Angelesen : Angelesen
Denkt man an Brandenburg, kommt einem unwillkürlich der Schriftsteller Theodor Fontane (1819-1898) in den Sinn. Noch immer prägen seine Reiseberichte das Bild dieses Bundeslandes. Wer sich darüber hinaus für die reichhaltige märkische Geschichte interessiert, musste bis dato auf umfangreiche Studien wie die 1995 edierte "Brandenburgische Geschichte" zurückgreifen. Michael-Peter Hahn, Professor für Landesgeschichte an der Universität Potsdam, hat nun eine knappe, keine tiefgründige, dennoch informative Einführung vorgelegt.
In groben Zügen schildert der Historiker die Entwicklung des Landes von der Frühzeit über die Gründung der Mark durch den Askaniergrafen Albrecht den Bären (um 1100 bis 1170), die Zeit als Residenzlandschaft, schließlich als preußische Provinz unter den Hohenzollern bis hin zur Neugründung des Landes nach dem Zusammenbruch der DDR. Einziges Manko: Als Leser wünscht man sich bisweilen ein detaillierteres Kartenmaterial. Denn die vielen Namen der Ortschaften, Regionen und Städte verwirren gerade denjenigen, der sich bisher kaum mit Brandenburg auseinandergesetzt hat.
Geschichte Brandenburgs.
Verlag C.H. Beck, München 2009; 128 S., 7,90 €
Sie wollen herausfinden, warum und wann wir welches Auto mieten, welche DVDs wir bestellen, mit wem wir zusammenarbeiten wollen, vielleicht sogar, welcher Lebensgefährte am besten zu uns passt. Als "Numerati" bezeichnet Stephen Baker, langjähriger Autor der "Business Week", jene Informatiker und Mathematiker, die unsere privaten und geschäftlichen Daten sammeln und auswerten, wann immer wir die virtuelle Welt betreten. Als wahre Herren der Informationen erweisen sich dabei jene, die treffsicher das Verhalten der Verbraucher prognostizieren können. Ein neuer "Großer Bruder" also? Baker trifft auch auf Informatiker, die sich davon überzeugt zeigen, dass die Überwachungsmaßnahmen im Netz unsere Freiheit schützen - ohne die Privatsphäre zu gefährden.
Besonders lesenswert ist die Analyse über die Arbeit der Numerati im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in den USA. Ausgestattet mit den Daten konnten die Parteien sowohl Stammwähler als auch Wechselwähler gezielt ansprechen. Die Numerati halfen dabei, selbst für kleinere Splittergruppen Werbebotschaften zu formulieren und die entscheidenden Stimmen zu holen.
Die Numerati. Datenhaie und ihre geheimen Machenschaften.
Carl Hanser Verlag, München 2009; 264 S., 19,90 €
Eigentlich ist über Hans Koschnick, der am 2. April seinen 80. Geburtstag feierte, schon alles gesagt. Trotzdem findet sich in der ersten Koschnick-Biografie seit 24 Jahren noch manches Erhellendes über den Bremer Altbürgermeister und Stellvertreter des einstigen SPD-Chefs Willy Brandt. Etwa, dass der große Vermittler manchmal "rasend vor Wut" sein konnte. Oder dass das Arbeitsamt ihm 1945 geraten hatte, vielleicht Maurer zu werden. Zum Glück wurde er lieber politischer Brückenbauer, trug zur Versöhnung mit Israel und Polen bei und lenkte den Wiederaufbau in Mostar.
Die ehemalige Radio-Bremen-Redakteurin Karla Müller-Tupath bettet das Leben des Sozialdemokraten in die Zeitgeschichte ein, so dass aus der Biografie ansatzweise ein Geschichtsbuch wird. Sie schildert nüchtern die Fakten ohne große eigene Wertungen, verliert sich aber manchmal in Nebensächlichkeiten.
Leider beleuchtet sie fast nur den politischen Werdegang Koschnicks, nicht aber sein gesellschaftliches Engagement, etwa als Tarifschlichter. Dennoch: Karla Müller-Tupath hat ein lesenswertes Buch für alle vorgelegt, die diesen besonders glaubwürdigen Vertreter einer aussterbenden Politikergeneration schätzen.
Hans Koschnick. Trennendes überwinden.
Vorwärts Buch Verlag,
Berlin 2009;
288 S., 19,95 €