Wasserfußabdruck in Deutschland : Wie ein sparsamer Wasserverbrauch Umwelt und Geldbörse schont
Körperpflege, Wäschewaschen und der virtuelle Wasserverbrauch: Bei der Umsetzung von Ideen zum Wassersparen hakt es im Privaten wie in der Wirtschaft noch zu oft.
Nichts löscht den Durst in der Sommerhitze besser als ein Glas kaltes klares Wasser. Mindestens 1,5 Liter Wasser am Tag soll man trinken, empfehlen Experten. Bedenkenlos genutzt werden kann dazu in Deutschland das Leitungswasser, bestätigt die Verbraucherzentrale, die von einem idealen kalorienfreien Durstlöscher spricht. Fast die gesamte Bevölkerung Deutschlands - mehr als 99 Prozent - erhält über die öffentliche Wasserversorgung ihr Trinkwasser. Jeder verbraucht nach Angaben des Bundesumweltamtes täglich knapp 130 Liter - für Körperpflege, Kochen, Trinken, Wäschewaschen oder auch Putzen.
140 Liter Wasser verbraucht ein Vollbad, eine Dusche nur einen Bruchteil davon. Keine guten Aussichten für die Quietsche-Enten.
Wassermangel war in Deutschland lange Zeit kein Thema. Die Dürren der vergangenen Jahre haben aber die Grundwasserstände sinken lassen. Laut dem Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam hat sich der Gesamtwasserspeicher in Deutschland im regenreichen Jahr 2023 zwar erholt. Im Vergleich zum langjährigen Mittel würden aber immer noch rund zehn Milliarden Tonnen Wasser fehlen.
Den Hahn zwischendurch zuzudrehen, kann den Verbrauch um bis zu 70 Prozent senken
Sparsamkeit ist daher angesagt. Auch weil das verbrauchte Wasser in Klärwerken unter hohem Energieeinsatz gesäubert werden muss. Nicht umsonst ist schließlich - auch bei Privathaushalten - der Kostenanteil für die Abwasserentsorgung höher als jener für die Zulieferung des Wassers.
Möglichkeiten, Wasser einzusparen, gibt es mehr als genug. Empfehlungen dazu gibt es unter anderem von der Verbraucherzentrale Energieberatung. Dort verweist man darauf, dass fast die Hälfte des Wassers fürs Wäschewaschen (zwölf Prozent) sowie für Baden, Duschen und Körperpflege (36 Prozent) genutzt wird. Um zu vermeiden, dass 15 bis 20 Liter Wasser ungenutzt in den Abfluss laufen, sollte man also das Wasser beim Einseifen der Hände oder beim Zähneputzen abdrehen. Immerhin bis zu 70 Prozent des Wasserverbrauches könnten so reduziert werden.
Duschen statt Baden ist eine weitere Anregung. Statt etwa 140 Liter Wasser für ein Vollbad zu verwenden, fließen durch einen Duschkopf nur rund 15 Liter pro Minute. Macht bei vier Minuten Duschen 60 Liter - weniger als die Hälfte. Ein Sparduschkopf senkt den Verbrauch zusätzlich. Beim Wäschewaschen ist die volle Trommel das Geheimnis, plus waschen mit einem Sparprogramm.
Ein Ärgernis stellen alte Toiletten-Spülkästen dar, die noch sehr häufig in Wohnungen zu finden sind. Bei fünf Nutzungen am Tag verbrauchen sie gut 45 Liter und damit rund ein Drittel des täglichen Wasserbedarfs pro Person. Zwei-Mengen-Spüler oder eine Spül-Stopp-Taste reduzieren den Verbrauch - ohne dass die Hygiene leidet.
Wasserkosten unterscheiden sich bundesweit stark
Derartige Veränderungen reduzieren letztlich auch die Wasserrechnung. Die Wasserkosten unterscheiden sich bundesweit stark, teils auch von Kommune zu Kommune. Mal eben den Anbieter wechseln, wie es bei Strom und Gas seit Jahren gang und gäbe ist, funktioniert beim Wasser nicht, weil jede Region nur einen öffentlichen Versorger hat.
Bleibt also nur: möglichst viel Wasser sparen. Dazu hatte anlässlich des Weltwassertages am 22. März unter anderem die Verbraucherzentrale Bayern aufgefordert. Dabei ging es jedoch in diesem Jahr vorrangig um den sogenannten virtuellen Verbrauch. Dieser wird durch die täglichen Kaufentscheidungen beeinflusst. "Jede Person in Deutschland verursacht pro Tag einen Wasserfußabdruck von 7.200 Litern", sagt Heidemarie Krause-Böhm, Referatsleiterin Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit bei der Verbraucherzentrale Bayern. "Das sind rund 2.628 Kubikmeter im Jahr. Das meiste davon ist der virtuelle Wasserverbrauch."
