Das Parlament - Nr. 36-37 - 31. August 2024 75 JAHRE BUNDESTAG 5 Die lange Regierungszeit An- gela Merkels im Bündnis mit den Sozialdemokraten und, etwas kürzer, mit den Liberalen, weckte bei Poli- tik-Interessierten mitunter eine Sehnsucht nach den 1960er und 1970er Jahren. Vermissten doch nicht wenige den Streit für Argumente, Ideen und auch Visio- nen in der 2005 beginnenden 16-jährigen Kanzlerschaft Merkels. „Der Regierungsappa- rat verlautbart. Es spricht die Behörde“, be- schrieb der Publizist Roger Willemsen in sei- nem Buch „Das Hohe Haus“ den Stil der Ex- Kanzlerin. Im Vergleich dazu erschien die Debattenkul- tur der Bonner Republik vielen in einem neu- en Glanz: als angriffslustiger, lebhafter und dadurch insgesamt interessanter. Das lag zum einen an den Themen und vielen Grundsatz- entscheidungen, die nicht nur das Selbstver- ständnis der noch jungen Bundesrepublik im Kern berührten, sondern auch das ihrer poli- tischen Repräsentanten. In den zum Teil mehrtägigen Wortgefechten, wie etwa zur Wiederbewaffnung Bundesrepublik (1952), zur Verjährung von NS-Verbrechen (1965), zur Ostpolitik des ersten SPD-Kanz- lers Willy Brandt (1972) oder in den Debat- ten zum NATO-Doppelbeschluss (1981), spiegelten sich die Haltung und Biografien von Politikern wie Konrad Adenauer, Herbert Wehner, Franz Josef Strauß, Willy Brandt und Helmut Kohl wider.“ In einer guten Rede komme der Mensch, der sie hält, zum Vorschein, mit seiner Leiden- schaft und seinen Idealen, heißt es oft. Dass diese Leidenschaft mitunter in persönliche Angriffe, Entgleisungen abdriftete, dafür gibt es viele Beispiele aus den Jahren der Bonner Republik. der Wutausbruch aus dem Bilderbuch Legen- där sind etwa die Rededuelle zwischen dem wortgewaltigen CSU-Politiker Franz Josef Strauß und Herbert Wehner. Wehners Wut- ausbrüche waren berühmt-berüchtigt. Das SPD-Urgestein musste sich jahrzehntelang seine kommunistische Vergangenheit von der Union vorwerfen lassen und nicht nur ein- mal platzte ihm deshalb der Kragen. Unter anderem in einer Debatte zur Inneren Sicher- heit und zum RAF-Terror am 13. März 1975: „Wer einmal Kommunist war, den verfolgt Ihre gesittete Gesellschaft bis zum Lebensen- de, und wenn es geht, lässt sie ihn auch noch durch Terroristen umbringen. Das weiß ich, das ist so, und deswegen habe ich damals Kurt Schumacher (ehemaliger SPD-Vorsitzen- der, Anm. d. Red.) gesagt: Die werden mir noch die Haut vom lebendigen Leibe abzie- hen“, schrie der SPD-Fraktionschef in Rich- tung CDU/CSU. Daraufhin verließ diese em- pört den Plenarsaal, aber nicht kommentar- los: „Bolschewist! Pfui, Deibel, Sie Kommu- nist!“ Wehner kommentierte das bissig: „Das ist der Nachteil derer, die rausgehen, sie müs- sen wieder reinkommen. Ich sage Ihnen Prost, weil sie wahrscheinlich da (Bundes- tagskantine, damals noch mit Alkoholaus- schank, Anm. d. Red.) hingehen.“ Unterhalt- sam war diese Auseinandersetzung auf jeden Fall, aber als „Sternstunde“ des Parlamenta- rismus ging sie nicht in die Geschichte sein, sondern als einer seiner berühmtesten Eklats. Dazu gehört auch die erste Rede von Wal- traud Schoppe im Bundestag am 5.Mai 1983. Ihre Fraktion Die Grünen war gerade neu in den Bundestag eingezogen, das allein wirbel- te den politischen Betrieb (auch ästhetisch) gehörig durcheinander. Als Schoppe dann aber ein Verbot von Vergewaltigung in der Ehe forderte, zur Einstellung des „alltäglichen formprogramm, das die Regierung nach ei- ner sich verschlechternden Konjunktur schon bald vor große Probleme stellte. Und dennoch: Die von Brandt, dem späteren Frie- densnobelpreisträger, angekündigte Liberali- sierung der Gesellschaft war nicht mehr zu aufzuhalten. Der Tag der Befreiung Auch Bundespräsi- dent Richard von Weizsäcker (CDU) schaffte es mit seiner Rede vom 8. Mai 