Konzepte für Ernährungssicherung : Welt ohne Hunger
Experten fordern Änderungen in der Nahrungsmittelproduktion. Die Landwirtschaft soll vielfältiger und ökologischer werden.
Bei der Sicherung der globalen Nahrungsmittelversorgung spielt Angebotsvielfalt eine große Rolle. Darauf haben Experten in einer Anhörung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hingewiesen.
Matin Qaim, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung der Universität Bonn, sagte, eine Welt ohne Hunger erfordere eine umfassende Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme. Die Landwirtschaft müsse ertragreicher, vielfältiger und klimaangepasster werden.
Agrarökologische Ansätze sollen Produktivitätssteigerungen ermöglichen
Produktionssteigerungen müssten im globalen Süden stattfinden und durch nachhaltigeren Konsum ergänzt werden, durch weniger Fleisch und weniger Biosprit. Die Biospritproduktion sei ein Irrweg und gehöre abgeschafft, sagte Qaim.
Für mehr Agrarökologie machte sich Roman Herre vom FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk Deutschland stark. Intensive Anbaumethoden könnten zu mehr Ertragsflächen führen. Die industrielle Landwirtschaft sei nicht gemacht für die Hungerbekämpfung.
Agrarökologische Ansätze ermöglichten Produktivitätssteigerungen. Für höhere Erträge als bei Monokulturen gebe es viele Beispiele. Herre sagte, es gebe im Entwicklungsministerium Widerstände, agrarökologische Ansätze zu verfolgen.
Kein kompletter Verzicht auf industrielle Produktion
Carin Smaller vom "Shamba Centre for Food & Climate" sprach sich dagegen aus, die Abhängigkeit vom globalen Markt zu verringern. In Malawi hätten nach Mais-Ernteausfällen Millionen Menschen mehr Hunger gelitten, als wenn Nahrungsmittel aus anderen Ländern bezogen worden wären.
Sich nur auf die Agraarökologie zu verlassen, werde die Probleme nicht lösen. Es müsse aber mehr Agrarökologie geben, weil man von der industriellen Produktion zu abhängig sei.
Experte fordert Transfer von Innovationen in Entwicklungsländer
Daniel Wajama (Saatgut-Netzwerk "Seed Savers Network Kenya") plädierte für mehr Nahrungssouveränität und für Autarkie ländlicher Genossenschaften und Kleinbauern. Diese sollten nicht von Importen abhängig sein und ihre eigenen Anbaumethoden haben, ohne zukaufen zu müssen.
Aus Sicht von Jochen C. Reif vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung kann ein Transfer von Innovationen in Züchtungsprogramme der Entwicklungsländer zur globalen Nahrungsmittelversorgung beitragen. Der ökologische Landbau würde davon profitieren, sagte Reif.