Das Parlament - Nr. 4 - 23. Januar 2023 WIRTSCHAFT UND FINANZEN 7 Votum für »Borchert« das AGRAR Für die Pläne der Bundesregierung zur Einführung einer verpflichtenden Tier- haltungskennzeichnung (20/4822) haben Experten Änderungsbedarf angemeldet. Während einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Ernährung und Landwirt- schaft am vergangenen Montag sprach sich die Mehrheit der Sachverständigen dafür aus, die Ergebnisse des Kompetenznetzwer- kes Nutztierhaltung, der Borchert-Kommis- sion, umzusetzen. Mit dem Tierhaltungs- kennzeichen sollen Verbraucher sofort er- kennen, woher Schweinefleisch stammt und wie die Tiere gehalten wur- den. Der Entwurf wurde im Herbst ins Ka- binett gebracht, seitdem reißt die Kritik nicht ab. Das Gesetz nehme keinen Bezug auf die aktuelle Krise der Landwirte, auf die Verbraucher und die Tierschutzaspekte in der Nutztierhaltung. Ähnliche Einwände wurden in der Anhö- rung genannt. Alexander Hinrichs, Ge- schäftsführer der Initiative Tierwohl, kriti- sierte, dass die Gastronomie, verarbeitete Fleischwaren sowie die Tieraufzucht nicht berücksichtigt würden. Das Kompetenz- netzwerk Nutztierhaltung habe hingegen Empfehlungen zum Umbau der Tierhal- tung erarbeitet. „Im Vergleich dazu bietet der Gesetzentwurf nur eine Kennzeich- nung mit Stufendefinitionen an“, sagte Hinrichs. Dem schlossen sich Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, und Nora Hammer, Ge- schäftsführerin Bundesverband Rind und Schwein, an. Krüsken bemängelte, der Ent- wurf weise gravierende Schwachstellen auf, mit denen die angestrebte Lenkungswir- kung nicht nur verfehlt, sondern auch kon- terkariert werde. Das sei unverständlich, weil die Borchert-Kommission „vor Jahren unter etlichen anderen Punkten eine Kenn- zeichnungsregelung gefordert hat“. Für No- ra Hammer lässt der Entwurf „ein Gesamt- konzept zum Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland vermissen“. Auch Martin Schulz, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Land- wirtschaft und Neuland-Schweinehalter in Niedersachsen, wunderte sich darüber, wa- rum bei den angestrebten Tierkennzeichen nicht auf die Borchert-Vorschläge zurückge- griffen wurde. „Dort sind die Kriterien für die Sauenhaltung und Ferkelaufzucht doch weitestgehend erarbeitet“, sagte Schulz. Den Vertretern der ökologischen Landwirt- schaft, Anne Hamester, Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft des Vereins Pro- vieh, und Peter Röhrig, Geschäftsführender Vorstand beim Bund Ökologische Lebens- mittelwirtschaft, fehlte eine „zügige Per- spektive“ beim Umbau der Nutztierhal- tung. Bereits 2015 habe der wissenschaftli- che Beirat des Bundesministeriums für Er- nährung und Landwirtschaft die Haltungs- bedingungen eines Großteils der Nutztier- haltung in Deutschland als „nicht zu- kunftsfähig“ beschrieben. Hamester kriti- sierte, die Kennzeichnung müsse über die Haltung des kompletten Lebens der Tiere informieren und den Verlauf von der Ge- burt bis zur Schlachtung abbilden. Für die Betrachtung der gesamten Lebens- phase sprach sich auch Professor Lars Schrader, Leiter des Instituts für Tierschutz und Tierhaltung am Friedlich-Loeffler-In- stitut für Tiergesundheit, aus. Dirk Hesse, Sprecher der Initiative Schwei- nehaltung Deutschland (ISD), machte da- rauf aufmerksam, dass steigende Produkti- onskosten eine weitere Reduzierung der Schweinehalter zur Folge haben werde. Be- reits heute stammten fast 30 Prozent des verzehrten