1985 in die Geschichtsbücher. An das Ende des Zweiten Weltkriegs war im Bundestag schon mehr- fach erinnert worden. Doch als Weizsäcker den Holocaust vom Rednerpult des deut- schen Parlaments aus als ‚beispiellos in der Geschichte‘ bezeichnete, machte seine Rede außerwöhnlich. Er schloss erstmals zuvor marginalisierte Gruppen in das Gedenken ein und würdigte nicht nur den bürgerlichen Widerstand gegen Hitler, sondern auch den sozialdemokratischen und kommunisti- schen. Indem er appellierte, „wir alle, ob jung oder alt, schuldig oder nicht, müssen die Vergangenheit annehmen“, ebnete er den Weg zu einer neuen Akzeptanzkultur. Weltweit Beachtung fand, dass ein deutsches Staatsoberhaupt den 8. Mai 1945 als „Tag der Befreiung“ bezeichnete: „Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden Sys- tem der nationalsozialistischen Gewaltherr- schaft.“ Damit hob sich der Bundespräsi- dent klar vom Denken der Nachkriegszeit ab. Zwei Millionen Exemplare des Redema- nuskripts wurden wegen der hohen Nach- frage im Anschluss gedruckt. Es wurde in 13 Sprachen übersetzt. Israel lud Weizsäcker da- raufhin zum ersten Staatsbesuch eines Bun- despräsidenten in das Land ein. Die Wende für Berlin Ein parlamentari- sches Kunststück ganz anderer Art gelang Wolfgang Schäuble am 20. Juni 1991. Die Abgeordneten des Bundestages sollten end- lich einen Schlusspunkt unter die schon ein Jahr dauernde Diskussion um den künftigen Sitz von Regierung und Parlament des wie- dervereinigten Deutschland setzen: Bonn oder Berlin? „Jeder wollte sich zu diesem emotional umkämpften Thema äußern“, er- innerte sich Wolfgang Thierse (SPD), später selbst Bundestagspräsident. Zwei Stunden dauerte die Debatte schon, als Bundesin- nenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ans Rednerpult kam, sein Manuskript zur Seite legte und die Parlamentarier an Folgendes erinnerte: „Teilen heißt, die Veränderungen miteinander zu tragen, die sich durch die deutsche Einheit ergeben. Es kann auch in den ‚alten’ Ländern nicht alles so bleiben, wie es war, auch nicht in Bonn und im Rheinland.“ In 40 Jahren habe niemand Zweifel gehabt, dass bei einer Einheit Deutschlands Parlament und Regierung ih- ren Sitz wieder in Berlin haben werden. Des- halb sei es nun eine Frage der Glaubwürdig- keit, dies auch umzusetzen, sagte Schäuble. Die Rede wurden von Beobachtern als Wen- depunkt der Debatte betrachtet: Nach 12 Stunden und mit nur 18 Stimmen Vor- sprung entschied sich der Bundestag damals für Berlin. Manchmal reicht ein Wort Unter der Reichstagskuppel zeigt sich aber auch: Man muss gar kein begnadeter Redner sein, um historische Begriffe zu kreieren. Es reicht, zur richtigen Zeit die richtigen Worte finden, so wie es Bundeskanzler Olaf Scholz mit „Zeitenwen- de“-Rede nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 offen- bar gelungen ist. Claudia Heine T seiner „Tag der Befreiung“: Die Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag des Kriegsendes wur- de anschließend in 13 Sprachen übersetzt. © picture-alliance/dpa Mächtige Worte DEBATTENKULTUR Gefürchtete Wutausbrüche, gesellschaft- politische Visionen und richtige Begriffe zur richtigen Zeit Sexismus hier im Parlament“ aufrief und For- men des lustvollen schwangerschaftsverhü- tenden Liebesspiels empfahl, glich der Bun- destag einem Tollhaus. Selten fielen in dem männerdominierten Plenum obszönere Zwi- schenrufe. „Ich merke, ich habe das Richtige gesagt. Sie sind getroffen“, ließ sich Schoppe nicht beirren. Ihre Rede war eine Zäsur, vor allem für das Selbstbewusstsein der Frauen. Noch Jahre später war sie Gesprächsthema in Bonn. Doch um Aufsehen zu erregen, braucht es nicht immer Provokation oder eine Abstim- mung ohne Fraktionszwang, die dann, als Gewissensentscheidung (etwa zur Sterbehilfe oder