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Anhörung : Menschenrechte im Sport

Experten fordern mehr Einsatz der Politik gegen "systemische Menschenrechtsverletzungen".

16.05.2022
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2 Min

Die Botschaft war unmissverständlich: Angesichts von "systemischen" Menschenrechtsverletzungen im Sport müsse sich der deutsche Staat stärker als bisher für die Achtung der Menschenrechte in diesem Bereich einsetzen. Darauf drangen mehrere Experten am vergangenen Mittwoch bei einer Anhörung zum Thema Menschenrechte und Sport im Menschenrechtsausschuss.

Maximilian Klein, Beauftragter für internationale Sportpolitik beim Verein Athleten Deutschland, verwies auf vielfältige Menschenrechtsrisiken und plädierte für einen "Menschenrechts-Check" im Spitzensport. Das internationale Sportsystem müsse Ziel außenpolitischer Bemühungen werden.

Fälle von Missbrauch und Fehlverhalten

Bislang habe die Regierung in ihrer Sportpolitik kein klares Bekenntnis zu den Menschenrechten verankert, kritisierte Jonas Burgheim, Präsident des Zentrums für Menschenrechte und Sport. Fälle von Missbrauch und Fehlverhalten machten die Integration eines Menschenrechtsansatzes jedoch erforderlich.

Auch das Agieren internationaler und deutscher Sportverbände kritisierten die Sachverständigen: Der Sport sei mindestens zehn Jahre im Rückstand bei der Einbindung von Menschenrechten in seine Aktivitäten, monierte Mary Harvey vom Centre for Sport and Human Rights.

Finanzielle Hebel der Sportförderung nutzen

Der Direktor von Human Rights Watch Deutschland, Wenzel Michalski, hielt dem Internationalen Olympischen Komitee vor, die Menschenrechte nicht in die Olympische Charta aufgenommen zu haben und nicht angemessen gegen Verstöße vorzugehen. Er verlangte, den finanziellen Hebel der Spitzensportförderung zu nutzen, um Menschenrechte einzufordern.

Die Journalistin Laila Mirzo warf dem Deutschen Fußball-Bund vor, durch die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2022 "willfähriger Steigbügelhalter des totalitären Regimes in Katar" zu sein. Annette Niederfranke, Direktorin der Vertretung der Internationalen Arbeitsorganisation in Deutschland, verwies dagegen auf positive Entwicklungen in Katar: Die internationale Aufmerksamkeit habe die Regierung dazu bewegt, für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen.