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Wenn Menschen zu wenig trinken, wirkt sich das schnell auf den Organismus aus. Schon wenige Tage ohne Wasser sind lebensbedrohlich. Wer viel Sport treibt oder im Hochsommer draußen arbeitet, braucht mehr Wasser.

Gesundheitsgefahren bei Wassermangel : Darum ist Wasser für den Körper so wichtig

Wasser ist für Menschen lebenswichtig. Der Wasserkreislauf im Körper ist komplex und kann durch Krankheiten oder ungünstige äußere Bedingungen gestört werden.

02.08.2024
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6 Min

Wasser ist für den Körper existenziell. Ein akuter Mangel an Wasser oder eine schlechte Trinkwasserqualität können das Leben gefährden. Der menschliche Körper braucht nicht nur Wasser, er besteht zu einem guten Teil auch aus Wasser, je nach Alter und Gewicht liegt der Wasseranteil bei 50 bis 70 Prozent. Ist die Wasserbilanz gestört, wirkt sich das sofort auf den gesamten Organismus aus.

Der Wasserhaushalt des Körpers ist komplex und orientiert sich an äußeren und inneren Bedingungen. Menschen können relativ lange ohne feste Nahrung überleben, aber nicht lange ohne Wasser. Die Krankenkasse Barmer zitiert in dem Zusammenhang die Dreierregel: Menschen können 30 Tage ohne Nahrung, drei Tage ohne Wasser und drei Minuten ohne Sauerstoff überleben.

Schwere Arbeit und große Hitze belasten den Körper

Der Körper ist stets bemüht, die Gesamtmenge an Wasser relativ konstant zu halten, was nicht leicht ist, wenn sich die Bedingungen verschlechtern durch Belastungen wie Sport, schwere Arbeit, große Hitze, Wassermangel, Krankheit oder Alter. Wenn wir trinken, wird Wasser im Verdauungstrakt resorbiert. Das Wasser gelangt über die Speiseröhre in den Magen und dann in den Darm. Von dort wird die überschüssige Flüssigkeit an die Nieren weitergeleitet und über die Harnblase als Urin ausgeschieden.

Das rät eine Gesundheitspädagogin

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Gesunde Erwachsene sollten täglich zumindest rund 1,5 bis 2,5 Liter Wasser oder andere nichtalkoholische Getränke zu sich nehmen. Da der Körper Wasser leicht ausscheiden, aber schwerer speichern kann, ist mehr Wasser besser als wenig. In seltenen Fällen kann der Körper allerdings auch mit zu viel Wasser überfordert sein. Auch bei Wasser gilt daher die von Paracelsus überlieferte Weisheit: "Die Dosis macht das Gift." Bei Trinkmengen von mehr als zehn Litern pro Tag oder weniger als einem halben Liter wird der Wasserhaushalt des Körpers gefährlich gestört.

Die Nieren regulieren den Elektrolyte- und Wasserhaushalt

Wasser befindet sich außerhalb der Körperzellen im sogenannten Extrazellulärraum, innerhalb von Zellen (Intrazellulärraum) und im Blut. Wasser wird als Baustoff in Zellen genutzt, als Lösungs- und Transportmittel im Stoffwechsel, für biochemische Reaktionen und als Hilfsmittel zur Regulierung der Körpertemperatur (Schwitzen).

Wasser wird nicht nur über den Urin ausgeschieden, sondern auch beim Schwitzen über die Haut sowie beim Ausatmen. Die meiste Flüssigkeit geht aber den Weg über die Nieren zur Harnblase. Die Nieren sind nicht nur für die Filterung des Blutes zuständig, sondern auch für die Regulierung des Elektrolyte- und Wasserhaushaltes.

Bei Senioren hängt auch die geistige Fitness vom Wasserhaushalt ab

Dabei bewältigen diese Hochleistungsorgane ein erstaunliches Pensum. Durch die Nieren fließen bei Erwachsenen jeden Tag rund 1.500 bis 1.800 Liter Blut. In den Nieren werden beim Filtern des Blutes jeden Tag bis zu 180 Liter sogenanntes Primärharn gebildet, das zum größten Teil zurück in den Blutkreislauf gelangt, der Rest wird als Urin ausgeschieden, etwa 1,5 Liter pro Tag, je nach Trinkmenge auch deutlich mehr. Sind die Nieren in ihrer Funktion beeinträchtigt (Niereninsuffizienz), kann es zu problematischen Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) kommen.

