Ortstermin: "Orte der Demokratiegeschichte" : Demokratiegeschichte des Reichstages ausgezeichnet
184 Orte in Deutschland sind mit dem Titel "Ort der Demokratiegeschichte" ausgezeichnet. Auch der Reichstag ist nun einer von ihnen.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (Mitte) nimmt stellvertretend für den Bundestag die Plakette „Orte der Demokratiegeschichte“ von Susanne Kitschun, Sprecherin der AG „Orte der Demokratiegeschichte“ und Projektleiter Markus Lang entgegen.
Ganz schlicht hängt sie im Tunnel des Jakob-Kaiser-Hauses an der Wand - eine kleine weiße Plakette mit der Inschrift "Ort der Demokratiegeschichte". Zwischen Vitrinen, die Symbole der deutschen Demokratie zeigen, wie den Schlüssel zum Reichstagsgebäude oder die Wahlurne zum ersten Deutschen Bundestag, fällt sie erst auf den zweiten Blick auf. Genau wie bei der Demokratie gehe es nicht um Prunk, erklärt Markus Lang das Design der Plakette. Er leitet das Projekt "Deutschlandkarte der Demokratie" der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte e.V., welches seit April 2020 bereits 184 Erinnerungsorte im ganzen Land markiert hat.
Reichstag auf "Deutschlandkarte der Demokratie" verewigt
In den vergangenen Wochen sind drei seiner Plaketten in den Gebäuden des Deutschen Bundestages angebracht worden, eine weitere wenige hunderte Meter entfernt im Deutschen Dom. An Mittwoch übergab Lang nun symbolisch die Plaketten an Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) - das Reichstagsgebäude ist damit offiziell Teil der "Deutschlandkarte der Demokratie". Dass es erst jetzt berücksichtigt wurde, liege daran, dass es für die Arbeit des Projekts eigentlich viel zu offensichtlich sei: "Wir wollen Demokratiegeschichte in die Regionen bringen", sagte Lang.
Ereignisse der Demokratieentwicklung hätten sich eben nicht nur in Frankfurt am Main, Weimar, Bonn oder Berlin abgespielt, sondern überall in der Republik. Daher finden sich neben bekannteren Orten wie dem Bonner Bundeshaus oder dem Nationaltheater in Weimar in dem "Fundus an Geschichten", wie Lang seine Deutschlandkarte nennt, Gebäude, Plätze oder Denkmäler aus dem ganzen Bundesgebiet, die teilweise mit interessanten oder kuriosen Geschichten aufwarten.
Virtuelle Deutschlandkarte ermöglicht Besuch aus der Ferne
Bereits in den 1790er Jahren seien beispielsweise erste Demokratieexperimente im rheinland-pfälzischen Bad Bergzabern und Mainz durchgeführt worden, erzählte Lang den Anwesenden. Auch eine Musikkneipe im saarländischen St. Wendel befindet sich unter den "Orten der Demokratiegeschichte". 1832 organisierte ein Stammtisch dort ein Freiheitsfest, das zeitgleich zum Hambacher Fest stattfand. Wo immer in der Bundesrepublik Menschen die kleinen weißen Quadrate entdecken, können sie per QR-Code mehr über die Vergangenheit dieser Orte erfahren. Eine virtuelle Deutschlandkarte ermöglicht außerdem den Besuch aus der Ferne. Dass das Reichstagsgebäude nun auch zu diesem Fundus gehöre, sei eine Anerkennung des Projekts und all der anderen Orte, sagte Lang.
In Zukunft werde die Plakette das Bildungsangebot des Bundestags ergänzen, freute sich Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD). Es sei wichtig, an die Wegmarken der Demokratie zu erinnern, um zu zeigen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit sei und ihre Werte und Prinzipien auch heute noch verteidigt werden müssten. "Ob in der Ukraine oder im Iran. Auch heute sterben Menschen für Demokratie und Freiheit", sagte Bas. In Deutschland habe besonders die politische Entwicklung während der Weimarer Republik gezeigt, dass Demokratie aber nicht nur Orte brauche, sondern vor allem Menschen, die sich für diese Demokratie einsetzten.