christoph Hardt/Geisler-Fotopres geführt, 7,9 Milliarden angestiegen ist. Die Ent- wicklung hat nicht nur zu einem massiven Ressourcenverbrauch sondern auch zu einer Verschmutzung von Gewäs- sern, Böden und der Luft. Die Wachstums- idee war über zig Tausend Jahre passend, stößt jetzt aber an ihre Grenzen. Deshalb brauchen wir eine neue Aufklärung. Können Sie dafür ein Beispiel nen- nen? Vor 10.000 Jahren haben die Wildtiere 99 Prozent ausgemacht, wenn man die Biomasse an Land betrachtet, nur ein Pro- zent machten wir Menschen aus. Entwick- lungszeitlich in kürzester Zeit ist das Mas- severhältnis komplett auf den Kopf ge- stellt worden. Wir zählen heute ein Drittel Menschen, rund zwei Drittel sind Nutztie- re von Menschen, und wir lassen den Wildtieren auf diesem Planeten nur noch wenige Prozent über. Das Artensterben wie auch die Pandemien sind die unmit- telbare Folge von der Zerstörung der Le- bensgrundlagen von Mensch und Tier. Ex- ponentielles Wachstum können wir nur sehr schwer begreifen. Wissenschaftler sprechen von der „Great Acceleration“, der großen Beschleunigung. Alle Kurven schnellen immer steiler nach oben: Welt- bevölkerung, Verlust an Biodiversität, die Mengen an CO2 und Methan in der At- mosphäre, Erosion der Böden und Ent- waldung. Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde. Gibt es etwas, das heute besser ist als vor 50 Jahren? Der Begriff „one health“, sprich der ge- meinsame Blick auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt hat es immer- hin in den Koalitionsvertrag geschafft. Als Arzt feiere ich natürlich den Gewinn an Lebenserwartung, die Erfolge in der Ar- mutsbekämpfung, die Impfungen, den Sieg über Polio und Pocken, aber nach vielen Jahrzehnten positiver Entwicklung kippt die Bilanz. Heute hungern wieder mehr Menschen als vor zehn Jahren, auch als Folge der Klimakatastrophe, von Dür- re, Extremwettern und Hitze. Wenn man sich fragt, wieso seit 1972 so wenig umge- setzt worden ist, dann frage ich mich als Kommunikator, ob wir zu viel und zu abstrakt über Eisbären, Atmosphärenche- mie und den ansteigenden Meeresspiegel gesprochen haben. Wir müssen ja nicht „das Klima“ retten – sondern uns! Wir fühlten uns in Deutschland immer sicher. Möglicherweise ist das traurige Ereignis im Ahrtal vom Sommer 2021 mit 200 To- ten und 30 Milliarden Euro Schaden in ei- ner einzigen Nacht ein Signal. Wie meinen Sie das? Wir verstehen nun, dass die Klimafrage kein Thema nur für eine Partei oder eine Generation ist. Mein Freund, der Physiker und Moderator Harald Lesch sagt: „Natur- gesetze gelten auch für Menschen, die Physik in der Schule abgewählt haben“. Ein CO2-Molekül hat nun einmal be- stimmte Eigenschaften, und die ver- schwinden nicht einfach durch ein Ab- kommen, das in Paris zu Papier gebracht wurde. Es gibt nur einen Weg, der etwas ändert, und das ist die Reduzierung der Emissionen. Die jungen Menschen der Fridays-for-Future-Bewegung haben das erkannt und haben die Politik und die äl- teren herausgefordert, schnellstens die CO2-Bilanz zu verbes- sern, weil es sonst keine Zukunft für nie- manden gibt. Die jungen Leute haben fak- tisch Recht. Generationen Welchen Weg halten Sie bei der Be- wältigung der Klimaprobleme für eher machbar, den des Verzichts oder den ei- ner technischen Innovation durch Wis- senschaftler und Ingenieure? Es braucht alles, außer ein entweder- oder! Als der Tesla-Gründer Elon Musk Millionen auslobte für eine Maschine, die CO2 binden kann, twittert jemand: „Dür- fen sich auch Bäume bewerben?