Ehe für Alle), eine weniger vorhersehba- re Diskussion ermöglicht. Mitunter schafft es auch eine einzelne (auch staatstragende) Re- de, eine gesellschaftliche Wirkungsmacht auf- grund ihres visionären Charakters zu entfal- ten. Das Wagnis Demokratie Eine solche Rede hielt der neu gewählte Bundeskanzler Willy Brandt am 28.Oktober 1969 vor dem Bun- destag. Zum ersten Mal regierte nun nicht ein CDU-Kanzler das Land, das immer noch unter dem Eindruck der Studentenrevolte von 1968 stand und eine Antwort darauf suchte. Es müsse darum gehen, das Land so weiterzuentwickeln, „dass sein Rang in der Welt von morgen anerkannt wird“. Nicht weniger als eine neue politische Philosophie kündigte Brandt mit den folgenden Sätzen an: „In den 70er Jahren werden wir aber in diesem Land nur so viel Ordnung haben, wie wir an Mitverantwortung ermutigen. Solche demokratische Ordnung braucht au- ßerordentliche Geduld im Zuhören und au- ßerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen. Wir wollen mehr Demokratie wagen.“ Gemeint waren damit mehr Mitbestimmung und Teilhabe auf allen gesellschaftlichen Ebenen: In den nächsten Jahren wurde das aktive auf 18 Jahre gesenkt. Betriebs- und Personalräte erhielten mehr Mitbestimmungsrechte. Das Bundesausbildungsförderungsgesetz öffnete breiten Schichten den Zugang zu Abitur und Studium. Durch den Ausbau der Sozialversi- cherung erhielten viele Bürgerinnen und Bürger mehr Schutz bei Krankheit und höhe- re Renten. Ein ehrgeiziges, aber teures Re- passive Wahlalter und »Je persönlicher ein Redner wird, desto stärker wirkt er« JACQUELINE SCHÄFER Die freiberufliche Redenschreiberin über die Debattenkultur im Bundestag und darüber, was eine gute Rede ausmacht Frau Schäfer, seit 1949 wurden im Bun- destag Abertausende Reden gehalten. Was macht eine gute Rede aus? Das hängt stark von der Perspektive ab. Als Zuhörer möchte ich etwas mitnehmen, wenn ich Zeit erübrige, mir eine Rede anzuhören. Ich möchte etwas Neues erfahren oder zumin- dest durch einen intelligenten Gedankengang angeregt oder durch schöne Formulierungen erfreut werden. Als Redner hingegen ist eine Rede dann er- folgreich, wenn ich damit etwas bewirken kann. Zum Beispiel, indem ich Menschen überzeuge. Oder nehmen wir beispielsweise ein heikles Thema, bei dem diplomatische Verhandlungen noch im Gange sind. In sol- chen Fällen kann es wichtig sein, beruhigend zu wirken, ohne alle Informationen preiszu- geben. Manchmal muss man den Zuhörern vermitteln, dass etwas in Bewegung ist, um Zeit zu gewinnen und im Hintergrund weiter- arbeiten zu können. Gibt es bestimmte rhetorische Mittel, die auf das Publikum besonders überzeu- gend wirken? Eine wirkungsvolle Rede ist ein Zusammen- spiel aus einzelnen Formulierungen und der Art des Vortrags. Ein Beispiel: Der Bundes- kanzler nutzt oft Formulierungen wie „Wir müssen Sorge tragen, dass, …“ oder „Wir müs- sen darauf hinarbeiten, dass …“. Solche Sätze klingen fürsorglich, vermitteln aber wenig Konkretes. Das kann durchaus eine Taktik sein, um sich nicht festzulegen, bevor alles klar ist, oder um unangenehme Diskussionen zu vermeiden. Diese Taktik nutzte auch Ange- la Merkel. Oft geht es in Debatten im Bundes- tag darum, Themen zu besprechen, bei denen noch nicht alles entschieden ist – gerade, wenn es innerhalb der Koalition noch Unei- nigkeiten gibt. Das erleben wir derzeit täglich. Aber generell gilt, je persönlicher ein Redner wird, desto stärker wirkt er. Ein gutes Beispiel war Angela Merkel während der Corona-Pan- demie, als sie vor Weihnachten für einen ver- längerten Lockdown plädierte. Ihre Emotio- nen und die persönliche Note ihrer Rede hin- terließen einen bleibenden Eindruck. Sie haben gerade Ähnlichkeiten in der Redeart von Angela Merkel und Olaf Scholz angesprochen. Gibt es generell