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Hitzewellen im Hochsommer : "Wir müssen unsere Alltagsroutinen ändern"

Der Klimawandel bringt Hitzewellen mit sich, auf die sich Menschen vorbereiten müssen. Nötig sind Anpassungen im Verhalten, sagt Medizinpädagogin Julia Schoierer.

02.08.2024
True 2024-08-09T11:14:33.7200Z
2 Min

#1

Frau Schoierer, welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Gesundheit?

Julia Schoierer: Wir sehen, dass Hitze derzeit die gefährlichste Gesundheitsfolge im Klimawandel ist, weil sie uns alle betrifft. Es kann zu schweren Hitzeerkrankungen kommen bis hin zum Tod. Extremwetterereignisse führen ferner zu vermehrten Unfällen und haben auch Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Wir sehen zudem eine Zunahme von Infektionskrankheiten, übertragen durch Mücken oder Zecken, Pollenallergien treten vermehrt auf, weil Vegetationszeiten sich ändern, es kommt zu Hautschäden durch die UV-Belastung. Das alles beeinflusst unser Wohlbefinden und die Lebensqualität.

Foto: privat
Dr. Julia Schoierer
Die Medizinpädagogin forscht am Klinikum München (LMU) und arbeitet für die Bremer Agentur ecolo. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels.
Foto: privat

#2

Wie reagiert der Körper auf Hitze?

Julia Schoierer: Je höher die Außentemperaturen, umso mehr muss der Organismus arbeiten, um die Körperkerntemperatur bei rund 37 Grad zu halten. Je feuchter die Luft, desto anstrengender für den Körper. In Hitzephasen verlieren wir viel Flüssigkeit und können dehydrieren. Das Gehirn kann die Kühlmechanismen des Körpers dann nicht mehr richtig steuern. Das führt zu Hitzestress-Symptomen und im Extremfall zum Tod. Das Herz-Kreislauf-System wird belastet, die Lungen sind extrem gefordert wegen der Zunahme von Luftschadstoffen, die Nieren sind belastet, wenn zu wenig Wasser getrunken wird.

#3

Alte Leute und Kinder gelten bei Hitze als besonders gefährdet. Wie lässt sich die Bevölkerung schützen?

Julia Schoierer: Flyer verteilen reicht nicht. Wir müssen die Leute in ihren Lebenswelten ansprechen: Arbeit, Schule, Kita. Kontaktpersonen wie Hausärzte, Lehrer, Trainer oder Pflegekräfte müssen in ihrer Hitzekompetenz gestärkt werden.

#4

Inwiefern müssen wir umdenken, um uns auf die neuen Risiken einzustellen?

Julia Schoierer: Wir müssen insgesamt unsere Routinen ändern, da sind uns die südlichen Länder Jahrzehnte voraus. Eine Siesta wie in Spanien ist gut, das bedeutet, dass in der Mittagshitze weniger gearbeitet wird und langsamer. Das sollten wir auch tun. Wir müssen Aktivitäten anpassen und zum Beispiel aufhören, im Hochsommer mittags Sportfeste zu veranstalten, Open-Air-Konzerte müssen Schatten bieten. Es geht um die Änderung der Verhaltensprävention sowie um angepasste Verhältnisse in den Lebenswelten.

#5

Unterschätzen wir die Gesundheitsrisiken?

Julia Schoierer: Viele Menschen sehen das Problem und leiden darunter. Unter Jugendlichen ist Klimaangst stark verbreitet, andere unterschätzen das Problem. Studien haben gezeigt, dass viele Menschen, die sich nicht zu den Risikogruppen zählen, tatsächlich dazugehören. Wir sollten aber nicht mit der Angstkeule herumlaufen, wir wollen den Menschen die Ferien nicht schlechtreden, aber wir müssen aufklären, damit wir gesund durch den Sommer kommen.

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