2 MENSCHEN UND MEINUNGEN Das Parlament - Nr. 17 - 24. April 2023 GASTKOMMENTARE ALLES SCHON AUFGEARBEITET? Ein wenig schwach PRO s b e r K s a e r d n A / P R © Kerstin Münstermann, »Rheinische Post«, Düsseldorf Ein Untersuchungsausschuss“, sagte einst der ehemalige Außenminister Joschka Fi- scher, „ist erstens ein Kampfinstrument, zweitens ein Kampfinstrument und drit- tens ein Kampfinstrument“. Fischer wusste dank dem Visa-Untersuchungsausschuss, der ihn poli- tisch in Bedrängnis brachte, wovon er sprach. Nun kann dieses schärfste Instrument der Opposition, also die Einsetzung eines parlamentarischen Un- tersuchungsausschusses, durchaus zur Aufklärung eines Sachverhalts beitragen. Der Untersuchungs- ausschuss zur Warburg-Affäre, den die Union be- antragt hat, ist in erster Line eine Kampfansage an den SPD-Kanzler Olaf Scholz. Keine Frage: Scholz sieht in der Affäre nicht gut aus. Sich an Inhalte von Treffen mit dem früheren Warburg-Chef Christian Olearius nicht erinnern zu ist grundsätzlich die schlechteste aller können, Ausreden. Der Kanzler hat es bisher versäumt, ak- tiv zur Aufklärung des Skandals beizutragen. Allerdings stellt sich die Frage, was ein Untersu- chungsausschuss im Bundestag bringen soll, wenn doch bei den Untersuchungen der Hamburger Bür- gerschaft seit Jahren kein Beweis für eine politi- sche Einflussnahme erbracht werden konnte. Der Union gehe es darum, den Sachverhalt aufzuhel- len, heißt es lapidar. Hinsichtlich der Aussagen von Scholz müsse dann jeder für sich beurteilen, ob er das für glaubhaft halte, so Unionsvertreter. Das ist ein wenig schwach. CDU und CSU sollten vielmehr Wert darauf legen, welche Zeugen sie zu welchem Sachverhalt vernehmen wollen, oder welche Do- kumente genauer geprüft werden sollen. Denn von bloßem Polit-Theater haben die meisten Wäh- ler die Nase voll. Und das schärfste Schwert der Opposition darf nicht zur Farce verkommen. Sonst ist es künftig stumpf. dass es bei dem von ihr geplanten Untersuchungsausschuss zum „Cum- Ex“-Skandal maßgeblich um eine Per- son geht: Um Bundeskanzler Olaf Scholz. Sie will den Ausschuss dazu nutzen, die Rolle des früheren Hamburger Bürgermeisters in der Affäre um die krummen Geschäfte der Privatbank M.M. Warburg zu untersuchen und ihn damit bloßzustellen oder gar zu Fall bringen. Das ist das gute Recht der Op- position. Der Vorwurf, sie verfolge mit dem Unter- suchungsausschuss vor allem parteipolitische Zie- le, ist wohlfeil. Ein Untersuchungsausschuss würde kaum als schärfstes Schwert der Opposition gel- ten, wenn es nicht darum gehen kann, neben ei- ner sachlichen Aufklärung eines Sachverhalts auch die Regierung in Bedrängnis zu bringen. Das gilt umso mehr, als in diesem Fall der Sachver- halt tatsächlich nicht aufgeklärt ist. Und daran ist der wenig auskunftsfreudige SPD-Politiker nicht gerade unschuldig. So ist es seltsam, dass er sich im Bundestags-Finanzausschuss im Juli 2020 of- fenbar noch an Treffen mit dem Bank-Eigentümer Christian Olearius erinnern konnte, sich bei späte- ren Befragungen durch den Untersuchungsaus- schuss der Hamburgischen Bürgerschaft aber auf Erinnerungslücken berief. Und ist es wirklich nor- mal, dass die Finanzverwaltung eines Bundeslan- des ganz ohne Zutun oder Wissen des Regierungs- chefs eine Steuerforderung in Millionenhöhe ver- jähren lässt? Welche Rolle