Schweinefleisches aus Impor- ten. 2022 hätten zehn Prozent der Schwei- nehalter ihre Betriebe geschlossen. nki T Ein Schwerpunktthema der Internationalen Grünen Woche ist die Zukunft der Nutztierhaltung, nach Plänen der Bundesregierung soll die Landwirtschaft grundlegend verändert werden. © picture-alliance/dpa/Fabian Sommer GRÜNE WOCHE Bundestag debattiert über Nahrungsmittelsicherheit. Unions-Antrag umstritten Streit um das Tierwohl Pünktlich zum Start der Inter- nationalen Grünen Woche, die nach zwei Jahren Corona- Pause in Berlin eröffnet wurde und als Schwerpunkte Nach- Ernährungssicher- haltigkeit, heit und Klimaschutz im Programm hat, hat auch der Bundestag am vergangenen Mittwoch über Ernährungssicherheit de- battiert. Ein von der CDU/CSU-Fraktion (20/ vorgelegter Antrag 5215) mit dem Titel „Nah- si- rungsmittelversorgung Selbstversor- cherstellen. gungsgrad in Deutschland und Europa erhalten“ zeig- te erneut, wie unterschied- lich die Pläne der Bundes- regierung und der größten Oppositionsfraktion zur Agrarpolitik ausfallen. Während Reduzierung Bundeslandwirtschaftsmi- nister Cem Özdemir (Grü- ne) in seinem ersten Amtsjahr deutlich ge- macht hat, dass er die Tierbestände redu- zieren will und eine Erhöhung des Anteils pflanzlicher Ernährung anstrebt, warnen die Abgeordneten der Union davor, diese Vorschläge umzusetzen. Es gebe erste An- zeichen, dass es bei bestimmten Lebens- mitteln zu Mangelsituationen kommen könnte, vor allem bei der Versorgung mit Fleisch, heißt es in dem Antrag. Um die Versorgung mit Nahrungsmitteln in Deutschland auch weiterhin sicherzustel- len, fordert die CDU/CSU-Fraktion die Bundesregierung auf, sich dafür einzuset- zen, dass der Green Deal der Europäischen Union „neu gedacht wird“. Fragen wie Er- nährungs- und Versorgungssicherheit sowie der Resilienz der Ernährungssysteme soll- ten in den Vordergrund rücken. Zudem müsse der Einsatz von Pflanzenschutzmit- teln überdacht und die Novellierung des europäischen Gentechnik- rechtes vorangebracht wer- den. Die Reform der Nutz- tierhaltung müsse auf Grundlage der Ergebnisse des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung, der Bor- chert-Kommission, „unver- züglich“ umgesetzt werden. Steffen Bilger (CDU) adres- sierte seine Kritik direkt an Minister Cem Özdemir, der die Debatte im Plenum ver- folgte. Bilger sagte, ihn stö- re der Umgang der Bundes- regierung mit Landwirten. In der aktuellen Debatte höre man immer nur „Krise, Krise, Krise, das ist zu negativ“, so Bilger. Gute Politik brauche keinen ständigen Krisen- modus, sondern tragfähige Konzepte, und „die bleibt diese Regierung auch in der Landwirtschaftspolitik schuldig“. Bei allen Problemen, die es in der Landwirtschaft gebe, sollte die Bundesregierung stärker über die Chancen sprechen, forderte der Politiker. Die Bundesregierung müsse auf- hören, in der Landwirtschaft „die Ursache für alle aktuellen Probleme zu suchen“. Sylvia Lehmann (SPD) warf der Union „Beliebigkeit“ vor, der Antrag sei offenbar nur eingebracht worden, weil die Interna- tionale Grüne Woche eröffnet werde. „Die- ses Vorgehen ist für die Landwirtschaftspo- litik nicht von Vorteil“, sagte Lehmann. Wer sich die Selbstversorgung mit Lebens- mitteln – den Schwerpunkt des Antrags – genauer anschaue, der stelle fest, dass der Selbst- versorgungsgrad hierzulan- de bei rund 87 Prozent lie- ge. Je nach Produktgruppe falle er zwar unterschied- lich aus, bei Kartoffeln, Schweinefleisch, Milch, Kä- se