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Kurz notiert

26.09.2011
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Obwohl geografisch nahe, ist der Orient für viele Europäer noch immer "das Fremde", von dem eine Gefahr ausgeht. Geradezu "mythisch überhöht, werde die arabische Welt hierzulande, schreiben die Journalisten Frank Nordhausen und Thomas Schmid in ihrem Buch über "Die Arabische Revolution". "Dem Narrativ vom geheimnisvollen Orient entspricht die Angst vor dem Unbekannten, Angst vor dem, was ,dort unten' vor sich geht." Es könnte eine der positiven Folgen des arabischen Aufstandes sein, dass diese Ängste abnehmen. Der Ruf der arabischen Jugendlichen nach Freiheit und Demokratie klingt für Europäer wohlbekannt. Auf einmal merken sie, dass ihnen ihre arabischen Nachbarn ähnlicher sind als gedacht.

Das Buch trägt dazu bei, die arabische Welt besser kennen zu lernen. In elf Kapiteln beschreibt der Sammelband kenntnisreich und sachlich die Lage in den unterschiedlichen arabischen Ländern. Einerseits wird deutlich, wie nahe sich diese sind - in Windeseile sprang der Aufstand von einem Staat zum nächsten. Andererseits zeigt sich auch, dass die Voraussetzungen in den einzelnen Ländern grundsätzlich anders sind. Während die Autoren zu Recht hoffen, "dass sich in Tunesien und Ägypten demokratische Verhältnisse stabilisieren", findet die Rebellion im erzkonservativen Saudi-Arabien kaum Resonanzboden. Anders als beim Domino falle deswegen auch nicht gleich ein Regime nach dem anderen um, resümieren Nordhausen und Schmid.

Die Autoren ermahnen Europa, die Revolution nicht als Gefahr, sondern als Chance zu sehen: "Gelingt es, die Weichen in Richtung Demokratie zu stellen, kann die Mittelmeerregion ein gemeinsamer Lebens- und Wirtschaftsraum werden und Frieden auch in der bisher so krisengeschüttelten Region einkehren." Nicht zuletzt wird es darauf ankommen, die wirtschaftlichen und sozialen Probleme zu lösen. Denn auch das macht das Buch klar: Scheitert die Revolutionen, dann profitieren davon Populisten und Islamisten. Europa müsste sich auf einen neuen Flüchtlingsstrom vorbereiten.

Frank Nordhausen, Thomas Schmid:

Die arabische Revolution.

Ch. Links Verlag, Berlin 2011; 215 S., 16,90 €

Der Schriftsteller Francisco Goldman recherchierte und berichtete 1998 für die Zeitschrift "New Yorker" über die Ermordung des guatemaltekischen Befreiungstheologen und Menschenrechtlers Bischof Juan Gerardi. Der beliebte Priester war unter mysteriösen Umständen am 26. April 1998 in der Garage seines Pfarrhauses umgekommen. Angeblich hatte ihn ein Obdachloser getötet - ausgerechnet zwei Tage nach der Vorstellung seines vierbändigen Schlussberichts "Guatemala: Nie wieder". Im Mittelpunkt der Untersuchung standen die "Verschwundenen" sowie die Massaker und die systematische Gewalt, der die Bevölkerung seit Beginn der 1960er Jahre ausgesetzt gewesen war. Nachdrücklich hatte der Bischof dazu aufgerufen, die Menschenrechtsverletzungen der Militärdiktatur offenzulegen, die unter dem Vorwand des "Kampfes gegen den Kommunismus" begangen worden waren. In Wirklichkeit hatten die Militärs versucht, die Herrschaft der Oligarchie und der Armee zu sichern. Opfer der Repressionen und der politischen Morde waren vor allem Anwälte, Lehrer, Journalisten, Bauernführer und Priester.

Der Gerardi-Bericht stand nicht nur für das Ende der Militärdiktatur und die Demokratisierung des Landes. Da die Armee im Zuge des Friedensvertrages vom Dezember 1996 eine Amnestie durchgesetzt hatte, wurde sie für ihre Kriegsverbrechen mit 200.000 Toten nicht zur Rechenschaft gezogen. Deshalb sollte der Bericht des Bischofs sicherstellen, dass diese Verbrechen zumindest nicht länger verschwiegen werden können.

Acht Jahre lang verfolgte Francisco Goldman den Fall Gerardi und sprach vor Ort mit den Ermittlern. Dabei förderte der Schriftsteller zu Tage, dass die Militärs versucht hatten, den politischen Mord einem Unschuldigen anzulasten und wie sich die junge Demokratie während der Gerichtsverfahren zur Wehr setzte. Schließlich gelang es, die wahren Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Ein empfehlenswertes Buch über Lateinamerika und einen wahren Märtyrer der Demokratie.

Francisco Goldman:

Die Kunst des politischen Mordes.

Rowohlt Verlag, Reinbek 2011; 506 S., 24,95 €