Nationaler Bildungsbericht : Eine Frage der Umsetzung
Der Bundestag debattiert den Nationalen Bildungsbericht. Der Bericht macht klar: Bildungserfolg hängt von "sozioökonomischen Herkunft" ab.
Bildungserfolg ist in Deutschland weiterhin stark an die sozioökonomische Herkunft gekoppelt. Dies ist eine der Kernaussagen des neunten Nationalen Bildungsberichtes vom Juni 2022 (20/4980). Alle zwei Jahre prüft ein unabhängiges Expertenteam die Bildungslandschaft in Deutschland, blickt zurück, aber auch auf künftige Herausforderungen. Vergangenen Mittwoch debattierte der Bundestag über die Ergebnisse
Das Elternhaus zählt
Bereits im Grundschulalter würden sich abhängig vom Elternhaus große Unterschiede bei der Lese- und Rechenkompetenz zeigen, heißt es in dem Bericht. Diesen Befund nahm Bundesbildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) zum Anlass, um zu betonen, dass das "Aufstiegsversprechen" erneuert werden müsse: "Kinder mit der wenigsten Hilfe zu Hause brauchen die meiste Unterstützung in unserem Land". Bildungsaufstieg dürfe nicht von Zufällen abhängen. Statt auf das Prinzip Gießkanne setze Stark-Watzinger mit dem geplanten Startchancen-Programm auf gezielte Förderung.
Für bessere Lernbedingungen braucht es laut Katrin Zschau (SPD) außerdem "moderne Raumlösungen, geeignete Ausstattung, ausreichend Digitalisierung" und vor allem mehr und gutes Personal.
Fachkräfte fehlen in der Bildung in allen Bereichen
"Bildungspersonal" ist das Schwerpunktthema des aktuellen Bildungsberichts. Zwar habe sich die Anzahl der Mitarbeitenden in allen Bildungsbereichen seit 2010 merklich erhöht, jedoch nehme der Bedarf an Personal deutlich zu: Allein in Kitas werden laut Bericht im Jahr 2025 bis zu 72.500 Fachkräfte fehlen. In Schulen werde das Defizit bis 2030 bei rund 30.000 Lehrkräften liegen. Durch attraktivere Arbeitsbedingungen und einen bundeseinheitlichen Rahmen für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern will Grünen-Politikerin Nina Stahr mehr gut ausgebildetes und motiviertes pädagogisches Personal gewinnen.
Die Opposition kritisierte, dass die Bundesregierung bisher wenig Handfestes vorzuweisen hätte. "Kommen Sie raus aus diesem Ankündigungsmodus, kommen Sie rein in den Umsetzungsmodus", forderte Daniela Ludwig (CSU). Nicole Gohlke (Die Linke) kritisierte außerdem, dass einzelne Programme und Pakte die strukturellen Probleme nicht lösen würden: "Die Gebäude bleiben marode, die Fachkräfte fehlen und soziale Brennpunkte bleiben soziale Brennpunkte". Auch die angekündigte zusätzliche eine Milliarde Euro für Bildung werde bei einem geschätzten Sanierungsstau bei Schulgebäuden von etwa 40 Milliarden Euro wenig bewirken, sagte Götz Frömming (AfD).