spielte der frühere SPD- Spitzenpolitiker Johannes Kahrs? Woher stammen die 214.000 Euro, die die Staatsanwaltschaft in seinem Bankschließfach gefunden hat? Offene Fragen, auf deren Beantwortung die Öffentlichkeit ein Anrecht hat – Parteipolitik hin oder her. Offene Fragen CONTRA Die Union macht keinen Hehl daraus, t a v i r P © Timot Szent-Iványi, Redaktionsnetzwerk Deutschland Mehr zum Thema der Woche auf den Seiten 1 bis 3. Kontakt: gastautor.das-parlament@bundestag.de Herausgeber Deutscher Bundestag Platz der Republik 1, 11011 Berlin Fotos Stephan Roters Mit der ständigen Beilage Aus Politik und Zeitgeschichte ISSN 0479-611 x (verantwortlich: Bundeszentrale für politische Bildung) Anschrift der Redaktion (außer Beilage) Platz der Republik 1, 11011 Berlin Telefon (0 30) 2 27-3 05 15 Telefax (0 30) 2 27-3 65 24 Internet: http://www.das-parlament.de E-Mail: redaktion.das-parlament@ bundestag.de Chefredakteur Christian Zentner (cz) V.i.S.d.P. 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Herr Hauer, Sie sind einer der Initia- toren des Antrags der CDU/CSU-Frakti- on zur Einsetzung eines Untersuchungs- ausschusses zu Cum-Ex, zur Warburg- Bank und zum Agieren des damaligen Ersten Bürgermeisters und jetzigen Bun- deskanzlers Olaf Scholz (SPD). Wie be- gründen Sie Ihr Vorgehen? Zuerst geht es um die Durchsetzung von Bundesrecht und darum, wie der Bundes- haushalt geprellt wurde, und es geht um das Agieren sowie die Glaubwürdigkeit von Olaf Scholz. Herr Scholz würde gern einen Schlussstrich unter die Thematik ziehen, aber es ist eben die Aufgabe des Parla- ments, die Regierung zu kontrollieren, und das tun wir. Sein Verhalten als Erster Bür- germeister, aber auch danach, wirft schwer- wiegende Fragen auf, die beantwortet wer- den müssen. Ein parlamentarischer Unter- suchungsausschuss schärfste Schwert, um Regierungshandeln zu kon- trollieren. das ist In dem Antrag werden drei Fragen- komplexe genannt. Worum geht es dabei? Es geht erstens darum, dass Hamburg an- ders als die anderen Bundesländer zu Un- recht erhaltene Kapitalertragssteuererstat- tungen verjähren lassen wollte. Warum hat Hamburg da anders agiert? Dann soll ge- klärt werden, ob von politischer Seite Ein- fluss auf die Meinungsbildung in den Hamburger Behörden und deren Entschei- dung genommen wurde. Und es geht um den heutigen Bundeskanzler, der sich zu dem Thema in der Öffentlichkeit eingelas- sen hat, und darum, ob er dabei gegenüber dem Finanzausschuss des Bundestages und auch gegenüber der Hamburgischen Bür- gerschaft die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Und das hat Auswirkungen auf seine Glaubwürdigkeit. Und welcher Untersuchungsauftrag leitet sich daraus ab? Zu diesen Komplexen sollen umfassend Zeugen vernommen und Materialien aus den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen sowie aus den Behörden in Hamburg und Berlin ausgewertet werden. Die Möglich- keiten eines Untersuchungsausschusses sind mit denen eines Strafprozesses ver- gleichbar. Wir wollen umfassend Gebrauch machen von der Möglichkeit, bei Behörden und Gerichten um Amtshilfe zu bitten. Viele Indizien sprechen für eine Einfluss- nahme, deswegen muss geklärt werden, wie die behördeninternen Abläufe waren und wie der Senat und vor allem Herr Scholz und der seinerzeitige Finanzsenator und heutige Erste