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ERNEUERBARE ENERGIEN : Gewinner und Verlierer IV

Wind, Sonne und Kraft-Wärme-Kopplung. Wie in Deutschland die Techniken genutzt werden

27.07.2015
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3 Min

Die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist ein Gewinner der Energiewende. Bei der gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme in einem Kraftwerk ist die Effizienz besonders hoch. Der Wirkungsgrad, also die Ausnutzung der Energie in den fossilen Kraftstoffen, liegt bei bis zu mehr als 90 Prozent, ist damit etwa doppelt so hoch wie bei konventionellen Kraftwerken. Das hat der KWK den Ruf eingebracht, ein wichtiger Baustein der Energiewende zu sein.

Und: Die KWK ist ein Verlierer der Energiewende. Denn wenn immer mehr Erneuerbare Energien, die stark schwanken, ins Stromnetz eingespeist werden, dann braucht es immer weniger kontinuierliche Stromerzeugung. So hat das Institut Fraunhofer ISE in einer Studie über die Energieversorgung 2050 kalkuliert, dass die Kraft-Wärme-Kopplung nur eine untergeordnete Rolle spielen wird - schließlich wird pro genutzter Energieeinheit weniger Kohlendioxid ausgestoßen als bei herkömmlichen Kraftwerken, aber wirklich grün ist auch die KWK nicht und steht deshalb einer drastischen Reduktion der Treibhausgasemissionen im Weg.

Diese zwiespältige Position bekam die KWK-Technik zuletzt deutlich zu spüren. Die Bundesregierung hat in ihrem im März vorgelegten Eckpunktepapier zum Strommarktdesign das Ausbauziel für KWK-Anlagen gekappt. Statt wie ursprünglich angepeilt 25 Prozent an der Gesamtmenge soll die KWK im Jahr 2020 nun nur noch ein Viertel der thermischen Erzeugung liefern. Laut Wulf Binde, dem Geschäftsstellenleiter des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK), läuft das de facto fast auf Stagnation hinaus. "Damit wird KWK lediglich 18 Prozent statt derzeit 16,5 Prozent des Stroms in Deutschland liefern."

Andererseits gibt es auch positive Nachrichten für die KWK, die vor allem bei den Stadtwerken eine teils sehr wichtige wirtschaftliche Rolle einnimmt, mit der Fern- und Nahwärme-Netze beschickt werden - und die durch die auf breiter Front gefallenen Strompreise zum Teil kaum noch mit Gewinn betrieben werden können. Die Bundesregierung plant, die Förderung neuer und modernisierter Anlagen über die KWK-Umlage, die von allen Stromkunden bezahlt wird, zu verdoppeln - auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Gleichzeitig soll es eine Bestandsförderung geben, die wohl über die Netzentgelte bezahlt wird und verhindern soll, dass effiziente, aber unprofitable KWK-Kraftwerke eingemottet oder geschlossen werden.

Für KWK-Strom, der nicht ins Netz eingespeist wird, sondern vor Ort verbraucht wird, soll es keine Förderung mehr geben, außer bei kleinen Anlagen, deren Heizleistung für ein Mietshaus nicht ausreicht, und bei großen Industrieerzeugern. Das hat Wohnungswirtschaft, Mieterverbund und den Verbraucherschutz alarmiert. "Die drastische Ungleichbehandlung von Eigenheimbesitzern und Mietern ist nicht zu rechtfertigen", kritisiert Klaus Müller, Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen.

Die Branche wartet derzeit gespannt auf den Referentenentwurf zum neuen KWK-Gesetz, der immer noch nicht vorliegt. "Es wird viel auf die Details ankommen", sagt Binde vom B.KWK. Wenn es beim derzeitigen Stand bleibe, sei das eine sehr zwiespältige Entwicklung. "Insgesamt wird mehr Geld in die Kraft-Wärme-Kopplung fließen, aber gleichzeitig wird der Ausbau weitgehend gestoppt. Das ist aus unserer Sicht nicht im Sinne der Energiewende, die auch zukünftig von der hocheffizienten Erzeugung von Strom und Wärme begleitet werden muss."

Der Autor arbeitet als freier Journalist mit dem Schwerpunktthema Energie in Berlin.