Haben wir aus der Krise gelernt?… : Politiker sind Zocker
Nach der Krise ist vor der Krise, aus dem letzten Crash wurde nichts gelernt. Zu den alarmierenden Symptomen gehört, dass die 35 führenden Investmentfirmen an der Wallstreet in diesem Jahr 144 Milliarden Dollar als Boni auszahlen werden - so viel wie noch nie.
Maximaler Profit setzt jedoch maximales Risiko voraus. Und tatsächlich geht die Spekulation auf Aktien, Staatsanleihen, Rohstoffe und Währungen unvermindert weiter, wie etwa die Kapriolen des Euro zeigen. Im Juni erreichte er einen Tiefpunkt von 1,19 Dollar, jetzt liegt er bei 1,40. Mit der eher stagnierenden Realwirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks können die Kurssprünge nichts zu tun haben.
Dieser spekulative Hype zeigt, dass die Regulierung der Finanzmärkte versagt hat. Vier zentrale Probleme wurden nicht angegangen.
Erstens: Die Finanzwirtschaft hat sich von der Realwirtschaft gelöst, ja saugt diese sogar aus, indem sie etwa für Währungsturbulenzen sorgt, gegen die sich die normalen Unternehmen dann mit teuren Termin- und Swapgeschäften absichern müssen.
Zweitens: Das Investmentbanking ist zu kompliziert. Selbst Experten wissen oft nicht, welche Risiken sie mit den diversen Derivatgeschäften eingehen. Drittens: Die Banken verfügen weiterhin über zu wenig Eigenkapital, um Krisen zu überstehen. Die neue Richtlinie "Basel III" ist zu lasch. Viertens: Viele Banken sind noch immer so aufgebläht, dass sie bei einem Bankrott ihre Heimatstaaten in den Abgrund ziehen. Island und Irland sind da warnende Beispiele.
Die Regierungen wetten darauf, dass es nicht zu einer neuen Finanzkrise kommen wird. Diese Wette ist sehr riskant. Es zeigt sich, dass nicht nur die Banker Zocker sind - sondern auch die Politiker.