“ Das ist mein Humor. Die überzogenen Erwartun- gen an technische Innovationen wie zum Beispiel „Wasserstoff“ ignoriert oft den dreckigen Energiehunger und die Tatsa- che, dass wir sehr schnell umlenken müs- sen. Auf der Klimakonferenz in Glasgow im vergangenen Jahr ging es auch um „Nature-based-Solutions“ – also um die Frage, welche Rolle spielen Grünflächen, Moore und Ozeane in der Pufferung von dem Unsinn, den die Menschheit gerade anstellt. Und die Antwort? Die Weltmeere federn momentan noch viel Wärme und CO2 ab. Aber auch das hat Grenzen. Dazu muss man im Sommer nur ein Glas mit Mineralwasser eine Zeit- lang stehen lassen, um festzustellen, dass die Kohlensäure abdampft. Wie im Was- serglas so auch in einem Ozean. Wenn es wärmer wird, kann Wasser weniger Gase binden. Die Komplexität der Natur mit ei- ner menschlichen Erfindung zu imitieren und Jahrhunderte an Fehlentwicklungen auf Knopfdruck rückgängig machen zu wollen, ist totaler Unsinn! Wir können froh sein, dass Bäume CO2 binden kön- nen. Der erste vernünftige Schritt wäre, dass wir aufhören, weiter weltweit zusam- menhängende Waldgebiete zu zerstören. Vor allem zerstören wir sie zur Gewin- nung von Ackerboden für Futter- und Fleischproduktion. Sie kritisieren die Fleischproduktion und die Lieferketten. Wie viele Nutztie- re wollen Sie abschaffen? Da hätte ich eine Idee für die neue Regie- rung. Sie sollte per Gesetz jeden Käufer dazu verpflichten, beim Kauf eines Kilos Fleisches einen 20-Liter-Eimer Gülle mit ausgehändigt zu bekommen. Mehr Men- schen würden augenblicklich seltener Fleisch essen. Allerdings gibt es auch Re- gionen auf der Erde, in denen außer Gras nicht viel wächst. Dort sind Nutztiere wirklich nützlich, weil sie Milch, Jogurt, Käse und Fleisch liefern. Das gilt für No- maden und Bergvölker, aber in unseren Breiten bedeutet der ungebremste Fleisch- konsum nicht „Lebenskraft“, sondern den Todesstoß für diesen Planeten. Und uns gleich mit. Was ist in Ihren Augen die Lösung? Die heutige Lebensmittelproduktion setzt bis zu einem Viertel aller Treibhausgase frei und ist damit der größte Verursacher von Biodiversitäts- und Waldverlusten, Landnutzungsänderungen, von Wasserver- brauch und Überdüngung durch Stickstoff und Phosphor. Johan Rockström, Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgen- forschung, gibt mit dem Konzept „Plane- tare Belastungsgrenzen“ und der „planeta- ry health diet“ eine Antwort. Wenn wir die irreversiblen Kipppunkte des Erdsystems nicht überschreiten wollen, ist ein großer Schlüssel eine effizientere und nachhalti- gere Landwirtschaft. Wenig Tierisches, ganz viel Pflanzliches. Das ist gesünder für jeden einzelnen und für dieser Erde. Halten Sie eine neue Form der Fi- nanzierung für sinnvoll, um eine nach- haltige Politik zu unterstützen? Bitte sofort die Subventionen der fossilen Energie stoppen und auch der zerstöreri- schen Agrargelder. Das Naheliegendste wird nicht gemacht, die Vergabe der 1.000 Milliarden Euro Recovery- Programme an sehr konkrete, nachhaltige Bedingungen zu knüpfen. Geld gibt es genug, erst jetzt hat die Bundesregierung wieder 60 Milli- arden Euro aufgenommen, davon ist aber keine einzige Milliarde für Investitionen in ein hitzeresilientes Gesundheitssystem