Bürgermeister Peter Tschentscher da einbezogen wurden. Un- tersucht werden soll auch, wie im Nach- gang mit dieser Steueraffäre umgegangen wurde. Zum Beispiel hat sich Scholz zwei Mal im Finanzausschuss an ein konkretes Treffen mit dem damaligen Warburg-Auf- sichtsratsvorsitzenden Christian Olearius erinnert, und als dann weitere Treffen be- kannt wurden, hat er sich an das eine Tref- fen nicht mehr erinnert. Hier steht die Fra- ge im Raum, ob er da nicht die Wahrheit gesagt hat. Was macht das Agieren von Scholz so verdächtig? Es gab ursprünglich von den fachlich Zu- ständigen in Hamburg das Bestreben, von der Warburg-Bank die unrechtmäßigen Steuererstattungen zurückzufordern. Und dann gab es einen Zeitraum, in dem viel passiert ist, in dem auch Treffen zwischen Scholz und Olearius stattgefunden haben, und direkt danach kam es zu einer 180-Grad-Wendung, und Hamburg wollte plötzlich dieses Geld nicht mehr. Und dann gab es eine Weisung des Bundesfi- nanzministeriums, dass Hamburg das Geld zurückfordern muss. Und es gab die Be- merkung einer Finanzbeamtin, dass ihr „teuflischer Plan“ aufgegangen sei. All das »Unser letztes Mittel« MATTHIAS HAUER Der Obmann der Union im Finanzausschuss zum Untersuchungsausschuss Cum-Ex und Warburg-Bank sowie zur Rolle von Olaf Scholz © Tobias Koch klingt nicht wie normales Verwaltungshan- deln. Es ist auch möglich, dass in den pa- rallel laufenden Strafverfahren und in Zeu- genaussagen noch etwas Neues ans Tages- licht kommt. Ob Scholz eine Rolle bei der Steueraf- färe um Warburg gespielt hat, wird be- reits durch einen Ausschuss der Hambur- gischen Bürgerschaft untersucht. Was kann der Bundestagsausschuss leisten, was das Gremium in Hamburg nicht kann? Ich finde es gut, dass es den Untersu- chungsausschuss in Hamburg gibt, der ei- ne gute Arbeit leistet. Hier wurde der Bund um viel Steuergeld geprellt und es ist Bun- desaufgabe, auf die Durchsetzung von Bundesrecht zu achten. Außerdem haben wir die Möglichkeit für vergleichende Un- tersuchungen, zum Beispiel wie Hamburg im Vergleich zu anderen Bundesländern agiert hat. Nebenbei bemerkt ist die Struk- tur in Hamburg auch eine andere als im Bundestag, hier können mehr Kapazitäten in die Aufklärung eingebracht werden als in Hamburg. Die vielen bundespolitischen Aspekte der Steueraffäre können wir nur im Bundestag intensiv beleuchten, zum Beispiel warum der Steuerabteilungsleiter, der für die Weisung des Bundesfinanzmi- nisteriums gegenüber Hamburg, die Steu- ergelder zurückzuholen, zuständig war, von Scholz wenige Monate, nachdem er Fi- nanzminister wurde, in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde. In dem Antrag werden 19 Punkte auf- gelistet, die der Ausschuss klären soll. Welcher ist der wichtigste? Im Zentrum stehen die Gespräche von Scholz mit Olearius. Es ist dokumentiert, dass es mindestens drei Gespräche gegeben hat. Stundenlang in der Amtsstube von Herrn Scholz in Hamburg. Dann gab es noch ein von Olaf Scholz initiiertes Telefo- nat. Und da stellt sich die Frage, wenn man jemandem nicht helfen will und nicht Ein- fluss nehmen will, wieso man sich dann stundenlang mit dieser Person teilweise unter vier Augen trifft, warum man keine Vermerke über diese Angelegenheit anfer- tigt. Warum man diese Person, gegen die bereits ermittelt wurde, dann auch noch anruft, um ihr zu sagen, schick