Unterschiede im Redestil von Männern und Frauen? Pauschalisierungen sind schwierig, aber es fällt auf, dass Frauen, wenn sie emotional werden, oft dafür kritisiert werden, während Männer für dieselbe Emotionalität gelobt wer- den. Das führt dazu, dass Frauen oft versu- chen, sich zurückzunehmen. Dennoch ist es wichtig, auch in Sachdebatten Gefühle zu transportieren, um Menschen zu erreichen. Robert Habeck beherrscht das hervorragend, indem er erklärt und gleichzeitig respektvoll mit Andersdenkenden umgeht. Diese Art des Erklärens, die Respekt und Sachlichkeit mitei- nander verbindet, ist etwas, von dem viele Po- litiker lernen könnten. Viele Abgeordnete beklagen, dass der Ton im Bundestag rauer geworden ist. Wie äußert sich das? Der raue Ton zeigt sich vor allem in der Pau- schalisierung und Verachtung, die in man- chen Reden mitschwingt. Wenn zum Bei- spiel von „Messermännern“ und „Kopftuch- mädchen“ gesprochen wird, steckt dahinter eine gezielte Provokation, die keine Diffe- n o r e p a h C e c n e r u a L © Seit 2007 arbeitet Jacqueline Schäfer freibe- ruflich als Redenschreiberin für die Politik. renzierung zulässt. Besonders problematisch ist der aggressive Ton, der oft in die politi- sche Debatte einfließt. In welchem Ton et- was vorgetragen wird, ist entscheidend. Im- mer wieder wird im Plenum fast geschrien, da ist Verachtung in jeder Silbe drin. Das ist gefährlich, denn Sprache hat eine immense Macht und kann Haltung und Handlungen der Menschen prägen. Auch wird zuneh- mend deutlich, dass gezielt Tabubrüche in politischen Reden bewusst eingesetzt wer- den, um Aufmerksamkeit zu erregen, nur um dann im nächsten Satz scheinbar relati- viert zu werden. In der öffentlichen Wahr- nehmung aber bleibt meist nur die provo- kante Formulierung hängen und nicht der gesamte Kontext. War die Redekultur im Bundestag frü- her tatsächlich anders? Es wird gerne so getan, als sei früher alles viel besser gewesen, die Debatten kultivierter. Das ist ein Mythos. Schon im Wahlkampf zur ers- ten Bundestagswahl gab es harte Attacken. Schumacher hat Adenauer beispielsweise als „Lügenauer“ bezichtigt. Ein Herbert Wehner hat seine Kollegen im Bundestag ad homi- nem angegriffen: Er sprach von Todenhöfer als „Hodentöter“ und hat Rainer Barzel als „Schleimer“ bezeichnet. Trotzdem genoss Wehner großes Ansehen. Auch Politiker wie Franz Josef Strauß und Helmut Schmidt teil- ten kräftig aus. Trotz dieser Härte galten sie als brillante Redner, weil sie schnell im Kopf waren und ihre Argumente teils originell vor- brachten. Und sie waren gebildet. Zudem ein- te sie die Erfahrung, als junge Männer den Zweiten Weltkrieg erlebt zu haben. Das schuf eine tiefe Verantwortung dafür, dass sich sol- che Tragödien nicht wiederholen dürfen. Oft waren sie sich im Ziel einig und nur der Weg dahin ein Streitthema. Diese geteilte Erfah- rung fehlt heute. Trotzdem gibt es auch heute nachdenkliche und sensible Debatten, wie et- wa bei ethischen Themen wie der Organspen- de. Welches waren die Sternstunden der De- battenkultur im Bundestag? Lassen sich da gewisse Debatten besonders hervorheben? Eine Sternstunde war definitiv die Bonn-Ber- lin-Debatte am 20. Juni 1991. Die Reden wa- ren voller Respekt, Nachdenklichkeit und sprachlicher Schönheit. Eine Aussage von Hans Klein ist mir in besonderer Erinnerung geblieben: „Ich werde für Bonn stimmen. Dennoch tue ich dies nicht in totaler Selbst- gewissheit […]. Die Entscheidung, die wir heute treffen, wird eine demokratische Ent- scheidung sein. Sie sollte nicht durch Radikal- formulierungen abgewertet werden“. Solche Momente, in denen Politiker offen über ihre Zweifel sprechen und den Entscheidungspro- zess transparent machen, sind selten. Positiv hervorzuheben sind auch die ethischen De- batten zur