Glosse : Das böse Erwachen?
Das Oktoberfest steht vor der Tür - auch für das Coronavirus. Ob es sich an das Gebot "Was auf dem Oktoberfest geschieht, bleibt auf dem Oktoberfest" halten wird?
Spüren Sie es auch schon? Dieses prickelnde Gefühl im Magen? Diese Mischung aus Nostalgie und Vorfreude? Haben Sie schon Dirndl und Lederhosen von Mottenkugeln und Staubschicht befreit? Können Sie es auch kaum mehr erwarten, sich mit Millionen von Menschen aus aller Welt durch die Reihen zu drängen, stundenlang vor Festzelten zu stehen oder das angesparte Aktiendepot für eine Tischreservierung und den Mindestverzehr aufzulösen?
In wenigen Tagen ist all dies wieder möglich. Nach zwei Jahren Abstinenz heißt es endlich wieder "O'zapft is!" auf der Münchener Theresienwiese. Doch Inflation und Krise machen auch vor jahrhundertealter Tradition nicht halt. Und so könnte der hemmungslose Alkoholkonsum nicht nur Lücken in das Erinnerungsvermögen, sondern auch in die Geldbörsen der Besucher reißen. Was Bierbrauer im ganzen Land bereits ankündigten, wird auch auf dem Oktoberfest zur bitteren Realität: Das flüssige Gold wird deutlich teurer. Rund 13 Euro soll die Maß kosten.
Alles eine Frage der Eigenverantwortung
Wer sich diese Preise noch leisten kann oder findet, dass eine warme Wohnung im Winter schlichtweg überbewertet wird, ist herzlich willkommen. Zutrittsbeschränkungen oder Testpflicht gibt es keine. Und so wird sich auch ein kleines Virus nicht lumpen lassen, dem Oktoberfest einen Besuch abzustatten. Ob es sich allerdings an das Gebot "Was auf dem Oktoberfest geschieht, bleibt auf dem Oktoberfest" halten wird, ist fraglich.
Alles kein Grund zur Sorge, weiß Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der selbst keine Maske tragen will. Jeder sei schließlich selbst für sich verantwortlich. Auch Gesundheitsminister Lauterbach möchte in diesem Fall kein Spielverderber sein und mahnt nur zur gegenseitigen Rücksichtnahme. Na, was soll denn da noch schiefgehen?