Die Produktion einer Jeans verschlingt 8.000 Liter Wasser
Was aber ist unter dem virtuellen Wasserverbrauch zu verstehen? Er beschreibt die Menge an Wasser, die für Anbau, Herstellung und Transport von Produkten nötig ist. Für eine Jeans werden vom Anbau der Baumwolle bis zum letzten Nadelstich im Durchschnitt 8.000 Liter Wasser benötigt. Für ein Kilo Rindfleisch sind es mehr als 15.000 Liter, ein Kilogramm Kartoffeln braucht etwa 290 Liter. Der virtuelle Wasserverbrauch hat in den Anbau- und Produktionsregionen oft dramatische Folgen: Dringend nötige Wasserquellen versiegen langfristig oder werden dauerhaft verschmutzt.
Krause-Böhm gibt daher Tipps zum Sparen von virtuellem Wasser. Die wertvolle Ressource Wasser könnten Verbraucher sowohl in ihrem Zuhause als auch mit ihrem Konsumverhalten schützen. "Wer sich für regionale und saisonale Lebensmittel entscheidet, langlebige und sparsame elektronische Geräte kauft und sich mit weniger Kleidung zufriedengibt, trägt einen großen Anteil dazu bei, Wasser einzusparen", betont die Expertin.
Die Übernutzung von Wasserressourcen soll verhindert werden
Beim Umweltbundesamt spricht man sich dafür aus, Gebiete mit Wasserknappheit zu bestimmen, um einen übermäßigen Wasserverbrauch am Produktionsort zu Lasten wasserarmer Länder transparent zu machen. So soll verhindert werden, dass die Übernutzung von Wasserressourcen für Exportgüter, deren Produktion wasserintensiv ist, negative ökologische und soziale Auswirkungen hat. Da diese Auswirkungen der gekauften Ware nicht anzusehen sind, plädiert das Bundesumweltamt für zusätzliche Informationen auf den Produkten, um eine bewusste Kaufentscheidung zu unterstützen.
So sieht es auch die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung vor. Im dort enthaltenen Aktionsprogramm Wasser ist die Weiterentwicklung des Wasserfußabdruck-Konzepts enthalten, die das Ziel verfolgen soll, "nationale Ressourcenindikatoren unter Berücksichtigung von Lieferketten zum Wasserfußabdruck abzuleiten und produktbezogene Daten zum Wassereinsatz für relevante Produkte und Dienstleistungen als einheitliche Kennzeichnung bereitzustellen".
Diese Informationen müssten so aufbereitet werden, dass sie der Sensibilisierung der Öffentlichkeit dienen und als Orientierung für Konsumentscheidungen genutzt werden können. Beispielsweise durch die individuellen Berechnungen des Wasserfußabdrucks für ausgewählte Produkte, wie es in dem Papier weiter heißt.
Neue Ideen für die Kühlung von Produktionsanlagen
Wassersparen im Privaten ist wichtig, aber: Rund drei Viertel des Wasserverbrauchs in Deutschland entfallen auf die Wirtschaft. Knapp 85 Prozent davon werden zur Kühlung von Produktions- und Stromerzeugungsanlagen eingesetzt.
Kleidung als Wegwerfprodukt: Der Trend zu Ultra Fast Fashion sorgt durch eine Überproduktion von Kleidung für Millionen Tonnen Mikroplastik auf dem Grund der Ozeane.
Weltweit suchen Forscher nach Lösungen gegen die Dürre. Aber taugen so ungewöhnliche Wasserquellen wie Wolken, Nebel und Eis im Kampf gegen Wassermangel?
Nebelfänger, Schwammstadt und Trockenklo: Die Ausstellung "Water Pressure" im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg regt zum Umdenken im Umgang mit Wasser an.
Ein innovatives Konzept für die Wasserbehandlung von Verdunstungskühlanlagen hat Michael Simon, Technischer Leiter bei der BlueActivity GmbH, im April vor dem Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung im Bundestag vorgestellt. Er will Kühlwasser mit Mikroorganismen statt mit Bioziden behandeln. Derzeit werden in Deutschland jährlich mehr als zwei Millionen Tonnen Biozide, Polymere auf Erdölbasis und Phosphate eingesetzt, um eine mikrobielle Verkeimung von Kühlwasser zu verhindern, wie es die Verordnung über Verdunstungskühlanlagen, Kühltürme und Nassabscheider (42. BImSchV) fordert.
Immer mehr Biozide ins Kühlwasser führen zu einer Schädigung der Biodiversität
"Damit lassen sich aber lediglich Symptome behandeln", sagte Simon. Die ungewünschten Keime würden sich nach kurzer Zeit neu bilden und resistenter werden. Folge dessen sei, dass immer mehr Biozide ins Kühlwasser gegeben werden müssen, was zu mikrobiellen Resistenzen und einer Schädigung der Biodiversität führe. Nicht zuletzt würden durch belastetes Abwasser die Kosten der Aufbereitung und so letzten Endes die Wasserpreise steigen.
Nutze man Mikroorganismen statt Biozide, so Simon, würden umweltschädliche Gefahrstoffe zu 100 Prozent substituiert, die Kosten für die Wasseraufbereitung um 47 Prozent gesenkt und der Wasserverbrauch um 38 Prozent verringert. "Damit erhalten wir einen ökonomischen und einen ökologischen Vorteil zugleich", sagte er.
An Ideen zum Wassersparen - privat oder industriell - fehlt es also nicht. Wie in vielen anderen Bereichen hapert es jedoch bei der Umsetzung.