Berufliche Bildung : Union fordert Offensive für Berufsausbildung
Fast jeder Fünfte junge Erwachsene hat keinen Berufsabschluss. Die Union fordert nationale Maßnahmen, um die Berufsausbildung attraktiver zu machen.
Laut dem aktuellen Berufsbildungsbericht der Bundesregierung hat fast jeder Fünfte zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss. Zudem gibt es rund 630.000 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren, die weder zur Schule gehen noch eine Ausbildung machen oder einer Beschäftigung nachgehen.
Angesichts dieser alarmierenden Zahlen fordert die CDU/CSU-Fraktion von der Bundesregierung, die Attraktivität der Berufsausbildung zu steigern und eine nationale Qualitätsoffensive zur Berufsorientierung zu initiieren. Ziel müsse es sein, berufliche Aus- und Weiterbildung "auch künftig zum Aushängeschild Deutschlands zu machen". Über einen entsprechenden Antrag der Union wurde am Donnerstagabend im Bundestag debattiert. Der Antrag wurde anschließend zur weiteren Beratung an den federführenden Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung überwiesen.
Das Oberstufenzentrum in Cottbus bietet verschiedene Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Einen gemeinsamen Campus für Azubis hält auch die Union für eine gute Idee.
SPD: Persönliche Beratungsgespräche fehlen
Stephan Albani (CDU) betonte, dass die berufliche und die akademische Bildung gleichwertig sein müssen. Er regte an, das Campus-Modell aus der akademischen Welt auch für die Ausbildung zu übernehmen und einen "Azubi-Campus" zu schaffen, der Auszubildenden ermöglicht, mit Gleichgesinnten zusammenzukommen.
Jessica Rosenthal (SPD) kritisierte den Antrag der Union und bemängelte das Fehlen persönlicher Beratungsgespräche für Jugendliche. Sie appellierte an die jungen Menschen: "Choose your fighter" (auf Deutsch "Wähle deinen Kämpfer") und rief dazu auf, diesen "Kämpfer" bei der Europawahl zu wählen.
Linke fordert höhere Ausbildungsvergütung
Nicole Höchst (AfD) stellte die Frage, wie eine berufliche Orientierung oder Ausbildung gelingen könne, wenn junge Menschen nicht ausreichend Deutsch sprächen. Sie forderte von den Jugendlichen mehr Anstrengungsbereitschaft und Eigenverantwortung.
"Die Azubis von heute sind die Fachkräfte von morgen", sagte Anja Reinalter (Bündnis 90/Die Grünen) und hob die Bedeutung der beruflichen Bildung für Teilhabe und Integration hervor. Im Antrag der Union vermisste sie jedoch einen ganzheitlichen Bildungsansatz, der von der frühkindlichen Bildung, über die schulische Bildung bis hin zur Ausbildung reicht. Kritik kam auch von Friedhelm Boginski (FDP), der den Antrag als kraftlos bezeichnete und in diesem lediglich eine Zusammenstellung bereits bestehender Ansätze und Forderungen sah. Er forderte mehr Teamgeist aller Bildungspolitiker, Tempo, Entscheidungsfreude und Risikobereitschaft, um die duale Ausbildung voranzubringen.
Nicole Gohlke (Die Linke) erinnerte daran, dass eine Ausbildung auch Spaß machen und man davon leben können müsse. Sie forderte unter anderem eine höhere Mindestausbildungsvergütung.