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Berufsbildungsbericht 2023 : Ausbildungsmarkt im Krisenmodus

Bundestag debattiert Berufsbildungsbericht 2023. Das Problem: Betriebe verzeichnen immer weniger Bewerber.

30.05.2023
True 2024-01-05T12:02:33.3600Z
3 Min

Ob Handwerksbetriebe, Bäckereien, Kfz-Werkstätten oder Friseursalons; alle eint dasselbe Problem: Sie finden keine Auszubildenden mehr.

Denn während nach dem Corona-Einbruch die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozentpunkte angestiegen ist und bei rund 544.000 freien Stellen lag, sinkt die Nachfrage kontinuierlich. Etwa 68.900 Ausbildungsplätze blieben 2022 unbesetzt. Das sind neun Prozent mehr Stellen als noch 2021 und ganze 30 Prozent mehr als vor der Pandemie - ein neuer Höchststand. Gleichzeitig haben rund 22.700 junge Menschen, die an einer Lehrstelle interessiert waren, keinen Platz ergattern können. Diese aktuellen Zahlen präsentiert der Berufsbildungsbericht 2023, der vergangenen Mittwoch im Plenum erstmalig beraten wurde.

Entlastung für Ausbildungsbetriebe gefordert

Die jährlich stattfindende Diskussion über den Berufsbildungsbericht gehöre "oft eher zu den unangenehmen Debatten im Bundestag" resümierte Nicole Gohlke (Die Linke): Die Zahlen seien jedes Jahr auf Neue größtenteils deprimierend und es werde nichts dagegen getan. Eine wirkliche Verbesserung könne für Gohlke nur dadurch erzielt werden, wenn mehr betriebliche Ausbildungsplätze entstehen würden. Hierfür fordert Die Linke eine "solidarische Umlagefinanzierung", so dass Unternehmen und Betriebe, die ausbilden, entlastet würden, während diejenigen, die keine Lehrlinge aufnehmen, "zur Kasse gebeten" werden.

Auch Stephan Albani (CDU) kritisierte, dass trotz dringender Handlungsnotwendigkeiten nichts unternommen werde: "Wir treten auf der Stelle". Die Zahl der Berufsanfänger bleibe zwar in einem ähnlichen Bereich, doch da diese Zahl in den vorangegangenen Jahren erheblich zurückgegangen sei, reiche es nicht aus, auf diesem Niveau zu verharren. Die Krise am Ausbildungsmarkt lasse sich auch nicht alleine durch mehr Geld lösen, sondern es brauche "neue Mittel und Methoden".

Mehr Förderung für Ausbildungswillige vorgeschlagen

Die Trends des Berufsbildungsberichts seien alarmierend und besorgniserregend, sagte Jessica Rosenthal (SPD). Besonders beunruhigend sei, dass derzeit rund 2,6 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren keine Berufsausbildung hätten. Ohne Ausbildung und gesicherte Arbeitsverhältnisse drohe diesen Menschen im späteren Leben die Arbeitslosigkeit. Wer eine Lehrstelle antreten wolle, solle durch die geplante Ausbildungsgarantie sowie bestimmten Förderleistungen dabei unterstützt werden. Rosenthal nannte in diesem Zusammenhang die angedachte Mobilitätsförderung für Auszubildende und den Bau von "Azubi-Wohnheimen".

Für AfD-Politikerin Nicole Höchst erklärt sich der Anstieg von Personen ohne formalen Berufsabschluss durch die höheren Zuwanderungszahlen seit 2015. So habe die Ungelerntenquote bei Menschen ohne Migrationshintergrund im Jahr 2021 bei rund 10,6 Prozent gelegen - bei Menschen mit Migrationserfahrung lag sie bei etwa 38,1 Prozent. Ähnliche Zusammenhänge sah Höchst auch bezogen auf die Abbruchquote von Ausbildungen.

Einen Blick auf die Zukunft warf Grünen-Politikerin Anja Reinalter. Sie nutze ihre Redezeit, um zu schildern, wie die Situation im Jahr 2030 aussehen werde. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz werde bis dahin das Passungsproblem zwischen Angebot und Nachfrage behoben sein, sagte Reinalter. Auch werde die Berufs- und Ausbildungspraxis eine größere Rolle an Schulen spielen: "Ein einwöchiges Praktikum in der Mittelstufe reicht einfach nicht aus, um eine reale Vorstellung von einem Beruf zu bekommen".

Staatssekretär sieht auch positive Nachrichten im Bericht

Lediglich Jens Brandenburg (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bildungsministerium, konnte dem Bericht auch etwas Positives abgewinnen: So sei der "starke Abwärtstrend" bei der Zahl der Ausbildungsverträge erst mal gestoppt worden. Doch auch Brandenburg merkte an, dass dies noch keine Trendwende für die angespannte Lage auf dem Ausbildungsmarkt bedeute. Zur weiteren Beratung hat das Plenum den Berufsbildungsbericht federführend an den Bildungsausschuss überwiesen.