Wenn im Sommer die Hitze zunimmt, ist Wassermangel im Körper oft die Folge, weil die Menschen zu wenig trinken. Besonders anfällig für "Austrocknung" (Dehydration) sind ältere Leute, die oft ein weniger ausgeprägtes Durstgefühl haben oder aus Gründen der eingeschränkten Mobilität nicht regelmäßig trinken können. Viele hochaltrige Menschen verspüren nur noch selten ein Durstgefühl und sollten daran erinnert werden, regelmäßig zu trinken. Bei Senioren hängt die körperliche und geistige Fitness stark vom Wasserhaushalt ab.

Das passiert bei einer Überhitzung des Körpers

😵 Hitzekollaps: Es wird nicht genügend Blut und damit Sauerstoff zum Gehirn transportiert. Der Blutdruck fällt, Betroffene kollabieren. Möglich ist eine kurze Bewusstlosigkeit.

🥵 Sonnenstich: Entsteht bei intensiver Sonneneinstrahlung auf den Kopf, insbesondere den Hinterkopf und den Hals. Hirnhäute werden gereizt. Entzündungsreaktionen im Körper werden ausgelöst.

🤒 Hitzschlag: Die Temperaturregulation ist gestört. Die Körpertemperatur steigt auf über 40 Grad. Es besteht Lebensgefahr.



Auch kleine Kinder und Säuglinge können leicht dehydrieren, insbesondere wenn sie unter Durchfallerkrankungen leiden. Flüssigkeitsverluste bei Durchfallerkrankungen, beim Sport oder auch bei schwerer körperlicher Arbeit sollten möglichst schnell ausgeglichen werden.

Bei starkem Flüssigkeitsverlust kann der Körper kollabieren 

Mediziner raten insbesondere in Hitzephasen zu regelmäßigen Trinkpausen über den Tag verteilt, das gilt allen voran für die Riskikogruppen, darunter Menschen mit Vorerkrankungen. Bei einer schweren Dehydration mit einem Flüssigkeitsverlust von 12 bis 15 Prozent kann ein Körper kollabieren mit Symptomen wie Bewusstseinsstörungen, Verwirrung, Delirium sowie im Extremfall einem Koma.

Bei der Dehydration werden drei Formen unterschieden: die isotone, hypotone und hypertone. Die Unterschiede beziehen sich auf das Mengenverhältnis von Wasser und Natrium. Das Mineral ist an der Regulierung des Wasserhaushaltes entscheidend beteiligt und befindet sich überwiegend außerhalb der Körperzellen. Bei der isotonen Dehydration fehlen im Extrazellulärraum gleichermaßen Wasser und Natrium, verursacht etwa durch großen Blutverlust.

Elektrolyte sind wichtig für die Informationsweitergabe an Nervenzellen

Bei der hypertonen Dehydration verliert der Körper mehr Wasser als Natrium. Um die höhere Natrium-Konzentration im Extrazellulärraum auszugleichen, strömt Wasser aus den Zellen heraus. Dieser Fall tritt zum Beispiel ein, wenn Menschen stark schwitzen oder unter Durchfall leiden.

Bei der hypotonen Dehydration besteht ein Mangel an Natrium im Extrazellulärraum. In dem Fall strömt Wasser in die Zellen, die überwässert werden. Eine hypotone Dehydration kann entstehen, wenn Menschen einen großen Flüssigkeitsverlust nur durch Wasser ausgleichen, ohne Salze.

Elektrolyte sind in Wasser gelöste Mineralsalze, deren Leitfähigkeit die Informationsweitergabe an Nervenzellen mittels elektrischer Impulse sicherstellt. Damit die Funktion störungsfrei ablaufen kann, ist die richtige Balance von Elektrolyten und Wasser unerlässlich. Natrium gelangt in der Regel zusammen mit Chlorid über das Speisesalz in ausreichender Menge in den Köper, somit sollte eine Mangelversorgung eher die Ausnahme sein.

