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Was tun gegen Dürre? : Nebelfangen, Wolkenimpfen, Eisberge verschiffen

Weltweit suchen Forscher nach Lösungen gegen die Dürre. Aber taugen so ungewöhnliche Wasserquellen wie Wolken, Nebel und Eis im Kampf gegen Wassermangel?

01.08.2024
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3 Min
Foto: picture alliance/G. Ismar

Mit Netzen, wie hier in Peru, fangen Bauern den Nebel, um Wasser zu gewinnen. Die Technologie wird inzwischen in einigen trockenen, aber nebelreichen Küstenregionen eingesetzt.

Regen machen ist ein alter Menschheitstraum - doch statt Götter und Wetterheilige mit Tänzen und Prozessionen gnädig zu stimmen, suchen Forscher heute weltweit angesichts der zunehmenden Bedrohung durch Wassermangel nach technischen Lösungen, um zusätzliches Trinkwasser zu gewinnen. Experten der Vereinten Nationen (VN) regten 2022 sogar die Verwendung "ungewöhnlicher Wasserquellen" an. In einem Buch diskutieren sie etwa Wolken, Nebel und Eis. Aber was taugen sie?

Arktiseis für wassergestresste Regionen?

Die Idee, frisches Trinkwasser für trockene Regionen aus polaren Eismassen zu gewinnen, existiert bereits seit gut 170 Jahren. Ernsthaft verfolgt wurde sie von amerikanischen und südafrikanischen Forschern vor allem in den 1970er-Jahren. Umgesetzt allerdings konnten die Pläne, Eisberge verpackt in Folie von Schiffen in Schlepptau zu nehmen und in von Dürre geplagte Gegenden zu ziehen, nie. Auch wenn Öl- und Gasfirmen regelmäßig Eisberge verschieben, um Zusammenstöße mit Bohrinseln zu vermeiden - der Aufwand eines Transports über weite Strecken ist technisch und finanziell zu groß: Die VN-Experten schreiben dennoch: "Die mehr als 100.000 arktischen und antarktischen Eisberge, die jedes Jahr im Ozean schmelzen, enthalten mehr Süßwasser, als die Welt verbraucht".

Ein weiterer Vorschlag ist das sogenannte Cloud-Seeding, zu Deutsch "Wolkenimpfen". Doch das Verfahren, das Wolken durch chemische Substanzen zum Abregnen bringen soll, ist wissenschaftlich umstritten: Die Technologie sei in der Anwendung komplex, wie gut sie funktioniere und wie viel mehr Regen dadurch falle, sei noch nicht genug erforscht, heißt es. Auch die Folgen der Wettermanipulation sind unklar.

Salze sollen Wolken zum Abregnen bringen

Die grundsätzliche Idee ist: Wolken werden mit Salzen wie etwa Silber- oder Kaliumjod "geimpft". Flugzeuge, Drohnen oder Raketen bringen die Chemikalie aus. Dies beschleunigt das Kondensieren des Wasserdampfs, der schließlich als Tropfen zu Boden fällt. Damit das funktioniert, braucht es aber Regenwolken. In trockener Luft lässt sich kein Niederschlag erzeugen.

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Zuerst experimentierten amerikanische Forscher in den 1940er-Jahren mit Cloud-Seeding, später setzte das US-Militär das Verfahren als Waffe im Vietnamkrieg ein: Durch den künstlichen Regen sollte der Truppennachschub des feindlichen Vietkongs behindert werden. Später wurde die militärische Nutzung im VN-Umweltkriegsübereinkommen von 1977 verboten. Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate nutzen Cloud-Seeding heute, um Regen in die Wüste zu holen. Als im April die heftigsten Regenfälle seit Beginn der Aufzeichnungen in Dubai niedergingen, vermuteten viele Wolkenimpfen als Ursache. Auch China verwendet das Verfahren - und hat dafür sogar ein eigenes Zentrum für Wetterbeeinflussung geschaffen.

In den USA wird Wolkenimpfen zur Erzeugung von Schnee erprobt. Und im bayerischen Rosenheim, sowie in einzelnen Regionen Baden-Württembergs, soll Cloud-Seeding größere Schäden in der Landwirtschaft durch Hagel verhindern. Das Wolkenimpfen soll Hagelkörner verkleinern - wissenschaftlich bewiesen ist dies aber nicht.

Mit Netzen Wasser aus der Luft fischen

Relativ einfach, günstig und umweltfreundlich lässt sich dagegen Trinkwasser mit einer anderen Technik gewinnen: Nebelfänger, engmaschige Netze aus Draht- oder Kunststofffäden, nutzen das Funktionsprinzip der Kondensation, um die Feuchte aus der Luft einzufangen: Nebel kondensiert an den Maschen, tropft als Wasser ab und fließt in eine Rinne. In Tanks gesammelt oder über Rohre abgeleitet, können damit ganze Dörfer versorgt werden. Der tägliche Ertrag liegt je nach Größe und Beschaffenheit des Nebelfängers und der Bedingungen vor Ort bei mehreren hundert Litern Wasser. Nicht alle Probleme der Wasserversorgung im globalen Süden lassen sich mit Nebelfängern lösen, doch für trockene, aber nebelreiche Küsten- und Bergregionen sind sie eine Chance: Anlagen stehen unter anderem auf den Kanarischen Inseln, Marokko und in der Atacama-Wüste.