das Doku- ment, also quasi die Verteidigungslinie der Bank, an Herrn Tschentscher. Das wirft sehr viele Fragen auf. Herr Hauer, Sie als Obmann Ihrer Fraktion im Finanzausschuss sind als Vorsitzender des Ausschusses im Ge- spräch. Wie geht es Annahme des An- trags weiter und wann könnte sich das Gremium konstituieren? Über die personelle Besetzung vonseiten der Union hat die Fraktion noch nicht ent- Jetzt wird der Geschäftsord- schieden. nungsausschuss beraten, und dann ist es realistisch, dass es im Juni eine Konstituie- rung und die Beweisbeschlüsse gibt. Auf je- den Fall wollen wir das vor der parlamen- tarischen Sommerpause auf den Weg brin- gen, damit diese dafür genutzt werden kann, dass die Behörden und die Staatsan- waltschaft uns die Beweismittel zusam- menstellen. Damit der Ausschuss direkt nach der Sommerpause mit der Aufklärung starten kann. Die Parteien der Regierungskoalition werfen den Unionsparteien vor, mit dem Untersuchungsausschuss parteipolitische Ziele zu verfolgen. Was sagen Sie dazu? Mit diesem Argument könnte man jeden Untersuchungsausschuss diskreditieren. Wir haben ein Sachaufklärungsinteresse, und das zeigt sich auch schon daran, dass wir alles versucht haben, den Sachverhalt auf andere Weise als durch einen Untersu- chungsausschuss aufzuklären. Aber wenn uns die Ampelkoalition sämtliche Möglich- keiten der Aufklärung verwehrt, wenn der Bundeskanzler sich wegduckt, dann ist der Untersuchungsausschuss eben das letzte Mittel, das uns bleibt. In der letzten Legislaturperiode hatten auch Grüne und FDP „Erinnerungslü- cken“ von Scholz thematisiert. Was be- deutet das für die Arbeit im Ausschuss? Das sind natürlich Aussagen, an denen sich sowohl die Grünen als auch die FDP heute messen lassen müssen. Und deshalb wäre es sachgerecht, wenn diese beiden Fraktio- nen bei der Aufklärung mitziehen würden und jetzt nicht die Koalitionsdisziplin über das Sachaufklärungsinteresse stellen. Und das ist auch mein klarer Appell an die bei- den Fraktionen, hier die Sachaufklärung in den Mittelpunkt zu stellen. Das Gespräch führte Michael Wojtek. Matthias Hauer (CDU) ist Obmann der Unionsfraktion im Finanzausschuss. Er ist seit 2013 im Bundestag. PARLAMENTARISCHES PROFIL Der Zahlenkicker: Michael Schrodi L eidenschaft und Job klaffen in Michael Schrodis Büro ei- nen Meter auseinander. Oben hängt an der Wand, in Glas eingerahmt, ein Trikot des Fußballvereins TSV 1860 Mün- chen. Und darunter ein Regal mit 70 gebundenen Werken des Bundessteuerblatts. „Mein Onkel hat zehn Jahre bei den Lö- wen gespielt“, sagt Schrodi und zeigt auf den Stoff in Blau-Weiß. Klar, dass er im Bundestag den offiziellen Fan-Club der „Sechziger“ gegründet hat. Mit Schrodi über Fußball zu sprechen, fällt nicht schwer. Der 45-jährige Sozialdemokrat aus Gröbenzell bei München spielte selbst viele Jahre – davon neun in der Landes- und Bayernliga, „einmal im Pokal gegen Borussia Dortmund“, sagt er lächelnd. Aber er habe immer das Risiko gescheut, wegen des Fußballs weg- zuziehen, woanders das Wagnis Profisport anzugehen. Bleibt ihm heute der FC Bundestag, der ihn möglicherweise leicht unterfor- dert, was er nie sagen würde. Ohnehin gibt es heute, im zweiten Stock des Jakob-Kaiser-Hauses, kaum Zeit für die Pille. Denn Schrodi ist finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag, und