Präimplantationsdiagnostik oder Sterbehilfe, die von hoher Reflexionsfähigkeit zeugten. Wie sieht es mit Negativbeispielen aus? Ein Negativbeispiel sind die Debatten über die Vergewaltigung in der Ehe in den 1980er Jahren. Da gab es zum Teil heftige und diffa- mierende Angriffe, vor allem gegen die Frau- en. Welche Rolle spielen heute die sozialen Medien und wie haben sie die Debatte ver- ändert? Die sozialen Medien und die Digitalisierung allgemein haben die politische Kommunika- tion extrem verändert. Politische Akteure set- zen zunehmend auf Polarisierung und Provo- kation, um Aufmerksamkeit zu erregen und viral zu gehen, was oft mehr Aufmerksamkeit bringt als differenzierte Argumentationen. Da hat eine „TikTokisierung“ der Politik stattge- funden. Aber auch in den traditionellen Me- dien geht die klassische Nachricht verloren und es wird immer mehr auf Klicks und Reichweite gesetzt. Dabei glaube ich, dass die Menschen sich nach sachlichen und ausgewo- genen Berichten sehnen, die ihnen erlauben, sich selbst eine Meinung zu bilden. Das Interview führte Carolin Hasse. Jacqueline Schäfer ist freiberuflich als Autorin und Redenschreiberin für Politik und Industrie tätig. DIE PRÄSIDENTEN des n e t r a g m u a B / e c n a Rainer Barzel (CDU) Amtszeit 1983 – 1984 Mitglied Bundestages war Rainer Bar- zel (1924–2006) von 1957 bis 1987, Chef der Unionsfraktion von 1964 bis 1973 und CDU- Vorsitzender von 1971 bis 1973. Bundestagspräsident wurde er 1983, im Folgejahr trat er im Zusammenhang mit der Flick-Affäre zu- rück. Rainer Barzel a - e r u t c i p © i l l Philipp Jenninger (CDU) Amtszeit 1984 – 1988 i l l P A / e c n a Seit 1969 Bun- destagsabgeord- neter, wurde Phi- lipp Jenninger (1932–2018) 1984 erstmals zum Parlaments- präsidenten ge- wählt. Eine miss- glückte Rede führte 1988 zu seinem Rücktritt, als seine Ausführungen zum 50. Jahrestag der NS- Novemberpogrome missdeutet wurden. Philipp Jenninger a - e r u t c i p © Rita Süssmuth (CDU) Amtszeit 1988 – 1998 i Süssmuth Rita (87) gelangte 1988 als zweite Frau an die Spit- ze des Bundes- tages. Von 1985 bis 1988 war Süssmuth Bun- desfamilienmi- nisterin; Parlament gehörte sie von 1987 bis 2003 an. Rita Süssmuth r e e m e k a r B m T / a p © dem i Wolfgang Thierse (SPD) Amtszeit 1998 – 2005 i l l P A / e c n a Als erster ehe- maliger DDR- Politiker beklei- dete Wolfgang Thierse (80) das Amt des Bun- destagspräsi- denten. Abgeordneter der frei gewähl- ten DDR-Volkskammer, zog er am 3. Ok- tober 1990 in den Bundestag ein, dessen Präsident er 1998 wurde. Von 2005 bis 2013 war er Bundestagsvizepräsident. Wolfgang Thierse a - e r u t c i p © Zuvor Norbert Lammert (CDU) Amtszeit 2005 – 2017 i l l a p d / e c n a Lam- Norbert mert (75) gehör- te dem Parla- ment bereits seit 1980 an, als er 2002 Bundes- tagsvizepräsi- dent wurde. 2005 wurde er erstmals an die Spitze des Parlaments gewählt und in diesem Amt 2009 sowie 2013 bestätigt. Norbert Lammert a - e r u t c i p © i l l a p d / e c n a Wolfgang Schäuble (CDU) Amtszeit 2017 – 2021 Wolfgang Schäu- ble (1942–2023), mit 51-jähriger Zugehörigkeit zum Bundestag der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parla- mentsgeschichte, errang ab 1972 insgesamt 14 Mal ein Direktmandat. Er war unter anderem Kanzleramts-, Innen- und Finanzminister, CDU/CSU-Fraktionschef und CDU-Vorsitzender, bevor er von 2017 bis 2021 das Amt des Bundestagspräsidenten ausfüllte. Schäuble starb im vergangenen Dezember. a - e r u t c i p © Wolfgang Schäuble Bärbel Bas (SPD) Amtszeit 2021 – i l l c i p h s a l F / e c n a Bärbel Bas (56) steht seit 2021 an der Spitze des Bundesta- ges, dem sie seit 2009 angehört. Sie ist nicht nur die dritte Frau, sondern auch das dritte SPD- Bundestagsmitglied im zweithöchsten Staatsamt. PA T Bärbel Bas a - e r u t c i p ©