Ortstermin: Ausstellungseröffnung »Faszination… : »Ein Projekt der Hoffnung«
Katrin Amunts zeigt auf ein etwa 1,70 Meter großes Glasgefäß, das mit dutzenden Rollen buntem Garn gefüllt ist. "Wir haben berechnet, wie viele dieser Säulen mit Garn es bräuchte, um all das, was im Gehirn passiert, sichtbar zu machen", erklärt sie Besuchern der Ausstellung "Faszination Gehirn - das Human Brain Project" im Berliner Paul-Löbe-Haus. Das Ergebnis: 200 gefüllte Glasgefäße und damit rund drei Millionen Kilometer Garn. "Wir haben noch drei Mal nachrecherchiert, aber das ist in etwa die Zahl, die sich an Verkabelung im Gehirn findet", sagte Amunts, die Direktorin des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin am Forschungszentrum Jülich ist, bei der Ausstellungseröffnung vergangene Woche.
Das Human Brain Project ist mit einer Milliarde Euro Fördersumme eines der größten Forschungsvorhaben der Europäischen Union. Ziel ist es, das komplette menschliche Gehirn möglichst detailgetreu von der einzelnen Zelle bis zum Zusammenwirken von Hirnarealen auf einem Supercomputer zu simulieren. Ein virtuelles Modell eines Gehirns soll es zukünftig erleichtern, die Struktur und Arbeitsweise des gesunden und erkrankten Gehirns zu verstehen. "Es ist der Tag nicht fern, da mag die Rechenleistung der Maschinen besser sein als die Rechenleistung des Gehirns", sagte Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich (CSU). Das Human Brain Project sei nicht nur ein großes Projekt für die Wissenschaft, sondern auch politisch bedeutsam. "Es ist ein Projekt der Hoffnung, etwa für Menschen, die darauf hoffen, dass Krankheiten geheilt werden", sagte Friedrich. Er freue sich daher, dass die Ausstellung Informationen zu einem der größten Geheimnisse der Menschheit für alle Menschen zugänglich mache.
Vom Forschungszentrum Jülich konzipiert, beschäftigt sich die Ausstellung im Bundestag mit der Schnittstelle von Neurowissenschaft, Medizin und Technologie, zeigt Bilder, Filme und Simulationen. Dutzende Fakten dazu, was die Leistungsfähigkeit des Gehirns ausmacht, wie Erkrankungen entstehen und was aus der Hirnforschung für künstliche Intelligenz, leistungsstarke "Supercomputer" und Robotik gelernt werden kann, sind Teil der eigens entwickelten Ausstellung.
"Die Ausstellung ist so etwas wie ein Showroom für Wissenschaft", betonte der Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Ernst Dieter Rossmann (SPD). Da der Ausschuss der Treuhänder der Parlamentarier für Technikfolgenabschätzung sei, begrüße er es, dass auf den Informationstafeln immer auch ethische Dimensionen mitverhandelt werden.
"Es reicht heute nicht mehr aus, als einzelnes Institut oder Forschungszentrum zu operieren. Es braucht ein europäisches Netzwerk, um die Komplexität des Gehirns zu entschlüsseln", verdeutlichte Forscherin Amunts. Das Projekt bringt daher Expertenwissen von 131 europäischen Partnerinstitutionen aus 19 Ländern zusammen. Ziel sei es, dass die Forschungsinfrastruktur über den Projektzeitraum 2023 hinaus bestehen bleibe. Lisa Brüßler
Die Ausstellung kann noch bis zum 19. Dezember 2019 wochentags zwischen 9 und 17 Uhr besichtigt werden. Informationen zur Anmeldung sind telefonisch unter 030/227-38883 oder unter www.bundestag.de/parlamentarische_ausstellung erhältlich.