Glosse : Das Ticket nach dem Deutschlandticket
Die Bürger wollen das Neun-Euro-Ticket. Warum in der Regionalbahn sitzen, wenn man auch den Privatjet nehmen kann, fragen sich einige Abgeordnete.
Die Politik hat verstanden. Endlich. Sogar die FDP, die ja immer länger braucht beim Kapieren, wie in der Schulzeit der Typ ganz hinten in der Klasse, der irgendwann rücklings vom Stuhl gekippt ist vor Langeweile. Wir wollen das Neun-Euro-Ticket! Dauerhaft.
Für Spitzenpolitiker kommt die Forderung total überraschend, denn zum einen haben sie die Möglichkeit, bequem und umsonst bundesweit mit der Bahn zu fahren, natürlich nicht in überfüllten Regionalbahnen mit kaputter Toilette und tätowierten Halbnackten aus Stralsund auf dem Schoß, sondern schick im ICE, weich gepolstert, mit Beinfreiheit.
"Geld ist eine Sache der Einstellung, nicht des Einkommens"
Zum anderen können Politiker einfach nicht glauben, dass Geldfragen wirklich relevant sind in der Bevölkerung. Vizekanzler Robert Habeck hat zugegeben, dass er nicht wisse, wohin mit der Kohle, Kanzler Olaf Scholz sind beim Einkauf die Preise egal. Kein Wunder, dass ihm auch die Inflation nichts ausmacht.
Und dank Christian Lindners zuckersüßer Zweithochzeit auf Sylt mit Porsche und Paparazzi weiß auch der letzte Zweifler: Geld ist eine Sache der Einstellung, nicht des Einkommens. Unionsfraktionsflieger Friedrich Merz steuerte direkt im Privatflugzeug auf die Wanderdüne, um gleich mal alle Dienstwagenklassen hinter sich zu lassen und aus der Luft einen kritischen Blick auf den Klimawandel zu werfen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing will nun nachdenken lassen über das Ticket danach, das riecht schon wieder nach Zeitenwende. Zunächst sollen allerdings die Bedürfnisse der Bürger "evaluiert" werden, wie der Aufschub wichtiger Entscheidungen in Politikerkreisen auch gerne genannt wird. Bevor jedoch gleich wieder Weihnachten vor der Tür steht, hier schon mal die Kurzevaluation: Billig bitte, bundesweit und brutal simpel!