Fraktionsübergreifender Antrag eingebracht : Kinder psychisch kranker Eltern sollen besser unterstützt werden
Koalition und Union bringen gemeinsam einen Antrag ein, um Lücken im Hilfesystem für Kinder zu schließen. Die Lage sei ernst, so die Abgeordneten.
Die Koalitionsfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP haben gemeinsam mit der CDU/CSU-Fraktion einen Antrag vorgelegt, um Kinder suchtkranker Eltern oder von Eltern mit psychischen Erkrankungen besser zu unterstützen. Am Donnerstag wurde er zur weiteren Beratung an die Ausschüsse überwiesen.
Jedes vierte Kind hat psychisch kranke oder suchtkranke Eltern
In Deutschland betreffe dies etwa jedes vierte Kind. "Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, denn Kinder und Jugendliche aus Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil tragen ein drei- bis vierfach erhöhtes Risiko, selbst psychisch zu erkranken", erläutern die Fraktionen in dem Antrag. Sie verweisen darin außerdem auf die Corona-Pandemie, die das Problem noch einmal verschärft habe.
Die Abgeordneten fordern die Bundesregierung deshalb unter anderem auf, die Empfehlung Nr. 18 der interdisziplinären Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Situation von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit psychisch kranken Eltern umzusetzen. "Die Empfehlung besagt, gemeinsam mit den Ländern, den Kommunen und den Sozialversicherungsträgern einen Handlungsrahmen für ein kommunales Gesamtkonzept zur Entwicklung, Umsetzung, Evaluation und Verstetigung multiprofessioneller, qualitätsgesicherter und rechtskreisübergreifender Hilfesysteme zu erstellen." Außerdem soll das Präventionsgesetz weiterentwickelt und eine dauerhafte Erhöhung der Mittel des Fonds Frühe Hilfen geprüft werden.
Grüne: Es geht nicht um Schuld
Kirsten Kappert-Gonhter (Grüne) betonte: "Hier geht es nicht um Schuld! Es geht darum, Menschen zu befähigen, ihre Erkrankung zu verstehen, ihren Alltag zu bewältigen und ihren Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen."
Bettina Margarethe Wiesmann (CDU) wies auf die Lücken im Unterstützungssystem hin. "Vor allem dann, wenn die Eltern nicht verstehen können, dass auch das Kind Hilfe braucht, stehen wenig oder kaum wirksame Instrumente zur Verfügung." Ulrike Bahr (SPD) mahnte, man dürfe nicht an der falschen Stelle sparen. Psychische Erkrankungen und Suchterkrankungen müssten von ihrem Stigma befreit werden. Katja Adler (FDP) lobte, mit dem Antrag gebe es nun einen konkreten Fahrplan, um den Familien zu helfen.
Martin Reichardt (AfD) bezeichnete die "menschenverachtenden Maßnahmen" während der Pandemie als krankmachend. Kathrin Vogler (Die Linke) kritisierte, dass die Finanzierung offen bleibe, doch "schöne Worte allein lösen kein Problem".