Nichtinvasiver Pränataltest : Abgeordnete wollen kritische Prüfung vorgeburtlicher Bluttests
Der nichtinvasive Pränataltest gibt Hinweise auf eine mögliche Trisomie des Kindes. Kritiker sehen darin eine fragwürdige Selektion.
Schwangere Frauen machen sich Gedanken, ob ihr Kind gesund zur Welt kommt. Sie nehmen oft dankbar Angebote vorgeburtlicher Tests wahr, die eine gewisse Sicherheit versprechen. Solche pränatalen Tests werden allerdings auch kritisch gesehen, weil sie zu einer Selektion führen könnten.
Der Bundestag hat in dieser Woche erstmals über einen fraktionsübergreifenden Antrag beraten, der das Ziel verfolgt, die Auswirkungen des nichtinvasiven Pränataltests (NIPT) systematisch auszuwerten. 2019 hatte es zu dem Thema schon einmal eine Orientierungsdebatte im Parlament gegeben.
Frauen verzichten auf das wichtige Ersttrimesterscreening
Nach der Einigung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) sei der NIPT seit Juli 2022 eine Kassenleistung, sofern die Schwangere zusammen mit ihrer Gynäkologin zu dem Schluss komme, dass der Test notwendig sei, heißt es in dem Antrag.
Informationsbroschüren zu nichtinvasiven Pränataltest: Der Bundestag debattierte über Bluttests bei Schwangeren auf ein Down-Syndrom des Kindes, die seit 2022 auf Kassenkosten möglich sind.
Jedoch sei nicht klar geregelt, wann der Bluttest angewendet werden sollte. Es sei zu befürchten, dass Schwangeren von den Ärzten in vielen Fällen der NIPT empfohlen werde.
Dies könne dazu führen, dass der Test so regelmäßig angewendet werde, dass dies faktisch einer Reihenuntersuchung gleichkomme. Schwangere Frauen verließen sich nach einem negativen NIPT-Ergebnis darauf, dass sie ein gesundes Kind gebären werden und verzichteten etwa auf das Ersttrimesterscreening.
Nicht immer liefern vorgeburtliche Tests verlässliche Ergebnisse
Dagmar Schmidt (SPD) sagte: "Wir wollen uns mit den Folgen des Bluttests beschäftigen und die offenen Fragen und Bedenken aus der Orientierungsdebatte aufgreifen." Schon heute könne mehr als eine Trisomie getestet werden.
Corinna Rüffer (Grüne) fügte hinzu, es gehe auch um die Frage, ob eine Gesellschaft wünschenswert sei, in der Menschen mit Behinderung vermieden werden. Das gesunde Kind sei zudem Fiktion, weil Behinderungen eher selten ihre Ursache in genetischer Vielfalt hätten.
Hubert Hüppe (CDU) mahnte, ein Tropfen Blut könne über das Leben oder den Tod eines ungeborenen Kindes entscheiden, denn bei einer Trisomie folge oft eine Abtreibung. Katrin Helling-Plahr (FDP) erwiderte, sie glaube an mündige Schwangere und an Ärzte, die verantwortlich beraten. Thomas Dietz (AfD) sprach von einer trügerischen Sicherheit, denn häufig beinhalte der Test eine fatale Fehldiagnose. Der routinemäßige Test führe außerdem zu einem grotesken Anstieg invasiver Eingriffe. Dietz betonte: "Für uns ist jedes Leben wertvoll."