Ortstermin: Epta-Konferenz : Die Kalkulation der Krise
Der 11. September 2001 oder die Corona-Pandemie: Einschneidende Veränderungen wie diese und ihre weltweiten Auswirkungen sind Thema der diesjährigen EPTA-Konferenz.
Der Grünen-Abgeordnete Kai Gehring (Mitte) leitete die internationale EPTA-Konferenz, die in diesem Jahr vom Bundestag ausgerichtet wurde.
Ob großflächige und langanhaltende Ausfälle der kritischen Infrastruktur, die zunehmende Autonomie technischer Systeme mit potenziell weitreichenden Konsequenzen oder der Kollaps natürlicher Lebensräume: Mit zahlreichen Beispielen aus der internationalen Forschungs- und Beratungspraxis gingen Expertinnen und Experten in Vorträgen und Podiumsdiskussionen während der international besetzten Konferenz der europäischen Vereinigung von Institutionen der parlamentarischen Technikfolgenabschätzung (EPTA) am vergangenen Montag der Frage nach, welchen Beitrag die Technikfolgenabschätzung für den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Disruptionen leistet. Unter Disruptionen versteht man einschneidende, sich schnell vollziehende Veränderungen mit häufig zerstörerischem Charakter.
Büro für Technikfolgenabschätzung stellt Fachwissen und Beratung zur Verfügung
Die internationale Konferenz wurde gemeinsam vom Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung sowie vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) ausgerichtet, die in diesem Jahr die EPTA-Präsidentschaft innehaben. Die Büros stellten den Entscheidungsträgern im Parlament Fachwissen, Analysen und Beratung zur Verfügung, um nicht nur auf Schadensereignisse reagieren zu können, sondern um auf zukünftige Entwicklungen vorbereitet zu sein, sagte der Leiter des TAB, Armin Grunwald.
Die "permanent eskalierende Klimakrise" gehöre für ihn zu den disruptivsten Phänomenen, denen man sich vorrangig zuwenden müsse, sagte Kai Gehring (Bündnis 90/Die Grünen), Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung bei der Konferenz. Um Probleme wie das Wald- oder Artensterben oder den CO2-Ausstoß in den Griff zu bekommen, müsse man zu einer demokratischen Konsensbildung kommen und neben wissenschaftlicher Erkenntnis und politischer Gestaltung auch auf die Kraft der Zivilgesellschaft und die Bevölkerung vor Ort setzen, sagte Gehring.
Klimawandel und Energieversorgung stehen im Fokus vieler Abgeordneter
Die Berichterstatter beim Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung erläuterten, welche Disruptionen ihrer Meinung nach die größte politische Aufmerksamkeit erfahren müssten. "Der Schutz der kritischen Infrastruktur ist eine unserer Prioritäten", sagte Holger Becker (SPD). "Wenn wir Disruptionen bei der Energieversorgung nicht gestalten, dann gewinnen nur die politischen Ränder und nicht die demokratische Mitte", fügte Lars Rohwer (CDU) an.
Der Klimawandel sei die größte Herausforderung für die Menschheit, sagte Laura Kraft (Bündnis 90/Die Grünen). Technologiefolgenabschätzung sei ein gutes Instrument für die Politik. Der liberale Abgeordnete Stephan Seiter erklärte: "Mit der Technikfolgenabschätzung können wir Risiken und Möglichkeiten aufzeigen." Ralph Lenkert (Die Linke) plädierte dafür, besonders das "Problem der veränderten Wasserkreisläufe" in den Blick zu nehmen. Für den AfD-Abgeordneten Michael Kaufmann sind "mögliche Ausfälle von Strom-, Erdgas- oder Eisenbahnsystemen das Problem, um das wir uns als Erstes kümmern müssen."