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Viele vermeidbare Erkrankungen : Neue Behörde für Prävention und Aufklärung geplant

Mit einer neuen Behörde für Prävention und Aufklärung will Minister Lauterbach (SPD) die Zahl schwerer Erkrankungen wie Herzkrankheiten oder Krebs reduzieren.

27.09.2024
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2 Min

Wenn Patienten von Ärzten und Pflegern professionell behandelt werden, ist das ein Erfolg. Noch besser ist es aber, wenn Menschen gar nicht erst krank werden und somit nicht behandlungsbedürftig sind. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) weist der Prävention eine Schlüsselrolle zu, um schwere Erkrankungen zu verhindern. Im Blick hat er zum Beispiel koronare Herzkrankheiten oder Krebs.

Um Aufklärung und Vorbeugung systematisch zu verbessern und auf diesem Weg die Bevölkerung zu einer gesunden Lebensweise zu ermuntern, ist eine neue Behörde geplant: das Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM). Der Gesetzentwurf zur Gründung des Instituts stand am Mittwoch in erster Beratung auf der Tagesordnung.

Foto: picture alliance / CHROMORANGE / Matthias Stolt

Die regelmäßige Messung des Blutzuckerspiegels ist für Diabetiker lebenswichtig. Eine ungesunde Ernährungs- und Lebensweise gilt als wichtiger Grund für die Entstehung von Diabetes.

Vernetzung der Akteure der öffentlichen Gesundheit 

Das Institut soll zum 1. Januar 2025 seine Arbeit aufnehmen und als selbstständige Bundesoberbehörde die Aufgaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) vollständig sowie die des Robert Koch-Instituts (RKI) teilweise übernehmen. Das BIPAM soll seinen Hauptsitz in Köln haben.

Es fehle eine zentrale Instanz auf Bundesebene, um die Vernetzung der Akteure der öffentlichen Gesundheit zu unterstützen, heißt es in der Vorlage. Das Institut soll die Bevölkerung über Gesundheitsrisiken, Präventionsmöglichkeiten und Maßnahmen im gesundheitlichen Krisenfall informieren und einen einfachen und schnellen Zugang zu verständlichen Gesundheitsinformationen gewährleisten.

Lebenserwartung in Deutschland vergleichsweise gering

Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist die Lebenserwartung in Deutschland niedriger als in fast allen anderen Ländern Westeuropas. Zahlreiche Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs- und Demenzfälle könnten verhindert werden. Das Ziel der Novelle sei, die Lebenserwartung durch Vorbeugemedizin zu verbessern.

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Georg Kippels (CDU) kritisierte die geplante Abtrennung der RKI-Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring. Die "künstliche Trennung" zwischen nicht übertragbaren und übertragbaren Erkrankungen sei fachlich unsinnig und könne zu Doppelarbeit führen. Zudem lasse die starke Zuordnung des Instituts zum Ministerium die wissenschaftliche Unabhängigkeit vermissen.

Martin Sichert (AfD) verwies auf die RKI-Protokolle und merkte an, eine Bundesoberbehörde könne gegen jede Wissenschaft agieren, wenn es die Politik wolle. Geplant sei ein "Propagandainstitut", um Medien, Gerichte und Bürger zu manipulieren. Kristine Lüdke (FDP) erwiderte, die Pandemie habe gezeigt, dass der öffentlichen Gesundheit mehr Beachtung geschenkt werden müsse. Gesundheitskompetenz, Forschung und Kommunikation würden nun gebündelt.

Diabetes ist zu einer Volkskrankheit geworden

Johannes Wagner (Grüne) argumentierte, in der Prävention liege großes Potenzial. Damit lasse sich die Lebenserwartung steigern und Geld sparen. Im BIPAM werde die dazu nötige Expertise gebündelt.

Nezahat Baradari (SPD) erklärte, soziale Faktoren wie Bildung und Einkommen spielten eine entscheidende Rolle für die Gesundheit. Das zeige sich etwa an Diabetes. Mittlerweile seien mehr als sieben Millionen Menschen daran erkrankt. Mit Prävention müsse auch Adipositas angegangen werden.