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Ortstermin: Girls' und Boys' Day : Von Fernsehmoderatorin bis Parlamentspräsidentin

Am Girls' und Boys' Day erhalten junge Menschen Einblicke in Berufe, in denen Frauen oder Männer unterrepräsentiert sind - in diesem Jahr auch im Bundestag.

02.05.2023
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3 Min
Foto: Deutscher Bundestag/Sebastian Rau/photothek

Beim Girl’s und Boys’ Day stand für die Mädchen ein Besuch beim Parlamentsfernsehen an. Sie durften sowohl vor als auch hinter der Kamera stehen.

"Sind alle Handys stummgeschaltet? Die Regie ist klar. Jetzt bitte absolute Ruhe!" Im Studio des Parlamentsfernsehens wird es still. Drei Kameras schwenken auf den Studiotisch, an dem die Moderatorin und zwei Studiogäste stehen. Das Besondere: Die drei sind Schülerinnen. Auch hinter den Kameras und im Regieraum nebenan sind alle Positionen von Jugendlichen besetzt. Die Mädchen sind im Rahmen des Girls' und Boys' Days im Bundestag zu Gast und lernen verschiedene Berufe kennen.

Wie ein Profi spricht Moderatorin Emma in die Kamera: "Herzlich willkommen bei dieser Sondersendung des Parlamentsfernsehens!" Dann wendet sie sich ihren Interviewpartnerinnen zu: "Was wollt ihr denn später mal werden?" Inken antwortet: "Genau weiß ich das noch nicht. Am liebsten was mit Sport." Und Shanice sagt: "Meine erste Wahl wäre Sängerin oder Schauspielerin. Aber falls das nicht klappt, habe ich ja heute noch mehr interessante Möglichkeiten kennengelernt."

Vor ihrem Besuch im Fernsehstudio waren die Schülerinnen im Rechenzentrum und haben IT-Berufe vorgestellt bekommen. Eine Gruppe Jungs schauten sich währenddessen unter anderem die Bundestagskita an. Ziel des Aktionstages ist es, dass Mädchen in Berufe schnuppern, die häufiger von Männern ausgeübt werden, und umgekehrt.

Bärbel Bas stellt Aufgaben der Parlamentspräsidentin vor

Nach dem Termin beim Parlamentsfernsehen treffen sich alle Jugendlichen zu einem gemeinsamen Programmhöhepunkt im Paul-Löbe-Haus wieder: Die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) nimmt sich eine Stunde Zeit, um ihre Fragen zu beantworten. Schließlich hat sie einen enorm spannenden Beruf. Und, so vermuten die Jugendlichen, einen vollen Terminkalender. "Es ist sicherlich manchmal anstrengend", räumt Bas ein. "Aber es ist toll, die zweite Frau im Staat zu sein. Das ist mir eine große Ehre."

Inken möchte wissen, ob man als Parlamentspräsidentin auch Freizeit habe. Die Antwort: ein klares "Jein". Natürlich gebe es auch ab und zu mal Tage ohne Termine. Aber: "Es kann immer etwas passieren. Ich muss immer erreichbar sein und Entscheidungen treffen können. Deshalb bleibt mein Handy immer an, auch nachts."

Jonas möchte wissen, welche Eigenschaften eine Parlamentspräsidentin haben sollte. "Humor hilft, um heftige Debatten zu entschärfen", sagt Bas. Und natürlich brauche sie starke Nerven, dürfe Anfeindungen nicht zu sehr an sich heranlassen. "Ein bisschen Selbstbewusstsein braucht man auch, weil man sich hier schon durchsetzen muss - als Frau sowieso", ergänzt sie.

Bas: "Bei Frauen wird viel stärker auf das Äußere geachtet"

An die letzte Bemerkung knüpft Inken an und fragt die Präsidentin, ob sie sich schon mal aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt gefühlt habe. "Ich glaube, viele Frauen haben auf ihrem politischen Weg die Erfahrung gemacht, dass man sie weniger ernst nimmt als Männer", antwortet Bas. Und noch etwas ärgert sie: "Bei Frauen wird viel stärker auf das Äußere geachtet. Da kommt in den sozialen Medien schon mal ein abfälliger Kommentar über die Frisur, die Schuhe oder das Gewicht. Da muss man irgendwann lernen zu sagen: Ich stehe zu mir und ziehe mein Ding durch."

Diesen Rat gibt die Präsidentin nicht nur den Mädchen mit. Allen Jugendlichen wünscht sie für ihren weiteren Werdegang viel Erfolg. "Vielleicht sehe ich den einen oder die andere von euch ja später wieder im Politikbetrieb - ich würde mich freuen."