Jahr der Reformen
KUltusminister Ludwig Spaenle übernimmt Vorsitz
Am 22. Januar wurde der neue Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK) Ludwig Spaenle offiziell im Bundesrat vorgestellt. Nach einem turnusmäßigen Wechsel löst er damit Henry Tesch, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern, ab.
Spaenle ist seit 2008 Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus. In seiner einjährigen Präsidentschaft der KMK will der 48-Jährige, als Befürworter des föderalen Bildungssystems, insbesondere die "Weiterentwicklung und Sicherung der Eigenständigkeit der Länder" vorantreiben, sagte er dieser Zeitung. Die Verantwortung im Bildungsbereich gehöre in die Hand der Länder, da diese "ganz nah am Menschen" seien. Die Länder müssten jedoch ihre "Letztgestaltungskompetenz in gesamtstaatlicher Verantwortung wahrnehmen".
Standards für die Praxis
Um Abschlüsse einheitlicher und damit vergleichbarer zu machen, will Spaenle die Bildungsstandards verbessern. "Das Entscheidende ist nicht, dass diese Standards im Regal stehen, sondern dass sie in die schulische Praxis übersetzt werden", erläuterte Spaenle. Bei der Frage des Lehrerbedarfs müssten Angebot und Nachfrage stimmen, damit die Länder genauer planen könnten. Hierzu will die KMK nach Aussage Spaenles bis zum April eine entsprechende Strategie vorlegen.
Im Hochschulbereich knüpft der Minister mit seinen Plänen an die Vorgehensweise seines Vorgängers an. Bereits unter der Präsidentschaft von Henry Tesch beschloss die KMK im Dezember vergangenen Jahres die Eckpunkte zur Korrektur der Bachelor- und Masterstudiengänge. Die Umsetzung dieser Punkte liege letzten Endes zwar in der Hand der jeweiligen Hochschulen, meinte Spaenle. Er gehe aber davon aus, dass die Länder bald Konzepte vorlegen werden, um die Reformansätze umzusetzen. Wie es mit dem Bologna-Prozess nun weitergehen soll, sei auch in diesem Jahr ein ganz zentrales Element. Ein Kongress zum Bachelor Ende Februar soll die Reformen in diesem Bereich vorantreiben, kündigte er an.
UN-Konvention umsetzen
Ein weiterer Aspekt, den Spaenle forcieren will, ist die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. "Das ist eine Frage der Inklusion, also der Umsetzung des Rechts auf gleichberechtigte Teilhabe, auch im Bildungswesen", sagte der Minister.
Ein spannendes Thema könnten in diesem Jahr die Reformen bei der Schulorganisation werden. Spaenle gilt als Verfechter des dreigliedrigen Schulsystems und lehnt daher die Abschaffung der Hauptschulen ab. In mehreren Ländern, darunter auch Berlin und Hamburg, ist der Umbau zum zweigliedrigen Schulsystem bereits im Gang.
Nächstes Jahr wird die Präsidentschaft der KMK nach der Reihenfolge der Länder auf Hamburg übergehen. Der bayerische Kultusminister wird dem Präsidium aber noch ein weiteres Jahr als Vizepräsident erhalten bleiben.