Experten-Anhörung : Mehr Hilfe für Frauen mit Endometriose
In einer Anhörung im Gesundheitsausschuss fordern Verbände und Experten mehr Unterstützung für Frauen und Mädchen, die an Endometriose leiden.
Fachverbände fordern mehr Hilfe für Mädchen und Frauen mit Endometriose und eine bessere Versorgungsinfrastruktur. Die bisherigen Versorgungsangebote, aber auch Aufklärung und Forschung zu der gynäkologischen Erkrankung seien unzureichend, erklärten Expertinnen vergangene Woche in einer Anhörung des Gesundheitsausschusses über Anträge der Unionfraktion und der Linksfraktion. Die Sachverständigen äußerten sich in der Anhörung und in schriftlichen Stellungnahmen.
Die Unionsfraktion fordert in einem Antrag eine nationale Endometriose-Strategie sowie den Ausbau und die Stärkung von Endometriose-Zentren in Deutschland. Auch müsse dafür gesorgt werden, dass Leistungen in den Endometriose-Fachberatungen an Kliniken, bei Gynäkologen oder Allgemeinmedizinern auskömmlich vergütet und entsprechend abgerechnet werden können.
Auch die Linksfraktion fordert in ihrem Antrag eine Strategie, um die Krankheit in das gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken und sich deren Erforschung und Bekämpfung zu widmen. Vorgeschlagen wird ein bundesweites Endometriose-Register, in dem Daten zum Krankheitsbild und zur Häufigkeit erfasst und überwacht werden. Eine Aufklärungskampagne zum Thema Endometriose und Menstruationsbeschwerden sollte sich vorrangig an Mädchen und junge Frauen richten. Die Ausbildung der Ärzte müsse verändert werden, damit sie Endometriose besser erkennen und behandeln könnten.
Endometriose ist ein Massenphänomen, bis zu vier Millionen Betroffene in Deutschland
Die Arbeitsgemeinschaft Endometriose (AGEM) und die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Endoskopie (AGE) wiesen darauf hin, dass Endometriose ein Massenphänomen ist. Es sei von rund 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr und aktuell von zwei bis vier Millionen Betroffenen in Deutschland auszugehen. Die Diagnose werde im Mittel um zehn Jahre verschleppt. Die Verbände fordern ein Programm zur Früherkennung der Endometriose, eine sektorenübergreifende Therapie und eine leistungsgerechte Kostenerstattung, die an die Komplexität der Behandlung angepasst werden müsse.
Volkskrankheit Nach Einschätzung der Endometriose-Vereinigung handelt es sich um eine Volkskrankheit, die bei den betroffenen Frauen extreme Schmerzen und psychische Folgeprobleme auslösen kann. Selbst nach einer gesicherten Diagnose sei die Versorgungslage problematisch, insbesondere bestehe ein Bedarf an psychosozialen Unterstützungs- und Beratungsangeboten. Nach Ansicht des Verbandes muss neben der Endometriose auch die eng verwandte und oft begleitende Adenomyose beachtet werden, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ähnelt, in die Gebärmuttermuskelwand einwächst.
Kritik an unzureichender ambulanter Versorgung
In der Anhörung beklagten Expertinnen, dass die ambulante Versorgung unzureichend sei und Menstruationsschmerzen nach wie vor tabuisiert würden. Betroffene Frauen schilderten ihre Hilflosigkeit angesichts der verbreiteten Unkenntnis über diese Krankheit. Die 30-jährige Natascha Lowitzki sagte, ihre Probleme hätten in früher Jugend eingesetzt. Nach zwölf Jahren habe ein Arzt erstmals die Verdachtsdiagnose Endometriose gestellt. Die Krankheit sei chronisch und nicht heilbar. Sie sagte: "Die Endometriose zerstört Hoffnungen, Träume, Karrieren und Beziehungen."