Konsequenzen aus der PISA-Studie : Union will frühkindliche Bildung stärken
Nach dem schlechten Abschneiden deutscher Schüler bei der PISA-Studie 2022 will die Union die frühkindliche Bildung stärken.
Eine Tafel mit Buchstaben und Zahlen in einer Berliner Kita: Politiker werfen sich gegenseitig Versäumnisse bei der Stärkung der frühkindlichen Bildung vor.
Der PISA-Schock aus dem Jahr 2000 wirkt bei manchen Bildungsfachleuten wohl bis heute nach. Das Land der Dichter, Denker und Ingenieure intellektuell auf dem absteigenden Ast? Kernkompetenzen in Naturwissenschaften, Mathematik und Lesen maximal Durchschnitt im internationalen Vergleich? Eifrig bastelten Bildungspolitiker an Reformen, Schule sollte moderner und effektiver werden. Die PISA-Studie von 2022, deren Ergebnisse im Dezember 2023 veröffentlicht wurden, stellt den deutschen Schülern aber schon wieder ein schlechtes Zeugnis aus.
Die schulischen Leistungen der 15-Jährigen sind demnach in Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen abgesackt. Rund ein Drittel der 15-Jährigen hat in mindestens einem der drei getesteten Felder nur geringe Kompetenzen. Bei rund jedem sechsten Schüler wurden in allen drei Bereichen deutliche Defizite festgestellt.
Die Corona-Pandemie wird als Begründung herangezogen
Bildungspolitiker sprachen von besorgniserregenden Ergebnissen und führten zur Begründung des Leistungsabfalls die Einschränkungen des Schulbetriebs während der Corona-Pandemie an. Corona gehörte aber auch in anderen Ländern zur Lebenswirklichkeit.
Sehr gute Ergebnisse erzielten der Studie zufolge unter anderem Singapur, Japan und Südkorea. Bekannt ist allerdings auch, dass in einem Land wie Südkorea die guten Leistungen für Schüler einen hohen Preis haben, den sie in Form eines enormen gesellschaftlichen Drucks zu spüren bekommen. Das führt verbreitet zu Ängsten und Depressionen unter Jugendlichen mit teils dramatischen Folgen.
Nach Ansicht der Unionsfraktion muss in Deutschland energisch gegengesteuert werden, um Verwerfungen zulasten des Bildungsstandortes zu verhindern. Die Union fordert in einem Antrag, der am Donnerstag erstmals beraten wurde, eine konzertierte Aktion von Bund, Ländern und Kommunen, um insbesondere die frühkindliche Bildung zu stärken.
Union und SPD werfen sich gegenseitig Versäumnisse vor
Union und SPD warfen sich in der Debatte gegenseitig Versäumnisse in der Bildungspolitik vor. Daniela Ludwig (CSU) sagte, der vor einem Jahr aufgelegte "Bildungsgipfel" habe keine Ergebnisse gebracht. Er sei nicht geeignet, die Herausforderungen im Bildungssystem zu diskutieren und mit den Ländern Lösungen zu entwickeln. Sie forderte eine "frühzeitige Diagnostik", um kleine Kinder auf Sprachfähigkeiten und ihren Entwicklungsstand hin zu testen.
Martin Rabanus (SPD) erwiderte, es sei der SPD zu verdanken, dass der Digitalpakt Schule zustande gekommen sei. Mit den Ländern sei das Startchancen-Programm mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro auf den Weg gebracht worden. "Die Ampel stärkt die Bildung in allen Bildungsphasen."
Franziska Krumwiede-Steiner (Grüne) sagte, Untersuchungen hätten gezeigt, dass der Bildungserfolg zu sehr mit dem sozioökonomischen Hintergrund des Elternhauses zusammenhänge. Das Ziel sei Chancengerechtigkeit. Ria Schröder (FDP) erinnerte daran, dass die Kinder von heute die Fachkräfte von morgen seien. Frühkindliche Bildung sei entscheidend für die Wirtschaftswende. Da der Digitalpakt 2.0 kommen werde, sei sie zuversichtlich für die Bildung in Deutschland.
Nicole Höchst (AfD) sprach mit Blick auf die PISA-Ergebnisse von einem "finalen Weckruf". Sie warnte: "Wenn wir den verschlafen, ist endgültig Schicht im Schacht." Und Nicole Gohlke (Linke) forderte: "Bildung muss zur politischen Priorität, zur absoluten Chefsache werden."