vorgesehen. Der Zusammenhang zwi- schen Klimaschäden und der menschli- chen Gesundheit wird nach wie vor nicht gesehen, dabei sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Deutschland liegt in der Rangliste der Hitzetoten auf Platz drei, hinter China und Indien. Gegen Vi- ren kann man impfen, gegen Hitze nicht. Das Gespräch führte Nina Jeglinski T Eckart von Hirschhausen ist Arzt, Wissen- schaftsjournalist und TV-Moderator. Der 54-Jährige engagiert sich für eine medizinisch und wissenschaftlich fundierte Klimapolitik und ist u.a. Mitglied bei „Scientists for Future“ und der deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Seit Januar 2022 ist er Honorarprofessor für Medizin an der Philipps-Universität Marburg.T Initialzündung für die grüne Bewegung CLUB OF ROME Vor 50 Jahren erschien der Bericht über die Grenzen des Wachstums, die Ergebnisse haben aufgeschreckt und wirken bis heute nach Ein Grüner als Vize-Kanzler in der Bundes- regierung und ein Unternehmer, der mit der Produktion von Elektroautos etablier- ten Autoherstellern das Fürchten lehrt: Von solchen Entwicklungen war man vor 50 Jahren noch weit entfernt. Als Dennis Meadows am 1. März 1972 in Washington seinen Bericht „Das Ende des Wachstums“ vorstellte, sah die Zukunft des Planeten sehr dunkel aus. Der 28 Jahre alte Öko- nom und Professor am Massachusetts In- stitute of Technology (MIT) hatte die Risi- ken für einen Zusammenbruch der Zivili- sation untersucht. Das Ergebnis: Wenn die Menschheit so weitermache wie bisher, werde die industrielle Gesellschaft wegen der Überbeanspruchung globaler Ressour- cen zusammenbrechen. Alarmierendes Ergebnis Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte Meadows die Roh- stoff-Vorräte der Erde mit dem Wirtschafts- wachstum und den Geburtenraten in viele Formeln gefasst und von einem Computer berechnen lassen. Das Ergebnis war nieder- schmetternd: Die Landwirtschaft kann nach diesem Szenario bald nicht mehr ge- nügend Menschen ernähren, die Rohstoffe reichen nicht mehr aus, das Wachstum kommt zum Stillstand. Wenn alles gut läuft. Wenn es schlecht läuft, dann haben die Menschen bald so viele Ressourcen ver- braucht, dass gar nicht mehr alle überleben können. Als die 160 Seiten lange Studie, zum größten Teil von der Volkswagenstif- tung finanziert, im Frühjahr 1972 erschien, war es eine Provokation: „Die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde werden im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht“, so der Bericht. Die Antwort lautete Wachs- tumsbeschränkung. Während diese Forde- rungen bei der etablierten Wissenschaft und weiten Teilen der Politik abprallten, wurden sie bei der 1968er-Generation schnell zu einer Art Handlungsanleitung. Manchen gilt der Bericht als Geburtsstunde der Umweltbewegung, die deutschen Grü- nen nennen das Buch die Initialzündung für ihre Partei. Der „Club of Rome“ wurde 1968 von Industriellen, Diplomaten und Wissenschaftlern gegründet und existiert bis heute als ein Zusammenschluss von Ex- perten. Die gemeinnützige Organisation hilft bei der Verbreitung von Ideen für eine nachhaltige Zukunft und gab bisher neben einer Reihe von Publikationen 34 Berichte heraus, der bisher letzte mit dem Titel „2052. Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre“ erschien bereits 2012. Der „Club of Rome“ besteht heute aus drei Organisationen: einem internationalen Dachverband, den nationalen Sektionen und dem Think Tank 30, einem Netzwerk von Schulen. Präsident der Deutschen Ge- sellschaft Club of Rome ist der Klimafor- scher und Hochschullehrer Mojib Latif, zu den Mitgliedern zählen unter anderem Wissenschaftler wie Claudia Kemfert, Leite- rin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirt- schaftsforschung sowie Professorin an der Leuphana Universität Lüneburg und Ernst Ulrich von Weizsäcker, Physiker, Professor und früherer Bundestagsabgeordneter. Mit ihrem Bericht von 1972 trafen Dennis Meadows und seine Mitarbeiter den Nerv der Zeit – machte doch die damals schon sichtbare Umweltzerstörung vor allem den jungen Menschen Angst. Kurz nach Er- scheinen kam es zur Ölkrise. Die arabi- schen Ölstaaten demonstrierten mit ihrem Lieferboykott wegen des Krieges um Paläs- Die deutsche Erstausgabe des Berichts aus dem Jahr 1972 © picture-alliance/dpa/S. Kahnert tina, wie abhängig die Industriestaaten vom Erdöl waren. Die hohen Energiepreise trieben die Welt in die Rezession, und die „Ölkrise“ beförderte die Suche nach Alter- nativen. In der Folge wurde der Bericht weltweit zwölf Millionen Mal verkauft und regte viele dazu an, sich dem geltenden Fortschrittsglauben entgegenzustellen. Debatte bis heute Damals begann eine Debatte, die bis heute anhält und durch die gesetzlich festgeschriebenen Klimaziele eine enorme Bedeutung erfährt – die De- batte um die noch immer gültige Maßzahl des wirtschaftlichen Erfolgs, das Bruttoin- landsprodukt (BIP). „Es wächst, wenn im- mer mehr Abfälle die Umwelt belasten. Und es wächst noch einmal, um Umwelt- schäden zu beseitigen“, schrieb Erhard Eppler, damaliger SPD-Minister. Schon in den 1970er Jahren forderte er „mehr Le- bensqualität“ statt wachsender Umsätze. Das stieß bei seiner Partei und bei den Re- gierungen zwar auf taube Ohren, entfaltete aber eine große kulturelle Wirkung. Den- noch konnten sich die Kernthesen des Meadows-Berichts nicht allgemein durch- setzen. Nicht nur boten sie keine überzeu- genden Antworten für die Mehrheit der Menschheit, der ein „Nullwachstum“ nur die Fortschreibung ihrer Armut gebracht hätte. Sie ignorierten auch, dass kapitalisti- sche Gesellschaften in ihrer bisherigen Form zwingend Wachstum benötigen, um stabil zu bleiben. Und auch die Länder des Staatssozialismus setzten auf Wachstum. In der Gegenwart formuliert die Ampelko- alition den Anspruch, wirtschaftliche und umweltpolitische Notwendigkeiten mitei- nander zu versöhnen. Bundeswirtschaftmi- nister Robert Habeck (Grüne) will den Wandel von der sozialen zu einer sozial- ökologischen Marktwirtschaft. Habeck gibt zwar zu, dass eine Gesellschaft ohne Wachstum ärmer wird. Er will aber das BIP durch Indikatoren ergänzen, die nachhalti- gen Wohlstand, Beschäftigung, Teilhabe und soziale Sicherheit berücksichtigen. Ob sich diese Idee durchsetzen wird, kann aktuell nicht beantwortet werden. Ansätze für Alternativen zum BIP gab es schon vie- le, aber keiner hat sich durchgesetzt. Auch nicht das „Bruttonationalglück“ des Hima- laya-Staats Bhutan, in das auch Faktoren wie psychisches Befinden und Bildung mit einfließen. Eine Antwort auf die Frage, ob sich Ökonomie und Ökologie miteinander vereinbaren lassen, könnte 50 Jahre nach Erscheinen des Berichtes „Die Grenzen des Wachstums“ näher rücken. Wie erfolgreich solche Konzepte sein werden, gilt es abzu- warten. Nina Jeglinski