BERUFSAUSBILDUNG : Rückgang niedriger als befürchtet
Angebot und Nachfrage halten sich trotz Corona die Waage
Auch wenn die aktuelle Situation auf dem Ausbildungs- und Berufsbildungsmarkt aufgrund der Corona-Pandemie nicht nur positiv ist, so sind doch die schlimmsten Befürchtungen ausgeblieben. Der Ausbildungsmarkt ist in den letzten Monaten zwar um acht Prozent zurückgegangen, doch Angebot und Nachfrage halten sich ungefähr die Waage. Es gibt sogar etwa zehn Prozent mehr Ausbildungsplatzangebote als Ausbildungsplatzsuchende.
Auf diesen Befund verwies der CDU-Abgeordnete Stephan Albani (CDU) in der Debatte zum Berufsbildungsbericht 2020 am vergangenen Freitag. Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) räumte allerdings ein, dass dies zwar für die Bewerber eine gute Nachricht sei, aber nicht unbedingt für die Wirtschaft: "Weniger Auszubildende heute bedeuten weniger Fachkräfte morgen. Und das in einer Zeit, in der wir Fachkräfte dringen brauchen."
Yasmin Fahimi (SPD) monierte, dass die Quote aufgelöster Ausbildungsverträge mit 26,2 Prozent zu hoch sei. Sie forderte, die Berufsorientierung besser aufzustellen und günstigere Ausbildungsbedingungen zu schaffen.
Studiumsabbruch Götz Frömming (AfD) führte aus, dass innerhalb von zehn Jahren die Zahl der Schulabgänger um 100.000 zurückgegangen sei und immer weniger einen soliden Haupt- oder Realschulabschluss vorweisen könnten. Umgekehrt sei es zu einer Aufblähung der Abitursjahrgänge und der Studentenzahlen gekommen. Allerdings würde jeder dritte Student sein Studium erfolglos abbrechen. Und unter ausländischen Studenten sei die Abbrecherquote doppelt so hoch wie bei deutschen Studenten. "Diese jungen Leute gehören überwiegend gar nicht in die Universitäten, sondern in die berufliche Ausbildung", sagte Frömming. In einem Antrag (19/22193) fordert seine Fraktion, Ausbildungsbetriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern dauerhaft finanziell zu entlasten, damit diese in größerem Umfang ausbilden können.
Jens Brandenburg (FDP) kritisierte, dass sich die Koalition erneut nicht zu relevanten Entscheidungen habe durchringen können. Nach Ansicht der Liberalen bleibt die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung auch in der Begabtenförderung mehr Wunsch als Wirklichkeit. In ihren Anträgen (19/13460, 19/175499) hatten sie unter anderem gefordert, auch Teilnehmern der beruflichen Bildung den Zugang zu Stipendien der Begabtenförderungswerke zu öffnen.
Birke Bull-Bischoff (Die Linke) wies auf die Ungleichbehandlung von Auszubildenden in Erziehungsberufen und in der dualen Ausbildung hin. Ihre Fraktion fordert ein bundeseinheitliches Ausbildungsgesetz für den Beruf des staatlich anerkannten Erziehers (19/22120). In einem weiteren Antrag (19/19486) schlägt die Linksfraktion eine solidarische Umlagefinanzierung vor, die alle Betriebe für die Ausbildung junger Menschen in die Pflicht nimmt.
Fachkräftemangel Beate Walter-Rosenheimer (Bündnis 90/Die Grünen) unterstrich, dass der Berufsbildungsbericht 2020 Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt gezeigt habe, "die uns Sorgen bereiten". Trotz des großen Fachkräftemangels würden weniger Menschen ausgebildet als in den Jahren zuvor. In einem Antrag (19/20165) fordern die Grünen, eine Ausbildungsgarantie auf den Weg zu bringen, die die Warteschleifen des Übergangssystems überflüssig machen.