Schutz des Waldes : Experten für besseren Schutz vor Waldbrand
Der Ausschuss für Inneres und Heimat befasste sich in einer Anhörung mit Oppositionsanträgen zum Waldschutz.
4.293 Hektar Wald sind vergangenes Jahr in Deutschland Großbränden zum Opfer gefallen - im vorherigen Rekordjahr 2019 waren es noch 2.711 Hektar. Diese Zahlen nannte der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, Andreas Bitter, zu einer Experten-Anhörung, die der Ausschuss für Inneres und Heimat vergangene Woche zu zwei Oppositionsanträgen zum Schutz vor Waldbränden veranstaltete. Darin dringt die CDU/CSU-Fraktion auf eine "nationale Kraftanstrengung für einen besseren Waldbrandschutz", während Die Linke für die "Beschaffung von Löschflugzeugen für die Waldbrandbekämpfung" wirbt.
Dabei machten die Sachverständigen deutlich, dass die wachsende Zahl solcher Feuer ein sichtbares Zeichen des Klimawandels sei. Bitter nannte als wesentlichen Faktor eines präventiven Waldbrandschutzes einen Umbau der Wälder, bei dem stärker gefährdete Reinbestände in Mischwälder mit entsprechendem Laubholzanteil überführt werden. Auch für den Landrat des Landkreises Barnim, Daniel Kurth, gehört zu den vielen Stellschrauben bei der Waldbekämpfung die Schaffung klimaangepasster Wälder. Hermann Schröder, ehemaliger Beamter des Innenministeriums Baden-Württembergs, betonte ebenfalls, dass ein zügiger Waldumbau von Nadelholzreinbeständen zu strukturreichen Mischwäldern auch dem Waldbrandschutz diene.
Hubschrauber mit Haken
Der Leiter des Arbeitskreises Waldbrand im Deutschen Feuerwehrverband, Ulrich Cimolino, empfahl, alle geeigneten Helikopter der Landespolizeien mit Außenlasthaken für Löschwasser und Ausrüstung zu versehen. Der Bund müsse leistungsfähigere Hubschrauber etwa über die Bundespolizei betreiben. Tobias Hallas von "@fire - Internationaler Katastrophenschutz Deutschland" konstatierte, der Einsatz verbundener Kräfte, insbesondere von Hubschraubern der Bundespolizei, Bundeswehr und Landespolizeien sowie Flugzeugen privater Betreiber, erfordere den Ausbau der Führungsstruktur und eine weiterführende Qualifikation der Einsatzführung.
Alexander Held vom European Forest Institute in Bonn drang auf zusätzliche Investitionen in Zivilschutz und entsprechende Technik. Susanne Klatt (Feuerwehr- und Rettungsakademie, Feuerwehr Essen) erklärte, bei ausgedehnten Vegetationsbränden, insbesondere in unwegsamen Geländen, seien die üblicherweise von Feuerwehren genutzten Löschfahrzeuge nur bedingt einsetzbar. Eine zusätzliche Ausstattung sei sinnvoll. Der Vorsitzende der Deutschen Feuerwehr Gewerkschaft, Siegfried Maier, sagte, Löschflugzeuge und -hubschrauber müssten parallel vorgehalten werden, um unterschiedlichen topographischen Gegebenheiten gerecht zu werden.
Ganzheitliches Feuermanagement
Johann Georg Goldammer, Leiter des Zentrums für Globale Feuerüberwachung am Max-Planck-Institut für Chemie und der Uni Freiburg., hob auf "Landschaftsbrände" ab. Neben der Prävention und der Bekämpfung von Waldbränden müsse die gesamte Landschaft und die Gesellschaft in ein ganzheitliches Konzept des Feuer-Managements einbezogen werden. Für Kirsten Thonicke (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) beginnt Waldbrandprävention mit der Bewusstseinsbildung, dass Menschen 80 bis 90 Prozent der Waldbrände verursachen, vor allem durch Fahrlässigkeit.