Reiche Royals : Märchenhaft geschäftstüchtige Königshäuser
Viele Königshäuser unterhalten lukrative Geschäftsbeziehungen und investieren weltweit. Wie reich sie wirklich sind, lässt sich kaum abschätzen.
Der Reichtum mancher Königshäuser ist legendär. Ins Auge fallen vor allem berühmte Schlösser, Landsitze, Ländereien, der Bestand an Kunstschätzen, Sammlungen und Juwelen. Wie groß das Vermögen der Monarchien jeweils ist, lässt sich kaum abschätzen, zumal viele Besitztümer schlicht unverkäuflich sind. Manche Königshäuser sind auch wirtschaftlich umtriebig und mehren aktiv ihren Reichtum, der in teils lukrativen Beteiligungen steckt, etwa Banken, der Rohstoffförderung oder großen Konzernen. Bisweilen tragen Unternehmen den Zusatz "Königlich" und deuten damit eine frühere oder noch bestehende Verbindung zum Königshaus an.
Wer genau wo beteiligt ist, bleibt aber oft im Dunkeln und wird manchmal nur durch investigative Recherchen und Indiskretionen öffentlich, wie unlängst im Fall der britischen Royals durch die sogenannten "Paradise Papers". Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" veröffentlicht regelmäßig Ranglisten mit den vermeintlich reichsten Monarchen, ist dabei aber auch auf grobe Schätzungen angewiesen.
Britisches Königshaus baut auf verschiedene Einnahmequellen
Der "märchenhafte" Reichtum mancher Königshäuser stößt zumindest in Europa an fiskalische Grenzen und hat bisweilen auch einen Haken. So ist etwa Königin Elisabeth II. zwar von einem wahrhaft imperialen Besitz der Krone (The Crown) umgeben, der weltweit einmalig sein dürfte, allerdings kann die Queen über die Schätze nicht beliebig verfügen, sondern muss sogar dafür sorgen, dass die Werte über Generationen erhalten bleiben. Buckingham Palace und die Kronjuwelen gehören der Krone, nicht der Königin.
Die Einnahmen der Queen beruhen auf drei Säulen: Den staatlichen Zuwendungen (Soverein Grant), dem wirtschaftlichen Ertrag aus dem Duchy Lancester, also dem Herzogtum im Eigentum der Krone (Privy Purse), und ihren persönlichen Investitionen und privatem Besitz, zu dem Schloss Belmoral in Schottland und der Landsitz Sandringham House in der Grafschaft Norfolk gehören (personal wealth and income).
Prinz Charles auf seiner Home Farm in Gloucestershire, die bereits 1986 zu biologischen Anbaumethoden überging.
Die Duchys sind wahre Goldgruben der britischen Monarchie, sie bringen regelmäßige und hohe Erträge, mit denen unter anderem die Royal Family über Generationen hinweg querfinanziert wird. Thronfolger Prinz Charles verfügt über die Einnahmen aus dem Duchy of Cornwall, dem mit rund 545 Quadratkilometern größten und ältesten Landbesitz der Krone.
Profite aus Landwirtschaft, Handel und Immobilien
Der als Biobauer bekannte Duke of Cornwall profitiert von den Erträgen aus Landwirtschaft, Handel und Immobilien des Herzogtums, außerdem investiert sein Vermögensverwalter global. 2021 lag der Gewinn bei rund 20 Millionen Pfund. Charles und die Queen zahlen aber auch Einkommensteuer. Finanzexperten gehen davon aus, dass die britische Monarchie dem Staat unter dem Strich deutlich mehr Gewinn einbringt als sie kostet, auch weil die Marke Windsor so wertvoll ist.
Bekannt für Reichtum, lukrative geschäftliche Engagements wie auch für den als besonders aufwendig geltenden Lebensstil ist das niederländische Königshaus. Schon in den 1970er Jahren berichtete der "Spiegel" von Aktienpaketen der Königsfamilie bei der damaligen Königlichen Luftfahrtgesellschaft KLM, Philips, Unilever, dem Stahlunternehmen Hoogovens, den Fokker-Flugzeugwerken, einer Brauerei, dem Chemiekonzern Akzo und bei Royal Dutch Shell.
Investitionen in Ölunternehmen
Der Energieriese Shell gehört zu den größten Industriekonzernen der Erde, macht seinen gigantischen Umsatz aber nach wie vor in der Hauptsache mit Öl und Gas und muss in der Klimakrise umsteuern. Das Unternehmen entstand 1907 durch den Zusammenschluss zweier Firmen, die im Öltransportgeschäft aktiv waren. An der einen Firma hatte der niederländische König Wilhelm III. eine Beteiligung erworben.
Über die aktuelle Höhe der Beteiligung des Königshauses an Shell sind verschiedene Schätzungen im Umlauf, genaue Angaben sind auf Wirtschaftsportalen nicht zu finden, was möglicherweise damit zu tun hat, dass solche Geschäfte diskret über Familienstiftungen oder unbekannte Investmentfirmen abgewickelt werden. Auch Shell macht dazu keine Angaben. Der Konzern wollte auf Anfrage nicht einmal bestätigen, dass die Königsfamilie überhaupt investiert ist. Shell hat unlängst aus Steuergründen die Verlagerung des Konzerns nach Großbritannien beschlossen. Damit fällt die Bezeichnung "Royal Dutch" weg. Auf der Homepage des Königshauses wird auf Hinweise zum privatwirtschaftlichen Engagement ebenfalls verzichtet. Dafür werden die staatlichen Zuwendungen an die Mitglieder des Königshauses erläutert, die sich aus der Verfassung ergeben.
Demokratische Kontrollrechte
Aus den Steuergeldern für die Königsfamilien ergeben sich in den konstitutionellen Monarchien Europas bestimmte Kontrollrechte der demokratisch gewählten Parlamente und Regierungen. Die Monarchen müssen auch damit leben, dass die Öffentlichkeit die jeweiligen Kosten und bekannten finanziellen Engagements kommentiert und hinterfragt. Das ist in Monarchien ohne demokratische Grundstruktur anders.
In der absoluten Monarchie Saudi-Arabiens etwa ist der Staats- und Regierungschef zugleich Herrscher über eine gigantische Wirtschaftsmacht, gegen die sich europäische Königshäuser geradezu unscheinbar ausnehmen. So verfügt Saudi-Arabien über Ölreserven von geschätzt 298 Milliarden Barrel, fast drei Mal mehr, als Russland aufzuweisen hat.
Als der saudische Ölkonzern Saudi Aramco im Dezember 2019 an die Börse ging, zeigte sich die Wirtschaftskraft des Golfstaates erneut auf eindrucksvolle Weise. Dabei wurden gerade einmal 1,5 Prozent der Firmenanteile platziert, den Rest hält weiterhin der Staat, vertreten durch den König und den Kronprinzen. Der Börsenwert von Saudi Aramco liegt bei rund 1,8 Billionen Euro. Mit dem erlösten Geld aus dem Börsengang will die Königsfamilie gezielt investieren, um die Wirtschaft des Landes zukunftsfest zu machen.