Pflanzenschutzmittel : Experten sprechen sich gegen eine Reduzierung bis 2030 aus
Sachverständige fordern, die Belastung der Umwelt durch Innovationen in neue Züchtungen und Pflanzenschutz zu minimieren.
Mit der EU-Strategie "Farm-to-Fork", die unter anderem die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft um 50 Prozent bis zum Jahr 2030 vorsieht, hat sich eine Anhörung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft in der vergangenen Woche befasst. Gegenstand der Anhörung war ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion, in dem eine "nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln" gefordert wird. Die Belastung der Umwelt soll durch Innovationen in neue Züchtungen und Pflanzenschutz minimiert werden, anstatt "pauschal" auf die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln zu setzen. Zudem sei zu berücksichtigen, dass in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Staaten bereits heute strenge Vorschriften für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gälten.
Auch die Mehrheit der Sachverständigen bewertete die EU-Pläne kritisch. Gegen die pauschalen Reduzierungsziele sprachen sich Bernhard Krüsken (Deutscher Bauernverband), Frank Gemmer (Industrieverband Agrar) sowie Professor Andreas von Tiedemann (Georg-August-Universität, Göttingen) aus. Die EU-Vorhaben beruhten auf ungenauen Nutzen-Risiko-Bewertungen des Pflanzenschutzes. Dem Wissenschaftler zufolge sei in Zukunft "ein noch effektiverer Pflanzenschutz" nötig. Dazu brauche es Innovationen.
Großbetriebe sollen beim Umbau der Landwirtschaft den Anfang machen
Dem schlossen sich die Experten Tewes Tralau (Bundesinstitut für Risikobewertung) und Professor Jens Karl Wegener (Julius-Kühnen-Institut, Braunschweig) an. Mit dem vorgesehenen Umbau der Landwirtschaft müsse zwar zügig begonnen werden, jedoch sollten dabei Großbetriebe den Anfang machen. Sie seien wirtschaftlich eher in der Lage, technische Neuerungen wie das Spot-Spraying auf Feldern und den Ausbau der Digitalisierung bei Betriebsprozessen zu bewältigen
Gegen den Unions-Antrag sprachen sich Professorin Sonoko Dorothea Bellingrath-Kimura, (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Müncheberg) und Professor Josef Settele (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle/Saale) aus. Das Potenzial für eine Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln in der deutschen Landwirtschaft sei bisher nicht systematisch und umfänglich untersucht worden.