Fünf Fragen an Achim Wambach : "Bei der Wärmewende dürfte die Steuerpolitik sehr sinnvoll sein"
Im Interview analysiert der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim die steuerlichen Anreize für die Wärmewende.
#1
Herr Professor Wambach, was halten Sie von weiteren steuerlichen Abschreibungen zur Beschleunigung der Wärmewende in Deutschland?
Achim Wambach: Steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten haben den Vorteil, dass sie weniger verzerrend wirken als Subventionen. Denn wenn die Regierung ein Förderprogramm auflegt, speist sich dieses aus Steuern. Deren Erhebung wiederum führt zu Verzerrungen auf dem Markt. So reduzieren hohe Steuern auf Arbeit den Anreiz zu arbeiten. Dieser Aspekt kommt im politischen Diskurs meines Erachtens zu kurz.
#2
Das heißt, mit Blick auf die Wärmewende sind steuerliche Abschreibungen Subventionen vorzuziehen?
Achim Wambach: So pauschal lässt sich das nicht sagen, denn von Subventionen und Abschreibungen profitieren unterschiedliche Personengruppen. Haushalten mit geringen Einkommen helfen Abschreibungen nicht. Aber bei der Wärmewende dürfte die Steuerpolitik sehr sinnvoll sein, denn in Deutschland leben viele Menschen in Mietwohnungen. Und deren Vermieter - oftmals große Fonds oder Konzerne - reagieren natürlich auf steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten.
Achim Wambach ist Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim.
#3
Sowohl Regierung als auch Opposition wollen unter anderem vermehrt günstige Kredite für die Wärmewende bereitstellen. Inwiefern ist das ein sinnvolles Mittel?
Angesichts steigender Zinsen könnte das Instrument an Relevanz gewinnen: Vergünstigte Kredite zum Beispiel über die KfW erleichtern sicher die Entscheidung für den Einbau beispielsweise einer Wärmepumpe oder die energetische Sanierung eines Hauses.
#4
Wie bewerten Sie Gebote und Verbote zur Erreichung der Wärmewende?
Es kommt auf den Mix an. Regulative Vorgaben im Sinne von Standards sind sinnvoll. Aber Gebote und Verbote müssen eben auch dort eingehalten werden, wo eine Maßnahme wirtschaftlich vielleicht noch keinen Sinn ergibt, zum Beispiel, weil sie sehr teuer ist. Diese Frage adressiert am besten ein marktwirtschaftliches System, also die Bepreisung des Ausstoßes von CO2.
#5
Dafür plädieren Sie auch in Ihrem Buch "Klima muss sich lohnen". Was heißt das für Pendler aus der Mittelschicht - den Krankenpfleger, die Handwerkerin? Werden sie zu Verlierern im Klimaschutz?
Sicherlich muss ein CO2-Preis sozialpolitisch begleitet werden. Dabei sollte die Politik bedenken, dass die privaten Haushalte in Deutschland sehr heterogen sind. Es gibt ärmere Menschen, die in sehr gut isolierten Häusern wohnen, in der Stadt, wo sie gut ohne Auto auskommen. Es gibt andere, auf dem Land, die vielleicht als Pendler auf ein Auto angewiesen sind. Trotzdem ist der Weg über die CO2-Bepreisung der sinnvollste. Alle anderen Instrumente sind am Ende volkswirtschaftlich teurer.