und Zucker liege er aber bei über 100 Prozent. Leh- mann rechnete vor: Um rein eine Selbstver- 100-prozentige sorgung in Deutschland er- reichen zu wollen, müsste nach Ansicht der EAT-Lancet-Kommission der hiesige Durchschnittsesser drei Viertel weniger Fleisch, vier Fünftel weniger Eier und ein Viertel weniger Milchprodukte zu sich nehmen. Stattdessen sollten Vollkorn- getreide, Obst, Gemüse, Nüsse und Hül- senfrüchte auf dem Speiseplan stehen. „Dazu wäre ein deutlicher Abbau der Tier- bestände nötig“, sagte Lehmann. Für Karl Bär (Grüne) ist „dieser Antrag ein Lehrstück in Sachen Ideologie, er präsen- theoretisch »Gute Politik braucht keinen ständigen Krisenmodus, sondern Kon- zepte.« Steffen Bilger (CDU) »Ein deutlicher Abbau der Tierbestände in Deutschland und in der EU ist nötig.« Sylvia Lehmann (SPD) tiert uns die Interessen der Agrarindustrie ohne Rücksicht auf die Wirklichkeit“. Die Behauptung, dass Pestizide notwendig sei- en, um die Ernährungssicherheit zu errei- chen, „ist nicht nur falsch, sondern gefähr- lich“, so Bär. Das Gegenteil sei der Fall: „Das Ernährungssystem bricht zusammen, wenn es nicht gelingt, die Zerstörung der Biodiversität aufzuhalten“, warnte er. Der Umbau der Tierhaltung sei der wohl wich- tigste Beitrag zur Steigerung der Ernährungssicherung. Zurzeit sei der Versorgungs- grad der gesamten EU trotz einer hochproduktiven Landwirtschaft negativ, „weil wir zu viele Futter- für Tiere importie- mittel ren. Wir verfüttern mehr, als wir essen“, sagte Bär. Innovation Gero Hocker (FDP) warnte davor, Fehler, die in der Energiepolitik zu einseitigen Abhängigkeiten geführt hätten, im Agrarbereich zu wieder- holen. „Wir sind gehalten, die Fehler der letzten anderthalb Jahrzehnte nicht zu wie- derholen.“ In Zeiten immer weiter steigen- der Bevölkerungszahlen und immer weni- landwirtschaftlicher Flä- ger verfügbarer chen, „führt kein Weg daran vorbei, mo- derne Technologien einzusetzen“, sagte Hocker. Um Nachhaltigkeits-und Biodiver- sitätszielen gerecht werden zu können, brauche es den Einsatz „innovativer Züch- tungsmethoden, künstlicher Intelligenz im Ackerbau und in der Tierhaltung“. Franck Rink (AfD) forderte, „konservative Politik in diesem Haus umzusetzen“, dafür müsse damit „aufgehört werden, grüne, woke Klimapolitik zu unterstützen“. Rink richtete seine Kritik sowohl an die Fraktio- nen der Bundesregierung als auch an die CDU/CSU-Fraktion. „Unsere Worte finden sich im Titel und im Antrag der Union, ge- nauso wie viele AfD-Forderungen, die wir hier eingebracht haben. Alles wurde abge- lehnt“, sagte Rink. Für Ina Latendorf (Die Linke) „liest sich der Antrag wie eine Aufzählung gescheiter- ter Anträge der Vergangenheit“. Wer Ernäh- rungssouveränität für die einheimische Be- völkerung wolle, der müsse sich für „die Eindämmung und Aufhebung der Markt- macht der großen Lebensmittelkonzerne einsetzen“, forderte Latendorf. Darüber hi- naus brauche es kostendeckende Preise für die Produzenten, ein Ende der Spekulation mit Lebensmitteln und eine Umstellung der Landwirtschaft auf Nachhaltigkeit so- wie regionale Wirtschaftskreisläufe in der landwirtschaftlichen Produktion. Renate Künast (Grüne), frühere Bundes- landwirtschaftsministerin, war die letzte Rednerin in der Debatte und kündigte an: „Der Umbau der Tierhaltung wird kom- men. Ihre Verantwortung ist nicht, zu me- ckern, sondern Zukunft herzustellen.