Energie der Zukunft : Union will Kernfusion stärken
Weltweit arbeiten Wissenschaftler an der Fusionstechnologie. Die Union fordert mehr Förderung. Die Regierung hält sie für Zukunftsmusik und baut auf Erneuerbare.
Hier wird an der Zukunft der Energie geforscht: Wendelstein 7-X in Greifswald ist die weltweit größte Fusionsanlage vom Typ Stellarator.
Der Bedarf an klimafreundlicher Energie ist groß. Die Kernfusion könnte CO2-neutrale Energie in großem Umfang liefern, ohne die Risiken und Altlasten der Kernspaltung. Doch das ist nicht so einfach. Weltweit arbeiten Wissenschaftler seit vielen Jahren daran, die Sonne auf die Erde zu holen. Das heißt: Man will die Energieproduktion der Sonne auf der Erde in einem Reaktor nachahmen.
Bei der Kernfusion verschmelzen unter enorm hohen Temperaturen (15 Millionen Grad Celsius) und enorm hohem Druck (250 Milliarden bar) Wasserstoffkerne zu einem Heliumkern. Dabei werden enorme Mengen an Energie frei. Die große Herausforderung ist: Was der Erde für die Kernfusion an Druck fehlt, das muss durch noch zehn mal höhere Temperaturen, als sie im Sonnen-Inneren herrschen, ersetzt werden.
Forschungsausschuss befasst sich nun mit Antrag zu Fusionsfkraftwerken
Am Freitag befasste sich der Bundestag mit zwei Anträgen der CDU/CSU-Fraktion zur Fusionsforschung: Der Antrag mit dem Titel "Stärkung der Fusionsforschung auf Weltklasseniveau" wurde nach der knapp 70-minütigen Debatte mit der Mehrheit der Stimmen von SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP sowie der Gruppe Die Linke bei Zustimmung der CDU/CSU und AfD abgelehnt.
Ein zweiter Antrag der Union mit dem Titel "Für einen pragmatischen, innovationsfreundlichen Rechtsrahmen für Fusionskraftwerke in Deutschland und Europa" wurde erstmalig beraten. Die Vorlage wurde im Anschluss zur weiteren Beratung an den Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung überwiesen.
Union will Kernfusion zum Exportschlager machen
Keine unbeherrschbaren Kettenreaktionen, mithin kein Risiko eines Super-Gaus, kein CO2, kein strahlender Müll, wenig Flächenverbrauch - die Vorteile der Kernfusion, gegenüber der Kernspaltung lägen auf der Hand, sagte Thomas Jarzombek (CDU/CSU) eingangs der Debatte.
Die Forschung in Deutschland sei gut, aber die Union wünsche sich mehr; auf dass Kernfusionstechnologie made in Germany ein Exportschlager werde. Dabei setze die Union darauf, dass neben staatlicher Förderung auch privates Geld akquiriert werde. Dafür müsse die Regierung jetzt die richtigen Rahmenbedingungen setzen, forderte Jarzombek.
Forschungsministerium investiert eine Milliarde bis 2028
Aus Sicht von Ria Schröder (FDP) braucht es dafür die Anträge der Union nicht. Ja, der weltweite Wettlauf um den ersten Fusionsreaktor habe begonnen - und ja, Deutschland wolle Technologieführerschaft. Dafür gebe das Forschungsministerium bis 2028 eine Milliarde Euro aus. Sie freue sich, die Union an ihrer Seite zu wissen, denn bei der Kernfusion gehe es um ein Legislaturperioden übergreifendes Projekt.
Für Holger Mann (SPD) handle es sich bei dem Unionsantrag um eine "Schaufenster-Veranstaltung", die suggeriere, mit der Fusionstechnologie ließen sich alle Probleme im Energiebereich lösen. Das sei falsch. Es werde noch Jahre dauern, bis die Technologie einsatzbereit sei. Und dies werde viele Milliarden Euro kosten - wo die Union die denn hernehmen wolle, fragte Mann und fügte hinzu: Die Zukunft gehöre den Erneuerbaren Energien, diese seien resilienter, inklusiver und klimasicherer.
Grün warnen Union: Keine falschen Versprechen machen
Ähnlich äußerte sich Nina Stahr (Grüne). Die Fusionstechnologie dürfe nicht vernachlässigt werden., sagte die Grünen-Politikerin. Aber eine Rolle werde sie erst in vielen Jahren spielen können. Wer anderes suggeriere, mache den Menschen falsche Versprechen, denn kurzfristig werde die Kernfusion keine Lösung sein. "Zum Glück", so Stahr, gebe es eine bezahlbare, klimaneutrale und einsatzbereite Alternative: Erneuerbare Energien. "Dafür kämpfen wir", sagte Stahr. "Das ist seriöse Politik."
Michael Kaufmann (AfD) nannte den Unionsantrag "brauchbar". Aber aus Sicht der AfD er biete er zu wenig, sei zu zaghaft und komme zu spät: "Sie hatten 16 Jahre Zeit, der Fusionsforschung den ihr gebührenden Stellenwert einzuräumen, und erst jetzt in der Opposition entdecken Sie, dass diese Technologie eine stärkere Förderung verdient."