Aufgekehrt : Solo statt Soli ist der Trend
Deutsche Schüler glänzen (nur) bei Teamarbeit. Welche Lehren können Politiker daraus ziehen?
Pisa, ganz schön schief ging das beim ersten Versuch. Wir erinnern uns. Die europaweiten Bildungsstudie erschütterte 2001 das Selbstbild der Leitkulturnation Deutschland tief. Ein Viertel unserer 15-Jährigen Dichter und Denker konnte damals nicht richtig lesen und schreiben. Ganz schön peinlich war das!
Umso schöner, dass sich seitdem richtig was geändert hat. Ja, ein bisschen auch die Lese-und Schreibfähigkeit der Generation Touchscreen! Aber insbesondere die neue Konzipierung der Studie ist vielversprechend. Erstmals hat Pisa 2015 nämlich auch soziale Fähigkeiten getestet, etwa im Bereich gemeinschaftliche Problemlösung. Und siehe da: Der deutsche Nachwuchs ist ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, komplexe Aufgaben im Team zu lösen.
"Na also, geht doch", rufen jetzt einige in Richtung Politik. Die Parteien könnten sich eine Scheibe abschneiden. Das erscheint aus mindestens zwei Gründen ungerecht: Erstens verweigern sich viele Politiker gar nicht dem gemeinsamen Problemlösen. Ja, die Liberalen haben die Devise "Solo statt Soli" recht konsequent verfolgt in letzter Zeit. Aber die SPD war eigentlich ganz schnell zu einer Teambesprechung bereit, nur einen klitzekleinen Anstoß des Staatsoberhaupts und los gings. Und auch die CSU setzt bei der Frage, wie es eigentlich mit dem bayerischen Hauptpoeten Seehofer weitergeht, auf einen Arbeitskreis. Sogar die Altvorderen Theo Waigel und Edmund Stoiber machen mit.
Zweitens waren die Pisa-Testbedingungen andere: Die Schüler mussten Aufgaben am Computer mit einem virtuellen Partner lösen. Und da galt dann wohl wirklich der FDP-Slogan: "Digital first. Bedenken second." Eva Bräth