da liegt ein Ärgernis an, was er natürlich auch nie sagen würde: Gerade kommt er aus dem Ple- num, wo über die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses diskutiert wurde. Die Union will ihn durchsetzen, es geht um die Frage, welche Rolle Olaf Scholz als damaliger Hamburger Bürger- meister in der Warburg-Affäre spielte; die Stadt hatte vom Bank- haus keine Steuerrückzahlungen verlangt – wie in ähnlichen Fällen die anderen Bundesländer. Warburg hatte illegale Cum-Ex-Geschäf- te getätigt, bei denen Steuern erstattet wurden, welche die Bank gar nicht gezahlt hatte. „Ein Untersuchungsausschuss ist ein wichtiges Minderheiten- recht“, sagt Schrodi, „es gibt aber seit zweieinhalb Jahren schon dazu einen in Hamburg.“ Alle relevanten Zeugen seien gehört und alle relevanten Akten eingesehen worden. „Es ist schon belegt, dass da nichts war.“ Wobei im vornherein nicht klar sein kann, was relevant sein wird oder nicht. Schrodi aber sieht im Ansinnen der ..................................................................................................................................................... e c n a i l l a - e r u t c i p / a p d © »Ein Untersuchungs- ausschuss, nur um zu prüfen, was man schon weiß, ist eigentlich keiner.« Opposition kaum Erkenntnisgewinn aufziehen. „Wir haben ein großes Interesse an Aufklärung, aber ein Untersuchungsausschuss, nur um zu prüfen, was man schon weiß, ist eigentlich keiner.“ Sein linkes Bein wippt unterm Tisch. In seinen Augen versuche die Union zu erreichen, dass etwas hän- genbleibe, für den Wahlkampf. „Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages kann nur die Bundesregierung kontrollieren. Hier geht es über das hinaus, das verfassungsrechtlich möglich ist.“ Wenn Schrodi sich konzentriert, schließt er beim Reden die Augen. Sein weißes Hemd im dunkelblauen Anzug funkelt. Eigentlich hatte sich Schrodi in seinem Leben im Landkreis Fürsten- feldbruck eingenistet. Ein Job als Gymnasiallehrer für Deutsch, Ge- schichte und Sozialkunde, „eine glückliche Ehe und zwei Kinder – eine Kandidatur für den Bundestag hätte nicht sein müssen“. Er tat es dann doch. Als Kreisverbandsvorsitzender hatte er nach ei- nem Kandidaten gesucht, einige hätten abgesagt, „dann sagte ich mir: Warum nicht ich?“2017 zog er über die Landesliste in den Bun- destag ein. Politisch engagiert hatte er sich lange vorher. Wurde mit 20 SPD-Mitglied, war Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung, wurde Gemeinderat und Stadtrat. Das Elternhaus prägte ihn: Der Vater ar- beitete als Schlosser, war IG Metall-Mitglied, seine Mutter arbeitete als Angestellte. Schrodi ist Mitglied der Parlamentarischen Linken, „ich bin in einer der wohlhabendsten Gegenden Deutschlands auf- gewachsen, aber in einem Hochhaus. Bis zu meinem 21. Lebensjahr teilte ich mir mit meinem Bruder ein Zimmer“. Er sagt es mit Stolz. Bodenständigkeit erscheint bei Schrodi als gelebter Wert. 2017 zog er in den Finanzausschuss, musste sich in viele Themen neu einarbeiten. Und bewährte sich. Daher in der neuen Legisla- tur das Sprecheramt. Bereut er den Schritt nach Berlin? „Glamou- rös ist das Leben als Abgeordneter nicht, eher voller Entbehrun- gen. Das tut auch weh.“ Die Familie in den Sitzungswochen weit weg. „Aber man kann gestalten, zusammenbinden. Das ist auch schön.“ Jan Rübel T