Trinkwasser wird in Deutschland penibel kontrolliert

Weil Wasser für das Leben und die Gesundheit von Menschen von überragender Bedeutung ist, wird der Rohstoff von den zuständigen Behörden penibel kontrolliert. Trinkwasser steht in Deutschland in ausreichender Menge und guter Qualität zur Verfügung. Als "kalorienfreier und gesunder Durstlöscher" ist Wasser nach Einschätzung des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) "das Getränk erster Wahl", egal ob als Leitungs- oder Mineralwasser.

Auswege aus der Krise

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Grundsätzlich sehen Gesundheitsexperten im normalen Leitungswasser ein kostengünstiges, praktisches und qualitativ hochwertiges Produkt. Trotz der Kontrollen und Grenzwerte kann Leitungswasser in bestimmten Fällen jedoch belastet sein, wenn etwa Wasserleitungen in alten Häusern aus problematischem Material gefertigt sind.

So sollten nach Informationen des Umweltbundesamtes (UBA) insbesondere Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere kein bleihaltiges Wasser trinken. Nach 1973 wurden in Häusern keine Bleileitungen mehr verbaut, bei älteren Häusern könnten Wasserleitungen oder Anschlussteile aber noch aus Blei gefertigt sein.

Asbestzementrohre sind nicht mehr zugelassen

Beim UBA heißt es, Blei sei auch in niedrigen Aufnahmemengen gesundheitsgefährdend und könne bei Ungeborenen, Säuglingen und Kleinkindern das Nervensystem schädigen sowie die Blutbildung und Intelligenz beeinträchtigen. Bei Erwachsenen kann Blei in den Knochen eingelagert werden. Das Schwermetall beeinträchtigt im Körper Gehirn, Nerven, Nieren, Leber, Blut, den Verdauungstrakt und die Geschlechtsorgane.

Problematisch können bei einem niedrigen pH-Wert des Wassers auch Kupferleitungen sein. Niedrige pH-Werte begünstigen die Freisetzung von Kupfer. Eine erhöhte Aufnahme von Kupfer kann bei Säuglingen zu schweren Leberschädigungen führen. Bei einem höheren pH-Wert werden Kupferrohre jedoch oft eingesetzt, neben Leitungen aus Kunststoff und Edelstahl. Die Verlegung von Asbestzementrohren ist wegen möglicher Gesundheitsgefahren durch Asbestfasern heute nicht mehr zugelassen.

Mögliche Risiken durch Legionellen in Leitungen

Eine weitere potenzielle Gesundheitsgefahr besteht in der Keimbelastung des Wassers unter bestimmten Bedingungen nach dem Übergang aus dem öffentlichen Leitungssystem in die Häuser. So vermehren sich Legionellen (Bakterien) im Trinkwasser besonders gut in einem Temperaturkorridor von 25 bis 45/55 Grad. Oberhalb von 60 Grad sterben die Keime ab, bei weniger als 20 Grad vermehren sie sich schlecht. In Kaltwasserleitungen sollten die Temperaturen daher 25 Grad nicht übersteigen, in Warmwasserleitungen 55 Grad nicht unterschreiten.

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Schwerer Verlauf von Lungenentzündungen bei Legionellose

Übertragen werden die Bakterien durch Aerosole, etwa beim Duschen, und gelangen in die Atemwege. Die Legionärskrankheit (Legionellose) äußert sich mit Brust- und Kopfschmerzen, Schüttelfrost, hohem Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall oder Erbrechen. Eine durch Legionellen verursachte Lungenentzündung verläuft häufig schwer. In fünf bis zehn Prozent der Fälle endet die Legionärskrankheit tödlich. Gefährdet sind vor allem Menschen mit Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem.

Sachverständige weisen darauf hin, dass sich bei einer Stagnation des Wassers die Umweltkeime schnell vermehren, etwa in Totleitungen oder nach einer längeren Abwesenheit der Bewohner. Der Rat lautet: Wasser muss fließen.