“ Der Antrag wurde zur weiteren Beratung an den Ausschuss für Ernährung und Land- wirtschaft überwiesen. Nina Jeglinski Umweltministerin bittet zur Kasse Nachhaltigkeitsziele gefährdet VERSCHMUTZUNG Einwegplastik-Hersteller sollen Müllbeseitigung mitfinanzieren AGENDA 2030 Die Union wirft der Ampel vor, Zeit vergeudet zu haben Einwegbecher und Plastiktüten quellen aus dem Abfalleimer, am Boden liegen etliche Zigarettenstummel. Ein Anblick, der selte- ner werden soll – geht es nach Bundesum- weltministerin Steffi Lemke (Grüne). Um Plastikmüll zu verringern, will sie künftig die Hersteller von Einwegplastik- und Ta- bakprodukten an den Kosten der Beseiti- gung in Parks und Straßen beteiligen. Nach dem von ihr geplanten Einwegkunststoff- Fondgesetz (20/5164), über das der Bun- destag vergangene Woche zusammen mit einem Antrag der Linksfraktion für eine Kunststoffsteuer (20/5227) erstmals beriet, sollen Unternehmen ab 2025 eine jährli- che Abgabe in einen Fonds einzahlen, der vom Umweltbundesamt (UBA) verwaltet wird. Daraus sollen Kommunen die Kosten erstattet bekommen, die ihnen durch Rei- nigung und Entsorgung entstehen. Mitverantwortung „Wir nehmen die Her- steller von Wegwerfprodukten in die Mit- verantwortung“, erklärte Ministerin Lemke im Plenum. Damit packe die Bundesregie- rung das Problem der Umweltverschmut- zung „an der Wurzel“ und setze die „Im- pulse für ein nachhaltigeres Wirtschaften“. Doch es regt sich Kritik: Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Naturschützer monierten bereits die Ausgestaltung des ge- planten Gesetzes. Während die Hersteller- verbände neben der zentralen Rolle des UBA auch die Einführung der Sonderabga- in Krisenzeiten bemän- be ausgerechnet geln, kritisiert der Nabu vor allem die feh- lende Lenkungswirkung in Richtung Mehr- weg. Argumente, die auch die Opposition im Bundestag vorbrachte: So räumte Anja Weisgerber (Union) zwar ein, dass eine Ab- gabe von Herstellern nicht-recyclingfähiger Plastikprodukte sinnvoll sei. Doch die Kos- i g r e b n e t S m a r f l o W / e c n a i l l a e r u t c i p © Rekord-Verbrauch an Plastikverpackun- gen: 2020 lag er bei 78 Kilo pro Kopf. tenanlastung müsse „korrekt und fair“ be- rechnet werden – nicht anhand der Menge des produzierten Einwegplastiks, sondern der Menge des entsorgten Plastikmülls. Falsch sei auch, die Wirtschaft auszuschlie- ßen und das UBA „zum alleinigen Ent- scheider“ über die Höhe der Abgabe zu machen. Für gänzlich „ungeeignet“ hielt Andreas Bleck (AfD) die Abgabe – schließlich seien nicht die Hersteller dafür verantwortlich, dass Verbraucher Abfälle illegal entsorgten, so der Abgeordnete. Ralph Lenkert (Linke) bezeichnete das Ge- setz als reine „Show“, die Regierung traue sich nicht wirklich, Hersteller in die Pflicht zu nehmen, damit diese ihre Produktion umweltfreundlich umstellten. Jan-Niclas Gesenhues (Grüne) und Micha- el Thews (SPD) wiederum verteidigten den Gesetzentwurf als „ausgewogen“: Man ha- be „mehr machen können“, dennoch kön- ne er die Kreislaufwirtschaft stärken, meine Gesenhues. Thews kündigte gleichwohl schon mal Änderungsbedarf an. Ein ähnliches Anliegen signalisierte auch Judith Skudelny (FDP): Weil die Umset- zung herausfor- dernd“ sei, werde man die Gesetzesentste- hung „sorgsam und aufmerksam auch in den kleinsten Details begleiten“. sas T „verfassungsrechtlich Die Zeit verrinnt und nichts passiert. Oder doch? 17 Nachhaltigkeitsziele beinhaltet die UN-Agenda 2030. An ihnen orientiert sich auch die Deutsche Nachhaltigkeits- strategie (DNS). Ob und unter welchen Be- dingungen eine Zielerreichung bis 2030 noch möglich ist, war vergangene Woche Thema im Bundestag, als der Grundsatzbe- schluss 2022 der Bundesregierung zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (20/4810) beraten wurde. Optimistisch zeigte sich Tessa Ganserer (Grüne). „Wir können die UN-Nachhaltig- keitsziele noch erreichen, müssen dafür aber unsere Kraftanstrengungen intensivie- ren“, sagte sie. Sämtliches Regierungshan- deln müsse sich an der Nachhaltigkeitsstra- tegie orientieren, forderte Ganserer. Zudem gelte es, im Parlament die Nachhaltigkeits- politik zu stärken, der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung müsse „mehr Aufgaben und mehr Kompetenzen bekommen“. Sarah Ryglewski (SPD), Staatsministerin beim Bundeskanzler und Leiterin des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung, sah die Bundesregierung auf dem richtigen Weg. Anders als die Vorgän- gerregierung verstehe sie Nachhaltigkeit tatsächlich im besten Sinne als Quer- schnittsthema, „was sich letztendlich auch durch das tägliche Regierungshandeln zieht, ohne dass man den Begriff ständig überall draufstempeln muss“. Das sei im Übrigen der Unterschied zwischen reiner Schaufensterpolitik und konkretem Han- deln, sagte die Staatsministerin. Laut Jakob Blankenburg Tempolimit (SPD) zeigt der „Ausbau der Erneuerba- ren“, wie eine schnelle und konsequente Zielumsetzung aussieht. Ein solches Tem- po und eine solche Entschlossenheit wün- sche er sich auch im Sektor Verkehr. „Statt ellenlanger Debatten darüber, was nicht geht, wie die Umsetzung eines Tempoli- mits oder auch der Ausbau der Bahninfra- struktur, brauchen wir mehr Pragmatis- mus“ , sagte Blankenburg. Nach 13 Monaten Ampel-Regierung sei es in Sachen Nachhaltigkeit „keinen Millime- ter weitergegangen“, konstatierte indes Fe- lix Schreiner (CDU). Am sichtbarsten wer- de das bei „Ziel 8“. „Ihre Politik ist das Ge- genteil von einer soliden Haushalts- und Finanzpolitik“, sagte der Unionsabgeord- nete. Außerdem werde das angekündigte Klimaschutz-Sofortprogramm immer wie- der verschoben, weil sich Wirtschaftsminis- ter und Verkehrsminister nicht einigen könnten. „Die Uhr tickt. Nehmen Sie das zur Kenntnis“, sagte Schreiner. Rainer Kraft (AfD) warf der Koalition vor, Zielkonflikte „geistig zu verdrängen“. Solar- zellen etwa würden in China unter men- schenunwürdigen Bedingungen hergestellt. „Das heißt, die Wunschträume des woken Westens basieren auf Ausbeutung, Entbeh- rungen und Gefährdung der Gesundheit der Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern“, sagte er. Statt die Armut zu senken, lasse man zu, dass sie weiter ansteigt, kritisierte Bernd Riexinger (Die Linke). Dabei müsse es doch eigentlich selbstverständlich sein, „dass es in einem reichen Land keine Ar- mut und keine Kinderarmut geben darf“. Als „völligen Irrsinn“ bezeichnete er es, dass angesichts von mehr als 800 Millio- nen hungerleidenden Menschen, weltweit 2,1 Billionen Dollar für Aufrüstung ausge- geben würden. Muhanad Al-Halak (FDP) ging auf das Nachhaltigkeitsziel Bildung ein. „Wir brau- chen vor allem Möglichkeiten zur Teilhabe an Bildung und am Arbeitsmarkt, damit wir als Land attraktiver werden, damit Qualifizierte aus aller Welt überhaupt bei uns leben und arbeiten wollen“, sagte er. Was es hingegen nicht brauche, sei ein Op- positionsführer in Deutschland, der ganze Teile der Bevölkerung als „kleine Paschas“ diffamiere. Götz Hausding T