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Start-up : Ein Einhorn ist auf den Hund gekommen

Megvii wird hoch bewertet - die KI-Firma setzt auf Gesichtserkennung

12.08.2019
True 2023-08-30T12:36:26.7200Z
2 Min

Die chinesische Firma Megvii ist ein Einhorn. So werden meist junge Unternehmen und Start-ups genannt, die schon vor ihrem Börsengang eine Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar erreicht haben. Die Analysten von "CB Insights" führen global aktuell 381 Firmen mit dem Seltenheitswert des Fabelwesens. Darunter solch Schwergewichte wie die Ferienwohnungsvermittlung Airbnb (29,3 Milliarden US-Dollar).

Bei Megvii setzt man auf Gesichtserkennung und "Künstliche Intelligenz" (KI) - "Face++" heißt die Produktplattform und die Firma ist damit sehr erfolgreich. Mit einer Bewertung von vier Milliarden US-Dollar ist Megvii laut "CB Insights" das am fünfthöchsten bewertete KI-Start-up der Welt. Jüngst sammelte die Firma in einer Finanzierungsrunde 750 Millionen US-Dollar von Investoren ein. Finanzielle Unterstützung gab es in der Vergangenheit schon von einem staatlichen Wagniskapitalfonds und etwa Ant Financial, einer Tochter der Alibaba-Gruppe. Ende des Jahres soll laut Medienberichten ein Börsengang folgen.

Identifizierung Die Software des 2011 gegründeten Unternehmens ist offenbar ein Verkaufsschlager. Laut "Forbes" nutzen mehr als 300.000 Entwickler in 150 Ländern die Plattform, um eigene Anwendungen zu entwickeln. In einigen Fast-Food-Restaurants probiert beispielsweise ein chinesischer Finanzdienstleister Bezahlung mit Gesichtserkennung aus, die Anwendung wird aber auch genutzt, um Nutzer zu identifizieren, bevor sie auf Sozialen Medien posten können.

Und auch der Staat ist Kunde: Das Ministerium für Öffentliche Sicherheit soll mithilfe des Systems 5.000 gesuchte Kriminelle erwischt haben. Die Verbindung zum chinesischen Überwachungs-Staat macht Megvii allerdings verdächtig. Im Mai veröffentliche "Human Rights Watch" (HRW) einen Report über eine App für Polizisten, um Zugriff auf die "Integrierte Plattform für gemeinsame Operationen" zu bekommen, die in Xinjiang zur Unterdrückung der Uiguren eingesetzt wird (siehe nebenstehendes Interview). Auch Face++ wurde in diesem Zusammenhang genannt. Das Unternehmen dementiere, daran mitgewirkt und davon gewusst zu haben. HRW verkündete im Nachgang, dass der Face++-Kode in der App wohl nicht operabel war. Laut Medienberichten überlegte die US-Regierung aber in diesem Zusammenhang, US-Firmen - ähnlich wie im Fall Huawei - zu verbieten, Megvii mit Technologie zu beliefern.

Nun scheint das Einhorn auch auf den Hund gekommen zu sein. Kürzlich stellte die Firma eine App vor, um Hunde eindeutig an ihrer Schnauze zu identifizieren. Damit sollen einerseits vermisste Vierbeiner gefunden werden können. Andererseits ließen sich so auch Hundebesitzer identifizieren, die sich nicht an den Leinenzwang halten oder Hundehaufen nicht wegräumen. scr